Durm:Blockwände

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in Kapitel 7: Wände aus Holz. (Holzbau.) - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Konstruktion. (184.)

Die Blockwände360) werden durch Uebereinanderschichten der wagrecht gelegten Block-, Schurz- und Schrothölzer, dies sind mehr oder weniger bearbeitete Baumstämme, hergestellt. Sie ruhen entweder auf einem steinernen Unterbau oder auf einzelnen Stützen oder unmittelbar auf dem Boden.

Die im Blockbau errichteten Schweizer Wohnhäuser haben gewöhnlich ein steinernes Untergeschoß, das zu Stallungen und Kellern benutzt wird; viele Schweizer Speicher, ebenso oft die skandinavischen Blockhäuser, sind vom Boden durch Freistützen getrennt. Diese Trennung wird häufig noch durch zwischen diese Stützen und die Wände eingeschaltete, weit ausladende Steinplatten verstärkt, um dem Ungeziefer den Zugang zum Gebäude zu versperren. In den russischen Dörfern361), und so scheint es auch oft im östlichen Deutschland der Fall zu sein, werden die Blockhäuser unmittelbar auf den Erdboden gesetzt, was das rasche Zerstören derselben sehr befördert.

Die Blockhölzer behalten entweder die volle Rundung des Baumstammes (Fig. 279) oder sie werden dabei auf der Unterseite ausgehöhlt, um sich besser auf das darunter befindliche Holz auflagern zu können (Fig 280, von einer neuen Kapelle in Galizien362); oder sie behalten die Rundung bloß an 2 Seiten und werden für die Lagerung auf Ober- und Unterseite geebnet (Fig. 281); oder die Baumstämme werden




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längs der Mitte getrennt, wobei die einseitige Rundung nach außen genommen wird (Fig. 282); oder man läßt nur Baumkanten stehen (Fig. 283); oder man bearbeitet sie rechteckig (Fig. 284); oder endlich man fast die Kanten ab (Fig. 285).

Grafik: Fig. 279, Fig. 280362), Fig. 281, Fig. 282, Fig. 283, Fig. 284, Fig. 285, Fig. 286


Grafik: Fig. 287, Fig. 288

Die letztere Anordnung kostet das meiste Holz, da man die entstehenden Nuten notwendig wagrecht verlaufen lassen muß, während man bei den anderen Querschnittsformen die Lagerfugen entsprechend der Verjüngung der Bäume nach dem Wipfel steigen und fallen läßt, und zur Ausgleichung die Blockhölzer nur mit dem Stamm- und Wipfelende zu verschwenken braucht.

Noch kostspieliger werden selbstredend Blockwände, deren Balken regelmäßige, polygonale Querschnitte erhalten, wie in Fig. 286.

Nach Gladbach363) beträgt in der Schweiz die Dicke der Blockwände nur 12,0 bis 13,5cm. In dieser Stärke sind die Blockbalken aus dem Kernholze vierkantig nach dem Wuchs der Stämme beschlagen, so daß sie, je nach der unteren Stammdicke, verschiedene Höhen von 15 bis 60cm erhalten und hochkantig aufeinander zu liegen kommen. Die schräg verlaufenden Fugen sind meist nur schwer zu erkennen, da eine leichte Aushöhlung der oberen Lagerfläche, welche mit Waldmoos gefüllt wird, den Fugenschluß begünstigt und das Auge durch die Kernrisse in der Mitte der Balken getäuscht wird.

Die Länge der Blockwände ist durch die für Herstellung der Blockbalken brauchbare Länge der Baumstämme begrenzt.

Müssen Balken gestoßen werden, so kommt in der Schweiz nach Gladbach364) der in Fig. 287 dargestellte verzapfte schräge Hakenkamm mit Holzkeil in Anwendung.

362) Nach: Allg. Bauz. 1888, S. 23 u. Taf. 18, 19. ^
363) In: Die Holzarchitektur der Schweiz. 2. Aufl. Zürich u. Leipzig 1885. S. 21. ^
364) Ebendas., S. 22. ^




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Grafik: Fig. 289 Haus von Kaspar Schild in Meiringen366).


366) Faks.-Repr. nach: Gladbach, E. G. Der Schweizer Holzstil. Darmstadt 1868. ^



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Sonst begnügt man sich oft, die stumpf aneinander gestoßenen Balken an ihren Enden mit den darüber und darunter befindlichen durchgehenden Balken zu verdübeln. Diese Stöße sind an den Einbindungsstellen von Querwänden oder hinter den noch später zu besprechenden Klappständern anzuordnen. Bei der in Fig. 287 dargestellten Stoßverbindung erscheint dies nicht als notwendig.

Ihre Standfähigkeit erhalten die Blockwände durch die gegenseitige Verbindung an den Ecken und Kreuzungsstellen. Diese kann auf mehrfache Weise bewirkt werden. An den Ecken verwendet man die Verkämmung, die Verzinkung, die Hakenüberkämmung und die einfache Ueberblattung, sowie die letztere verbunden mit dem Kamm.

Bei der Verkämmung (Fig. 288) gehen beide Wände um etwa die Balkenbreite (in der Schweiz gewöhnlich 15cm) über die Ecke hinaus; es werden die sog. Vorstöße gebildet, welche den Blockwänden ein besonders charakteristisches Aussehen geben. Die Lagerfugen der einen Wand fallen ganz oder nahezu auf die Mitte der Balkenhöhe der anderen. Deshalb wird immer bei der einen Wand eine Ausgleichung durch Verstärkung des obersten und untersten Blockholzes oder durch die Einschaltung von Halbhölzern an diesen Stellen notwendig, wenn nicht unten dieselbe durch verschiedene Höhe des Grundmauerwerkes bewirkt wird. Auf dem genauen Schluß der Eckverbindung beruht zum großen Teile die Unverschieblichkeit der Wände eines Blockhauses. Man findet deshalb in der Schweiz oft an Stelle der einfachen Ueberkämmung die zurückgesetzte in verschiedener Weise angewendet (Fig. 290 bis 292365).

Grafik: Fig. 290365), Fig. 291365), Fig. 292365)


Besonders zweckmäßig erscheint die Verbindung in Fig. 291. Die auf Gehrung geschnittenen Fasen werden scharf schließend aufeinander gepaßt; die breiten Stoßflächen erhalten dagegen einen Spielraum von 6mm, um das Abscheren der Balkenvorstöße zu verhüten.

Für die Vorstöße der Schweizer Holzhäuser ist die Bildung der lotrechten Kanten bezeichnend. Mit Bedacht auf die an ihnen zuerst auftretende Verwitterung sucht man diese zu verdecken, bezw. an bestimmte Formen durch die in Fig. 290 bis 292 angegebenen Einkerbungen zu binden.

Die untersten Blockbalken läßt man in der Schweiz entweder weiter vorstehen, wie die über ihnen folgenden, oder man verbindet sie oft, abweichend von den letzteren, ähnlich wie die Grundschwellen der Fachwerkbauten, mit langen durchgehenden Zapfen und vorgeschlagenen Keilen (vergl. Fig. 150, S. 136).

Die oberen Balken der Schweizer Blockwände kragen allmählich immer weiter aus, so daß die Vorstöße — es gilt dies auch zumeist für die der Scheidewände — an den Giebelseiten in konsolenartige Träger der Dachpfetten, bezw. der über den

365) Nach: Gladbach, a. a. O., S. 22 — und: Der Schweizer Holzstil. II. Serie. Zürich 1883. S. 28. ^




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Fenstern in den Häusern der Urkantone angebrachten Klebdächer, an den Traufseiten dagegen in solche für die unter dem weit vorspringenden Dache angeordneten Laubengänge übergehen (Fig. 289366)).

Grafik: Fig. 293, Fig. 294367), Fig. 295


Bei der Verzinkung sind die Blockhölzer nach zwei Seiten an ihren Enden schwalbenschwanzförmig gebildet, so daß dadurch eine Lösung durch Herausziehen verhindert ist (Fig. 293). Auch hier liegen, wie bei der Verkämmung, die Lagerfugen der einen Wand in der Mitte der Balkenhöhe der anderen; dagegen fallen die Vorstöße weg.

Grafik: Fig. 296


In der Schweiz wird die Verzinkung besonders in den Kantonen Appenzell, St. Gallen und Unterwalden verwendet, da man dort der heftigen Stürme wegen die Blockwände überschindelt, wobei die Balkenvorstöße unbequem sein würden. Die Verzinkung wird namentlich aber in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberbayern für die Blockbauten benutzt. Im Salzburgischen und in Tirol sind diese Verzinkungen mitunter sehr künstlich ausgeführt (Fig. 294367)).

Nach Lachner368) sollen in Deutschland als Eckverbindungen die Hakenüberkämmungen (Fig. 295) besonders häufig vorkommen und den Verzinkungen der leichteren Ausführung wegen vorgezogen werden.

Die einfachste Eckverbindung ist die Ueberblattung; sie ist aber auch die unvollkommenste, da sie der Befestigung durch Dollen nicht entbehren kann, um Sicherheit gegen Verschiebungen zu bieten (Fig. 296). Hierbei fallen die Lagerfugen immer in dieselbe Höhe bei beiden Wänden.

Grafik: Fig. 297369)

Bei Blockwänden aus Rundhölzern wird der Vorstoß beibehalten und die Verbindung an der Ecke durch Ausschneiden der Rundung aus einem Stamm und Holznägel bewirkt (Fig. 297369)). Die Lagerfugen beider Seiten der Ecke fallen dabei in verschiedene Ebenen. Je nach der Tiefe des Ausschnittes kann man die Blockhölzer sich berühren oder einen Zwischenraum zwischen ihnen lassen.

366) Faks.-Repr. nach: Gladbach, E. G. Der Schweizer Holzstil. Darmstadt 1868. ^
367) Siehe: Publicationen des Vereines Wiener Bauhütte. Originalreiseaufnahmen. Band XVII. Wien 1887. Taf. 19 — ferner: Deininger, J. W. Das Bauernhaus in Tirol und Vorarlberg. Wien. Abt. I, Heft 8. ^
368) In: Geschichte der Holzbaukunst in Deutschland. Leipzig 1887. S. 100. ^
369) Nach: Graffenried & Stürler. Architecture suisse. Bern 1844. ^




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Grafik: Fig. 298370), Fig. 299


Besser ist die mit einem Kamm verbundene Ueberschneidung mit Vorstoß, wobei die Lagerfugen beider Wände nahezu in eine Ebene kommen und Verschiebungen durch den Kamm verhindert werden (Fig. 298370)).

Die Verbindungen von Scheidewänden mit Umfassungswänden und von sich kreuzenden Wänden ergeben sich im allgemeinen einfach aus den Eckverbindungen, insbesondere aus denen mit Vorstoß, wobei man nur einen oder beide sich zu Wänden verlängert zu denken braucht. Es bedarf daher hier nur der Erwähnung, daß bei den verzinkten Blockwänden, an Stelle des für die Ecke verwendeten, nach zwei Seiten schwalbenschwanzartig gestalteten Zinkens, dieser an den Blockhölzern der Scheidewände nur nach einer Richtung so gebildet wird (Fig. 299).

Bei den Schweizer Blockwandhäusern werden die Scheidewände nicht immer durch vollständige Vorstöße nach außen gekennzeichnet; sondern man läßt dann nur einzelne der Blockhölzer außen vorstehen und nutet die übrigen in der Umfassungswand ein (siehe Fig. 289, S. 192).

Bei denjenigen Blockwandgebäuden, bei welchen die Lagerfugen aneinander stoßender Wände in gleicher Höhe liegen, ist ein Verschieben ganzer Schichten möglich, bei denen, wo sie verschieden hoch angeordnet sind, dagegen nur eine seitliche Ausbiegung. Beides sucht man durch eine Verdübelung (Verdollung) zu verhindern (Fig. 300371)). Die Dübel oder Dollen (ungefähr 3cm starke Pflöcke von hartem Holz) werden in Abständen von etwa 1,5m angebracht, aber nicht immer lotrecht übereinander, sondern in regelmäßigem Wechsel versetzt.

Grafik: Fig. 300371)

Nach Gladbach werden in der Schweiz diese Nägel so geschnitzt, daß sie beim Einsetzen in die rund gebohrten Löcher mehr gegen die Hirnfasern, als gegen die Spiegelfasern der Balken drücken. Dadurch soll jedenfalls ein Aufspalten der verhältnismäßig schmalen Blockhölzer vermieden werden.

Für lange Wände reicht die oben erwähnte Verbindung durch Dübel nicht aus, um ihnen genügende Standfähigkeit zu geben. In der Schweiz rechnet man als größte zulässige Entfernung, bei deren Ueberschreiten die Wände seitlich gebunden werden müssen, 6m. Wo dies nicht durch Scheidewände geschehen kann, werden besondere Anordnungen getroffen. So kommen zu diesem Zwecke kurze Querwände zur Anwendung,

370) Nach: Hörnig, G. S. Grundsätze und Erfahrungen in Betreff der verschiedenen Zimmerarbeiten. 2. Aufl. von R. Heyn. Leipzig 1862. S. 201. ^
371) Nach: Graffenried & Stürler, a. a. O. ^




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Grafik: Fig. 301372), Fig. 302372), Fig. 303372), Fig. 304372)

welche nach außen den üblichen Vorstoß bilden, nach innen aber ebenfalls frei endigen (Fig. 301372)) oder mit einem Ständer abschließen (Fig. 302372)). Bei ganz hohlen Gebäuden, wie Heuspeichern, werden zur Wandversteifung in 2,5 bis 3,0m Entfernung verjüngt beschlagene Zangen zu beiden Seiten der Wand aufrecht stehend angebracht, die durch ausgeschlitzte kurze, quer durch die Wand gesteckte Bohlen als Keile getrieben sind (Fig. 303372)). An Stelle dieser Zangen verwendet man auch flach zu den Blockbalken gelegte Bohlen, die durch starke Holznägel fest miteinander verbunden sind (Fig. 304372)). Diese haben auf der einen Seite einen dicken achteckigen Kopf, auf der anderen einen durchgeschlagenen Keil.

Anderwärts verwendet man zur Versteifung weit freistehender Blockwände beiderseitig angebrachte und miteinander verbolzte Klappständer, die entweder in die Deckenbalken eingezapft sind oder nach Fig. 305 zu noch weiter gehender Sicherung ein bockartiges Gerüst bilden helfen.

Zu demselben Zwecke bringt man mitunter nur auf der inneren Seite der Blockwand verbolzte Ständer an, die mit den entsprechenden der gegenüber stehenden Wand durch Spannriegel und Winkelbänder verbunden sind. Im südöstlichen Teile des Königreiches Sachsen, sowie im nordöstlichen Böhmen werden gewöhnlich außen vor den als Blockhölzern errichteten Umfassungswänden Ständer aufgestellt, die mit Rahmen und geraden oder krummen Winkelbändern verbunden sind und so eine Verstärkung liefern, zugleich aber zur Unterstützung oberer vorspringender Stockwerkswände benutzt werden373).

Eine dichte Uebereinanderlagerung der Blockhölzer ist nicht immer notwendig, sondern mitunter ein reichlicher Luftdurchzug erwünscht, wie bei Heuspeichern. Zwischenräume zwischen den Balken sind dann leicht durch geringeres Ineinandergreifen zu erzielen (Fig. 303 u. 306).

Zur Bildung der Thür- und Fensteröffnungen muß man genutete Ständer in

372) Nach: Gladbach, E. G. Die Holzarchitektur der Schweiz. 2. Aufl. Zürich u. Leipzig 1885. S. 25. ^
373) Vergl. über diese Bauweise: Gruner, O. Volksthümliche Bauweise. Civiling. 1893, S. 503 — und: Derselbe. Beiträge zur Erforschung volksthümlicher Bauweise im Königreich Sachsen und in Nord-Böhmen. Leipzig 1893. ^




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Grafik: Fig. 305 1/50 w. Gr., Fig. 306, Fig. 307374)


Anwendung bringen, in welche die Blockhölzer eingreifen, um sie in ihrer Lage zu sichern. Die Ständer selbst werden mit Zapfen mit den darüber und darunter liegenden Blockbalken verbunden (Fig. 307374)). Dabei ist aber auf das Eintrocknen der letzteren Rücksicht zu nehmen, das 11/2 bis 3 Prozent der Höhe, je nach der Fällzeit des Holzes, beträgt. Nach dem hiernach für die Höhe der Oeffnung berechneten Maß muß die Länge des oberen Zapfens bestimmt und dieser zunächst schwebend angeordnet werden. Nach Verlauf eines Jahres sitzt er gewöhnlich fest. Die Thürständer werden in der Schweiz zumeist stärker, als die Blockwand gemacht und greifen mit einem Blatt über den als Sturz dienenden Blockbalken (Fig. 307374)).


Dichten der Fugen. (185.)

Da das Holz ein schlechter Wärmeleiter ist, so sind die ganz aus demselben hergestellten Blockwände geeignet, Räume von gleichmäßiger Temperatur, namentlich im Winter warm sich erhaltende, zu liefern. Dies wird aber in ausreichendem Maße nur durch sorgfältiges Fugendichten erreicht. Bei schwachen Blockwänden werden die Hölzer deshalb wohl durch Nutung oder Ueberfalzung miteinander verbunden.

Auf die Art, wie dieses Dichten jedoch zumeist in der Schweiz bewerkstelligt wird, wurde schon früher (S. 191) aufmerksam gemacht. Die scharf schließenden Fugen verhindern nicht nur den Luftdurchgang, sondern auch den Zutritt der Feuchtigkeit. Das hierbei zur Ausfüllung der etwas ausgehöhlten oberen Lager benutzte Moos kommt auch anderwärts viel zur Dichtung in Anwendung, doch meist in anderer Weise. Man lagert es entweder auf die nicht hierzu ausgehöhlten Blockbalken, oder man verstopft damit die durch die Baumkanten gebildeten offenen Fugen mit Hilfe von geeigneten meißelartigen Werkzeugen und dem Hammer.

Man verwendet oft Flechtenmoos. Nach Wolfram375) soll sich das bleichgrüne, am unteren Ende gelbliche Wassermoos (Sphagnum palustre L.) am besten eignen, welches häufig in den Forsten auf Torfgrund sich sindet; es heißt auch gemeines Torfmoos. Es ist weich, wie Filz drückbar, schwillt von der geringsten Feuchtigkeit, auch wenn es noch so lange trocken war, wieder auf, wurzelt aber nie in das Holz und soll so keinen Anlaß zur Fäulnis geben. Das letztere wird dem grasgrünen, gemeinen Waldmoos (Polytrichum commune L.) nachgesagt.

An Stelle des Mooses werden auch Bast, Werg, Filz u. dergl. verwendet, entweder gleich beim Aufschichten der Balken oder nach Fertigstellung des Hauses. Diese Stoffe werden häufig in Verbindung mit Lehm gebraucht und dann die Fugen mit Kalkanstrich überzogen, oft in verschiedenen Farben, so im östlichen Deutschland376).

374) Siehe: Gladbach, a. a. O., S. 27. ^
375) Handbuch für Baumeister. Teil 3. Rudolstadt 1824. S. 173. ^
376) Nach: Lachner, a. a. O., S. 100. ^




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Grafik: Fig. 308377)

Ein besonderes Dichten besteht darin, daß die Kanten der Balken an der Innenseite abgefast, in die offenen Fugen dann mit einem stumpfen Stemmeisen aufgedrehte Seile oder Werg eingetrieben und darüber Reife mit kleinen eisernen Klammern in Abständen von 5 bis 8cm so befestigt werden, daß von denselben nichts vorsteht, also auch nichts abgestoßen werden kann. Dann erfolgt ein Anstrich mit Teer, Unschlitt oder Pech (Fig. 308377)).

Zu weiterem Schutze gegen Kälte werden in Rußland die Wände auf der Innenseite oft mit Filz bekleidet und darüber tapeziert. Die Fugen der Hölzer hinter den Filzplatten sollen aber dem Ungeziefer jeder Art geeignete Brutstätten bieten.

Unmittelbar auf der Blockwand angebrachter Mörtelputz besitzt keine Dauer. Ein solcher ist nur auf einer aus lotrecht stehenden Brettern gebildeten Verkleidung ausführbar. Auch hierbei dürfte es sich aber empfehlen, das Setzen der Blockwand im Hauptteile abzuwarten.

Empfehlenswerter sind saubere Brettverschalungen oder Vertäfelungen, wie sie in der Schweiz oft vorkommen.

Grafik: Fig. 309

Auf der Außenseite erhalten die Blockwände in vielen Gegenden einen sehr zweckmäßigen Schutz durch Beschindelung oder jalousieartig sich überdeckende Bretter.

Recht zweckmäßig scheint die in Fig. 309 mitgeteilte Anordnung zu sein378). Zwischen die eichenen Verkleidungsbretter und die Blockhölzer ist zur besseren Dichtung eine Pappeschicht eingeschaltet. Die Jalousiebretter sind nur oben angenagelt, um das Setzen der Schutzbohlen nicht zu hindern.

In Graubünden verbergen sich sehr häufig die Blockwände der bewohnten Teile der Häuser samt ihren Vorstößen hinter den von außen nach vollständig erfolgtem Setzen vorgebauten starken Bruchsteinmauern.


Formale Behandlung. (186.)

Die besten Vorbilder für eine aus dem Wesen der Bauweise heraus entwickelte formale Ausbildung der Blockwände liefern die Schweizer Blockhäuser. Zumeist beruht dieselbe auf der schon in Art. 184 (S. 193) erwähnten Behandlung der Vorstöße und deren Verwertung für Unterstützung der weit vorragenden Dächer und Lauben. Auskragungen der Geschosse, welche namentlich für den älteren norddeutschen Holzfachwerkbau so kennzeichnend sind, kommen nicht immer und dann auch nur an den Giebelseiten und in geringer Ausladung vor. Die Vermittelung der letzteren wird entweder durch in die Blockbalken mit Schwalbenschwanz eingenutete Konsolen oder durch einen Rundbogenfries bewirkt.

Ueber die Wand hinausragende Deckenbalken werden dazu nicht verwertet; nur ausnahmsweise geschah dies bei älteren Gebäuden, wohl unter Hinzuziehen von Konsolen und mit größerem Vorsprung, für das unterste Blockwandgeschoß über der straßenseitigen Giebelmauer des Kellergeschosses. Deckenbalken kommen überhaupt zumeist nicht in Anwendung; sondern die gespundeten Dielen werden ringsum in die Blockwände eingenutet und, je nach der Ausdehnung des Raumes, durch ein

377) Nach: Möllinger, C. Bauconstructions-Vorlagen der Baugewerkschule zu Höxter. Höxter a. W. 1878, Heft 1, Tar. 11. ^
378) Nach: Baugwksztg. 1895, S. 1214. ^




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oder zwei Unterzüge unterstützt. Wandvorkragungen finden sich mitunter auch erst unter den Fenstern bewirkt. Unter den letzteren ziehen sich oft auch aus dem vollen Balken gehobelte Gesimse hin.

Die Fenster sind bei den Schweizer Bauten nicht regelmäßig verteilt, sondern zu Gruppen vereinigt, um die Blockwände nicht in zu viele einzelne Abteilungen zu zerlegen und so zu schwächen. Geschnitzte Umrahmungen derselben, sowie die reich verzierten Schiebeläden bilden oft, so besonders in den Urkantonen, den einzigen Schmuck der Wände, deren größter Teil unter den schon erwähnten Klebdächern sich versteckt. Im Berner Oberland und im angrenzenden Waadtland fehlen diese, da die sehr weit vorspringenden Hauptdächer den Wänden genügenden Schutz bieten. Auch fehlen dort die Schiebeläden. Infolge dieser Umstände hatte man Veranlassung, die Blockwände selbst reicher zu verzieren. Es geschah dies durch reiche, aber nur etwa 2mm vorspringende, geschnitzte Ornamentstreifen, welche als breite Gurten die von den Fenstern eingenommenen Geschoßabteilungen voneinander trennen und auch zwischen diesen fortgesetzt oder durch größere einzelne Ornamente ersetzt werden. Als Schmuck dienen auch die eingehauenen, friesartig wirkenden Inschriften (siehe Fig. 289, S. 192).

Die Ornamente heben sich in bunten Farben von dem schönen roten Grundton des Rottannenholzes ab.

Die Fugen der Blockbalken laufen in geneigten Linien, der Verjüngung der Stämme entsprechend, wie schon früher besprochen wurde; die Ornamentstreifen müssen dagegen wagrecht sich hinziehen. Um ein genaues Aufeinanderpassen der Ornamente zu erzielen, die ja durch die Fugen durchschnitten werden, können dieselben daher erst nach vollendetem Aufbau eingeschnitzt werden.

Dieser Aufbau geschieht in vorläufiger Weise auf dem Werkplatz; die Ornamente werden genau vorgezeichnet und nach dem Auseinandernehmen ausgeführt.

Diese die Blockwände in so zierlicher Weise belebenden Ornamente erfüllen noch einen Nebenzweck; sie verdecken sowohl die schräg verlaufenden Fugen, als auch die unvermeidlichen Kernrisse der Hölzer.

Ueber die Formen der Ornamente, über die kantonalen Verschiedenheiten des Schweizer Blockbaues und alles übrige denselben Betreffende bieten die mehrfach erwähnten und hier so reichlich benutzten Werke Gladbach's ausführliche Auskunft.

Reichen Schmuck zeigen auch viele russische Blockbauten, ebenso solche in Skandinavien, während die deutschen im allgemeinen sehr einfach sind und, wie die zahlreichen schlesischen Kirchen dieser Bauweise, ihre Wirkung hauptsächlich der Gruppierung verdanken379). Reicher und malerischer sind die ungarischen in Blockbau errichteten Kirchen380). Bemerkenswert sind auch die Blockbauten der slavischen Länder Oesterreichs381). Eine reizvolle Eigentümlichkeit zeigen die mit Blockwänden aufgeführten Bauernhäuser der Oberlausitz und der sächsisch-böhmischen Schweiz382). Den Blockwänden sind nämlich Ständer vorgestellt, durch gerade oder bogenförmige Bügen verbunden mit Rahmen, welche das obere ausgekragte Stockwerk tragen.

379) Ueber die deutschen Blockbauten siehe: Lachner, C. Geschichte der deutschen Holzbaukunst. Leipzig 1887. ^
380) Vergl.: Lehfeld, P. Die Holzbaukunst. Berlin 1880. Zeitschr. d. österr. Ing.- u. Arch.-Ver. 1893, S. 241. ^
381) Ueber die böhmischen Bauten finden sich Angaben in: Grueber, B. Die Kunst des Mittelalters in Böhmen. Teil IV. Wien 1879. ^
382) Vergl.: Gruner, O. Volksthümliche Bauweise. Civiling. 1893, S. 503; 1894, S. 491. — Auch als Sonderabdruck erschienen: Leipzig 1893 u. 1894. ^




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Grafik: Fig. 310 1/25 w. Gr.

Bei dem ältesten bekannten schwedischen Blockhaus, Ornoes in Dalekarlien, auch Haus des Gustav Wasa genannt383), sind die mit Abfasungen versehenen Blockbalken an den Vorstößen in einen schlanken, sechseckigen Querschnitt übergeführt (Fig. 310).

Bei den deutschen Blockbauten kommen, wie besprochen, Vorstöße häufig nicht in Anwendung, sondern glatte Ecken. Diese werden nun dann mitunter lisenenartig mit aufrecht gestellten, wohl auch mit vertieften Füllungen versehenen Bohlen verkleidet. Diese dienen nicht allein zur Zierde, sondern auch zum Schutze des offenen Hirnholzes. Zu gleichem Zwecke finden sich hie und da die Stirnseiten der Vorstöße mit Brettern verkleidet.


Bedeutung des Blockwandbaues. (187.)

Während in der Frühzeit der Geschichte, als noch unermeßliche Wälder viele Länder überdeckten, die Herstellung der Gebäude mit Blockwänden in sehr ausgedehnter Weise zur Verwendung gekommen sein mag, beschränkt sich der Blockbau jetzt auf jene Gegenden, wo noch ähnliche Verhältnisse herrschen und wo nicht genügende Gelegenheit geboten ist, das Bauholz nutzbringend zu verwerten. Wir finden ihn daher noch in Anwendung in waldreichen Hochgebirgen, in wenig kultivierten und in solchen Ländern, die erst der Kultur erschlossen werden sollen. Daneben empfiehlt er sich überall dort, wo in einfacher Weise mit geringen Hilfsmitteln und Fertigkeiten der Rauhigkeit des Klimas Trotz zu bieten ist. Dazu befähigen ihn die schlechte Wärmeleitungsfähigkeit des Holzes, die Einfachheit der Verbindungen, mit denen er hergestellt, die Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit der er aufgeführt werden kann und die sofortige Brauchbarkeit desselben. Dem widerspricht nur scheinbar die Künstlichkeit der Verbindungen, wie wir sie an den Schweizer Blockbauten kennen lernen. Die letzteren zeigen eben eine höchste Entwickelungsstufe, die sich nicht nur durch vollendete künstlerische Durchbildung, sondern auch durch hohe technische Vollkommenheit kennzeichnet.

Der Blockbau hat daher nur noch eine örtliche Bedeutung, was durch die Nachahmungen der nationalen Typen desselben nicht aufgehoben wird, die ihm öfters in Villenanlagen, zoologischen Gärten, Ausstellungen u. s. w. zu teil werden und die daher seine Kenntnis bedingen.

Aufmerksam ist hier noch zu machen auf die Schätzung, die der Blockhausbau im Kriegswesen und im Gefängnisbau sich erworben hat. Blockwände können von Gefangenen nur durchbrochen werden, wenn sie im Besitz von schneidenden Werkzeugen sind. Mit Rücksicht auf Feuersgefahr ist diese Verwendungsweise aufgegeben worden. Ob dies ganz gerechtfertigt ist, lassen die in England angestellten Versuche anzweifeln, da dieselben gezeigt haben, daß Konstruktionen aus dicht gelagerten starken Holzstücken zu den langsam verbrennenden gehören384).

383) Angaben über dasselbe in: Romberg, J. A. Die Zimmerwerks-Baukunst. Glogau. S. 31. — Bessere Abbildungen als hier in: Moniteur des arch. 1867. ^
384) Siehe: Building news, Bd. 32, S. 411. — Vergl. auch Teil III, Bd. 6 (Abt. V, Abschn. 1, Kap. 1, unter a) dieses »Handbuches«. ^

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