Durm:Betonbau
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in Kapitel 5: Mauern aus Guß- und Stampfmassen; vorheriges Unterkapitel: Durm:Kalksandstampfbau. - Inhaltsverzeichnis des Heftes |
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Allgemeines. (130.)
Unter Beton, Grobmörtel oder Konkret ist im allgemeinen jede Mischung von Mörtel mit anderen mineralischen Stoffen zu verstehen, die zur Herstellung ganzer Baukörper und nicht nur zur Verbindung von Steinen benutzt wird. Danach ist die in diesem Kapitel (unter b) behandelte Kalksandstampfmasse auch ein Beton. Sie wurde aber getrennt betrachtet, wie dies auch noch mit einigen anderen Baustoffen geschehen wird, weil das, was man im Bauwesen schlechtweg mit Beton bezeichnet, stets mit hydraulischen, beim Erhärten nicht oder doch nur wenig schwindenden Mörteln hergestellt wird. (Vergl. hierüber, sowie über die verschiedenen Betonarten und
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deren Bereitung Teil I, Band 1, erste Hälfte dieses »Handbuches«, Abt. I, Abschn. 1,
Kap. 4.)
Am meisten kommt hierbei als Bindemittel der Portlandcement in Betracht.
Die mitunter angewendeten Bezeichnungen »Kiesbeton, Sandbeton, Schlackenbeton« sind von der Art der Füllstoffe abgeleitet, ebenso wie die Benennung »Cementbeton« von der Gattung des Bindemittels; dagegen nehmen »Stampfbeton« und »Gußbeton« auf die Herstellungsweise Bezug.
Die Bezeichnung »Gußbeton« sollte nur da zur Anwendung gebracht werden, wo ein wirkliches Gießen in Formen stattfindet, was aber nur mit wenigstens breiartigem Mörtel möglich ist. Für Herstellung von Mauern als monolithen Körpern würde dies aber unzweckmäßig sein, wie man auch zur Bereitung von Betonsteinen den Stampfbeton vorzieht. Die häufig nicht am richtigen Platze verwendeten Benennungen »Gußbeton«, »Gußmauerwerk«, »Cementgußmauerwerk« u. s. w. geben daher leicht zu Mißverständnissen Veranlassung.
Betonbereitung. (131.)
Das schnelle Bauen, worin einer der Hauptvorteile des Betonbaues bestehen soll, ist nur mit einem rasch erhärtenden Bindemittel möglich, weshalb für Herstellung von Betonwänden vorzugsweise Cement benutzt wird. Besonders eignet sich langsam bindender Portlandcement; weniger empfehlenswert ist Romancement208); dagegen sind Zuschläge von Kalkhydrat geeignet, die Festigkeit von magerem Beton zu erhöhen209).
Als Füllstoffe dienen Sand, Kies, geschlagene Steine, Steinkohlenschlacken, Hochofenschlacken, Abfälle von Bruchsteinen, Ziegelbruch. Dieselben müssen rein gewaschen zur Verwendung kommen, da hiervon die Größe der Haftfestigkeit des Cementes abhängt. Auch eckige Gestalt ist der Vermehrung der Festigkeit günstig.
Den festesten Beton erzielt man mit grob- und scharfkörnigem, von blättrigschiefrigen Teilchen freiem Grubensand und geschlagenem Kies in allen Größen von 2 bis 3cm Durchmesser210) in einer Zusammensetzung, bei welcher die Hohlräume des Sandes durch Bindestoff, die des Kieses durch Mörtel gefüllt sind. So satter und fester Beton ist nun zur Bildung von Wänden im allgemeinen nicht notwendig, ja sogar gewöhnlich nicht zweckmäßig. Wenn es auch unvorteilhaft sein würde, den Sand aus der Betonmischung wegzulassen, so kann man doch recht wohl den geschlagenen Kies durch andere Füllstoffe ersetzen, wobei es indes zweckmäßig bleibt, richtige Mischungsverhältnisse211) in Anwendung zu bringen. Je dichter der Beton ist, um so mehr Wärmeleitungsfähigkeit wird er besitzen und um so weniger wird er die zufällige Lüftung der Räume fördern; um so weniger wird er also zur Bildung der Wände bewohnter, nicht künstlich gelüfteter Gebäude geeignet sein.
Die Dichtigkeit des Betons hängt nicht bloß von der Art der Mischung, sondern auch von der Beschaffenheit der Füllstoffe ab. Steinkohlenschlacken und Backsteine werden, da sie selbst porig sind, einen luftdurchlässigeren und weniger wärmeleitenden Beton liefern können, als Kies oder manche andere natürliche Steine; sie erscheinen also für den eben erwähnten Zweck recht wohl brauchbar; die Backsteine sollen hierfür aber scharf gebrannt sein, da schwach gebrannte Stücke untauglich sind, was bei der Schwierigkeit, solche in größerer Zahl auszuscheiden, die Anwendung von klein geschlagenen Backsteinen mißlich erscheinen läßt. Die geringere Festigkeit solchen Betons macht größere Mauerdicken, die geringere Wasserdichtigkeit geeignete Schutzmaßregeln nötig. Für die Herstellung von Grund- und Keller-
208) Siehe: Allg. Bauz. 1870, S. 265. ^ |
209) Siehe: Die Baumaterialien der Schweiz. 4. Aufl. Zürich 1884. S. 157, 177, 180. ^ |
210) Siehe ebendas., S. 174. — Vergl. jedoch die Untersuchungen über die Zugfestigkeit von Beton in Ymuiden, nach welchen mit geschlagenem Granit, sowie mit Klinkerstücken Beton von größerer Zugfestigkeit, als mit Kies erzielt wurde, in: Wochschr. d. öst. Ing.- u. Arch. Ver. 1890, S. 131. ^ |
211) Siehe Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 102, S. 154 [2. Aufl.: Art. 165 u. 166, S. 180 u. 181]) dieses »Handbuches«. ^ |
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mauern ist jedoch ein Beton mit porigen Füllstoffen wegen des großen Wasserfassungsvermögens
der letzteren und ihrer Wasserdurchlässigkeit nicht zu empfehlen.
Das Mischen des Betons kann auf zweierlei Art erfolgen. Entweder werden sämtliche Betonstoffe gleichzeitig unter allmählichem Wasserzusatz durchgearbeitet, oder es wird erst ein Mörtel aus dem Bindestoff und dem Sand unter allmählicher Wasserzugabe bereitet, welcher das Ansehen recht feuchter Gartenerde hat, und diesem werden dann die genügend angefeuchteten anderen Füllstoffe zugesetzt, worauf man die ganze Masse so lange durcharbeitet, bis sie ganz gleichmäßig aussieht. Versuche haben ergeben, daß die letztere Bereitungsart festeren Beton liefert212).
Nach den Untersuchungen Tetmajer's üben innerhalb gewisser Grenzen die bei der Bereitung zuzusetzenden Wassermengen keine so bedeutenden Einflüsse auf die Festigkeit des Portlandcementbetons aus, als man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Wird der Mörtel ziemlich trocken, feuchter Gartenerde entsprechend, angemacht, so ist eine im großen nicht durchführbare, sehr starke Stampfarbeit notwendig, bis eine Wasserabsonderung eintritt und die Masse gleichmäßig elastisch wird. Es erscheint daher zweckmäßig, dem Mörtel eher etwas mehr, als zu wenig Wasser zuzusetzen, etwa so viel, daß er das Aussehen stark feuchter Gartenerde hat. Niemals aber darf die Masse eine breiartige Beschaffenheit bekommen, da sie sich dann nicht stampfen läßt und zu lange Zeit zum Erhärten und Trocknen braucht213).
Es darf nie mehr Beton auf einmal zubereitet werden, als sich vor Beginn der Erhärtung in die Formen bringen läßt. Durch reichlicheren Wasserzusatz und ununterbrochenes Mischen läßt sich bei rasch bindenden Cementen der Erhärtungsbeginn hinausschieben. In der Erhärtung begriffener hydraulischer Mörtel kann durch Wasserzusatz und erneutes Durcharbeiten nicht aufgefrischt werden214).
Herstellungsweise der Wände. (132.)
Betonwände werden entweder in monolithen Massen hergestellt oder aus Steinen von Beton, die wie regelmäßig geformte natürliche Steine vermauert werden. Die zur Herstellung der ersteren erforderlichen Formen bleiben entweder mit denselben verbunden und bilden eine dauernde Verkleidung der Betonmasse, oder sie werden nach der Fertigstellung entfernt. Der Beton wird hierbei auf zweierlei Art benutzt. Er wird entweder fertig gemischt in die Formen gebracht — dies ist der eigentliche Beton; oder in denselben wird lagenweise ein Cementmörtel ausgebreitet und in diesen werden dann Steine, Schlacken oder andere geeignete Stoffe eingedrückt (die Packung oder Füllung) — dies ist verwandt mit der römischen Ausführungsweise von Mauerkernen, welche eine Verkleidung aus regelmäßigen Steinen haben (vergl. Art. 7, S. 11 u. Art. 62, S. 69). Auf die erstere Art kann jedenfalls eine viel gleichmäßigere und festere Masse erzielt werden, da die Mischung des Betons sowohl, als auch die Ausführung der Mauern leichter zu beaufsichtigen ist und der Beton in Lagen von etwa 10cm bis höchstens 30cm 215) in die Formen gestampft wird, während bei der zweiten Art die Formkasten in ihrer ganzen Höhe von 45 bis 65cm mit Mörtel und Packung gefüllt werden und dann erst leichtes Rammen stattfindet. Man kann in dieser Weise allerdings rascher und billiger bauen; aber die Güte der Arbeit, welche sorgfältiges Eindrücken der Packung voraussetzt, ist hierbei ganz besonders von der Zuverlässigkeit und Erfahrung der Arbeiter abhängig.
212) Siehe: Die Baumaterialien der Schweiz. 4. Aufl. Zürich 1884. S. 174. ^ |
213) Siehe ebendas., S. 176. ^ |
214) Ueber die Bereitung und die Mischungsverhältnisse des Betons vergl. auch: Dyckerhoff, E. Ueber Betonbauten. Deutsche Bauz. 1888, S. 242. ^ |
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Eine gleichförmige Masse ist aber schon deshalb nicht erzielbar, weil der Arbeiter
die Packung mehr im Inneren der Mauern zusammendrängen muß, um ebene Außenflächen
zu erhalten. Der geringeren Kosten wegen wird jedoch diese Art der Ausführung
bevorzugt.
Anzuführen wäre hier noch, daß bei der ersten Art, dem eigentlichen Beton, ein zu starkes Stampfen insofern mit Nachteilen verknüpft sein kann, als die unteren, im Erhärten begriffenen Schichten durch die mit demselben verbundenen Erschütterungen in diesem Vorgange gestört werden; besonders wird dies zu berücksichtigen sein, wenn der Beton in dünnen Schichten eingebracht wird.
Mischungsverhältnisse. (133.)
Nach unten genannter Quelle216) ist bei der ersten Herstellungsweise das gewöhnliche Mischungsverhältnis der verschiedenen Bestandteile etwa 1 Teil Cement, 11/2 Teile Sand und 11/2 Teile Steine, also 1 Teil Cement zu 9 Teilen Beimengungen, dagegen bei der zweiten, der Mörtelersparnis wegen, in einzelnen Fällen das Verhältnis des Cementes zu den übrigen Bestandteilen wie 1 : 16 bis 1 : 17 angenommen worden. Liebold217) benutzte zu seinen früheren, als bewährt anerkannten Ausführungen ein Mischungsverhältnis von 1 Raumteil Cement zu 3 Raumteilen Sand und 6 Raumteilen Bruchsteinstücken von Hühnereigröße, welche als Packung dienten und nur eine Mörtelersparnis bezweckten, während das Verhältnis zwischen Cement und Sand so bemessen war, daß sich ein guter, schnell erhärtender Mörtel ergab. Bei seinen neueren Bauten benutzt Liebold jedoch viel magerere Mischungen, wohl mit Rücksicht auf den zur Verwendung kommenden, feinst gemahlenen Cement. So wurden die Mauern eines Böttchereigebäudes und eines Lagerhauses der Vorwohler Portlandcementfabrik von Prüssing, Plank & Co.218) aus einer Mischung von 1 Cement, 2 Sand und 8 Schlacken hergestellt, welchem Mörtel auf 1cbm Mauerwerk noch 0,60cbm Kalkbruchsteine als Packung einverleibt wurden, was einem Steinzusatz von 71/2 Teilen entspricht, so daß auf 1 Teil Cement hier 171/2 Teile andere Stoffe kommen219).
Bei einem russischen Betonbau220) wurde für das Grundmauerwerk eine Mischung von 1 Teil Cement auf 7 Teile kiesigen Sand, 10 Teile groben Kies und 12 Teile feinen Kies verwendet, also ein Verhältnis von 1 Teil Cement auf 30 Teile Zuschlag. Beim Stockmauerwerk kam dann das Verhältnis 1 : 15 zur Anwendung.
Dyckerhoff221) benutzt folgende Mischungsverhältnisse: 1) für die Fundamente, Widerlager und Sohlen von Wasser- etc. Behältern 1 Teil Portlandcement, 6 bis 8 Teile Kiessand und 6 bis 8 Teile Kiessteine, oder 8 bis 10 Teile harter Steinschlag; 2) für Wände, Pfeiler, Gewölbe und sonstige Tragkörper 1 Teil Portlandcement, 5 bis 6 Teile Kiessand und 5 bis 6 Teile Kiessteine, oder 7 bis 8 Teile harter Steinschlag. Unter Kiessand ist dabei ein Material verstanden, welches etwa zur Hälfte aus Sand bis 5mm Korngröße, zur Hälfte aus Kiessteinen zusammengesetzt ist. Die Kiessteine sollen zwischen Haselnuß- und Hühnereigröße haben, der Steinschlag in seinen größten Abmessungen nicht größer als 4 bis 6cm sein.
Je weniger Cement im Verhältnis zu den übrigen Bestandteilen im Beton enthalten ist, um so weniger fest und um so poriger wird derselbe werden, was bei der Bemessung der Wandstärken in Betracht kommt.
216) Zeitschr. f. Baukde. 1881, S. 522. ^ |
217) Liebold, B. Der Zement in seiner Verwendung im Hochbau etc. Halle a. S. 1875. S. 77. ^ |
218) Siehe: Baugwksztg. 1880, S. 94 u. ff. ^ |
219) Auf 1cbm Mauerwerk sind 1,4cbm Gemengteile außer dem Cement gerechnet. ^ |
220) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1888, S. 181. ^ |
221) Nach der in Fußnote 214 (S. 114) angegebenen Quelle. ^ |
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Daß die Anforderungen an das Mischungsverhältnis in dieser Beziehung hohe sein können, beweist
der Beschluß des Oberbauamtes von London, wo die Ausführung von Betonwänden in Gebäuden bisher
nicht geduldet wurde (in England, wo der Beton auch zu Hochbauten an anderen Orten so viel Anwendung
fand!), beim Ministerium des Inneren eine Ergänzung der Bauordnung bezüglich der Betonwände zu beantragen
222). Nach dieser soll der Beton aus Portlandcement, reinem Sande und reinem Kies oder zerkleinerten
Steinen, die durch einen 5cm weiten Ring fallen, im Verhältnis von 1 Teil Cement, 2 Teilen
Sand und 3 Teilen Steinmaterial bestehen.
Betonwände ohne Verkleidung. (134.)
Für die in Beton aufzuführenden Grundmauern eines Gebäudes werden die Gräben in einer der Mauerdicke entsprechenden Breite ausgehoben und Verschalungen nur dann angewendet, wenn dies die Bodenbeschaffenheit erforderlich macht. Die Grabenwände dienen als Formen für die in üblicher Weise herzustellenden Betonmauern. Nach der Fertigstellung dieser werden erst die Kellerräume ausgegraben.
Zum Zweck der ohne eine bleibende Verkleidung aufzuführenden Stockwerkswände stellt man nun für alle gleichzeitig die nachher näher zu beschreibenden Formengerüste auf, welche im allgemeinen aus Leitständern und an ihnen befestigten Formtafeln von 45 bis 65cm Höhe bestehen. In die so gebildeten Formen wird der Beton auf eine der beschriebenen Weisen eingebracht und so eine rings zusammenhängende Schicht von der angegebenen Höhe erzielt, soweit sie nicht durch die im Plane vorgesehenen Oeffnungen unterbrochen wird. Die Formtafeln werden nun gehoben und von neuem an den Leitständern befestigt und so weiter fortgefahren, bis entweder die Höhe des Stockwerkes oder der Leitständer erreicht ist, worauf, wenn erforderlich, die Höheraufstellung der letzteren stattfindet. Man richtet sich gern so ein, daß in ein oder zwei Arbeitstagen eine solche Schicht von Formtafelhöhe fertiggestellt wird. Nach dem Umfange derselben lassen sich dann die erforderlichen Arbeitskräfte und die für einen Tag nötigen Materialmengen berechnen223).
Während dieser Zeit ist der Beton genügend erhärtet, um die Last einer folgenden Schicht aufzunehmen. Vor dem Beginne dieser ist aber die Oberfläche aufzukratzen oder aufzuhacken und mit Wasser abzuspülen, damit eine Verbindung eintreten kann und keine offenen Fugen bleiben. Um dies wirklich zu erreichen, erscheint es zweckmäßig, eine Lage Cementmörtel aufzutragen.
Ebene und lotrechte Mauern sind nur zu erzielen, wenn auf die Aufstellung der Formen die größte Sorgfalt verwendet wird; namentlich gilt dies für die erstmalige Aufstellung, da Fehler hierbei in der ganzen Gebäudehöhe sich fortsetzen und mit zunehmender Höhe immer mehr zur Geltung gelangen.
Für Oeffnungen in den Mauern werden entweder besondere, später wieder zu beseitigende Brettformen aufgestellt, welche mit den Formkasten verbunden werden und gegen welche der Beton angestampft wird; oder die Umfassungen derselben werden aus Ziegeln 1/2 oder 1 Stein stark aufgemauert, bezw. gewölbt, oder sie werden aus Betonquadern hergestellt. Zu diesen, sowie zu den Stürzen im ersten Falle wird eine fettere Kiesbetonmischung (1 : 3) verwendet. Die Thür- und Fensternischen werden häufig mit Ueberlagshölzern (Deckhölzern) überdeckt, um Vorhänge, Rollvorhänge und dergl. bequem befestigen zu können. Da der Beton rasch so fest wird, daß er nur mit dem Meißel bearbeitet werden kann, so stampft man bei der Ausführung der Mauern wohl auch Holzdübel zur Befestigung von Thür- und Fensterfuttern, sowie von Vertäfelungen ein. Aus dem gleichen Grunde müssen für die Balkenköpfe der Gebälke Löcher in den Wänden ausgespart werden, ebenso Nuten
222) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1886, S. 96. ^ |
223) Siehe: Baugwksztg. 1880, S. 96; 1872, S. 263. ^ |
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für weit ausladende Gesimse, welche einer Vormauerung aus Backsteinen bedürfen.
Die Nuten erhält man durch Einlegen von wieder zu beseitigenden Holzstücken.
Schwach ausladende Gesimse zieht man aus Cementmörtel.
Grafik: Fig. 124224) |
Ein im Bau begriffenes Betonhaus zeigt Fig. 124224).
Schornsteinrohre kann man leicht durch Einsetzen von Blechcylindern aussparen. Diese sind gewöhnlich gespalten und können durch Bewegung eines Doppelhebels verengert werden, um sie leicht aus der Mauermasse herausziehen und höher aufstellen zu können. Zu demselben Zwecke können diese Cylinder auch nach Drake's Erfindung aus zwei keilförmigen Stücken zusammengesetzt werden.
Aufsteigende Hohlräume können auch mit Hilfe von Holzformen ausgespart werden. Eine Anwendung von solchen in großer Ausdehnung ist in untenstehender Quelle angegeben225).
Ein äußerer Putz der Umfassungsmauern mit Portlandcementmörtel erscheint mit Rücksicht auf das Durchschlagen der Feuchtigkeit bei der gewöhnlich geringen Mauerdicke und der Porigkeit des mageren Betons zweckmäßig; dagegen werden die inneren Wandflächen, wenn sie tapeziert werden sollen, häufig nicht geputzt.
Formengerüste. (135.)
Zur Ausführung der Betonwände kann man sich derselben Formengerüste bedienen, wie sie beim Erd- und Kalksandstampfbau Anwendung finden und in Art. 120 (S. 103) u. 126 (S. 110) beschrieben worden sind.
So ist man auch früher verfahren, und ähnliche Einrichtungen benutzt man wohl auch noch in manchen Gegenden, so z. B. in Nordamerika226). Das geringe Schwinden und das rasche Erhärten des Cementbetons gestatten jedoch ein schnelleres Bauen, als dies mit Erde und Kalksandmasse möglich ist, so daß die Anwendung von Formengerüsten, die diesen Eigenschaften Rechnung tragen, erwünscht sein muß.
224) Die Unterlage zu Fig. 124 ist der Güte des Herrn Architekten B. Liebold zu verdanken. ^ |
225) Centralbl. d. Bauverw. 1888, S. 181. ^ |
226) Siehe: Scient. American, Bd. 54, S. 329. — Ueber einen russischen Betonbau siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1888, S. 181. ^ |
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Solche sind auch in großer Zahl in England erfunden und patentiert worden227),
entsprechend der ziemlich ausgedehnten Anwendung, die dort der Betonbau gefunden
hat. Von denselben sollen sich jedoch nur wenige bewährt haben. In
Deutschland scheinen namentlich die Einrichtungen von Drake und von Tall benutzt
zu werden.
Man kann die Formengerüste in eiserne und hölzerne unterscheiden. Die ersteren haben sich jedoch als widerstandsfähiger erwiesen und erfordern weniger Ausbesserungen 228).
Beide Arten bestehen, wie oben schon angedeutet wurde, aus lotrecht aufzustellenden Leitständern, an denen die als Tafeln gebildeten Wandungen der Formkasten befestigt und höher gerückt werden. Die Leitständer können in der Längenrichtung der Mauern und seitwärts verstrebt werden, um ihren Stand zu sichern, wenn dies für notwendig gehalten wird. Sie werden ebenso, wie die Formtafeln, durch geeignete Querstücke verbunden, die zugleich zur Feststellung der Mauerdicke dienen. Diese Querstücke sind in der Regel entweder durchlochte Flachschienen oder Bolzen, die durch Rohre gesteckt sind. Letztere haben als Länge die Mauerdicke. Alle Verbindungen müssen leicht lösbar sein.
Da alle Mauern gleichzeitig eingerüstet werden, so ergibt sich daraus ein höherer Kostenaufwand für die Formengerüste, als bei denen für Erd- und Kalksandstampfbauten, der überdies schon in der größeren Konstruktionshöhe begründet ist und sich noch vermehrt, wenn Eisen für dieselben gewählt wird.
Die Leitständer werden 3 bis 4m hoch gemacht, zweckmäßigerweise aber etwa 10cm höher als das höchste Stockwerk des betreffenden Hauses (Rummelsburg). An denselben werden mitunter eiserne Konsolen zur Unterstützung von Gerüstböden für die Arbeiter befestigt.
Die eisernen Leitständer kommen in verschiedenen Querschnittsformen in Anwendung: {#(PR)} {T} {I} {%-#(GES)}, welche die Verschiedenheit der Querverbindungen und der Verbindungen mit den Formtafeln u. a. mitbedingen. Die letzteren werden entweder durch Schraubenbolzen oder Durchsteckbolzen oder Haken oder Klammern etc. hergestellt. Die Tafeln des Formengerüstes von Henley229) sind zu diesem Zwecke seitlich oben und unten mit Zapfen versehen, um welche sie zur Bildung des Formkastens einer neuen Schicht gedreht werden können, während sie bei den anderen Einrichtungen emporgehoben werden müssen. Zum Zwecke der Höheraufstellung der Leitständer läßt man in der Regel die obersten Querverbindungsstücke in der Mauer stecken und befestigt an ihnen die Ständer mit ihren unteren Enden.
Verschiedenheiten der Formgerüste sind auch bezüglich der Bildung der Ecken vorhanden. Mitunter werden an den äußeren Ecken Leitständer aufgestellt und mit denen am inneren Winkel diagonal verbunden. Gewöhnlich stellt man aber solche nur mehr oder weniger nahe dem inneren Winkel auf, denen an den Außenseiten andere gegenüberstehen, und benutzt besondere Eckformen. Besondere Vorkehrungen sind auch erforderlich, wenn an den Mauern Vorsprünge angeordnet sind.
Einige der bekannteren Einrichtungen sollen in nachfolgendem besprochen werden.
227) Einige englische Patente seien hier verzeichnet: Ch. Drake, 1868, Nr. 1364; J. Tall, 1868, Nr. 2612: Osborn, 1869, Nr. 1003; Ch. Drake, 1870, Nr. 9; W. Murphy, 1873, Nr. 1941; J. M. Tall, 1873, Nr. 2733; Ch. W. Corpe, 1874, Nr. 141; T. Brougthon, 1874, Nr. 819; T. Potter, 1874, Nr. 3945; M. Macleod, 1874, Nr. 3994. ^ |
228) Nach einer Mitteilung des Herrn B. Liebold an den Verfasser. ^ |
229) Siehe: Reid, H. A practical treatise on natural and artificial concrete. London 1879. S. 320. ^ |
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Das eiserne Formengerüste von Charles Drake230) hat Leitständer von {#(PR)}-förmigem Querschnitt und
von ungefähr 3m Länge. Die Formtafeln sind aus Blech mit einem Rahmen von Winkeleisen hergestellt;
sie sind 0,66m hoch und 2,4 bis 3,0m lang (Fig. 125 u. 126). Sie sind zwei- bis dreimal auf ihre Länge
mit den gegenüber stehenden durch Flachschienen verbunden, ebenso wie die Leitständer, auf deren Höhe
5 bis 6 solcher kommen. Um für verschiedene Mauerdicken benutzt werden zu können, haben die Flachschienen
eine Anzahl von Löchern, durch welche zum Zweck der Befestigung Bolzen gesteckt werden. Die
Art der Verbindung zeigt Fig. 127 bis 129. Die Verbindung der Formtafeln mit den Leitständern erfolgt
durch Schraubenbolzen (Fig. 127 u. 128) oder durch Klammern und Bolzen (Fig. 130).
Grafik: Fig. 125 1/40 w. Gr., Fig. 126, Fig. 127, Fig. 128, Fig. 129, Fig. 130 1/10 w. Gr. |
Für verschiedene Mauerstärken sind verschieden große Eckformen oder schmale Tafeln von entsprechender
Breite zum Einschalten (Fig. 125) erforderlich. Drake verwendet zum Anpassen an verschiedenartige
Mauerlängen auch Tafeln mit einer beweglichen Platte, deren wagrechte Winkeleisen sich über denen
des festen Teiles verschieben lassen.
Die Formtafeln sind an der Wandseite glasiert oder emailliert; doch hält Drake einen guten Oelfarbenanstrich für ausreichend.
Zur Ausführung der von der Berliner Cementbauaktiengesellschaft in Rummelsburg bei Berlin hergestellten Häuser wurde das in Fig. 131 mitgeteilte Formengerüste benutzt231). Die Leitständer von {#(PR)}-Querschnitt (5cm breit, mit 3,5cm breiten Flanschen und im Eisen 7mm dick) werden auf Querschienen (6cm breit und 1cm stark) einander gegenüber aufgestellt (Fig. 132), wobei die ersteren mit Zapfen in Schlitze der letzteren eingreifen. Diese Schlitze sind, um die Formkasten für verschiedene Wandstärken einrichten zu können, in Abständen von 2cm angebracht. Zur Querverbindung der Leitständer dienen, ähnlich wie bei dem Drake'schen Gerüste, Flachschienen, die hier aber hochkantig gelegt sind und, wie die Grundschienen, in Abständen von 2cm durchlocht sind. Diesen Löchern entsprechen andere in den Flanschen der Leitständer, so daß die Besestigung durch einen durchgesteckten Bolzen erfolgen kann. Durch gleiche Querschienen, aber flach liegend, werden die Formtafeln unten und oben miteinander verbunden. Die Formtafeln sind 0,65m hoch, aus 2mm starken Blechplatten zusammengenietet und an den wagrechten Rändern durch Winkeleisen von 2,5cm Breite versteift. Die Bleche greifen bis auf die Mitte der Breite der Leitständer über, so daß sie allein die Wandung der Formkasten bilden. Die Leitständer werden im
230) Letters Fatent to Charles Drake, 1868, Nr. 1364. ^ |
231) Nach: Baugwksztg. 1872, S. 262. ^ |
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Grafik: Fig. 131 1/40 w. Gr. |
Grafik: Fig. 132 1/10 w. Gr. |
allgemeinen in Entfernungen von
1,75m aufgestellt; doch kommen
auch solche zu beiden Seiten des
inneren Winkels und neben den
Scheidewandanschlüssen zu stehen
(siehe den Grundriß in Fig. 131).
Sie werden durch Schienen miteinander
in Richtung der Mauerflucht
verkreuzt und nach den
Seiten hin verstrebt. Auch können
Träger für 80cm breite Gerüstböden,
wie beim Drake'schen Gerüst, angebracht werden. Diese leichte Anordnung soll genügen, weil
die Böden nicht zur Lagerung von Materialien dienen, sondern dieselben nur die Arbeiter zu tragen haben.
Die ganze Einrichtung erscheint zweckmäßig und besitzt vor der Drake'schen einige Vorzüge; doch ist nicht klar, wie die Formtafeln in gehobener Lage an den Leitständern befestigt, bezw. wo dieselben getragen werden.
Wahrscheinlich werden zu diesem Zwecke an den lotrechten Rändern der Formtafeln Winkeleisen unentbehrlich sein, welche mit den Flanschen der Leitständer verschraubt oder in einer anderen Weise verbunden werden. Alsdann dürften aber die gewiß die Arbeit störenden Längsverkreuzungen entbehrt werden können.
Grafik: Fig. 133 1/40 w. Gr., Fig. 134 1/10 w. Gr. |
Liebold232) gibt die in Fig. 133 u. 134 dargestellte Verbin- dungsweise zu dem eben erwähnten Zwecke an. Zur Erzielung größerer Steifigkeit wird mit den an den Winkeln der Mauerecke zusammentretenden beiden Leitständern ein Holz von 5cm Stärke verbolzt. Zu demselben Zwecke sind die bis zu 3m langen Formtafeln in Abständen von etwa 1m mit {#(BUM)}- oder {L}-Eisen vernietet.
Liebold233) teilt auch die in Fig. 135 u. 136 dargestellte Konstruktion eines hölzernen Formengerüstes mit. Bei demselben bestehen die Leitständer aus 10cm breiten Flacheisen, auf welche 5cm starke Holzstücke aufgeschraubt sind. Dieselben sind durch die Querverbindungen in vier Abteilungen von je 50cm Höhe, den Formtafeln entsprechend, zerlegt. Die Formtafeln werden aus Stücken von 1m Länge und solchen von 25cm, 10cm und 5cm Länge zusammengesetzt, so daß man dieselben, dem Bedürfnis entsprechend, bequem kürzer oder länger machen kann. Zu diesem Zwecke sind sie auf Rundeisenstäben aufgereiht, welche in den am oberen und unteren Rande der Bretter angenagelten Bohlen liegen und sich in die 1m langen Tafeln nach Bedarf hineinschieben
232) In: Liebold, B. Der Zement etc. Halle a. S. 1875. S. 63. ^ |
233) A. a. O., S. 65. ^ |
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Grafik: Fig. 135 ca. 1/40 w. Gr., Fig. 136 |
lassen. An dem einen Ende wird der Stab durch
einen Stift fest gemacht, am anderen mit einer
Schraubenmutter angezogen. An den Enden der
Formtafeln sind lotrechte Winkeleisen angebracht,
welche Laschen tragen, durch die sie an den Leitständern
befestigt werden.
Bei Rittel's patentiertem Formengerüste234) sind die 45cm hohen Formkasten aus Tafeln von 1m Länge zusammengesetzt, welche aus leichtem Holzrahmenwerk bestehen, dessen Wand durch Eisenblech geschlossen ist. Diese Formtafeln werden mit über Rollen geführten Leinen an den an den Enden aufgestellten Leitständern aufgezogen, sind an diesen aber nicht befestigt. Die letzteren sind 5,5 bis 7,5m hoch und haben drei durch Scharnier mit ihnen verbundene Beine, durch welche sie fest gestellt werden. Diese Formengerüste scheinen sich nur für einfache, einstöckige Gebäude zu eignen.
Die besprochenen Formengerüste sind mit Rücksicht auf eine öftere Anwendung derselben gestaltet; sie setzen auch eine verhältnismäßig einfache Bildung der Gebäude voraus. Bei Bauwerken von verwickelterer Grundform und in außergewöhnlichen Fällen wird man daher sich Formen herstellen müssen, die den besonderen Verhältnissen angepaßt sind, und wird mit Rücksicht auf die nur einmalige Verwendung für dieselben das Holz wählen. Beschreibung und Abbildung einer derartigen Ausführung finden sich in der unten angegebenen Quelle235).
Betonwände mit Verkleidung. (136.)
Die dauernde und zugleich den Ersatz für ein Formengerüste bildende Verkleidung einer Betonmauer kann aus den verschiedenen natürlichen und künstlichen Steinmaterialien hergestellt werden. Ueber die Verkleidung mit Quadern ist schon in Art. 7 (S. 11), über die mit regelmäßigen kleinen Steinen in Art. 62 (S. 69) gesprochen worden, und zwar besonders über die von den Römern angewendeten Ausführungsweisen. Zwar ist bei diesen der Mauerkern als Bruchsteinmauerwerk aus kleinen Stücken zu bezeichnen; doch ist dasselbe so verwandt mit unserem Beton mit Packung, daß für diesen dieselben Regeln, wie für jenes gelten müssen. Ein Rammen des Betons ist daher nur bei Verkleidungen aus schweren Quadern ausführbar, in allen anderen Fällen aber zu unterlassen; im übrigen müssen die Grundsätze zur Anwendung gelangen, die für Mauern aus gemischtem Mauerwerk (siehe den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, 2. Aufl., Art. 81 bis 85, S. 67 bis 72) aufgestellt wurden. Als Verkleidungsmaterial kommen für den Hochbau namentlich Backsteine und andere geeignete künstliche Steine in Betracht236); doch verdienen einige für diesen Zweck gemachte Erfindungen der Erwähnung.
Von der Broomhall Tile & Brick Co. werden winkelförmige, langkantige Steine hergestellt, deren Anwendung Fig. 137 zeigt. Der eine Schenkel bildet die Wandverkleidung, so daß diese das Ansehen einer im Läuferverband aufgeführten Backsteinmauer liefert; der andere Schenkel wird durch den Beton festgehalten. Gesimse und andere Zierteile werden aus Formstücken eingefügt237).
234) Näheres in: Deutsche Bauz. 1879, S. 345 — und: Zeitschr. f. Bauhdw. 1880, S. 76. ^ |
235) Grosch, G. Ueber die Verwendung von in Holzmodellen geformtem Cementbeton zu Turbinenwasserbauten u. s. w. Civiling. 1885, S. 65. ^ |
236) Ueber Verblendungen der Betonmauern, allerdings nur von Futtermauern, Schleusenmauern u. dergl., siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1886, S. 433, 453. ^ |
237) Siehe: Builder, Bd. 26, S. 658 — und: Deutsche Bauz. 1871, S. 322. ^ |
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Grafik: Fig. 137 |
F. & J. P. West verwenden zur Verkleidung der Mauern Betonplatten von rechteckiger oder polygoner Form mit einer Vertiefung auf der Innenseite (Fig. 138). Dieselben haben in den Lagerflächen Höhlungen und ringsum Nuten, die mit einem schnell bindenden Cement ausgegossen werden238). Die rechteckigen Platten sind ungefähr 45cm lang, 30cm hoch und 37mm dick. Kleinere Gesimse werden mit den Platten hergestellt; größere werden aus besonderen Stücken gebildet. Die Platten können an ihrer Außenfläche beliebig verziert werden.
Wände aus Betonsteinen. (137.)
Grafik: Fig. 138 |
Die Betonsteine und Betonquader gehören zu den Kunststeinen, welche schon kurz in Art. 33 (S. 43) und in Teil I, Band 1, erste Hälfte dieses »Handbuches« behandelt wurden. Sie werden entweder hergestellt, indem man die fertig bereitete Betonmasse in Formen stampft, oder nach Art des Betons mit Packung, oder als kunstgerechte Mauerwerksblöcke mit viel Mörtelzusatz. Auf die erste Weise wird man die innerlich gleichförmigsten und festesten Betonsteine erzielen können. Dieselben haben sich auch zumeist bewährt; doch erscheint es auch bei ihnen zweckmäßig, zu ihrer Herstellung den mit langsam bindendem Portlandcement bereiteten Beton ziemlich trocken in die Formen zu stampfen und fettere Mischungen für die Außenflächen zu vermeiden. Ueberzüge von fettem Cementmörtel oder reinem Cement geben zu Schwindungsrissen Veranlassung. Glatte Flächen kann man auch durch Verwendung von feinem Sand erzielen. Aus flüssigem Cementmörtel oder
238) Siehe: Builder, Bd. 48, S. 826, 884. ^ |
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Beton gegossene Steine werden so porig, daß sie keine Witterungsbeständigkeit in
ausgesetzten Lagen erwarten lassen. Vor der Verwendung sollten die Betonsteine
vollständig abgebunden haben239).
Das Vermauern der in Quader- oder Backsteinform hergestellten Betonsteine bedarf keiner besonderen Erörterung. Dagegen mögen einige besondere Formen von Betonsteinen hier Erwähnung finden.
Grafik: Fig. 139 ca. 1/30 w. Gr. |
Dies sind die von J. J. Lish erfundenen {Z}-förmigen Betonsteine240), welche sich gut zur Herstellung hohler Mauern eignen (Fig. 139). Der Verband in solchen Mauern ist ein guter; auch lassen sich die Steine für die Versendung leicht ineinander packen, wenngleich sich dabei viel Bruch ergeben dürfte. Durch Einschaltung von gewöhnlichen Betonplatten, welche die doppelte Länge der Flügel der {Z}-förmigen Steine haben, können Mauern mit größeren Hohlräumen erzielt werden. Volle Mauern sind selbstverständlich leicht durch Ausfüllung der Hohlräume mit Beton herzustellen.
Diesen Platten verwandt sind die von W. Weyhe in Bremen erfundenen241), welche an ihrer Rückseite hakenförmige Rippen haben, die zur Bildung von dünnen Wänden ineinander greifen oder bei stärkeren Mauern durch Drahtklammern miteinander verbunden werden. Die Platten werden auch mit Drahtgewebe- oder Juteeinlage hergestellt, wobei diese Einlagen auch als Ersatz für die Rippen verwendet werden können. Einfacher und brauchbarer sind hohle Betonquader, welche in Verband vermauert werden.
Als Beispiel mögen die von B. Liebold & Co. zum Bau einer Villa angewendeten hohlen Betonquader mitgeteilt werden (Fig. 140), welche in zwei Größen, 50 × 50cm und 50 × 25cm, 31cm hoch hergestellt wurden, mit einer Wanddicke von 5cm und einer Mischung von 1 Teil Cement auf 7 Teile
239) Eine lehrreiche Erörterung über die Ausführung von Turmhelmen in Cementbeton sindet sich in: Deutsche Bauz. 1884, S. 351, 362, 384, 399, 419, 508, 627; 1886, S. 84, 524, 547. — Ueber Ausführungen in Betonsteinen vergl. auch: Zeitschr. f. Baukde. 1881, S. 522. ^ |
240) Siehe: Building news, Bd. 37, S. 411. ^ |
241) D. R.-P. Nr. 73_938 u. 77_963. — Siehe auch: Baugwksztg. 1895, S. 389. ^ |
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Grafik: Fig. 140242) |
Kiessand. Zu den Fenster-, Thür- und Hausecken, sowie zu den Gesimsen wurden Vollsteine verwendet, als Mörtel Cementmörtel242).
Formale Behandlung. (138.)
Grafik: Fig. 141243) |
Die formale Ausbildung der Betonwände bietet keine besonderen Schwierigkeiten, wenn dieselben mit einer Verkleidung oder aus Betonsteinen hergestellt werden; sie wird sich an die der Wände aus natürlichen oder künstlichen Steinen anschließen; dagegen ist sie eine beschränktere, wenn die Wände ganz aus Beton aufgestampft werden. Sie wird in diesem Falle erleichtert, wenn die Wände einen Putzüberzug erhalten und sich dann innerhalb der Grenzen bewegen müssen, welche für den Putzbau gelten (vergl. Art. 109, S. 97). Für etwas reicher auszustattende Gebäude wird man hierbei in der Regel Gesimse und Umrahmungen der Oeffnungen aus Kunststein bilden oder aus Backsteinen vormauern und in Cementmörtel ziehen (vergl. Art 134, S. 116).
Daß bei geeigneter Behandlung des äußeren Putzes und angemessenen einfachen Gliederungen auch ansprechende Wirkungen von Betongebäuden sich erzielen lassen, zeigt das nach den Plänen Dollinger's errichtete, in Fig. 141243) dargestellte Wärterhaus der oberschwäbischen Eisenbahn.
Die plastische Flächenbehandlung ist schwierig, wenn die Wände keinen Putz erhalten sollen, und wohl nur bei hölzernen Formkasten ausführbar. Bei solchen lassen sich für Bildung von Füllungen oder Nuten an den Formtafeln entsprechend gestaltete Brettstücke, bezw. Leisten von rechteckigem oder dreieckigem Querschnitt befestigen.
Aber auch dies setzt eine fettere und feinsandigere Beschaffenheit des Betons
242) Nach: Zeitschr. f. Bauhdw. 1893, S. 2. ^ |
243) Faks -Repr. nach: Deutsche Bauz. 1870, S. 45. ^ |
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voraus, als in der Regel angewendet wird. Nur bei stärkeren Mauern wird man zu
diesem Zwecke eine bessere Mischung als äußere Verblendung in die Formen mit
einstampfen können.
Auf letztere Weise wurde der Leuchtturm auf La Corbière bei Jersey aufgeführt. Während die Mauer in der Hauptmasse aus Beton von 1 Teil Cement auf 6 Teile Kies bestand, wurden für die 5 bis 8cm starke Verblendung auf 1 Teil Cement 3 Teile Kies genommen und auf die Formen Keilleisten zur Bildung eines Fugennetzes genagelt. Dieses Verfahren liefert jedenfalls ein dauerhafteres Ergebnis, als das nachträgliche Auftragen eines Cementputzes. Um das Anhaften des Betons an die Form zu verhindern, ward dieselbe bei jeder neuen Verwendung mit Bürste und Wasser gereinigt und dann mit einer aus Seife und Wasser dickflüssig gekochten Mischung angestrichen. Als Holzart für die Form hat sich die fette Harztanne bewährt244).
Zeit der Ausführung. (139.)
Für die Ausführung der Betonbauten eignen sich die Jahreszeiten mit mittlerer Wärme, also Frühjahr und Herbst. Große Hitze und Kälte wirken im Beginn der Erhärtungszeit des Betons schädigend, während sie dem erhärteten Beton nicht nachteilig sind. Frischer Beton wird durch große Wärme zu rasch seines zur Erhärtung notwendigen Wassers beraubt, durch Frost aber in derselben verlangsamt oder ganz gestört. Die Gefahr für den Beton durch außergewöhnliche Temperaturen hört etwa 7 Tage nach seiner Anfertigung auf. Es empfiehlt sich daher, bei Betonausführungen im Sommer und Winter entsprechende Schutzvorrichtungen zu treffen: starke Befeuchtung bei Hitze, Abdecken mit Sand und Bereitung mit warmem Wasser bei Kälte245).
Wertschätzung. (140.)
Von den Vertretern des Betonbaues werden demselben neben anderen namentlich die folgenden Vorteile zugeschrieben246): Schnelligkeit der Ausführung; leichte und erfolgreiche Verwendung von gewöhnlichen Arbeitern zur Bereitung und Verwendung der Betonmasse; verhältnismäßig geringer Verbrauch von Baumaterial und Verwertung aller sonst nicht allein unbrauchbaren, sondern auch oft lästigen stein- und schlackenartigen Abfälle jeder Art; überaus leichte und billige Anlage von Rauch- und Lüftungsrohren; große Sicherheit der Mauern gegen Schlagregen und Feuchtigkeit überhaupt und die hierdurch bedingte größere Wärme der Wohnungen während der feuchtkalten Jahreszeiten; große Sicherheit gegen Gewürm und anderes Ungeziefer, welches sich in anderen Mauern hinter dem Putz dauernd einnistet oder die Mauern, namentlich solche von Bruchstein, mit den vielen und oft offenen Fugen durchbricht; auch bei feuchter Witterung vorhandene ausreichende Lüftung und schnelle Bewohnbarkeit der aus Beton hergestellten Gebäude. Außerdem wird vielfach die größere Billigkeit des Betonbaues gegenüber dem Ziegelbau gerühmt.
Einzelne der angeführten Vorteile werden auch von den Gegnern des Betonbaues zugestanden werden können; andere werden jedoch nur bedingungsweife zugegeben, bezw. beanstandet und auch Nachteile desselben, die seiner ausgedehnteren Anwendung entgegenstehen, werden angeführt. Solche sollen sein: Unbequemlichkeit der Ausführung in Formen, die bei engen und beschränkten Baustellen, wie sie in Städten die Regel bilden, sich geltend macht; Starrheit der Betonkonstruktionen, welche einer durch veränderte Bedürfnisse so häufig notwendig werdenden Verände-
244) Nach: Deutsche Bauz. 1881, S. 440. ^ |
245) Nach den Erfahrungen amerikanischer Ingenieure hat sich bei Bauausführungen in Frostwetter im allgemeinen der Portlandcement besser bewährt, als der natürliche amerikanische Cement (Rosendale-Cement); auch haben dieselben gefunden, daß der Zusatz von Salz bei der Mörtelbereitung alle Cemente widerstandsfähiger gegen Kälte macht. (Vergl.: Nouv. annales de la constr. 1887, S. 159.) — Diese Wirkung des Kochsalzzusatzes ist auch durch deutsche Versuche bestätigt. (Vergl.: Deutsche Bauz. 1887, S. 148.) ^ |
246) Siehe: Liebold, B. Gutachten über Betonbauten im Hochbau. Zeitschr. f. Bauhdw. 1880, S. 106. ^ |
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rung der Anlage sich widersetzt und dieselben gegen Ziegelbau entschieden zurückstehen
läßt; mangelhafte äußere Erscheinung247).
Bei der Verschiedenheit der Beurteilung, die der Betonbau demnach erfährt, erscheinen einige Erörterungen geboten.
Die Möglichkeit sehr schneller Ausführung ist durch glaubwürdige Angaben nachgewiesen. Dieselbe scheint jedoch nur gesichert, wenn die Leitung des Baues einem Sonderfachmann übergeben ist und die Ausführung durch geübte Arbeiter erfolgt; denn es liegen auch Mitteilungen über eine gegenteilige Erfahrung vor248). Die Verwendung von geübten und in ihrer Zuverlässigkeit erprobten Arbeitern, also nicht bloß von gewöhnlichen Arbeitern, ist aber auch noch deshalb notwendig, weil davon die Güte der Arbeit und die Vermeidung von nachteiligen Erscheinungen abhängen. Insbesondere ist hiervon auch die geringste für einen gegebenen Fall in Bezug auf Festigkeit zulässige Wandstärke und damit auch der Stoffverbrauch abhängig. Da nun aus anderen, nachher und in Kap. 11 zu besprechenden Gründen die geringsten Stärken von Betonumfassungswänden, wenigstens in Wohngebäuden, nicht unter denen von Ziegelmauern in gleicher Lage gehalten werden sollten, so ergibt sich eine Ersparnis an Baustoff häufig nur aus dem, was sich etwa durch geringere Vermehrung an Wanddicke in unteren Stockwerken gegenüber den 1/2 Stein starken Absätzen bei Ziegelmauern erzielen läßt. Eine Kostenersparnis gegenüber dem Ziegelbau kann daher in der Hauptsache nur dann erreicht werden, wenn die Betonfüllstoffe wesentlich billiger als die Mauerziegel zu haben sind; denn dem gewöhnlich für letztere verwendeten Luftkalkmörtel steht der teuerere Cementmörtel beim Betonbau, dem bei diesem etwa geringeren Arbeitslohn die Bereithaltung der kostspieligen Formengerüste gegenüber.
Die Feuchtigkeit und Kälte von Wohnräumen in Betongebäuden, welche in einzelnen Fällen beobachtet wurden249), scheint von der zu geringen Dicke der betreffenden Umfassungswände herzurühren. Die Ursache der unangenehmen Erscheinung kann dabei zweierlei Art sein. Entweder der Beton besitzt eine zu gute Wärmeleitungsfähigkeit, so daß sich bei Abkühlung der Außenluft die Feuchtigkeit der Innenluft an den Wänden niederschlägt, da diese rasch dem Wärmewechsel folgen; oder der Beton ist zu wenig dicht und wird vom Schlagregen ganz durchfeuchtet. In beiden Fällen verhält sich eine dickere Wand günstiger, als eine dünnere. Die Erfahrung hat auch gezeigt, daß die erwähnten Uebelstände bei Betonwänden nicht auftreten, welche die Stärke erhalten, die man Ziegelmauern geben würde. Da bei einer größeren Mauerdicke die Festigkeit des Betons eine verhältnismäßig geringere sein kann, so erscheint auch deshalb die Anwendung eines porigen Betons für Wände gut zulässig, wobei es nur wünschenswert bleibt, daß die Außenflächen vor der Durchfeuchtung durch Schlagregen durch einen Putz oder einen Behang geschützt werden, was übrigens für Wände aus porigen Backsteinen ebenso gilt250). Wenn man bei dünnen Wänden aus dichtem Beton geeignete Verkleidungen anwendet, um die Wärmeleitungsfähigkeit zu verringern, was allerdings mit einer Erhöhung des Kostenaufwandes verbunden ist, und dabei für genügende Lüftung der Räume sorgt, bezw. Anordnungen für künstliche Lüftung trifft, so werden sich mit
247) Siehe: Deutsche Bauz. 1877, S. 160. ^ |
248) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1886, S. 139. ^ |
249) Siehe: Zeitschr. f. Baukde. 1881, S. 546. — Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1882, S. 157. ^ |
250) Ueber eine eigentümliche Art von Betonhohlmauern, welche in Rußland mit Rücksicht auf möglichsten Warmhalten von Räumen errichtet werden, siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1888, S. 181. ^ |
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Sicherheit auch mit solchen Wänden behagliche Wohnungen herstellen lassen. Zu
beachten ist, daß Beton bei längerer Durchfeuchtung dauernd luftundurchlässig
wird251). Andererseits trocknen Betonmauern rasch aus, liefern also rasch bewohnbare
Räume, da zur Bereitung des Betons nur wenig mehr Wasser, als unbedingt
erforderlich, zu verwenden ist. Ein Vorzug des dichten Betons in gesundheitlicher
Beziehung möchte hier noch anzuführen sein. Derselbe besteht darin, daß der Beton
für die Aufspeicherung von Krankheitsstoffen wenig Gelegenheit bietet, ein Vorzug,
den man in manchen Fällen bei anderen Mauerwerksgattungen durch möglichst dichte
Ueberzüge oder Verkleidungen zu erreichen sucht.
Die Forderung der Trockenheit, welche man aus Rücksicht auf die Gesundheit der Bewohner an alle Mauern von Wohngebäuden, also auch an Betonmauern stellen muß, steht einigermaßen mit dem Umstande in Widerspruch, daß die hydraulischen Bindemittel, auch der Portlandcement, dauernder Feuchtigkeit für sicheren Bestand bedürfen. Hieraus ergibt sich ein Bedenken gegen die Anwendung des Häuserbaues aus Beton, zum mindesten für Länder mit trockenem Klima, während er für feuchte Himmelsstriche sich deshalb besser eignet.
Einer Beschränkung unterliegt der Betonbau, wie der Erd- und Kalksandstampfbau, in der Rücksichtnahme auf möglichst einfache Planbildung. Vor- und Rücksprünge in den Mauerzügen veranlassen immer umständliche und kostspielige Anordnungen an den Formengerüsten. Dagegen nehmen die letzteren nicht mehr Raum, als andere Baugerüste in Anspruch.
Veränderungen lassen sich an Betonwänden nur mit mehr Arbeit ausführen, als bei anderen Mauerwerksarten; auch ist das gewonnene Material nur in geringem Maße weiter verwendbar. Sichere Angaben über die Unterhaltungskosten von Betonbauten liegen noch nicht vor; doch können dieselben für Mauern aus gutem Beton und von sorgfältiger Ausführung nur unerheblich sein; auch läßt bei Verwendung von gutem Cement eine lange Dauer sich erwarten.
Cementbeton hat sich als sehr feuerbeständig erwiesen und überragt in dieser Beziehung die meisten natürlichen Steine252). Dies mag den Wert des Beton auch für den Mauerbau erhöhen.
Wenn nun auch Beton den eben erwähnten Vorzug besitzt, so ist doch auch sicher, daß wegen der allgemeinen Eigenschaften der Cementbeton in seiner Erhärtung durch höhere Wärmegrade gestört wird und derselben Trockenheit der Luft nicht förderlich ist, daß daher auch das erwähnte gute Verhalten von Beton gegen Erhitzung nur nach vollständiger Erhärtung zu erwarten ist. Bei Erhitzung über 200 Grad nimmt übrigens auch die Festigkeit eines gut erhärteten Cementmörtels ab253). Dennoch hat man bisher keine Bedenken getragen, Rauchrohre von Wohngebäuden, ja sogar große Fabrikschornsteine, aus Beton aufzuführen254).
Den Betonmauern wird nachgerühmt, daß sie monolithe Massen in ihrer ganzen Ausdehnung bilden. Es ist die Frage, ob dies wirklich der Fall ist. Vor dem Auftragen einer neuen Schicht, bezw. dem Anschluß an ein in derselben Höhe befindliches Stück einer solchen hat die darunter oder daneben liegende Schichtenstrecke
251) Siehe: Lang, C. Ueber natürliche Ventilation. Stuttgart 1877. S. 95. ^ |
252) Dies bestätigen die Bauschinger'schen Versuche. (Siehe: Mittheilungen aus dem Mechanisch-Technischen Laboratorium der kgl. techn. Hochschule in München. Heft 12. 1885. S. 29.) ^ |
253) Siehe: Feichtinger, G. Die chemische Technologie der Mörtelmaterialien. Braunschweig 1885. S. 308. ^ |
254) Durch Brandproben wurde nachgewiesen, daß durch Hitzegrade, wie sie bei jedem größeren Brande vorzukommen pflegen, alle Mörtelmaterialien, namentlich Kalk, Gips und Tripolith, und auch Cement, ganz mürbe gebrannt werden, so daß ihre Festigkeit zum größten Teile verloren geht. (Vergl.: Deutsches Baugwksbl. 1889, S. 195.) ^ |
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schon abgebunden. Eine Verbindung wird allerdings ermöglicht, indem man die
älteren Schichtenstrecken aufkratzt und von lockeren Teilen säubert und dadurch die
Adhäsionsflächen vermehrt, noch besser durch gleichzeitiges Auftragen von Cementmörtel.
Aber ein einheitlicher Körper wird dadurch nicht erzielt, und deshalb
kann sich Betonmauerwerk in dieser Beziehung nur insoweit besser verhalten, als gutes
anderes Mauerwerk, als die Schichtenabteilungen des ersteren größer sind als die Steine
des letzteren. Erfahrungen hierüber sind von deutschen Ausführungen nicht bekannt
gemacht worden, vergl. jedoch die unten angegebene Quelle255).
Der Vorwurf mangelhafter äußerer Erscheinung der Betonbauten trifft wohl für die meisten Ausführungen zu, daß dies aber nicht unbedingt nötig ist, geht aus dem in Art. 138 (S. 124) Gesagten hervor. Allerdings bleibt der Beton ein Steinersatzstoff; doch wird man auch einem solchen bei nach anderen Richtungen hin vorhandenen guten Eigenschaften seine Berechtigung in ästhetischer Hinsicht zugestehen müssen, wenn sich seine Formenausbildung innerhalb verständiger und den Eigenschaften des Stoffes entsprechender Grenzen bewegt.
Seit auf Veranlassung des »Verbandes deutscher Architekten- und IngenieurVereine« eine Zusammenstellung der im Gebiete desselben über Betonbauten gemachten Erfahrungen veröffentlicht wurde256), ist wesentlich Neues über diesen Gegenstand nicht bekannt geworden, so daß das Gesamtergebnis in der Hauptsache noch Gültigkeit haben dürfte und deshalb hier abgedruckt werden mag:
»Die Herstellung von Hochbauten aus Beton hat sich in einer Anzahl von Fällen als eine brauchbare Bauweise bewährt, durch welche unter günstigen Preisverhältnissen der dazu zu verwendenden Materialien, besonders, wenn Kies und Sand in guter Beschaffenheit in der Nähe der Baustätte gewonnen werden kann, nicht unerhebliche Ersparungen gegenüber der gewöhnlichen Bauweise herbeigeführt werden können. Immerhin sind aber die bisher gewonnenen Erfahrungen noch nicht so allgemein günstige, daß eine uneingeschränkte Empfehlung der Bauweise angezeigt wäre.
Es stellt sich nach den bisherigen Ergebnissen der Betonbau für Außenmauern von Hochbauten doch nur als ein Surrogatbau dar, welcher nur in Einzelfällen Anwendung gefunden hat und der voraussichtlich auch für die Folge nur dann umfangreichere Verwendung finden wird, wenn nach den bestehenden Preisverhältnissen von Cement und Mauersteinen Betonbauten sich erheblich billiger, als gewöhnliche Bauausführungen stellen«257).
255) Revue gén. de l'arch. 1868, S. 171. ^ |
256) Siehe: Zeitschr. f. Baukde. 1881, S. 522. ^ |
257) Mitteilungen über die geschichtliche Entwickelung des Betonbaues brachte die 1. Auflage dieses Heftes (Art. 142, S. 144). — Eine ausführliche Besprechung findet der Beton und seine Verwendung, wenn auch weniger diejenige zum Häuserbau, in: Der Portlandcement und seine Anwendungen im Bauwesen. Berlin 1892. ^ |