Durm:Bewegliche Scheidewände
From Durm
in Kapitel 10: Sonstige Wände; vorheriges Unterkapitel: Durm:Glaswände. - Inhaltsverzeichnis des Heftes |
Inhaltsverzeichnis |
Seite 343 (Scan)
Allgemeines. (290.)
Mitunter liegt das Bedürfnis vor, große Räume durch Wände zeitweise in kleinere zu zerlegen, um diese getrennt voneinander benutzen zu können. In ein-
Seite 344 (Scan)
fachster Weise erreicht man dies durch Anordnung von Vorhängen oder Aufstellung
von Wandschirmen, welche jedoch wohl kaum als Baukonstruktion zu betrachten
sind und den angestrebten Zweck auch nicht für alle Fälle genügend erfüllen.
Die Anforderungen an eine solche Scheidewand können allerdings verschieden sein. Manchmal hat dieselbe nur der Bedingung Genüge zu leisten, einen größeren Raum so zu trennen, daß bloß ein Teil desselben im Winter geheizt zu werden braucht, so z. B. bei Speisesälen in Gasthöfen, die im Winter geringeren Besuch als im Sommer haben, wobei es wohl auch nicht darauf ankommt, ob man der Wand ihren vorübergehenden Zweck ansieht oder nicht.
Es kann aber auch der Fall vorliegen, daß die Wand sich von einer gewöhnlichen nicht unterscheiden darf und in demselben Grade wie die übrigen Umfassungen des Raumes Sicherung gegen Durchleitung des Schalles zu bieten hat, wie dies z. B. erwünscht ist, wenn der Saal eines Gasthofes zeitweilig in einzelne Fremdenschlafzimmer zerlegt werden soll.
Unter Umständen wird auch Feuersicherheit des Abschlusses verlangt. Als bewegliche Wände sind in dieser Hinsicht die eisernen Theaterschutzvorhänge zu nennen, welche in Teil III, Band 6 (Abt. V, Abschn. 1, Kap. 1) dieses »Handbuches« besprochen werden.
In der Regel verlangt man wohl von den beweglichen Scheidewänden, daß die Vorkehrungen zu ihrer Befestigung in der Zeit, wo sie nicht vorhanden sind, nicht sichtbar oder wenigstens nicht auffällig sein sollen. Ausnahmen können jedoch auch hiervon vorkommen, wie denn z. B. die Glaswände von Veranden und Wintergärten auch hierher gehören, deren Verglasung im Sommer zu entfernen ist, und welche schon in Art. 284 (S. 325) Besprechung fanden.
Manchmal genügt es, wenn die Scheidewände nur zu einem Teile ihrer Länge entfernbar sind.
Konstruktion. (291.)
Am schwierigsten dürfte die Bedingung zu erfüllen sein, die bewegliche Wand in ihrer Erscheinung einer festen gleich zu machen; denn Fugen lassen sich nicht vermeiden, da die Wand notwendig, um sie bewegen zu können, aus mehreren Stücken zusammengesetzt werden muß. Am ehesten wird sich eine Aehnlichkeit durch Anwendung von beiderseits tapezierten Holzrahmen erreichen lassen. Diese würden an den lotrechten Fugen mit Nut und Feder oder mit einem Falz ineinander greifen, dagegen an den Mauern, an Fußboden und Decke an Leisten einen Anschlag finden und an diesen angeschraubt werden müssen. Mit der Wegnahme der Wand würde die Leiste auf dem Fußboden jedenfalls zu entfernen sein, während es für die übrigen erwünscht ist, sie an Ort und Stelle belassen zu können. Sind die Wände oft wegzunehmen, so empfiehlt es sich für die Befestigungsschrauben in die Leisten Muttern und in die Rahmen Büchsen von Metall einzusetzen.
Des Aussehens und der Dauerhaftigkeit wegen möchte es zweckmäßig sein, die Rahmen nicht mit gewöhnlicher Leinwand, sondern mit einem steiferen Stoffe, etwa mit Döcker'scher Filzpappe (vergl. Art. 276, S. 315), zu bespannen oder mit dünnen Brettern (Kistenbrettern) zu verschalen. Gipsdielen (siehe Art. 198, S. 216) und Magnesitbauplatten (siehe Art. 273, S. 312) würden, wenn auch sonst geeignet, hierfür wegen ihrer Dicke zu schwer werden; weniger trifft dies für Xylolith (siehe Art. 274, S. 314) zu, da dieser Stoff in Platten von nur 5mm Dicke hergestellt werden kann. Derselbe würde auch eine gewisse Feuersicherheit bieten, die man noch mehr durch Bespannung mit Superator (siehe Art. 211, S. 228) erreicht.
Seite 345 (Scan)
Schallsicherheit würde bis zu einem gewissen Grade nur durch Anordnung von
zwei vollständig getrennten Wänden, deren Zwischenraum mit schlechtleitenden Stoffen
ausgefüllt ist, erzielt werden können.
Die Breite der Rahmen muß des Gewichtes halber im umgekehrten Verhältnis zur Höhe stehen. Die Höhe der zu teilenden Räume darf jedenfalls nicht die gewöhnliche von 3 bis 4m übersteigen, wenn nicht die Herstellung eine sehr umständliche, nur in mehreren Stockwerken ausführbare werden soll.
Der Steifigkeit und des Anbringens der Bekleidung wegen sind die Rahmen der Höhe nach mehrfach mit Querriegeln zu versehen.
Handelt es sich nicht darum, eine wegnehmbare Scheidewand herzustellen, welche einer festen ähnlich sieht, so wird man in der Regel von den tapezierten Rahmen Abstand nehmen.
Grafik: Fig. 680 1/10 w. Gr. |
Die billigste Anordnung wäre die, mit Oelfarbe angestrichene oder auch nur geölte und gefirnißte, verleimte Bretttaseln zur Wand zusammenzustellen. An den Enden würden genutete Ständer und auf dem Fußboden eine ebensolche Schwelle, an der Decke aber eine Leiste wie bei der eben besprochenen Konstruktion anzubringen sein. Zur Fugendeckung könnte man an den Seitenrändern der Tafeln, abwechselnd auf der einen und anderen Seite (Fig. 680), Deckleisten befestigen, ähnlich den Schlagleisten an Thüren.
Nur bei geringen Wandlängen möchte es sich empfehlen, die Tafeln durch Scharnierbänder aneinander zu hängen, um sie für die Beseitigung der Wand zusammenklappen und im Raume selbst belassen zu können650).
Von besserem Aussehen und auch in anderer Hinsicht vorzuziehen sind Scheidewände aus gestemmten Tafeln, die aber sonst ähnlich zu behandeln sein würden, wie die eben besprochenen. Die einzelnen Tafeln würden Thürflügeln entsprechen, die aber nicht mit Bändern aneinander gehängt zu werden brauchen, sondern aneinander geschoben werden können. An Stelle der Schlagleisten könnte man die Fugendichtung auch durch Nut- und Federverbindung bewirken; als Feder könnte dabei eine Flacheisenschiene dienen. Die Schwelle kann weggelassen werden, wenn man jeden einzelnen Teil durch Schubriegel am Boden befestigt; doch wäre es dann zu empfehlen, für die Wand in die Dielung einen Fries von hartem Holze einzulegen.
Es macht keine Schwierigkeiten, in diesen Wänden Durchgangsthüren anzubringen; auch können sie verglast hergestellt werden. Für diese Art Wände darf die Höhe des Raumes gleichfalls nicht zu beträchtlich sein.
An Standfähigkeit würden die Wände gewinnen und auch für größere Raumhöhen verwendbar werden, wenn man in geeigneten Abständen wegnehmbare Ständer anbrächte. Diese Ständer können in den Fußboden mit kurzen Zapfen eingelassen oder an demselben mit Winkeleisen und Schrauben befestigt werden. An der Decke würde zweckmäßigerweise dauernd ein Rahmholz anzubringen sein, mit dem die
650) Eine ähnliche Einrichtung, bei welcher die 50cm breiten Wandteile oben und unten mit Stiften in Nuten laufen, ist beschrieben in: Baugwksztg. 1893, S. 123. — Die Konstruktion der mit Sägespänen ausgestopften Teilungswand der großen Halle der Turnlehrer-Bildungsanstalt zu Dresden, bei welcher die einzelnen Felder coulissenartig mit Zugschnüren an die Wand gezogen werden können, ist mitgeteilt in: Civiling. 1883, S. 284. ^ |
Seite 346 (Scan)
Ständer durch Laschen zu verbinden sind. Die Verbindung der gestemmten, wie
auch der verleimten Tafeln mit den Ständern kann in der Weise, wie schon für die
Endständer angegeben, erfolgen, oder so, wie in Art. 208 (S. 226) bei dem Beispiel
der zerlegbaren Badeanstalt besprochen wurde. Ueberhaupt lassen sich manche der
im vorliegenden Bande bisher erwähnten Konstruktionen auch für die beweglichen
Scheidewände benutzen.
Bei größerer Höhe des Raumes empfiehlt es sich, dieselbe durch Querriegel zu teilen und ein zweites Stockwerk von Tafeln aufzusetzen.
Die Bequemlichkeit des Wegnehmens der Tafeln wird erhöht, wenn an denselben Handhaben oder Griffknöpfe angebracht werden.
Wenn es möglich ist, solche Anordnungen zu treffen, daß die Scheidewand nicht in ihren einzelnen Feldern fortgetragen werden muß, so läßt sich zur Herstellung auch das Eisen verwenden. So würde eine aus Wellblech oder aus glatten Blechtafeln hergestellte Wand im Ganzen belassen werden können, wenn man unter oder über dem zu teilenden Raume den Platz hat, um dieselbe dahin zu versenken oder emporzuheben. Dieser Platzbedarf ließe sich durch Anwendung von zusammenschiebbaren Plattenladen vermindern, wie sie bei großen Schaufenstern in Anwendung gekommen sind. Bequemer ist jedenfalls die Anwendung von Stahlblechrollläden, die bis zu 8m Länge angefertigt werden können. Diese erfordern jedoch ziemlich große Kasten an der Decke zur Unterbringung in aufgerolltem Zustande. Der Vorschlag 651), behuß Schalldämpfung diese Rollläden zu verdoppeln, dürfte zumeist zu kostspielig sein. Man wird besser zu beiderseitigem Behang mit wollenen Vorhängen greifen, schon um die Wohnlichkeit solcher Räume zu erhöhen, wenn hierauf Rücksicht zu nehmen ist.
Es kann, wie schon am Schlusse des vorhergehenden Artikels erwähnt wurde, der Fall vorkommen, daß nur ein Teil einer Scheidewand entfernt zu werden braucht.
Grafik: Fig. 681 Bewegliche Scheidewand in einer englischen Schulklasse652). — 1/75 w. Gr. |
651) In: Baugwksztg. 1889, S. 223. ^ |
652) Nach: Building news, Bd. 54, S. 423. ^ |
Seite 347 (Scan)
Es handelt sich hier also um bequeme und für den gegebenen Zweck ausreichende
Verbindung von Räumen, die für gewöhnlich getrennt sind. Oft genügt hierfür das
Anbringen von Schiebethüren in großen Wandöffnungen, welche in Teil III, Band 3,
Heft 1 dieses »Handbuches« zur Besprechung kommen werden. Man kann jedoch
auch die Wände selbst nach Art der Schiebethüren herstellen.
Solche Schiebewände werden in englischen Schulen zum zeitweiligen Trennen, bezw. Vereinigen von Klassen in großen Sälen mitunter angewendet. Bei dem in Fig. 681652) dargestellten Beispiel ist ein Saal von 15,24m Länge und 13,42m Breite in vier Abteilungen zerlegt, in der Weise, daß von jeder der vier verglasten Scheidewände die Hälfte oder zwei Drittel verschoben werden können. Zu diesem Zwecke ist in der Mitte des Saales ein eiserner Ständer von kreuzförmigem Querschnitt angeordnet, welcher den Anschlag für die verschiebbaren Teile bildet und zugleich einen eisernen Deckenträger aufnimmt. In der Dielung sind Schwellen mit eingelassenen Schienen angebracht, auf welchen die Wandteile mit Hatfield's Patentrollen laufen. An der Decke befinden sich Führungsleisten, welche an dem eisernen Deckenträger so besestigt sind, daß ein Bohren von Löchern in denselben nicht nötig ist. Zur Erleichterung der Bewegung sind auch oben kleine Rollen vorhanden, sowie auf jeder Seite eine bündig eingelassene Handhabe. Um nicht für jedes Durchgehen die Wände verschieben zu müssen, ist in jeder derselben eine Thür vorgesehen. Obgleich diese Wände so leicht als möglich hergestellt sind, so sollen sie doch das Durchdringen des Schalles von einer Abteilung in die andere in genügender Weise verhindern.
652) Nach: Building news, Bd. 54, S. 423. ^ |