Durm:3. Kapitel: Mauern aus Bruchsteinen. (Bruchsteinrohbau.)

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Inhaltsverzeichnis




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Allgemeines. (57.)

Das Mauerwerk aus Bruchsteinen und Feldsteinen (über den bezüglichen Unterschied vergl. den vorhergehenden Band [2. Aufl., Art. 74, S. 65] dieses »Handbuches«) wird überall da zur Anwendung gelangen, das Vorhandensein genannter Steinsorten natürlich vorausgesetzt, wo man zur Herstellung steinerner Bauwerke bessere Stoffe nur mit Schwierigkeiten oder mit besonderen Kosten beschaffen kann. Man findet es aber auch dort, wo dies nicht der Fall ist, oft in großer Ausdehnung in einzelnen seiner Gattungen benutzt, wenn es sich um möglichst billige Herstellung handelt. Dieses billige Mauerwerk ist selbstredend entsprechend schlechter, als das teuerere Quader- oder Backsteinmauerwerk. Es läßt sich aber, allerdings unter Aufwendung von mehr Kosten, auf zwei Weisen verbessern, entweder durch Anwendung von Cement- oder Cementkalkmörtel oder durch Bearbeitung in regelmäßigen Formen bei dazu geeigneten Steinsorten. Auf dem ersten Wege erhält man das Bruchsteincementmörtelmauerwerk, welches, da in demselben die Verbindung durch den Mörtel die Hauptrolle spielt, dem Betonmauerwerk nahe steht; die zweite Weise liefert den Uebergang zum Quaderbau, oder wenn man den möglichen, ganz regelrechten Ver-



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band berücksichtigt, zum Backsteinbau. Wir haben im vorhergehenden Bande dieses »Handbuches« diese Bauweise als Schichtsteinmauerwerk kennen gelernt.


Material. (58.)

Die Feldsteine (Gerölle, Geschiebe, Lesesteine, Findlinge) liefern im allgemeinen den schlechtesten Werkstoff für Mauerwerk wegen der rundlichen Form, die sie durch die natürliche Bewegung im Wasser oder durch Abwitterung ihrer Kanten und Ecken erhalten haben. Festes Mauerwerk läßt sich daher mit solchen nur durch einen vorzüglichen Mörtel erzielen. Größere Steine dieser Art kann man zwar durch Spalten, Sprengen oder Zerschlagen in kleinere Stücke zerlegen und durch Bearbeitung in regelmäßige Form bringen. Das letztere ist aber mühsam, da die Findlinge ihre Bergfeuchtigkeit ganz verloren haben und häufig die härtesten und festesten Reste eines verwitterten Felsens sind.

Wo man die Wahl hat, zieht man daher die von anstehenden Felsen gebrochenen Bruchsteine vor. Hier kommen alle witterungsbeständigen Felsarten in Betracht, wenn sie auch nur unregelmäßig brechen, da das Bruchsteinmauerwerk meist aus Sparsamkeit gewählt wird und man daher zunächst auf das der Baustelle mit den geringsten Kosten zuzuführende Gestein angewiesen ist. Immerhin wird man bei der Wahl desselben seine Eigenschaften und den zu erreichenden Zweck im Auge behalten müssen, so z. B. für Herstellung von Wohnräumen die dichten, bei Wärmeerniedrigungen stark zu Wasserniederschlägen Veranlassung gebenden Gesteine vermeiden. Insbesondere muß man mit den Kalksteinen vorsichtig sein, da diese nicht nur oft die letztere Eigenschaft besitzen, sondern auch leicht durch Mauerfraß unter diesen begünstigenden Verhältnissen zersetzt werden.

Die Bruchsteine enthalten, frisch gebrochen, eine ziemliche Menge von Feuchtigkeit, die teils, im Mauerwerk lange verbleibend, in mancher Weise schädlich wirken, teils die Frostbeständigkeit ungünstig beeinflussen kann. Es empfiehlt sich daher immer, die Steine vor der Vermauerung ablagern zu lassen, damit sie austrocknen und die nicht frostbeständigen durch Zerfrieren sich selbst ausscheiden können. Besondere Vorsicht ist bei Steinen geboten, die aus gegen Norden liegenden Brüchen gewonnen werden.

Die Bruchsteine werden entweder als Haupt- oder als Nebenerzeugnis in den Steinbrüchen gewonnen. Im letzteren Falle sind sie die kleineren, zur Herrichtung von Quadern oder Hausteinen nicht geeigneten Stücke, die sich beim Sprengen oder als Abfall ergeben, sowie die Ausbeute der etwa vorhandenen schwächeren Bänke. Bei lagerhaften Gesteinen findet man hierbei häufig eine Zurichtung auf gewisse gebräuchliche Abmessungen.


Arten des Bruchsteinmauerwerkes. (59.)

Je nach der mehr oder weniger regelmäßigen Form der Bruchsteine haben wir im vorhergehenden Bande (Art. 75, S. 64 [2. Aufl. S. 65]) dieses »Handbuches« unterschieden: Mauerwerk aus Schichtsteinen, Mauerwerk aus lagerhaften Bruchsteinen mit abgesetzten Schichten und ordinäres Bruchsteinmauerwerk, wozu noch einige andere Arten von untergeordneterer Bedeutung treten.

Weitere Unterschiede ergeben sich, je nachdem Mörtel zur Verbindung hinzugezogen wird oder nicht: Mörtelmauerwerk und Trockenmauerwerk (siehe an gleicher Stelle, Art. 93, S. 78).

Von Einfluß auf die Ausführung wird, wie beim Backsteinmauerwerk, der Umstand sein, ob man es mit einem Rohbau oder einem Putzbau zu thun hat.

Dem im gleichen Bande (Art. 76 bis 80, S. 64 u. 65 [2. Aufl.: S. 65 bis 67]) dieses »Handbuches« früher über die Verbandweise der verschiedenen Arten Gesagten ist hier nur wenig hinzuzufügen.



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Schichtsteinmauerwerk. (60.)

Das regelmäßigste Bruchsteinmauerwerk ist das aus Schichtsteinen. Werden die Schichten nicht bloß äußerlich, sondern auch der Mauerstärke nach aus gleich hohen und regelmäßig bearbeiteten Steinen in richtigem Verbande hergestellt, so ist es durchaus gleichförmig beschaffen und entspricht allen Anforderungen, die man an ein gutes Mauerwerk stellen kann. Zwar wird in demselben der einzelne Stein nicht in dem Grade, wie in der Quadermauer durch sein Eigengewicht in seiner Lage festgehalten; dafür kann aber der Mörtel um so wirksamer seine Bindekraft zur Geltung bringen, wenn auch nicht so stark, wie beim Ziegelmauerwerk. Die mittlere Größe der Steine gestattet unter allen Umständen, sofern nicht die Architektur anderes verlangt, von der Anwendung größerer Steine an den Ecken abzusehen, was nur als Vorteil für die Konstruktion zu betrachten ist.

Bleibt die Außenfläche ungeputzt, wie dies bei wetterbeständigen, gut aussehenden Steinen empfohlen werden muß, so wird man die Häupter derselben in der Regel sorgfältiger, als die Fugenflächen behandeln; während diese gewöhnlich nur rauh gespitzt werden, versieht man jene häufig mit einem Randschlag und krönelt oder stockt die Spiegelflächen113). Mitunter werden die Häupter auch scharriert oder geschliffen, oder man läßt die Bossen in der Hauptsache stehen und schlägt nur die Kanten unter 45 Grad flüchtig ab. Im letzteren Falle gibt man den Kanten der Ecken und Mauerstreifen gern einen glatten Randschlag, um die architektonische Gliederung der Wand klar hervorzuheben. Oft findet man auch den Bossen jedes einzelnen Steines von einem sauberen Randschlag umzogen. Die Bearbeitung dieser Schichtsteine erfolgt häufig nicht durch Steinhauer, sondern durch besonders im Spitzen geübte Maurer, die Spitzmaurer.

Ein durchaus gleichförmiges Schichtsteinmauerwerk läßt sich in manchen Gegenden leichter beschaffen, wenn man von der gleichen Höhe aller Schichten absieht.

Ein Beispiel hierfür bietet der in Fig. 105 dargestellte Mauerwerksteil der Blindenanstalt zu Stuttgart. Die Frontmauern sind im Sockel- und Erdgeschoß nur aus Schichtsteinen, dort »Mauersteine« genannt, von nicht ganz gleicher Schichthöhe, welche mit Bossen zwischen Randschlag versehen sind, hergestellt. Im Obergeschoß und in den Dachgiebeln sind die äußeren Häupter der Steine zwischen aufgezogenen Schlägen sauber gespitzt. Das Mauerwerk ist daselbst durch eingelegte Backsteinstreifen in gleiche Höhenabteilungen zerlegt. Bei der Sockelgeschoßmauer besteht 1/4 bis 1/3, bei der 0,57m starken Erdgeschoßmauer 1/3, bei der 0,43m starken Obergeschoßmauer 1/2 des Rauminhaltes aus Durchbindern. Die 0,29m starken Dachgiebel sind ganz aus Durchbindern hergestellt. Die Lagerfugen waren zu 9mm, die Stoßfugen zu 6mm dick vorgeschrieben. Bei den stärkeren Mauern sollten die Stoßfugenflächen auf 12cm Breite aneinander anschließen, bei den schwächeren durchaus.

Wieder an anderen Orten macht die Beschaffung eines Mauerwerkes aus gleich hohen Schichten, das auch im Inneren gleichförmig und ohne Füllmauerwerk gebildet ist, durchaus keine Schwierigkeiten, wenn nur bei der Dickenbestimmung auf die üblichen Steinabmessungen Rücksicht genommen wird.

Dies gilt z. B. für die Waren aus den sächsischen Elbsandsteinbrüchen. Die Schichtsteine, welche von denselben als parallelepipedisch behauene Stücke von quadratischem Querschnitt geliefert werden, führen dort den Namen »Grundstücke«. Für die Staatsbauten hat auf Anregung des sächsischen Ingenieur- und Architektenvereines und der Dresdener Maurer- und Zimmerinnung das sächsische Finanzministerium unter dem 1. Juli 1872 die Maße dieser Grundstücke auf 30, 23, 20 und 17cm Breite und Stärke festgesetzt. Der Verkauf erfolgt nach laufenden Metern, da die Steine keine Normallänge erhalten. Die Länge wechselt zwischen 50 bis 100cm; mit der größeren Stärke werden sie auch durchschnittlich länger geliefert. Die stärkeren Sorten werden gewöhnlich dann genommen, wenn Mauerwerk aus gespitzten Steinen her-

113) In Frankreich heißen die bearbeiteten Schichtsteine: moellons piqués oder moellons smillés. In Westdeutschland hat sich daraus die Handwerksbezeichnung: »Mollenbek, Mollebok, Mollepik« gebildet. Mitunter spricht man auch von »Quäderchen, Paramentsteinen, Vorsetzsteinen«. (Vergl. auch Fußnote 6 in Teil I, Band 1, erste Hälfte [S. 67; 2. Aufl.: S. 84] dieses »Handbuches«). ^




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Grafik: Fig. 105 Von der Blindenanstalt zu Stuttgart. — 1/50 w. Gr.


gestellt werden soll. Zur Hintermauerung der letzteren und für zu putzendes Mauerwerk bedient man sich häufig der schwächeren Steine, welche nur wenig zugerichtet werden, um ihnen ein besseres Lager zu verschaffen. Höhlungen in den Fugen werden sorgfältig mit Steinsplittern (in Dresden verwendet man dazu den schiefrigen Pläner) ausgefüllt (ausgezwickt). Auf einen Läufer läßt man in der Regel einen Binder (wo möglich Durchbinder) folgen, so daß also hier der polnische Verband zur Anwendung gelangt.

Für die Festigkeit des Mauerwerkes ist es vorteilhaft, wenn viele Durchbinder verwendet werden; aber es ist hier, wie bei den Quadermauern (siehe Art. 3, S. 7)



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anzuführen, daß dieselben die Gefahr des Durchschlagens der Feuchtigkeit vermehren.


Ein billigeres Schichtsteinmauerwerk erhält man, wenn man nur die Mauerhäupter aus gespitzten oder wenigstens annähernd regelmäßig behauenen Steinen herstellt, das Innere dagegen aus Füllsteinen, d. h. mehr oder weniger unregelmäßigen Stücken. Diese Gattung kommt sehr häufig zur Anwendung und gehört eigentlich unter die gemischten Mauerwerke, insbesondere die verblendeten, ist daher auch nach den Regeln dieser und mit der nötigen Vorsicht zur Ausführung zu bringen (siehe den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, Art. 82, S. 66 [2. Aufl.: S. 68]). Außer der im gleichen Bande (Art. 76, S. 64 [2. Aufl.: S. 66]) empfohlenen Anwendung vieler Binder sind zunächst noch die Füllsteine möglichst groß zu nehmen, gut zu lagern, in regelrechten Verband zu legen und ausreichend mit Mörtel zu versehen, dann aber entweder nach den Lagerfugen aller Schichten auszugleichen oder wenigstens nach einer kleinen Anzahl von Schichten. Oft kommt es vor, daß die Zwischenräume zwischen den die Mauerhäupter bildenden Läufern nur gering sind. Auch dann ist es aber verwerflich, nur Steinbrocken und sehr viel gewöhnlichen Mörtel in die Fülle zu thun; eine sorgfältige Auspackung mit passenden Steinen ist notwendig, um ungleichmäßiges Setzen zu verhüten.

Grafik: Fig. 106

Die geringste Art von Schichtsteinmauerwerk ist diejenige, bei welcher zwar lagerhafte Steine zur Verwendung gelangen, diese aber in den Häuptern nur durch geringe Zurichtung mit dem Hammer eine annähernd rechteckige Gestalt erhalten, im Grundriß aber mehr oder weniger unregelmäßig sind (Fig. 106114)). Die regelmäßigsten Steine (Vorsetzsteine) werden für die Ecken und Mauerhäupter ausgesucht. Viele Binder sind erwünscht, ebenso das Durchlaufen einer Binderstoßfuge durch die Mauerdicke. Das beste Lager der Steine ist nach unten zu nehmen.

Grafik: Fig. 107


Mauerwerk mit abgesetzten Schichten. (61.)

Das Mauerwerk mit abgesetzten Schichten (vergl. den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, Art. 77, S. 66 [2. Aufl.: S. 66]) kommt besonders da zur Anwendung, wo die Steinbrüche zwar lagerhafte, aber sehr ungleich dicke Steine liefern. Sie werden in der früher angegebenen Weise möglichst verbandgerecht und mit vielen Bindern vermauert (Fig. 107115)). Eine Zurichtung erfolgt in der Regel nur mit dem Hammer. Gewöhnlich werden auch die größten und regelmäßigsten Steine an den Ecken verwendet, und solche mit ebenen, lotrechten Stirnflächen zum Mauerhaupt genommen. Man sucht sich überhaupt dem Schichtsteinmauerwerk möglichst zu nähern; doch ist es nicht zu vermeiden, daß Stoßfugen aufeinander treffen.

Diese Art des Mauerns ist schon in sehr alten Zeiten geübt worden, wie die lydischen Gräber zu Sardes beweisen116).


Ordinäres Bruchsteinmauerwerk. (62.)

Dasselbe gilt auch vom ordinären Bruchsteinmauerwerk (vergl. den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, Art. 78, S. 65 [2. Aufl.: S. 66]) oder Rauh-

114) Nach: Möllinger, K. Die Elemente des Steinbaues. Halle 1869. Taf. 2, Fig. 3. ^
115) Nach: Möllinger, a. a. O., Taf. 2, Fig. 4. ^
116) Siehe: Choisy, A. L'art de bâtir chez les Byzantins. Paris 1882. S. 8. ^




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Grafik: Fig. 108 1/50 w. Gr.

mauerwerk. Zu den Mauerhäuptern sucht man Steine mit zwei, wo möglich unter rechtem Winkel zusammentreffenden ebenen Flächen aus; nötigenfalls muß man solche durch Zurichtung mit dem Hammer zu gewinnen trachten. Die Häupter sollen in ihren Umrißlinien möglichst zusammenpassen und kleine Steine zwischen denselben (Zwicker) vermieden werden. Bei ganz unregelmäßigen Steinen ist man genötigt, zur Herstellung von Ecken und Oeffnungen bessere Steinsorten: lagerhafte Steine, Quader oder Backsteine zu benutzen, also das Steinfachwerk (siehe a. a. O., Art. 85, S. 69 [2. Aufl.: S. 70]) zur Anwendung zu bringen. Ein Beispiel hierfür bietet Fig. 108, wo die Ecken und die Plinthe aus Quadern, die Fenstereinfassungen, sowie der Sockelgurt aus Backsteinen hergestellt sind. Hier sind die Quaderketten der Ecken ganz regelmäßig gebildet; im Mittelalter ließ man dagegen die Stoßfugen der Quader in ganz unregelmäßiger Form an das Bruchsteinmauerwerk anschließen und erzielte dadurch eine malerische Erscheinung des Mauerwerkes, die zur größeren Wirkung sparsam auszuführender Bauwerke wesentlich beiträgt.

Grafik: Fig. 109117)

Zur größeren Festigkeit des Mauerwerkes aus unregelmäßigen Bruchsteinen trägt die mehrfach in der Höhe sich wiederholende Anordnung von durchlaufenden Schichten regelmäßig geformten Materials wesentlich bei (vergl. a. a. O., Art. 78, S. 65 [2. Aufl.: S. 66]).

Ein Beispiel einer solchen Anordnung mit eingebundenen Backsteinschichten bietet Fig. 109117).

Zum ordinären Bruchsteinmauerwerk gehört auch der Fischgrätenverband, bei welchem nach Art des römischen opus spicatum, dem ährenförmigen, aus Backsteinen hergestellten Verbande, dünne Bruchsteine in geneigter Stellung des hochkantig genommenen Hauptes aneinander gereiht werden118).

117) Nach: Chabat, P. La brique et la terre cuite. Paris 1881. Taf. 70. ^
118) Ueber das Fischgrätenmauerwerk, sowie über die römische Bauweise der Verkleidung von Bruchsteinmauerwerk mit kleinen regelmäßigen Steinen oder Backsteinen vergl. die 1. Auflage dieses Heftes (Art. 62, S. 78 u. 79). ^




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Zu den Bruchsteinmauerwerken müssen auch die mit kleinen, regelmäßig bearbeiteten Steinen in verschiedener Weise oder mit dreieckigen Ziegeln verkleideten, aus kleinen Steinen mit sehr reichlicher Mörtelverwendung hergestellten Mauern der Römer nach Choisy119) gerechnet werden. Die kleinen Steine wurden alle wagrecht mit der flachen Seite in den mit der Schaufel aufgetragenen Mörtel gelegt. Dies war offenbar weniger umständlich, als die Mischung eines Betons, der übrigens den Römern sehr wohl bekannt war. Die Wahl kleiner Steine für die zur Bildung von ebenen Wandflächen und als Lehre dienenden Verkleidungen erfolgte jedenfalls mit Rücksicht auf das starke Setzen des Mauerkernes. Dieser wurde durch die in Abständen durchgeführten Binderschichten aus quadratischen Backsteinplatten in einzelne Abschnitte zerlegt; die Verkleidungen wurden gleichzeitig mit dem Inneren von geübteren, das letztere von geringeren Arbeitskräften ausgeführt. Eine ausführliche Besprechung der römischen Mauertechnik findet sich in Teil II, Band 2 dieses »Handbuches«.

Das gewöhnliche Bruchsteinmauerwerk aus größeren Steinen ohne besondere Verkleidungen führte bei den Römern den Namen opus incertum, dasjenige mit Binderschichten aus Ziegelplatten opus mixtum.

Grafik: Fig. 110 Von der Schwarzwaldbahn bei Hornberg.


Cyklopenmauerwerk. (63.)

Vom ordinären Bruchsteinmauerwerk unterscheidet sich das sog. Cyklopenmauerwerk durch die bedeutendere Größe der Steine. Die mit diesem Namen bezeichneten Mauerwerke der Pelasger und Phöniker sind immer ohne Mörtel ausgeführt und lassen sich nach der geringeren und größeren Sorgfalt der Herstellung und nach der Form der Steine in drei Gattungen teilen, worüber ausführliche Mitteilungen in Teil II, Band 1 (Art. 5 u. ff., S. 21 u. ff.) dieses »Handbuches« gebracht worden sind. Wenn von neuzeitlichem Cyklopenmauerwerk die Rede ist, so versteht man darunter wohl meist ein Mauerwerk aus großen, unregelmäßigen Stücken, die nur wenig zugerichtet, aber möglichst gut zusammengepaßt und mit oder meist ohne Mörtel vermauert sind. Die Steinhäupter erhalten zweckmäßigerweise dabei wenig oder gar keine Bearbeitung; höchstens sollten sie mit einem Randschlag versehen werden, um das derbe, dem natürlichen Gefüge der Felsen ähnelnde Gepräge dieses Mauerwerkes nicht zu beeinträchtigen, welche Eigenschaft dasselbe als besonders für gebirgige Gegenden geeignet erscheinen läßt. Selbstverständlich darf dasselbe nur aus Steinarten hergestellt werden, die in unregelmäßiger, rundlicher Form brechen, aber nie künstlich aus lagerhaften Steinen.

Fig. 110 gibt ein Beispiel von Cyklopenmauerwerk von der Widerlagsmauer einer Eisenbahnbrücke im Kinzigthale im Schwarzwald.


Polygonmauerwerk. (64.)

Die Bezeichnungen Polygon- und Cyklopenmauerwerk werden häufig als gleichbedeutend gebraucht. Wir wollen aber unter Polygonmauerwerk nur solches ver-

119) L'art de bâtir chez les Romains. Paris 1873. ^




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stehen, welches aus Steinen mit geradlinig begrenzten, scharf aneinander passenden Stirnen besteht. Es erfordert also, wenn die Steine nicht eine ähnliche, oft sich wiederholende Begrenzungsform, wie beispielsweise der Säulenbasalt, von Natur aus haben, eine kostspielige, mit Stoffverlust verbundene Bearbeitung der Steine und findet daher nur eingeschränkte Anwendung, am häufigsten noch bei Sockel- und Terrassenmauern. Vom ästhetischen Standpunkte betrachtet, kann man es nur für große, wenig unterbrochene Flächen zur malerischen Belebung derselben geeignet finden; für kleine würde es zu unruhig wirken. Am wenigsten paßt es für stark von Oeffnungen durchbrochene Mauern, da Fenster- und andere Pfeiler von solchem Mauerwerk wegen der geneigten Fugenflächen nicht bloß nicht standfest scheinen, sondern auch sein müssen120).


Ausführung des Mauerwerkes. (65.)

Die Bruchsteine werden, wie die Quader, entweder durch Mörtel miteinander verbunden oder trocken, unter Zuziehung von Moos, Erde, Sand u. dergl., aufeinander gesetzt. Man unterscheidet danach Mörtelmauerwerk und Trockenmauerwerk. Das erstere ist das bei weitem gebräuchlichere; das letztere kommt nur in besonderen Fällen, so beispielsweise bei Futtermauern oder bei ganz untergeordneten Bauwerken (Schutzhütten im Gebirge, rohen Einfriedigungen) jetzt noch zur Anwendung, während es früher häufiger vorkam.

Dem im vorhergehenden Bande dieses »Handbuches« über die Verbandregeln und die Verbindung der Steine durch Bindemittel Gesagten ist hier wenig mehr hinzuzufügen. Die Einhaltung der wagrechten und lotrechten Richtung wird mit denselben Hilfsmitteln bewirkt, wie bei Quader- und Backsteinmauerwerk. Das richtige Verlegen der Steine in Mörtel und die Einhaltung eines regelrechten Verbandes bedürfen aber fast noch größerer Aufsicht als bei letzterem, namentlich bei den ordinären und Füllmauerwerken, da hier die regelmäßige Form der Steine nicht der Konstruktion zu Hilfe kommt; es bedarf daher zur Herstellung von Bruchsteinmauern ganz gewissenhafter und besonders geübter Arbeiter. Leider wird auf das saubere Aussehen der Mauerhäupter von den Maurern nur zu häufig zu viel Wert gelegt, auch wenn dieselben geputzt werden, während das Innere wenig sorgfältig behandelt ist, die Steine nicht fest und ungenügend in Mörtel gelagert sind, die Ausfüllung dagegen fast nur aus Mörtel mit wenigen kleinen Steinen hergestellt wird. Eine derartige Mauer kann daher im Aeußeren recht gut aussehen, aber doch wenig Festigkeit besitzen.

Wichtig für die Dauerhaftigkeit von Mauern aus geschichteten Gesteinen ist die Festhaltung der Regel, die Steine auf ihr natürliches Lager (Bruchlager) zu legen. Je schichtiger das Gestein ist, um so weicher ist es auch in der Regel, und um so wichtiger ist auch die Befolgung dieser Vorsicht. Die aufrecht gestellten Steine haben in dieser Lage eine geringere Druckfestigkeit und verwittern leichter. Auch bei geputzten Mauern kommt das erstere in Betracht; dazu tritt noch, daß an der als Haupt genommenen glatteren Lagerfläche der Putz schlechter haftet.

Es ist hier darauf aufmerksam zu machen, daß Choisy121) ein altes orientalisches Herkommen beobachtet hat, wonach man die Binder absichtlich mit aufrecht gestelltem Lager verlegte, um die hierbei größere Biegungsfestigkeit ausnutzen und dieselben schmaler machen zu können.

Eine häufig vorkommende Untugend der Maurer ist die, sofort beim Mauern die Stoßfugen, über die Breite derselben hinaus, und auch die oberen Lager-

120) Siehe hierüber: Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1879, S. 157. ^
121) In: L'art de bâtir chez les Byzantins. Paris 1883. S. 12. ^




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flächen mit Mörtel zu verstreichen, so daß nicht mehr beobachtet werden kann, wie gemauert worden ist; gewöhnlich sind dabei die Stoßfugen nicht genügend mit Mörtel ausgefüllt, sondern nur außen zugestrichen. Für Mauerwerk, das geputzt werden soll, ist es sogar wegen des festen Anhaftens des Putzes erforderlich, daß die Stoßfugen außen offen gehalten werden. Jedoch soll das im allgemeinen für Rohbauten zu empfehlende Vollmauern der Fugen oder das gleich beim Mauern erfolgende Ausstreichen der Fugen so geschehen, daß dieselben als saubere Linien erscheinen.

Bei dichten Steinen ist ein steiferer, bei porigen ein flüssigerer, bei stark belastetem Mauerwerk ein magerer, im anderen Falle ein fetterer Mörtel zu verwenden. Schwache, einer dauernden Feuchtigkeitsquelle nicht ausgesetzte Mauern können mit Luftmörtel ausgeführt werden. Starke Mauern trocknen, wegen des großen Mörtelgehaltes und der gewöhnlich noch vorhandenen Bergfeuchtigkeit der Steine, nur sehr langsam aus, weshalb man sie zweckmäßigerweise mit hydraulischem Mörtel mauert.

Der Mörtelbedarf ist je nach der Art der Steine sehr verschieden. Dünnplattige und unregelmäßige Steine erfordern viel mehr Mörtel, als regelmäßige und mehr würfelförmig gestaltete.

Wesentliche Vorteile sind für das Bruchsteinmauerwerk durch Anwendung von magerem Cementmörtel zu erreichen. Es wird nicht wesentlich teuerer, als gewöhnliches Kalkmörtelmauerwerk; Kostenersparnisse lassen sich aber durch Verringerung der Massen wegen der größeren Festigkeit des Mauerwerkes erzielen. Mit Cementmörtel läßt sich, allerdings unter der Voraussetzung sehr gewissenhafter, auf Einhaltung guten Verbandes und Füllung aller Fugen mit Mörtel bedachter Maurer und richtiger Mörtelbereitung, ein Mauerwerk herstellen, das gleichförmiger, als vieles Quadermauerwerk ist, weil bei letzterem wegen der Ungefügigkeit der Stücke auf Verkittung durch den Fugenmörtel nicht gerechnet werden kann, das gegenüber dem Backsteinmauerwerk den Vorteil besitzt, mit der größten Leichtigkeit stetige Querschnittsveränderungen eintreten zu lassen, und das billiger, als die genannten Mauerwerksarten ist. Zu beachten ist auch der Vorteil, der durch die Schnelligkeit der Ausführung, welche keine großen Vorbereitungen erfordert, erwachsen kann.

Mitteilungen von Liebold über Erfahrungen mit aus Cementbruchsteinmauerwerk ausgeführten Kanälen und Brückengewölben finden sich in unten genannten Quellen122).

Bei den Trockenmauerwerken beruht die Festigkeit nur auf der richtigen und sicheren Lagerung der Steine, wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß durch das in der zum Ausstopfen der Fugen benutzten Erde sich ausbreitende und verfilzende Wurzelwerk von Pflanzen allmählich eine wirkliche Verbindung der Steine herbeigeführt wird. Da diese Wurzelbildung zugleich aber die Verwitterung der Steine befördert und bei frei stehenden Mauern weniger eintritt, als bei Futtermauern, denen von der Bergseite immer Feuchtigkeit zugefügt wird, so kann im allgemeinen von Trockenmauern aus kleinen und mittelgroßen Steinen keine große Dauer erwartet werden. Während die aus mächtigen Blöcken aufgebauten cyklopischen Mauern Griechenlands und Italiens zum Teile außerordentlich dauerhaft sich

122) Baugwksztg. 1880, S. 295. — Zeitschr. f. Bauhdw. 1882, S. 9. — Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1883, S. 401. — Zeitschr. f. Baukde. 1881, S. 519. ^




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gezeigt haben, sind die aus kleineren Stücken hergestellten germanischen Befestigungsmauern von Bergkuppen in Deutschland zu wüsten Trümmerhaufen, die unter dem Namen »Ringwälle« bekannt sind, geworden123).


Bruchsteinrohbau. (66.)

Hat man zur Herstellung von Mauern oder Mauerflächen, welche der Witterung ausgesetzt bleiben, ein wetterfestes, gut aussehendes Material zur Verfügung, so ist die Behandlung desselben als Rohbau empfehlenswert; dies ist um so mehr der Fall, je dichter und glatter in den Bruchflächen das betreffende Gestein ist, um so weniger gut also ein Mörtelputz auf demselben haften würde. Für die Herstellung solcher Bruchsteinrohbauten kann im allgemeinen auf dasjenige verwiesen werden, was in Art. 19 u. 20 (S. 29 bis 31) u. Art. 41 bis 45 (S. 52 bis 55) über das Ausfugen, den Fugenmörtel und die Reinigung der Mauerflächen bei Besprechung der Quader- und Backsteinrohbauten gesagt wurde; es bleibt dem hier wenig nur hinzuzufügen.

Noch mehr, als bei Backsteinrohbauten wird es bei Mauern aus unregelmäßigen Steinen notwendig sein, darauf zu sehen, daß durch die Art der Behandlung der Fugen nicht die unruhige Wirkung des Fugennetzes verstärkt werde. Deshalb wird man dem Fugenmörtel in der Regel einen Farbenzusatz geben müssen, um ihn in Einklang, wenn auch nicht immer gerade in Uebereinstimmung, mit der Steinfarbe zu bringen; deshalb sind auch die mitunter zur Ausführung kommenden vorgelegten Fugen nicht gerade empfehlenswert. Noch weniger ist dies aber die schon in Art. 65 (S. 70) aus anderen Gründen gerügte Unart vieler Maurer, beim Mauern die Fugen über die Breite derselben hinaus mit Mörtel zu verstreichen und dabei die Steinflächen zu beschmutzen. Die nachträgliche Reinigung ist immer eine mühsame, nicht immer ganz durchführbare und auch mit Nachteilen verknüpfte Arbeit. Untergeordnete Mauern pflegt man allerdings auf diese Weise in den Fugen zu dichten, aber dieses sog. »Bestechen« sollte immer erst einige Monate nach Fertigstellung der Mauer erfolgen, um derselben Zeit zum Austrocknen zu gewähren.

Durch ein ähnliches Verfahren suchten die Römer und nach ihnen das frühe Mittelalter Mauern aus unregelmäßigen Bruchsteinen das Ansehen von regelmäßig geschichteten zu verleihen, indem sie in den frischen Bestich der Fugen nach dem Lineal Fugenlinien mit der Kelle einschnitten.


Oberer Abschluß der Mauern. (67.)

Für die dauernde Erhaltung von der Witterung ausgesetzten Bruchsteinmauern ist es ebenso wichtig, wie bei solchen Quader- und Backsteinmauern den oberen Abschluß so zu bilden, daß alles Regen- und Tauwasser rasch abgeführt und am Eindringen in das Mauerwerk verhindert wird. Auch hier kommen dieselben Mittel, wie beim Quaderbau zur Anwendung und kann daher auf das in Art. 14 u. 15 (S. 23 bis 25) Gesagte verwiesen werden.

Am unvollkommensten und von sehr geringer Dauer ist die bei ordinären Bruchsteinmauern oft angewendete Bildung eines Kammes mit ein- oder zweiseitigem Gefälle von Mörtel und eben solchen unregelmäßigen Steinen, wie sie zur Mauer verwendet wurden. Für alle Bruchsteinmauern empfiehlt sich die Anwendung von Abdeckungsplatten oder, bei geneigtem Abschluß, auch von geeignet geformten Stücken aus natürlichem Stein oder gebranntem Thon mit genügendem seitlichem Gefälle, wenn nicht eine der noch in Kap. 12 (Schutz der Wände gegen Feuchtigkeit) zu besprechenden anderen Abdeckungsarten gleichfalls in Betracht kommen kann.

123) Ueber Ringwälle und die »gallischen« Mauern Cäsar's vergl. die 1. Auflage dieses Heftes (Art. 65, S. 82), sowie: Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1883, S. 237. — Zeitschr. f. Bauw. 1887, S. 239. — Cohausen, A. v. Die Befestigungen der Vorzeit. Wiesbaden 1898. S. 36, 46 u. 50. ^




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Grundmauern. (68.)

Der Kostenersparnis wegen werden zumeist die Grund- und Kellermauern, weil dieselben nicht sichtbar oder wenigstens in versteckter Lage bleiben, aus Bruchsteinmauerwerk hergestellt, auch wenn anderes Material leicht zu beschaffen ist.

Obgleich nun jede Bruchsteinmauer, wenn sie fest sein soll, in sorgfältigem Verband ausgeführt werden muß, so ist doch diese Sorgfalt und auch noch manche andere Rücksichtnahme bei den Fundamentmauern ganz besonders notwendig, weil sie die am stärksten belasteten Mauern der Bauwerke und schädlichen Einflüssen des sich an sie anlagernden Erdbodens ausgesetzt sind; deshalb erscheint es auch angezeigt, auf diese einzelne Mauergattung in Ergänzung des im vorhergehenden Bande (Art. 388 bis 390, S. 273 bis 275 [2. Aufl.: Art. 397 bis 400, S. 306 bis 308]) in dieser Richtung Gesagten hier gesondert einzugehen, und zwar in Vergleichung mit anderen Steinmaterialien.

Der starken Belastung wegen und um die Last des Bauwerkes auf eine entsprechend große Fläche des Baugrundes zu übertragen, macht man die Grundmauern stärker, als die Geschoßmauern. Man erreicht dadurch auch, wenn die Grundmauern zugleich Kellermauern sind, eine von äußeren Einflüssen möglichst unabhängige und gleichmäßige Wärme der Kellerräume, sowie genügende Widerlager für die etwa anzuwendenden Ueberwölbungen. Diese Mauerverstärkung wird nun entweder in der Weise beschafft, daß die Grundmauer bis zur Bodenoberfläche die gleiche, für die Druckübertragung auf den Baugrund genügende Stärke erhält, oder indem man die Aufmauerung in von unten nach oben an Stärke abnehmenden Absätzen ausführt. Das letztere ist häufig das Zweckmäßigere; man beschränkt sich aber in der Regel darauf, nur einen untersten breiten Absatz, das sog. Bankett, auszuführen, namentlich dann, wenn man es mit Kellermauern zu thun hat, die auf der Innenseite eine ungebrochene Ebene bilden müssen. Von besonderer Wichtigkeit und in der Form schwierig zu bemessen ist die Absatzbildung oder Abtreppung von Gründungen für stark belastete Pfeiler. Uebrigens sollten Abtreppungen oder Bankette nur da angewendet werden, wo sie der Beschaffenheit des Baugrundes wegen wirklich erforderlich sind; denn sie verhindern immer an den Außenseiten der Gebäude das rasche Versickern des in den Boden eindringenden Wassers. Das letztere wird sich gerade nach den Mauern hinziehen, weil an diesen der Boden frisch aufgefüllt, also lockerer als im benachbarten gewachsenen Erdreich ist. Jedenfalls wird sich bei Mauerabsätzen die obere Abschrägung zur Beförderung des Wasserabflusses empfehlen.

Bei vollem Quaderwerk mit regelmäßigem Verband macht die Herstellung der Grundmauern keine Schwierigkeit; bei Ziegelmauerwerk ist schon darauf Rücksicht zu nehmen, daß die geringe Dicke der Steine eine gleichförmige Abtreppung mit jeder Schicht als unzulässig und die geringe Lagerfläche der Steine dieselben für eine gleichmäßige Druckübertragung auf den Baugrund als ungeeignet erscheinen läßt. Man wird daher bei Verwendung von Backsteinen die Absätze aus einer Anzahl von Schichten zusammensetzen müssen und, um den für den Verband nachteiligen Verbrauch an Quartierstücken einzuschränken, die Absätze bei beiderseitiger Abtreppung 1/4 Stein, bei einseitiger Abtreppung 1/2 Stein breit machen, so daß die Veränderung der Mauerstärke in jedem Absatz 1/2 Stein beträgt. Für das Bankett ist aber der Anwendung von Backsteinen die eines großstückigeren Materials vorzuziehen. Das letztere gilt auch für Grundmauern aus Bruchsteinen. Man stellt entweder das Bankett aus Quadern, vielleicht in Kästelverband, oder aus großen



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lagerhaften Platten oder in Ermangelung dieser geeigneteren Materialien aus den größten und lagerhaftesten der vorhandenen Bruchsteine her. Wo möglich sucht man Binderschichten zu bilden. Die Verwendung vieler Binder ist nun auch notwendig bei der Aufmauerung der Abtreppungen; ein Füllmauerwerk ohne guten Verband ist unzulässig, da für den Bestand der Mauer nichts schädlicher sein würde, als wenn ein oberer Absatz in der Hauptsache nur auf die Fülle des darunter befindlichen zu stehen käme. Bei Anwendung von gewöhnlichem Kalkmörtel müßten Spaltungen, die Trennung des Kernes von der Schale, die Folge sein. Nach der Größe der Vorsetzsteine sind denn auch hier die Breiten der Absätze zu bemessen. Bei ordinärem Bruchsteinmauerwerk macht es keine Schwierigkeiten, die Mauerhäupter mit Böschungen zu versehen, und deshalb ist auch die Anordnung von solchen an Stelle von Abtreppungen vorzuziehen. Bei der auch hierbei immer anzustrebenden wagrechten Schichtung ist nur eine geringe Zurichtung der Steinhäupter nach dem Böschungswinkel mit dem Hammer erforderlich, während Schichtsteine mit rechteckigem Querschnitt mehr Arbeit verursachen würden.

Für die Ausführung der Grundmauern werden Fundamentgräben hergestellt, die unten auf der Sohle um den Bankettvorsprung oder, wenn dieser fehlt, je nach der Tiefe 30 bis 45cm breiter als die Mauerstärke gemacht werden. In manchen Gegenden ist es auch üblich, bei nicht zu großer Höhe der Grundmauern die Gräben der Ersparnis halber nur gerade so breit wie die Mauern zu machen. Die Wandungen der Gräben sind je nach der Bodenart mit mehr oder weniger Böschung zu versehen. Diese Fundamentgräben werden nun mit wachsender Höhe der Mauern gewöhnlich gleich zugeschüttet, das Mauerwerk also verfüllt, um den Maurern die Rüstung zu ersparen und um sonstigen mit den offenen Gräben verknüpften Unannehmlichkeiten zu entgehen. Dies hat nun aber den großen Nachteil zur Folge, daß das Grundmauerwerk nicht austrocknen und der Mörtel wegen mangelnden Luftzutrittes nur langsam abbinden kann. Demnach bleibt einesteils eine Feuchtigkeitsquelle im Mauerwerk zurück; anderenteils erhält das Mauerwerk erst nach längerer Zeit diejenige Festigkeit, auf welche bei der Bemessung der Mauerdicke in Bezug auf die zu tragenden Lasten gerechnet wurde. Bei der raschen Bauweise unserer Zeit ist es nicht mehr, wie früher, üblich, das Grundmauerwerk dem Luftzutritt ausgesetzt stehen zu lassen, bis dieser Zeitpunkt erreicht ist und man mit Sicherheit weiter bauen kann; deshalb ist es notwendig, um den aus unserer Bauweise entspringenden Gefahren zu entgehen, auch dann, wenn die Grundmauern in trockenem, dem Zutritt von Feuchtigkeit nicht ausgesetztem Boden ausgeführt werden, zum mindesten dieselben mit hydraulischem Mörtel, besser noch mit Kalkcementmörtel oder magerem Cementmörtel aufzumauern und so ein rasches Abbinden zu erzielen.


Bedeutung des Bruchsteinbaues. (69.)

Die Vorteile des Bruchsteinbaues sind wirtschaftlicher Natur, die Nachteile teils konstruktiver, teils gesundheitlicher Art, je nach der Beschaffenheit des Gesteines. In konstruktiver Beziehung werden die Nachteile sich verringern, ja ganz verschwinden können bei Verwendung von regelmäßig bearbeiteten Bruchsteinen (Schichtsteinen) und Heranziehung von Cement als Bindemittel, wobei immerhin noch Kostenersparnisse gegenüber Quader- und Backsteinbau erzielt werden können; besonders gilt dies vom Bruchsteincementmauerwerk. Das letztere kann indes keinen höheren ästhetischen Anforderungen genügen, während dies beim Schichtsteinmauerwerk möglich ist. Dieses nähert sich in dieser Beziehung dem Quaderbau.



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Anders liegen die Verhältnisse beim Rohbau aus unregelmäßigen Bruchsteinen. Mit diesem wird nur eine befriedigende Wirkung erzielt werden können, wenn es sich um malerische Belebung größerer Flächen handelt, die in Einklang mit der umgebenden Landschaft stehen sollen. Dies wird am ehesten mit den einfachsten, in der Natur des Materials begründeten Mitteln zu erreichen sein.

Dem Backsteinbau gegenüber hat das Bruchsteinmauerwerk den Vorteil, daß über die natürlichen Steine meist ausreichende Erfahrungen in Bezug auf ihre Eigenschaften, namentlich Wetterbeständigkeit, vorliegen, während bei den Backsteinen dieselben ganz von der Herstellungsweise abhängig sind. Man wird also im allgemeinen mit Bruchsteinen mit größerem Sicherheitsgefühl in Hinsicht auf Verwitterung bauen, als mit Backsteinen.

Nachteile in gesundheitlicher Beziehung ergeben sich bei der Verwendung der konstruktiv so vorteilhaften Durchbinder durch das Durchschlagen der Feuchtigkeit, ferner durch die in der Regel in den Bruchsteinen noch in Menge enthaltene Bruchfeuchtigkeit, wenn denselben vor der Vermauerung nicht Zeit zum Austrocknen gelassen wurde, endlich bei den dichten Steinen in dem Mangel an Durchlässigkeit, welcher die Lufterneuerung durch die Wände verhindert und Feuchtigkeitsniederschläge veranlaßt. Zum Teile lassen sich diese Nachteile durch Verblendung mit Backsteinmauerwerk verringern.

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