Durm:Bohlenwände

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in Kapitel 7: Wände aus Holz. (Holzbau.); vorheriges Unterkapitel: Durm:Blockwände. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Allgemeines. (188.)

Wie schon in Art. 183 (S. 190) berührt wurde, haben wir unter einer Bohlenwand ein mit Holz ausgefülltes Balkengerippe zu verstehen; sie unterscheidet sich von der Fachwerkwand also grundsätzlich nur durch den Stoff der Ausfüllung der Gefache. Ist deshalb schon die Benennung Bohlenwand keine den Kern der Sache kennzeichnende, so erscheint sie noch weniger als solche, wenn man bedenkt, daß zur Gefachausfüllung mit Holz nicht nur Bohlen, d. h. 5 bis 10cm dicke, durch Schneiden hergestellte lange, plattenförmige Holzstücke, sondern oft auch die noch stärkeren Blockhölzer oder noch öfter Bretter geeignet sind und verwendet werden. Diese Bezeichnung ist daher nur beibehalten worden, weil sie viel verbreitet ist und ein kurzer, allgemein verständlicher Ersatz nicht gefunden wurde.

Am geeignetsten wäre vielleicht die Bezeichnung »Ständerblockwand«, wenn man den Begriff »Blockwand« 385) nicht nur beschränkt auf die Uebereinanderlagerung von Balken, wie bei der vorher besprochenen Blockwand, anwendet, sondern ihn auf alle Zulagen paralleler und gleichartiger Hölzer ausdehnt, welche unmittelbar und stumpf aneinander oder aufeinander gelegt oder nebeneinander gestellt werden, so daß also unter denselben nicht nur die Blockwände, Blockdecken und Pfahlwände, sondern auch alle aus unmittelbarer Aneinanderreihung von Bohlen, Brettern und Latten gebildeten Raumschlüsse fallen würden386).


Anordnung. (189.)

Als kennzeichnend für die Anordnung der Bohlenwände haben wir die Ausfüllung der Gefache eines aus rechtwinkelig sich kreuzenden Hölzern gebildeten Gerippes mit dicht aneinander gefügten anderen Holzstücken (Bohlen, Blockhölzern oder Brettern) zu betrachten. Diese Holzstücke, welche wir »Füllhölzer« nennen wollen, können dabei eine lotrechte oder eine wagrechte oder eine schräge Lage erhalten; ihre Länge ist durch die Entfernung der sie kreuzenden Geripphölzer bestimmt. Eine einfache dauerhafte Verbindung ist hierbei in der Regel nur durch Anwendung von Nuten in den letzteren möglich, in welche die Füllhölzer eingeschoben werden, was die gleichzeitige Aufstellung von Gerippe und Füllung bedingt. Dies würde

Grafik: Fig. 311, Fig. 312




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vermieden werden können, wenn man die Füllhölzer in Falze einlegte, welche an den Kanten der Geripphölzer angebracht sind. Dies setzt aber die Anwendung weiterer Befestigungsmittel voraus, ohne dabei die Sicherheit jener Verbindung zu erreichen.

Grafik: Fig. 313

Je nach der Stärke der Füllhölzer erhält die Nut der Gerippehölzer als Breite die Dicke der ersteren (Fig. 311) oder nur einen Teil derselben (Fig. 312). Im letzteren Falle müssen die Füllhölzer an ihrem Ende mit einer Feder oder mit Zapfen versehen werden.

Die Verbindung der Füllhölzer bei lotrechter Stellung derselben mit dem Gerippe vermittelst des Falzes zeigt Fig. 313. Zur Befestigung sind hier anzunagelnde Leisten angenommen.

Grafik: Fig. 314 1/40 w. Gr.

Das Einfügen der Füllhölzer nach Fertigstellung des Gerippes unter Verwendung der Nutverbindung wird möglich, wenn die ersteren lotrecht stehen und die Schwelle mit einem Falz versehen wird (Fig. 314). Hierbei müssen zuerst die den Ständern benachbarten Bohlen oder Bretter in die Nuten derselben eingeschoben werden. Der Falz, den die Schwelle erhält, hat vor einer Nut daselbst den Vorteil, daß das herablaufende Regenwasser auf der Oberfläche des Holzes ablaufen kann und nicht in das Innere desselben eindringt.


Die Füllhölzer haben in der Regel einen rechteckigen Querschnitt, so u. a. bei den Bohlenwandgebäuden der Schweiz, bei denen sie auch immer wagrecht verlegt sind und eine Dicke von 4 bis 12cm erhalten. Diese Querschnittsform ist auch im Schwarzwald die übliche; nur werden die 6,0 bis 7,5cm starken Füllhölzer dort auch mitunter in lotrechter Stellung verwendet. In Norwegen, wo ebenfalls der Bohlenwandbau (Reiswerk) sehr verbreitet war, findet sich sowohl die wagrechte, als die lotrechte Lage der Füllhölzer; die Querschnittsformen derselben sind jedoch abweichende (vergl. Fig. 315 bis 318387). Es wurde nur Kernholz von 60 bis 70cm starken Bäumen verwendet, wobei jedoch die Füllhölzer nur 15 bis 16cm Stärke an der dicksten Stelle erhielten388).

Bei Verwendung von wagrechten Blockhölzern zur Ausfüllung der Wandgefache können die Fugen in derselben Weise gedichtet werden, wie bei den Blockwänden; bei schwächeren Füllhölzern jedoch benutzt man in der Regel dazu die Spundung (Fig. 312) oder Ueberfalzung (Fig. 313). Die Spundung läßt eine Dicke der Füllung von 6cm wünschenswert erscheinen. Bei schwächeren Dielen benutzt man die Ueberfalzung oder die gemesserten Fugen (siehe den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, Art. 130, S. 98 [2. Aufl.: S. 101]). Bei

387) Nach einer Zeichnung von H. Schirmer. ^
388) Siehe: Adamy, R. Architektonik etc., Bd. 2, II. Hannover 1887. S. 456. ^




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Grafik: Fig. 321389), Fig. 322390) 1/50 w. Gr.
Grafik: Fig. 315, Fig. 316, Fig. 317, Fig. 318 1/40 w. Gr.Fig. 319 1/40 w. Gr., Fig. 320 1/10 w. Gr.

stumpfen und überfalzten Fugen und lotrechtem Verlauf derselben verwendet man wohl auch Deckleisten (Fig. 313 u. 314). An Stelle der letzteren begnügt man sich bei überfalzten Fugen oft mit einem auf einer Seite angehobelten Rundstab (Fig. 320), der dazu bestimmt ist, das durch das Schwinden des Holzes eintretende Klaffen derselben weniger auffällig zu machen. Auf dieses Schwinden ist bei wagrecht liegenden Füllhölzern besonders Rücksicht zu nehmen, wenn das oberste derselben nicht in eine Nut des Rahmholzes eingreift. Der dort sich bildende Spalt muß durch eine an jenem befestigte Leiste gedeckt werden (Fig. 319).

Die Füllhölzer werden entweder bündig mit einer Seite der Gerippehölzer gesetzt (Fig. 321389)) oder nach der Mitte derselben gerückt (Fig. 311 u. 312, S. 201).

389) Unter Benutzung einer Gladbach'schen Abbildung gezeichnet. ^
390) Nach: Riewel, H. v. & K. Schmidt. Bautechnische Vorlageblätter etc. 2. Aufl. Wien 1881. ^




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Grafik: Fig. 323

Zur Füllung der Gefache verwendete Blockhölzer werden mitunter lotrecht gestellt und nur durch Dübel miteinander verbunden (Fig. 322390)).

Unter Umständen kommt auch eine Verdoppelung der Füllhölzer in Anwendung.

Diese Anordnung (Fig. 323) und Ausfüllung des Hohlraumes mit feinem Sand wird für Scheidewände von Gefängniszellen empfohlen391).

Eine Verdoppelung der zur Ausfüllung der Gefache benutzten Dielen, und zwar in schräger sich kreuzender Lage derselben, kam bei Kolonistenhäusern in Algier in Anwendung (Fig. 324). Diese Häuser wurden in Norwegen angefertigt und in Algier wieder zusammengesetzt. Zwischen die Dielen wurde zur besseren Dichtung eine Lage von mit Thran getränktem starkem Papier eingeschaltet392).

Grafik: Fig. 324

Eine ganz ähnliche Anordnung wird auch heute noch bei den in Schweden und Norwegen fabrikmäßig hergestellten und versendbaren Holzhäusern angewendet. Die auf der Pariser Ausstellung von 1889 von der Gesellschaft »Ligna« in Stockholm und von Thams & Cie. in Trondhjem ausgestellten Holzhäuser zeigten dieselbe 393). Die Wände sind in Tafeln aus drei lagen von gespundeten und in der Faserrichtung sich kreuzenden Brettern, von zusammen 4cm Dicke, hergestellt, welche in die Nuten von Ständern eingeschoben werden (Fig. 325).

Bei den Außenwänden ist zwischen die beiden äußeren Brettlagen asphaltiertes Papier eingeschaltet. Bei den Scheidewänden kommt an Stelle des letzteren ein anderes, mit Rücksicht auf Schallsicherheit hergestelltes Papier zur Verwendung.

Die äußeren Flächen des Holzwerkes sind gehobelt; auch läßt man dem Holze an der Außenseite der Umfassungswände seine natürliche Farbe. Vor der Versendung wird dasselbe ein erstes Mal, nach der Aufstellung ein zweites Mal mit gekochtem Leinöl getränkt und dann mit farblosem Lack überzogen. Die Einförmigkeit der Farbe bricht man dadurch, daß man den Ständern und Thür- und Fensterumrahmungen einen Acajouton gibt. Diesen nur aus Tannenholz hergestellten Häusern wird eine Dauer von 80 bis 100 Jahren im Klima der Kolonien zugeschrieben.

Grafik: Fig. 325 1/10 w. Gr.


Grafik: Fig. 326394)

Das Holzgerippe der Bohlenwände besteht, wie jenes der Fachwerkwände, aus Schwelle, Ständern und Rahmholz. Die Ständer entsprechen dabei entweder in ihrer Länge den Stockwerkshöhen, oder sie reichen durch mehrere Geschosse hindurch. Im letzteren Falle wird in der Schweiz und auch in Süddeutschland ihre Standfähigkeit durch Strebebänder erhöht (siehe Fig. 321). Dabei liegen die Füllhölzer mit dem Gerippe auf der Innenseite bündig oder sie sind von der einen Flucht ungefähr 9cm weggerückt, um für die Strebebänder Platz zu schaffen. Riegel sind hierbei nicht erforderlich; doch werden die Ständer außer durch die Füllhölzer noch durch die bis an sie herangeführten Brust- und Sturzriegel der Fenster verspannt.

Bei den norwegischen Kirchen sind über die ganze Höhe der Wand hinweg-

390) Nach: Riewel, H. v. & K. Schmidt. Bautechnische Vorlageblätter etc. 2. Aufl. Wien 1881. ^
391) Siehe: Harres, B. Die Schule des Zimmermanns. 4. Aufl. Leipzig 1869. S. 38. — Vergl. das über die Verwendung von Blockwänden zu gleichem Zwecke in Art. 187 (S. 200) Gesagte. ^
392) Siehe: Allg. Bauz. 1841, S. 246. ^
393) Siehe: La semaine des constr. 1889–90, S. 63. ^
394) Nach: Gladbach, E. Der Schweizer Holzstil. Darmstadt 1868. ^




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reichende Streben, welche sich dicht an die Innenseite der Bohlen legen und mit diesen vernagelt sind, in Anwendung gekommen (Fig. 318).

Eine Verstrebung der Ständer wird in der Schweiz nicht für erforderlich gehalten, wenn dieselben stockwerksweise von Schwelle zu Schwelle reichen, da sie bei der im Verhältnis zur Länge sehr großen Dicke genügende eigene Standfähigkeit besitzen.

Diese Standfähigkeit wird oft durch die eigentümliche, jedoch mit großer Holzverschwendung verbundene Querschnittsform der Ständer erhöht (Fig. 326394)).

Grafik: Fig. 327 Wohnhaus in Charmey395).


In der Schweiz sind hierbei zwei von der Fensterstellung abhängige Bauweisen zu unterscheiden: eine ältere, bei welcher die Fenster in Gruppen angeordnet sind, und eine jüngere, bei welcher eine gleichmäßige Verteilung derselben beliebt wurde. Bei ersterer gehen Brust- und Sturzriegel als Blockbalken über die ganze Front durch (Fig. 327395)) und die Fensterständer sind zwischen jene eingeschaltet. Bei der zweiten Bauart haben, wie beim Fachwerkbau, die Fensterständer die Stockwerkshöhe. Zwischen ihnen bilden sich aus den wagrechten Bohlen Pfeiler und die Fensterriegel sind in sie eingezapft (Fig. 328396)).

394) Nach: Gladbach, E. Der Schweizer Holzstil. Darmstadt 1868. ^
395) Faks.-Repr. nach ebendas., Serie II (Zürich 1883), Taf. 5. ^
396) Faks.-Repr. nach: Graffenried & Stürler. Architecture suisse. Bern 1844. Taf. 30. ^




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Grafik: Fig. 328 Wohnhaus in Erlenbach396). — 1/100 w. Gr.


Bei den Bohlenwandbauten werden Ständer an allen Kreuzungsstellen der Wände errichtet. Die Anordnung von Zwischenständern, bezw. der Abstand solcher ist von der Stärke der Füllhölzer abhängig, welche steif genug sein müssen, um sich nicht durchbiegen zu können. Bei Dicken von 3 bis 6cm hält man Ständer in Abständen von 1,5 bis 2,5m für notwendig.

Grafik: Fig. 329397)

Die Ständer sind in die Schwellen eingezapft und diese in der Schweiz und im Schwarzwald gewöhnlich durch Schlitzzapfen mit vorgeschlagenen Nägeln verbunden (wie beim Fachwerkbau, vergl. Fig. 150, S. 136).

Bemerkenswert ist der mitunter vorkommende Schutz des Hirnholzes der Schwellen durch den nach unten verlängerten Ständer (Fig. 329397)).

Auf das Schwinden der liegenden Hölzer nimmt man in der Schweiz dieselbe Rücksicht, wie beim Blockbau, durch Anordnen von schwebenden Zapfen bei Thür- und Fensterständern.

Das konstruktive Einfügen der Fenster in die Bohlenwand eines Schwarzwälder

396) Faks.-Repr. nach: Graffenried & Stürler. Architecture suisse. Bern 1844. Taf. 30. ^
397) Nach: Gladbach, E. Die Holzarchitektur der Schweiz. 2. Aufl. Zürich u. Leipzig 1885. S. 51. ^




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Grafik: Fig. 330 Vom Königenhäusle in Neukirch (von 1734398). — 1/50 w. Gr., Fig. 331399) 1/50 w. Gr.


Hauses ist aus Fig. 330398) ersichtlich. Entsprechend den Brustriegeln der Fenster läuft auch an den meisten Scheidewänden ein solcher hin. Unter demselben gehen die Bohlen wagrecht, darüber lotrecht (Fig. 332398).

Bei lotrechter Stellung schwacher Füllhölzer sind auf die Stockwerkshöhe ein oder mehrere Riegel erforderlich, um jene gegen Durchbiegen zu schützen.

Bei leichten Scheidewänden wird jedoch diese Sicherheitsmaßregel nicht immer getroffen, wie Fig. 331 zeigt, welche die zur Einteilung eines Schlafsaales399) in einzelne nach oben offene Zellen benutzten Scheidungen darstellt.


Formale Behandlung. (190.)

Wie für die Blockwand, so liefert die Schweiz auch für die Bohlenwand, dort »Ständerwand« genannt, die besten Vorbilder für die formale Behandlung derselben. Zum Teile schließt sich die Ausstattung an die reiche Verzierungsweise an, welche die Blockwand des Berner Oberlandes auszeichnet (vergl. Fig. 327); zum Teile beschränkt sie sich auf einen einfachen Würfelfries oder eine Profilierung an den Fensterbrustriegeln, so daß der übrige Schmuck des Hauses nur durch die sauberen Holzverbindungen mit ihren vorstehenden geschnitzten Nägeln, die Fenster mit ihren mitunter vorhandenen verzierten Umrahmungen und Läden, die an der Giebelseite oder auch noch an den Traufseiten hingeführten Galerien und durch die schwebenden Konstruktionsteile der weit vor-

398) Faks.-Repr. nach: Eisenlohr, F. Holzbauten des Schwarzwaldes. Karlsruhe 1853. ^
399) In der École nationale professionnelle de Soiron nach: Encyclopédie d'arch. 1887–88, S. 33. ^




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Grafik: Fig. 332 Querschnitt des »Königenhäusle« in Neukirch398). — 1/100 w. Gr.


Grafik: Fig. 333 Speicher von Waltenschweil, Aargau400).


springenden Dächer gegeben wird (Fig. 333400)) und Fig. 334401).

Die Schwarzwälder Häuser zeigen eine der letzterwähnten sehr verwandte Behandlungsweise (Fig. 335402).

Eine aufwändigere Behandlung von Innenwänden eines Schweizer Hauses und den Anschluß der ähnlich wie bei den Blockhäusern nur aus Dielen konstruierten Decke an dieselben zeigt Fig. 336403).

Schweizer Bohlenwandhäuser finden sich mitunter, soweit sie vom Regen getroffen werden können, in zierlichster Weise überschindelt, wobei eine Musterung durch verschiedene Färbung der Schindeln bewirkt wird.

Bei modernen Bohlenwand-

398) Faks.-Repr. nach: Eisenlohr, F. Holzbauten des Schwarzwaldes. Karlsruhe 1853. ^
400) Faks.-Repr. nach: Gladbach, E. Der Schweizer Holzstil. II. Serie. Zürich 1883. Taf. 22. ^
401) Faks.-Repr. nach ebendas., I. Serie. Darmstadt 1868. Taf. A, II. ^
402) Faks.-Repr. nach: Eisenlohr, a. a. O. ^
403) Nach: Gladbach, E. Der Schweizer Holzstil. Darmstadt 1868. S. 13. ^




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bauten beschränkt man sich in der formalen Ausbildung in der Regel auf Abfasungen an den Gerippehölzern, auf die im vorhergehenden Artikel besprochenen profilierten Deckleisten und auf vorspringende Balken-, bezw. Sparrenköpfe.

Hübsche Wirkungen kann man durch wechselnde Richtung der Füllhölzer erzielen.

Ein Beispiel zeigt der in Fig. 337404) dargestellte siamesische Elefantenstall von der Pariser internationalen Ausstellung von 1867. In ähnlicher Weise werden in Oberösterreich und Steiermark Heuschuppen und andere landwirtschaftliche Nutzbauten hergestellt405).

Grafik: Fig. 334 Roßwiesli bei Fischenthal401).


Bedeutung des Bohlenwandbaues. (191.)

Die Bedeutung des Bohlenwandbaues ist, wie die des Blockwandbaues, wesentlich eine historische. Semper406) hält die Bohlenwand für die älteste Konstruktion von Holzwänden, auch älter als die Blockwand, obgleich die Anordnung der ersteren eine etwas künstlichere als die der letzteren ist und die Kenntnis verschiedenartigerer Werkzeuge voraussetzt als jene.

401) Faks.-Repr. nach ebendas., I. Serie. Darmstadt 1868. Taf. A, II. ^
404) Faks.-Repr. nach: Revue gén. de l'arch. 1868, Pl. 12. ^
405) Siehe: Redtenbacher, R. Die Architektonik. Berlin 1883. S. 45. ^
406) In: Der Stil etc. München 1860–63. Bd. II, S. 299, 312. ^




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Grafik: Fig. 335 Königenhäusle in Neukirch (von 1734402).


Grafik: Fig. 336403)

Das hohe Alter des Bohlenwandbaues wird durch die noch erhaltenen, dem X. bis XIV. Jahrhundert angehörigen norwegischen Reiswerks- oder Stabkirchen bestätigt. Auch in England scheint diese Bauweise die ursprüngliche gewesen zu sein. Ein frühes Beispiel ist in der Kirche von Greenstead in Essex erhalten, welche aus dem Jahre 1013 stammen soll407).

Lachner erklärt die Konstruktion der lykischen Blockhausgräber als Nachbildungen von Wohnhäusern, die mit doppelten Bohlenwänden, deren Zwischenräume mit Erde ausgefüllt waren, errichtet wurden408).

Die Vorteile beider Bauweisen sind in der Hauptsache dieselben; vor der ausgemauerten Fachwerkwand haben sie jedenfalls den Vorzug der Einheitlichkeit des Baustoffes und der monumentaleren Wirkung, die sich mit ihnen erzielen läßt. Vor der Blockwand hat die Bohlenwand den Vorteil, daß das Setzen ein geringeres ist und zum größten Teile auf die wagrecht gelagerten Füllhölzer sich beschränkt. Deshalb sind an der Bohlenwand innere Verkleidungen dauerhafter anzubringen.

Die Verwendung der Bohlenwand ist heutzutage keine viel ausgedehntere als die der Blockwand. Hauptsächlich benutzt man sie in denjenigen Gegenden,

402) Faks.-Repr. nach: Eisenlohr, a. a. O. ^
403) Nach: Gladbach, E. Der Schweizer Holzstil. Darmstadt 1868. S. 13. ^
407) Siehe: Building news, Bd. 48, S. 606. ^
408) Siehe: Zeitschr. f. bild. Kunst, Jahrg. 23, S. 31. ^




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Grafik: Fig. 337 Siamesischer Elefantenstall404). 1/100 w. Gr.


wo sie nicht als überlieferte und, wegen des vorhandenen Holzreichtumes, als naturgemäße Bauweise sich erhalten hat, zur Herstellung kleiner Nebengebäude und von Scheide- und Abteilungswänden in Stallungen.


404) Faks.-Repr. nach: Revue gén. de l'arch. 1868, Pl. 12. ^

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