Durm:Glaswände
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in Kapitel 10: Sonstige Wände; vorheriges Unterkapitel: Durm:Wände aus Eisen und verschiedenen Stoffen. - Inhaltsverzeichnis des Heftes |
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Allgemeines. (279.)
Bei mancherlei Gebäuden für dauernde oder vorübergehende Zwecke ist das Bedürfnis nach möglichster Erhellung der Innenräume bei Tage vorhanden. Häufig soll diese nicht wesentlich geringer, als unter freiem Himmel sein. Man ist alsdann genötigt, alle oder einzelne der Umfassungswände aus Glas zu bilden, zu dessen Befestigung allerdings ein den Lichtzutritt beschränkendes Gerippe nicht zu umgehen ist.
Glaswände findet man daher in größerer oder geringerer Ausdehnung verwendet bei Gewächshäusern, Bahnhofs-, Ausstellungs- und Markthallen, Wintergärten, Restaurants, Veranden, Photographen- und Künstlerarbeitsstätten u. s. w. Die in Eng-
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land zur Anwendung gekommenen gläsernen Garteneinfriedigungen610), welche die
Aussicht offen halten, aber vor Zug schützen sollen, mögen hier nur beiläufig Erwähnung
finden. Auch zu inneren Scheidungen können sich Glaswände empfehlen,
wenn der Durchblick frei bleiben soll oder die ausgiebige Erhellung abgetrennter
Räume erforderlich ist. Handelt es sich nur um die letztere, so werden jetzt häufig
äußere und innere Wände aus Glasbausteinen611) zusammengesetzt.
Grafik: Fig. 617 Querschnitt des großen Kalthauses im botanischen Garten zu Heidelberg612). — 1/100 w. Gr. Arch.: Kerler. |
Das Gerippe wird entweder aus Eisen oder aus Holz oder wohl auch aus beiden Stoffen zusammen gebildet. Gewöhnlich erhält jedoch das Eisen den Vorzug, da es dauerhafter ist und wegen der geringeren Stärkenabmessungen den Lichteinfall weniger behindert. Bei Umfassungswänden hat es jedoch einen Nachteil, wenn es teilweise, was die Regel bildet, von der Außenluft berührt wird. Es kühlt sich bei sinkender Luftwärme rasch ab und verursacht an der Innenseite der Wände Wasserniederschlag. Bei diesen hat letzterer allerdings geringere Bedeutung als bei Glasdächern und Deckenlichtern, da das Wasser, ohne abzutropfen, an den Wänden herunterlaufen und unten ohne Schwierigkeiten abgeführt werden kann.
610) Nach: Builder (Bd. 28, S. 552) in: Zeitschr. d. Arch. u. Ing.-Ver. zu Hannover 1871, S. 281. ^ |
611) Siehe über dieselben: Teil I, Band 1, erste Hälfte, 2. Aufl. (Art. 343, S. 288) dieses »Handbuches«. ^ |
612) Nach einer Zeichnung des Architekten. ^ |
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Grafik: Fig. 618613) 1/200 w. Gr. |
Die Wände sind entweder entschieden
von den Dächern getrennt, oder sie gehen,
wenn die letzteren auch verglast sind, wohl
unmittelbar im Bogen in diese über (vergl.
Fig. 617612), um den Lichteinfall möglichst
wenig zu beeinträchtigen.
Das letztere kommt namentlich bei Gewächshäusern und Künstlerarbeitsstätten in Betracht, überhaupt da, wo es sich um möglichste Ausnutzung des Tageslichtes handelt. Ein Beispiel dafür liefert auch die in Fig. 618 dargestellte Anordnung der nach einem schmalen Hofe gerichteten Seite eines Londoner Geschäftshauses613).
Die Anwendung gekrümmter Glasflächen empfiehlt sich jedoch im allgemeinen nicht, da die Erneuerung zerbrochener Scheiben Schwierigkeiten bereitet und bei Gewächshäusern sich daraus außerdem für die Schutzabdeckungen Unbequemlichkeiten ergeben. Man vermeidet daher auch gern Grundrißanordnungen mit gekrümmten Wänden oder kreisförmige Bauten und sucht sie durch vieleckige zu ersetzen.
Bei den Gerippen sind zunächst diejenigen Teile zu unterscheiden, welche der Standfähigkeit der Wände wegen notwendig sind und in der Regel zu der Dachanordnung in Beziehung gebracht werden, und diejenigen Teile, welche die Verglasung aufzunehmen haben.
Die ersteren bestehen, wie bei den Fachwerkwänden, aus Ständern, Schwellen, Rahmen und Riegeln. Die Ständer werden gewöhnlich den Dachbindern entsprechend angeordnet und mit diesen konstruktiv verbunden; nach Bedarf wird auch zwischen Haupt- und Zwischenständern zu unterscheiden sein. Die Schwellen werden, wenn sie überhaupt zur Anwendung kommen, auf Sockelmauern gelagert und an diesen im Bedürfnisfalle auf eine der früher angegebenen Weisen befestigt. Die Rahmen haben in der Regel das Dachgespärre zu tragen, wenn nicht bei sehr hohen Wänden in geeigneten Stockwerkshöhen noch Zwischenrahmen einzuschalten sind, denen dann häufig im Inneren oder wohl auch am Aeußeren Umgänge entsprechen. Verriegelungen werden bei hohen Ständern zur Aussteifung oder zur Bildung des Anschlages für Thür- und Fensteröffnungen notwendig. Streben oder Bänder zur Herstellung eines in sich unverschieblichen Längenverbandes würden die Glasflächen zu unangenehm durchschneiden und werden daher bei niedrigen Wänden in der Regel weggelassen; bei hohen Wänden, bei denen diese Konstruktionsteile von größerer Wichtigkeit sind, verlegt man dieselben häufig in friesartige Streifen, welche an geeigneten Stellen der Wand angebracht werden und dieselbe wirkungsvoll zu gliedern geeignet sind. Zu gleichem Zwecke werden oft auch Bogen zur Verbindung der
612) Nach einer Zeichnung des Architekten. ^ |
613) Nach: Builder, Bd. 39, S. 215. ^ |
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Ständer oder andere Winkelfüllungen zwischen Ständern und Rahmen angeordnet.
Die Querschnittsabmessungen der erwähnten Teile der Gerippe sind von den aus der
Gesamtanordnung der Bauwerke sich ergebenden Beanspruchungen abhängig.
Die zur Aufnahme der Verglasung dienenden Teile des Gerippes, die Sprossen, müssen einen diesem Zwecke entsprechenden Falz besitzen. Diesen müssen auch die Ständer und zumeist auch die wagrechten Gerippeteile erhalten, wenn nicht für die Verglasung besondere Fensterrahmen angeordnet werden. Im letzteren Falle sind für die Befestigung der Rahmen die nötigen Vorkehrungen zu treffen.
Von Einfluß auf die Sprossenbildung und -Anordnung ist die Art der Verglasung. Obgleich diese selbst hier nicht zu besprechen ist, so müssen aus dem eben angeführten Grunde doch die verschiedenen Weisen derselben hier schon erwähnt werden. Die Glasscheiben werden entweder stumpf aufeinander gesetzt, oder am wagrechten Stoß verbleit, oder durch wagrechte Sprossen voneinander getrennt oder dachziegelartig gelagert, wobei die Scheiben 5 bis 8mm einander überdecken und auf die ganze Ausdehnung dieser Ueberdeckungsfläche fest zu verkitten sind. (Beim Offenlassen der Fugen bilden sich, abgesehen von anderen Uebelständen, störende Schmutzstreifen.) Außerdem kommen Verglasungen vor, bei denen das Sprossenwerk mit Rücksicht auf schmuckvolle Erscheinung gezeichnet ist; ferner solche, bei denen durch Anwendung sehr großer Scheiben die Sprossen entweder sehr eingeschränkt oder ganz in Wegfall gebracht werden; endlich solche, bei denen mit Rücksicht auf besonders hohe Warmhaltung oder Lüftung der umschlossenen Räume Verdoppelung der Scheiben oder Auflösung derselben in einzelne schmale, schräg liegende Streifen mit Zwischenraum (feste oder bewegliche Glasjalousien) veranlaßt ist.
Die Sprossen der Außenwände werden jetzt zumeist, wegen der größeren Dauerhaftigkeit und wegen der den Lichteinfall begünstigenden geringen Querschnittsabmessungen, aus Eisen hergestellt, und zwar auch dann, wenn die Gerippe oder die Fensterrahmen ganz oder teilweise aus Holz bestehen. Bei Innenwänden werden dagegen hölzerne Sprossen immer noch vielfach verwendet.
Die Entfernung der Sprossen ist ungefähr der Breite der Glastafeln gleich, und diese ist von der gewählten Glasdicke und von der größeren oder geringeren Rücksicht abhängig, die auf die Kosten der Anschaffung und Unterhaltung der Verglasung zu nehmen ist614).
Das Glas. (280.)
Das geblasene Glas wird in Stärken von 2 bis 5mm, das Gußglas von 4 bis 15mm und wohl auch darüber verwendet. Bei Gußglas sind aber die Dicken unter 6mm und über 12mm, wegen der Unzuverlässigkeit und häufig geringen Festigkeit, bei den dünnen und, wegen des leichten Zerspringens der nicht ganz sorgfältig gekühlten Glassorten, bei den dickeren Tafeln besser zu vermeiden. Da, wo die Glaswände der Gefahr des Zerstoßens oder Zerspringens ausgesetzt sind, empfiehlt sich die Anwendung des von der Aktiengesellschaft für Glasindustrie vormals Friedr. Siemens in Dresden hergestellten Drahtglases. Dasselbe umschließt bekanntlich ein in das noch flüssige Glas eingebrachtes weitmaschiges Drahtnetz, das die Festigkeit erhöht und die Ablösung von Glastrümmern verhindert. Auch wirkt dasselbe bei erheblich größerer Lichtdurchlässigkeit doch weniger blendend als Mattglas615).
614) Diese Verhältnisse behandelt Schwering ausführlich für Glasbedachungen in: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1881, S. 213, 369. — Auch wird in Teil III, Bd. 2, Heft 3 u. 4 bei Besprechung der verglasten Decken und Dächer) hiervon noch eingehend die Rede sein. ^ |
615) Siehe hierüber: Teil I, Band 1, erste Hälfte, 2. Aufl. (Art. 339, S. 287) dieses »Handbuches«. ^ |
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Die Dicke der durch den Wind auf Biegung beanspruchten Glasscheiben und
die Sprossenabstände lassen sich unter Benutzung von bekannten Festigkeitskoeffizienten
durch Rechnung feststellen616). Aus einer solchen ergibt sich bei dreifacher Sicherheit
und 1m Glastafellänge bei geblasenem Glase:
____________für eine Glasdicke__=__0,2____0,3____0,4____0,5cm
____________eine Glastafelbreite__=_23,6___35,35___47,1___58,9cm
und
____________für eine Glastafelbreite__=__20____30____40____50____60cm
____________eine Glastafeldicke____=_0,17___0,255___0,34___0,425___0,51cm.
______Bei gegossenem Rohglas
für eine Glasdicke
______=__0,5____0,6____0,7____0,8____0,9____1,0____1,2____1,5____2,0____2,5cm
eine Glastafelbreite
______=_57,7___66,4___73,8___83,5___87,9___94,2___106,9___129,1___172,1___215,1cm.
In Bezug auf den Schaden durch den Hagelschlag ist die Breite der Scheiben von geringem Einfluß; auch hat die Erfahrung gelehrt, daß bei den üblichen Sprossenweiten eine Glasstärke von 5 bis 6mm auch für stärkere Hagelwetter genügt und daß selbst bei Dicken über 3mm stärkere Schäden bei uns bisher nicht beobachtet worden sind617).
Kleine Scheiben stellen sich in Bezug auf Anlage und Unterhaltungskosten billiger als große; doch geht man wohl zumeist nicht unter 30 bis 40cm Scheibenbreite herab, wenn auch bei Gewächshäusern vielfach Breiten von 20 bis 30cm in Anwendung kommen.
Die Höhe der Scheiben macht man gewöhnlich 11/4- bis 2-mal so groß als die Breite; doch geht man auch oft darüber hinaus, wenngleich die Unterhaltungskosten mit der Länge wachsen. Bezüglich der Anlagekosten ist die Höhe von der Breite insofern abhängig, als für die Summe beider Maße (die addierten Centimeter) der Einheitspreis in Abstufungen wächst. Auch für die Tafelgrößen sind Grenzen vorhanden, die bei geblasenem Glase sehr viel niedriger als bei gegossenem liegen.
Die Anforderungen an die Güte des Glases können, je nach der Bestimmung des Gebäudes, sehr verschieden sein. Bei bloßen Nützlichkeitsbauten können unter Umständen die geringen Glassorten, bei aufwändigen Bauwerken, so bei Wintergärten, Veranden, Scheidewänden, polierte Spiegelscheiben in Frage kommen.
Bei Verwendung von geschliffenem Glase würde es der Dauerhaftigkeit halber zweckmäßig sein, die nicht geschliffene Seite nach außen zu legen, da durch das Schleifen die beim Guß gebildete Oberfläche, welche sester und witterungsbeständiger als der Kern ist, beseitigt wird. Es ist jedoch zu beachten, daß die rauhe Seite leicht Schmutz annimmt und trübe wird und auch die äußere Ansicht weniger vorteilhaft ist.
Bei Gewächshäusern ist die Wahl des Glases mit besonderer Rücksichtnahme auf die Pflanzen verbunden; auch muß es frei von Blasen und Streifen sein618).
Für Gewächshäuser, aber auch für andere Räume, bei denen Wärmeverluste durch die Glasflächen unerwünscht sind, möchte das von Szigmondy erfundene, für Wärmestrahlen undurchlässige Glas (Schirmglas) Wichtigkeit erhalten, das diese
616) Die Entwickelung der betreffenden Formel findet sich in der 1. Auflage des vorliegenden Heftes (Art. 282, S. 345). ^ |
617) Siehe: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.Ver. zu Hannover 1881, S. 244. ^ |
618) Ueber die Wahl des Glases für Gewächshäuser vergl.: Bouché, C. D. & J. Bau und Einrichtung der Gewächshäuser. Bonn 1886, S. 77 — sowie: Teil IV, Halbband 6, Heft 4 dieses »Handbuches«. ^ |
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Eigenschaft durch einen Zusatz von 1 bis 4 Prozent Eisenoxyd bei der Herstellung
erlangt hat619).
Zur Milderung zu grellen Lichtes oder zur Verhinderung des Durchsehens kann gegebenenfalls die Anwendung von mattem oder geripptem Glase angezeigt sein620).
Die Scheiben dürfen wegen der Gefahr des Zerspringens nicht fest zwischen die Sprossen eingespannt werden. Bei hölzernen Sprossen muß die Scheibe mindestens 3mm schmaler sein, als der für sie bestimmte Raum zwischen den ersteren.
Sprossen. (281.)
Die Sprossen müssen den Scheiben eine genügende Auflagerbreite und Raum für die Befestigung derselben bieten; auch müssen sie ausreichende Steifigkeit gegen Durchbiegen besitzen.
Als geringste Auflagerbreite ist 6mm, als geringste Höhe des Kittfalzes 20mm anzusehen. Die Breite des Falzes wird gewöhnlich größer (etwa 9mm) angenommen; die Höhe desselben richtet sich nach der Stärke der Glastafeln und der Art der Verglasung. Bei eisernen Sprossen werden die Scheiben gegen das Herausfallen bei schadhaft gewordener Verkittung durch vorgesteckte Stifte geschützt. Die starken Glastafeln werden in der Regel nicht eingekittet, sondern durch Leisten festgehalten. Hierüber, sowie über die Form der Sprossen und Rahmen werden ausführlichere Mitteilungen in Teil III, Band 3, Heft 1 (bei Besprechung der Fensterverglasung) folgen. Immerhin bedarf es hier einiger Bemerkungen über die eisernen Sprossen, da diese sehr häufig feste Teile der Wandgerippe bilden.
Der Querschnitt der eisernen Sprossen ist entweder ein {T}-förmiger oder ein kreuzförmiger, oder es werden die sog. Sprosseneisen von sehr verschiedener Form benutzt621).
Der {T}-förmige Querschnitt wird gewöhnlich aus {T}-Eisen hergestellt; doch wird derselbe auch mitunter aus zwei {L}-Eisen, oder aus Flach- und Stabeisen zusammengesetzt. Für die {T}-Eisen genügen häufig die Deutschen Normalprofile Nr. 21/2/21/2 und 3/3; doch hat sich selbstverständlich die Querschnittgröße nach der Länge der Sprosse zu richten und ist gegebenenfalls zu berechnen.
Zu den im Querschnitt kreuzförmigen Sprossen wird entweder das sog. Kreuzeisen verwendet, oder sie werden aus verschiedenen Eisensorten zusammengesetzt. Auch ein Teil der sog. Sprosseneisen gehört hierher. Das gewöhnlich im Handel vorkommende Kreuzeisen zeigt gleiche Abmessungen der vier Schenkel und ist deshalb für die Sprossenbildung nicht besonders günstig. Vorteilhaft wird es jedoch für Sprossen, die auf größere Länge frei stehen, wenn die zur Bildung des Falzes dienenden Leisten im Verhältnis zur Höhe des Steges schmal sind, da diese die Tragfähigkeit nur unmerklich vergrößern.
Die mitunter vorkommende Verwendung der kreuzförmigen Sprossen zur Ausführung einer doppelten Verglasung hat sich als unzweckmäßig erwiesen, da der nur der Eisendicke entsprechende Zwischenraum der Glasscheiben nicht genügend den Wärmedurchgang hindert und auch zu anderen Mißständen Veranlassung gibt.
Um die Eisensprossen an den wagrechten Gerippeteilen, bezw. an den Rahmen wegnehmbarer Fenster zu befestigen, werden die Falzleisten oder Schenkel der Winkeleisen an den Enden weggenommen; die Mittelrippe oder der Steg der Sprosse
619) Siehe: Deutsche Bauz. 1894, S. 161 — sowie in Teil I, Band 1, erste Hälfte (2. Aufl.: Art. 340, S. 287) dieses »Handbuches«. ^ |
620) Ueber »Glas« ist Teil I, Band 1 (S. 221 [2. Aufl.: S. 281]) dieses »Handbuches« nachzusehen. ^ |
621) Ueber die Sprosseneisen siehe Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 180, S. 192 [2. Aufl.: Art. 268, S. 241]) dieses »Handbuches«. ^ |
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Grafik: Fig. 619622) 1/50 w. Gr. |
wird rechtwinkelig umgebogen und dieser Lappen
mit einem Niet oder einer Holzschraube
befestigt, je nachdem die Befestigung an Eisen
oder Holz zu erfolgen hat (Fig. 619622)).
Die bei Holzrahmen der Einfachheit wegen zur Anwendung kommende Befestigungsweise, die Lappen etwa 1,5cm tief in das Holz einzulassen, bietet nicht genügende Haltbarkeit und ist bei festen Gerippen wegen der unbequemen Aufstellung nicht anwendbar.
Bei mit Glasdächern versehenen Gebäuden wird gewöhnlich für Wand und Dach die gleiche Sprossenteilung angenommen. Dies ist aber nicht notwendig; für die Wände würde sogar eine weitere Teilung, wegen der geringeren Beanspruchung der Glasscheiben auf Biegung, gerechtfertigt sein, wenn bei ihnen die gleiche Glasdicke wie bei den zugehörigen Dächern angewendet wird.
Wandgerippe. (282.)
Für die Konstruktion des Gerippes ist von Einfluß, ob dasselbe aus Gußeisen, aus Schmiedeeisen, aus Holz und Eisen oder nur aus Eisen herzustellen ist; ferner die Frage, ob nur einzelne Oeffnungen in der Glaswand anzubringen sind, oder ob die Verglasung in großer Ausdehnung zeitweise muß beseitigt werden können; endlich die Einrichtung des Verschlusses der Oeffnungen. In letzterer Beziehung kommt bei den Thüren in Frage, ob sie mit drehbaren Flügeln zu versehen, oder als Schiebethüren zu behandeln sind, und bei den Fenstern, ob sie herausgehoben oder aufgezogen oder gedreht werden, oder ob nur die Scheiben wegnehmbar sein sollen.
Bei den Gewächshäusern ist noch außerdem auf das Anbringen von Laden oder anderen Schutzdecken Rücksicht zu nehmen.
Gerippe aus Gußeisen und aus Guß- mit Schmiede eisen. (283.)
Ganz aus Gußeisen hergestellte Gerippe für Glaswände werden wohl nur selten noch verwendet, da für die Bildung der Fensterrahmen und Sprossen gewöhnlich das Schmiedeeisen benutzt wird, während man für das eigentliche Gerippe, insbesondere für die Ständer, auch jetzt noch, namentlich wenn es sich um reicheren Schmuck handelt, das Gußeisen nimmt, doch nicht mehr so häufig wie früher.
Ein Beispiel der fast ausschließlichen Verwendung von Gußeisen bieten die Umfassungswände der Zentralmarkthallen in Paris623). Die Verglasung ist bei denselben nicht eine geschlossene, sondern der guten Lüftung der Hallen wegen als feste Glasjalousie hergestellt.
Die Umfassungswände haben in 5,96m Entfernung gußeiserne, nach außen als Halbsäulen gebildete Ständer, welche über den Kapitellen durch ebenfalls gußeiserne, mit Oeffnungen durchbrochene und nach
622) Nach: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1882, Taf. 15. ^ |
623) Ueber dieselben vergl. Teil IV, Bd. 3 (S. 359 u. ff.) dieses »Handbuches«. ^ |
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Grafik: Fig. 620 Von den Zentralmarkthallen zu Paris624). — 1/100 w. Gr. Arch.: Baltard. |
Grafik: Fig. 621 Von den Zentralmarkthallen zu Paris624).1/40 w. Gr. |
unten als Stichbogen behandelte Querstücke verbunden sind (Fig. 620). Die Wand zwischen den Ständern hat einen 0,7m hohen Sandsteinsockel und besteht über diesem auf 2,2m Höhe aus einer 1/2 Stein (11cm) starken Backsteinmauer, die mit einem Sandsteingesims abgeschlossen ist. Dann folgt zwischen den aus I-Eisen gebil- deten lotrechten Sprossen zunächst eine Reihe von Fenstern mit Holzrahmen, über diesen ein aus zwei {T}-Eisen begrenzter und mit Blech geschlossener Fries und dann bis zu den Bogen die nicht bewegliche Jalousie (Fig. 621624)) von mattgeschliffenem Krystallglas. Die Glasstreifen liegen zwischen Leisten, die an die {T}-förmigen Sprossen angegossen sind. Um sie gegen ein Zerspringen infolge von Wärmeänderungen oder Erschütterungen zu schützen, sind ihre Enden vom Eisen durch Kautschukplättchen getrennt.
Die gußeisernen Rahmstücke sind nur an ihrem unteren Ende durch einen Schraubenbolzen mit den Ständern verbunden (Fig. 622, linke Seite); sonst sind sie nur gegen seitliches Ausweichen in der in Fig. 623 (linke Seite) angegebenen Weise geschützt. Diese Schraubenbolzen dienen zugleich, wie die übrigen in Fig. 620 bis 624 angegebenen, zur Befestigung der die Gittersparren des Daches aufnehmenden Konsolen.
Ein Beispiel der Verbindung von Guß- und Schmiedeeisen ist schon in Fig. 479 u. 480 (S. 260),
624) Faks.-Repr. nach: Baltard, V. & F. Callet. Monographie des halles centrales de Paris. Paris 1863. Pl. 24. ^ |
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in der im oberen Teile verglasten Außenwand der Markthalle von la Chapelle in
Paris, gegeben worden.
Die in den Jahren 1860–65 errichteten großen Gewächshäuser des botanischen Gartens in München625) haben als Umfassungen doppelte Glaswände.
Grafik: Fig. 622, Fig. 623, Fig. 624 Einzelheiten zu Fig. 620. 1/20 w. Gr. |
Die gußeisernen Ständer haben teils Säulenform mit angegossenen Platten; teils haben sie einen
{I}-förmigen Querschnitt (Fig. 625). Auch die Gurtungen, sowie die Gesims- und Galerieträger sind von
Gußeisen. Die Sprossen bestehen aus {T}-Eisen.
Grafik: Fig. 625 Von den großen Gewächshäusern des botanischen Gartens zu München625). 1/50 w. Gr. |
Grafik: Fig. 626 Vorderansicht. Von einer photographischen Arbeitsstätte626). 1/100 w. Gr. |
Die beiden Glaswände sind ungefähr 12cm voneinander entfernt, in der Annahme, daß ein geringerer Abstand nicht genügend wirksam sein, ein größerer aber kühlende Luftströmungen im Hohlraume verursachen würde. Um die letzteren auch bei der angegebenen Weite einzuschränken, sind die für die Verbindung beider Glaswände notwendigen, in Entfernungen von etwa 1,75m angeordneten, durchbrochenen Rahmen (Fig. 625) mit Glas- platten überdeckt.
Gerippe aus Schmiedeeisen. (284.)
Zur Herstellung der schmiedeeisernen Gerippe werden die verschiedenen gebräuchlichen Eisensorten benutzt. Die Ständer bildet man am einfachsten aus Flacheisenstäben, an welche {L}-Eisen oder halbe Sprosseneisen zur Bildung der Glasfalze angenietet werden.
Diese Anordnung der Ständer mit angenieteten ungleichschenkeligen {L}-Eisen zeigt das in Fig. 626 u. 630 in Ansicht und Querschnitt
625) Nach: Zeitschr. f. Bauw. 1867, S. 315 u. Bl. 34–39. ^ |
626) Nach: Gugitz, G. Neue und neueste Wiener Bauconstructionen. Wien 1888. Taf. 71. ^ |
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Grafik: Fig. 627, Fig. 628, Fig. 629 1/10 w. Gr. Einzelheiten zu Fig. 626 u. 630626).Fig. 630 Querschnitt zu Fig. 626626). — 1/100 w. Gr. |
dargestellte, von Gridl ausgeführte Glashaus für eine photographische Arbeitsstätte626).
Die Flacheisenschienen sind 65mm breit und 8mm stark; die {L}-Eisen haben 36mm, bezw. 18mm Schenkellänge und sind 5mm stark. Den Ständern entsprechen ganz gleich gebildete Bindersparren. Die Ständer gehen in der Brüstungsmauer bis auf die Holzbalkenlage herab und sind an diese geschraubt. Als Rahmen dient ein {I}-Eisen, auf welches zur Aufnahme der Bindersparren und Dachsprossen ein {L}-Eisen aufgesetzt ist (Fig. 627).
Die Sprossen bestehen aus {T}-Eisen von 36mm Höhe, 31mm Breite und 5mm Dicke. Für die Wandverglasung sind außer den lotrechten auch wagrechte Sprossen vorhanden.
Die beiden Lüftungsfenster drehen sich um lotrecht gestellte Bänder. Die Anordnung derselben zeigen Fig. 628 u. 629. Die dieselben umgrenzenden Sprossen sind als {L}-Eisen hergestellt, an welche zur Rahmenbildung andere {L}-Eisen in umgekehrter Lage angenietet wurden.
Die Anordnung der Ständer mit angenieteten halben Sprosseneisen gibt das in Fig. 631 in der Ansicht dargestellte Abschlußgehäuse der Treppe eines Aussichtsturmes, welches ebenfalls von Gridl in Wien ausgeführt wurde627).
Die Flacheisenschienen der Ständer sind 52mm breit und 15mm stark. Der Rahmen zur Aufnahme der Dachsparren und Sprossen ist ein {L}-Eisen (Fig. 632). Die Sprosseneisen sind 42mm hoch und 21mm breit, der Kittfalz 7mm breit. Die Wandbrüstung hat Eisenblechfüllungen, die von {L}-Eisen umrahmt sind; Fig. 635 gibt einen Schnitt durch den unteren Rand derselben; Fig. 633, 634 u. 636 zeigen die Bildung der Thür und der aus {L}-Eisen hergestellten Eckständer.
Ständer aus Flacheisenschienen mit angenieteten {L}-Eisen, jedoch Sprosseneisen zwischen denselben, zeigt auch das 1876 von Kerler ausgeführte große Kalthaus des botanischen Gartens in Heidelberg (Fig. 637 bis 640628), dessen Querschnitt schon in Fig. 617 (S. 318) mitgeteilt wurde.
Die Ständer sind 1,5m voneinander entfernt, und die Flacheisenschienen derselben messen 233mm in der Breite und 18mm in der Dicke. Sie stehen auf ebensolchen, auf der Sockelmauer gelagerten Schienen und sind in 1,7m Höhe über letzteren durch Rahmstücke aus {I}-Eisen verbunden. An diesen sind {L}-Eisen angenietet, welche den oberen Anschlag für die nach außen um wagrechte Zapfen drehbaren Lüftungsfenster, welche in allen Glas-
626) Nach: Gugitz, G. Neue und neueste Wiener Bauconstructionen. Wien 1888. Taf. 71. ^ |
627) Nach ebendas., Taf. 62. ^ |
628) Nach Zeichnungen des Architekten. ^ |
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Grafik: Fig. 631. 1/50 w. Gr Abschlußgehäuse der Treppe eines Aussichtsturmes627)., Fig. 632, Fig. 633, Fig. 634, Fig. 635, Fig. 636 Einzelheiten zu Fig. 631. — 1/5 w. Gr. |
627) Nach ebendas., Taf. 62. ^ |
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Grafik: Vom großen Kalthaus des botanischen Gartens zu Heidelberg.Fig. 637 1/20 w. Gr., Fig. 638, Fig. 639, Fig. 640 1/10 w. Gr. |
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Grafik: Vom Wintergarten eines Privathauses zu Paris630).Fig. 641 1/100 w. Gr., Fig. 642 1/20 w. Gr., Fig. 643 1/40 w. Gr., Fig. 644 1/5 w. Gr. |
seldern an dieser Stelle angeordnet sind, bilden. Den unteren Anschlag bilden ebenfalls {L}-Eisen. Für den
seitlichen Anschlag sind an den Ständern Falze aus angenieteten Flacheisen gebildet. Die Herstellungsweise
der Lüftungsfenster ist aus dem lotrechten Schnitt (Fig. 638) und dem wagrechten Schnitt (Fig. 640)
zu erkennen.
Die nach innen vorspringende Stellstange der Lüftungsfenster stört die Aufstellung der Pflanzen an der Glaswand. Mancherlei Vorkehrungen sind ersonnen
630) Nach: Nouv. annales de la constr. 1889, S. 74 u. Pl. 26. ^ |
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Grafik: Von einer verglasten Veranda zu Merchines631).Fig. 645 1/100 w. Gr., Fig. 647 1/250 w. Gr., Fig. 648 Schnitt k l. — 1/5 w. Gr. |
Grafik: Fig. 646 Schnitt a b 1/5 w. Gr. |
worden, um diesen Uebelstand zu beseitigen,
die aber hier nicht weiter zu besprechen
sind629).
Nur aus Flacheisenstäben zusammengesetzte Gerippeteile sind zu dem in Fig. 641 bis 644 dargestellten, zum Speisesaal eines Pariser Privathauses gehörigen Wintergarten verwendet worden630).
629) Beispiele solcher Vorkehrungen sind mitgeteilt in: Deutsches Bauhandbuch. Bd. II. 2. Berlin 1884. S. 889 — und: Zeitschr. f. Bauw. 1888, Taf. 32. ^ |
630) Nach: Nouv. annales de la constr. 1889, S. 74 u. Pl. 26. ^ |
631) Nach: Nouv. annales de la constr. 1886, S. 85 u. Pl. 29, 30. ^ |
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Grafik: Vom Wintergarten des Hôtel Branicki zu Paris632).Fig. 649, Fig. 650 1/6 w. Gr. |
Grafik: Fig. 651 1/6 w. Gr. |
Die verglaste Langwand desselben (Fig. 641) ist durch mit geschmiedeten
Ornamenten gefüllte Streifen in vier Felder zerlegt, deren
jedes durch zweiflügelige, nach innen sich öffnende Fenster geschlossen
ist. Ueber denselben sind hinter dem wagrecht verlaufenden Ornamentstreifen
ebenfalls Fensterrahmen angeordnet, die um wagrecht angebrachte
Bänder sich drehen lassen (Fig. 644, Schnitt ff). Die Rahmen dieser
Fenster bestehen aus kleinen {|_|}-Eisen (18 × 18mm). Ein lotrechtes und
die beiden wagrechten Rahmstücke sind fest miteinander verbunden; das
zweite lotrechte Stück ist an den Enden mit Zapfen versehen und durch
lösbare Stifte befestigt, so daß die Glasscheiben eingesetzt, bezw. erneuert
werden können. In Fig. 644 sind die verschiedenen in Betracht
kommenden Querschnitte der Gerippeteile dargestellt. Die Verglasung ist
in die durch die Flacheisen gebildeten Falze eingesetzt. Das den unteren
632) Nach: Encyclopédie d'arch. 1874, S. 113 u. Pl. 231. ^ |
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Anschlag für die oberen Fenster bildende Flacheisen (Querschnitt ff) ist in Abständen von 20cm durchbohrt,
um dem etwa in die Fugen eingedrungenen Wasser nach außen Abfluß zu verschaffen.
Aus Eisenstäben verschiedener Art und verschiedenen Walzeisensorten sind die Gerippeteile der in Fig. 645 bis 648 wiedergegebenen verglasten Veranda zu Merchines gebildet631). Dieselbe ist so hergestellt, daß die Verglasung im Sommer ganz beseitigt werden kann, während für den Gebrauch im Winter nur zwei Fenster und eine Thür beweglich sind.
Grafik: Von einem englischen Geschäftshause633).Fig. 652 1/50 w. Gr., Fig. 653 1/5 w. Gr., Fig. 654 1/5 w. Gr. |
Die Gesamtanordnung geht aus Fig. 645 u. 647 hervor. Fig. 646 gibt einen lotrechten Schnitt durch eines der im Winter festen Felder, Fig. 648 einen wagrechten Schnitt durch dasselbe Feld und eines der Fenster. Die herausnehmbaren Rahmen sind durch Kreuzschraffierung hervorgehoben. Wegen der übrigen Einzelheiten muß auf die angezogene Quelle verwiesen werden.
Der in Fig. 649 bis 651 in einzelnen Teilen dargestellte Wintergarten des Hôtel Branicki in Paris besteht in seinem Gerippe aus Eisenstäben. Er besitzt die Einrichtung, daß für den Sommer sich die Glasscheiben entfernen lassen632).
Zu letzterem Zwecke sind die Scheiben nicht eingekittet, sondern werden durch angeschraubte Eisenleisten gehalten (Fig. 650). Die Ständer sind als schlanke Pilaster gestaltet und haben aus Guß hergestellte Basen und Kapitelle. Das Blattwerk der letzteren ist aus Kupfer getrieben (Fig. 651).
631) Nach: Nouv. annales de la constr. 1886, S. 85 u. Pl. 29, 30. ^ |
632) Nach: Encyclopédie d'arch. 1874, S. 113 u. Pl. 231. ^ |
633) Nach: Builder, Bd. 39, S. 206, 215. ^ |
Seite 333 (Scan)
Grafik: Fig. 655 Vom Palais du Champ de Mars zu Paris 1878634). ca. 1/185 w. Gr. |
634) Faks.-Repr. nach: Revue gén. de l'arch. 1880, Pl. 5, 6. ^ |
Seite 334 (Scan)
Grafik: Fig. 656 Gewächshaus der Kaiser-Wilhelms-Universität zu Straßburg635). 1/400 w. Gr. |
Ein Gerippe aus {T}- und {L}-Eisen hat die schon in Fig. 618 (S. 319) mitgeteilte
Verglasung der Hofseite eines englischen Geschäftshauses. In Fig. 652 bis 654 sind
die zugehörigen Einzelheiten dargestellt633).
Dazu ist zu erwähnen, daß die Fensterflügel im lotrechten Teile der Wand um wagrecht angebrachte Bänder in die Höhe zu drehen sind, und daß alles Eisenwerk nach innen mit Holz verkleidet ist. Dies wird in England vielfach angewendet und hat den Vorteil, den Niederschlag von Feuchtigkeit infolge rascher Abkühlung zu verhindern.
Grafik: Fig. 657 Vom Schlesischen Bahnhof zu Berlin636). 1/200 w. Gr. |
633) Nach: Builder, Bd. 39, S. 206, 215. ^ |
635) Faks.-Repr. nach: Zeitschr. f. Bauw. 1888, Taf. 30. ^ |
636) Nach ebendas. 1885, S. 324. ^ |
Seite 335 (Scan)
Grafik: Fig. 658 1/30 w. Gr., Fig. 659, Fig. 660 1/5 w. Gr. |
Zusammengesetztere Querschnitte
zeigt das große Gewächshaus
des botanischen Institutes
der [Kaiser - Wilhelms-
Universität Straßburg637). Die
Wände desselben sind je nach
der Benutzung als Kalt- oder
Warmhaus einfach oder doppelt
hergestellt; auch sind diese Abteilungen
durch Glaswände voneinander
getrennt. Da Pflanzen
sehr verschiedener Größe unterzubringen
waren und diese den
Glasflächen möglichst nahe zu
stellen sind, so ergab sich die
Notwendigkeit, auf eine wechselvolle
Ausgestaltung der Querschnittsverhältnisse
des Hauses
besonderen Wert zu legen. Daraus
erklärt sich die wirkungsvolle
Erscheinung des Gebäudes,
von dem wir in Fig. 656635)
einen Teil der Hauptseite geben,
trotzdem die letztere, um Beschattung
der Glasflächen so
viel als möglich zu vermeiden,
nicht kräftig gegliedert werden
konnte. Wegen der Einzelheiten
ist auf die angegebene
Quelle zu verweisen.
Eine Erleichterung für die Herstellung architektonisch ausgebildeter und reich zu verzierender kleinerer Bauwerke, wie Erker, Hallen, Veranden, Pavillons u. s. w., bieten die vom Fassoneisenwalzwerk L. Mannstädt & Cie. in Kalk bei Köln gewalzten Sondereisen in Verbindung mit den von denselben gelieferten bekannten zahlreichen Ziereisen. Mit diesen Sondereisen ist man im stande, sechs-, acht- und rechteckige Pfeiler, sowie die zugehörigen wagrechten Verbindungsstücke ohne besondere Mühe zu bilden, da sie angewalzte seitliche Flansche zum Anbringen von Glasscheiben, Holz- und Blechfüllungen besitzen.
635) Faks.-Repr. nach: Zeitschr. f. Bauw. 1888, Taf. 30. ^ |
637) Veröffentlicht in: Zeitschr. f. Bauw. 1888, S. 199 u. Taf. 30–33. ^ |
Seite 336 (Scan)
Als Beispiel diene der in Fig. 658 bis 660638) dargestellte sechseckige Erker. In den Querschnitten
sind die Sondereisen schwarz, die Ziereisen und andere Walzeisen schraffiert angegeben.
Bei großen, weit gespannten Hallen werden zur Aufnahme, bezw. Verdeckung der Dachbinder starke Pfeiler notwendig, welche geeignet sind, die verglasten Langwände in wirkungsvoller Weise zu gliedern. Die Glasfelder haben eine Unterteilung durch Zwischenständer und Gurtungen zu erhalten, bei deren Anordnung Rücksicht auf den diese großen Flächen treffenden Winddruck zu nehmen ist.
Ein sehr schönes Beispiel hierfür lieferte die Schauseite des Palais du Champ de Mars der Pariser Ausstellung von 1878, von welcher in Fig. 655634) ein Stück abgebildet ist.
Die Pfeiler waren in Eisengitterwerk hergestellt, nach außen mit farbigen Fayencen, nach innen mit Staff verkleidet worden. Uebrigens gingen ihre Abmessungen zu Gunsten der architektonischen Wirkung über das Notwendige hinaus, was aber bei der ungeheueren Ausdehnung des Gebäudes für die Gesamtkosten von verhältnismäßig geringem Belang gewesen sein soll.
Ein anderes hierher gehöriges bemerkenswertes Beispiel bietet die nördliche Längswand des Schlesischen Bahnhofes der Berliner Stadteisenbahn (Fig. 657636)).
Grafik: Fig. 661 Von der Maschinenhalle der Weltausstellung zu Paris 1889639). |
Die Pfeiler sind hier aus ausgemauertem Eisenfachwerk hergestellt, entsprechend der Breite der hinter ihnen befindlichen Doppelbinder der Halle. Die Last der ganzen Glaswand, auch die der ausgemauerten Pfeiler, hängt an den eben erwähnten Doppelbindern und wird von diesen auf die unter ihnen angeordneten Viaduktpfeiler übertragen. »Die Wand dreht sich also um die Fußlager der Binder und macht sämtliche Bewegungen der letzteren mit. Der auf die Wand wirkende Winddruck wird von den Bindern aufgenommen. Die Wandfelder werden zunächst durch drei wagrecht liegende Träger geteilt, welche an die äußeren lotrechten Gurtungen der Hallenbinder befestigt sind. Von diesen Trägern dient der oberste zugleich zur Aufnahme der Rinne, während der mittlere (ein Zorès- Eisen) gleichsam das Losholz und der unterste (ein {Z}- Eisen) die Brüstung der Fenster bildet. Rinnen, Losholz und Brüstungsträger, welche also gegen Winddruck als Träger erster Ordnung wirken, werden durch lotrechte Träger zweiter Ordnung verbunden, und zwar neben den Bindern durch kleinere {Z}-Eisen, welche die Fensteröffnung begrenzen und außerdem dazwischen in den Drittelteilpunkten durch {T}-Eisen, welche als Fensterpfosten dienen. Die zwischen den lotrechten Pfosten eingelegten {T}-Eisenträger dritter Ordnung vervollständigen das Rahmenwerk . . . . In die Felder der Fensterflächen sind Rahmen aus Gußeisen mit verschiedenartiger Sprossenteilung und farbig gemusterter Verglasung eingesetzt und mit den die Wand bildenden wag-, bezw. senkrechten Eisen verschraubt.«
In das Mauerwerk der Pfeiler sind die Rauchrohre für die unter dem Viadukt vorhandenen Räume eingelegt. Um das Durchschlagen des Rußes durch das schwache Mauerwerk zu verhüten, sind sie
634) Faks.-Repr. nach: Revue gén. de l'arch. 1880, Pl. 5, 6. ^ |
636) Nach ebendas. 1885, S. 324. ^ |
638) Nach dem Musterbuch III der Firma 1898, Bl. 36. — Siehe hierüber auch: Baugwksztg. 1895, S. 760. ^ |
639) L'architecture 1889, S. 390, 391. ^ |
Seite 337 (Scan)
mit Rohren aus Eisenblech gefüttert, welche unten beweglich an die in den Viaduktpfeilern befindlichen
Rauchrohre angeschlossen sind.
Ist schon auf die Anordnung der Gerippe von Langwänden großer Hallen der zu berücksichtigende Winddruck von beträchtlichem Einfluß, so gilt dies in noch höherem Maße für die Stirnwände, wo die für die Dachbinder an den ersteren vorhandenen Pfeiler fehlen. Besonders trifft dies aber für die nicht bis auf den Boden herabreichenden, sondern auf ihre ganze Länge frei schwebenden Stirnwände der Bahnhofshallen, die sog. Schürzen zu, die hier ebenfalls nur Erwähnung finden sollen.
Die gewaltigsten bisher konstruierten Glaswände sind die Stirnwände der 115m weiten Maschinenhalle (palais des machines) der Pariser Weltausstellung von 1889. Eine Abbildung derselben in geometrischer Darstellung enthält die unten angegebene Quelle639). Der letzteren ist Fig. 661 entnommen, welche den Fuß eines der Gitterpfeiler wiedergibt, durch welche diese Wände in eine Anzahl größerer Abteilungen zerlegt sind. Diese Pfeilerfüße zeigen, in welch geistreicher Weise es der Architekt der Halle, Dutert, verstanden hat, die gewaltigen Eisenmassen seines Bauwerkes im einzelnen aus der Konstruktion heraus in wohlgefällige Form zu bringen.
Grafik: Fig. 662640) Vom Glaspalast zu München640). — 1/40 w. Gr. |
Bezüglich der Gestaltung der Glaswände, wie sie bei Arbeitsstätten für Künstler vorkommen, sei auf das betreffende Kapitel in Teil IV, Halbband 6, Heft 3 dieses »Handbuches« verwiesen.
Gerippe aus Eisen und Holz. (285.)
Bei der Zusammenstellung von Eisen und Holz zur Ausführung von Glaswänden wird man wohl immer, abgesehen von der Verwendung des Eisens zu den Sprossen in sonst aus Holz hergestellten Gerippen, das Eisen zu den eigentlich tragenden Teilen benutzen, das Holz dagegen zu den mehr untergeordneten und zur Aufnahme der Verglasung bestimmten. Diese Verbindung von Eisen, besonders von Gußeisen, und Holz ist eine ziemlich häufige, namentlich bei kleineren Bauwerken und bei Anbauten an Wohnhäuser, wie Veranden, Wintergärten, Hausthürvorhallen u. dergl.
639) L'architecture 1889, S. 390, 391. ^ |
640) Nach: Amtlicher Bericht über die allgemeine Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbs-Erzeugnisse zu München im Jahre 1834. München 1855. ^ |
Seite 338 (Scan)
Diese Bauweise kann jedoch unter besonderen Umständen auch für große Gebäude,
insbesondere für solche zu vorübergehenden Zwecken, ganz zweckmäßig sein.
Eine der ersten größeren Ausführungen dieser Art war der von 1853–54 in der verhältnismäßig kurzen Zeit von 9 Monaten erbaute, anfangs zum Wiederabbruch bestimmte sog. Glaspalast in München, der aber bis jetzt noch seinen Zweck erfüllt. Die Verwendung von Eisen und Holz wurde gewählt, weil damals in anderer Weise das Bauwerk in der gegebenen Zeit nicht hätte hergestellt werden können.
Grafik: Weintreibhaus der Villa Krupp bei Essen641).Fig. 663 1/100 w. Gr., Fig. 664 1/10 w. Gr., Fig. 665 1/10 w. Gr., Fig. 666 1/10 w. Gr. |
Das Wandgerüst besteht aus gußeisernen, in Abständen von 5,84m aufgestellten Säulen von quadratischem Querschnitt, welche unter sich durch hölzerne Rahmen, die in den Ansichtsflächen eine Verkleidung von Gußeisenplatten haben, mit den inneren freistehenden Säulen des Gebäudes aber durch eiserne Gitter- träger verbunden sind. Die Wände stehen auf einem ungefähr 1,6m hohen Steinsockel und sind durch drei zwischengestellte und mit Falzen versehene Eichenholzständer in 4 Abteilungen zerlegt, die der Höhe nach durch Loshölzer weiter geteilt sind. Mit den Säulen sind seitlich begrenzende Holzständer verbunden und die rechteckigen Felder mit verglasten Rahmen aus Eichen- und Lärchenholz gefüllt (Fig. 662640)). Die Teilung in Scheiben aus Doppelglas ist durch Sprossen von Eisenblech bewirkt. Die untersten Wandfelder von 2,22m Höhe sind nach innen mit einer Bretterschalung, nach außen mit einem gußeisernen Gitter versehen.
In Fig. 662 ist die Vorkehrung zum Oeffnen der oberen Fensterflügel mit dargestellt.
Bei Gewächshäusern mit niedrigen Wänden ist die Anwendung von verglasten Fensterrahmen, den sog. Standfenstern, aus Holz zur Füllung des im übrigen aus Eisen hergestellten Gerippes nicht unzweckmäßig. Sie sind an dieser Stelle weniger rasch dem Verderben ausgesetzt, wie die liegenden Holzrahmenfenster an Dächern, und können leicht erneuert werden.
Fig. 663641) gibt den Querschnitt eines Weintreibhauses der Villa Krupp bei Essen, welches in dieser Weise ausgeführt ist. Für die 3,3m von Mitte zu Mitte entfernten Dachbinder aus {I}-Eisen sind in der Wand gußeiserne Hauptständer vorhanden (Fig. 664), mit denen sie durch Konsolen verbunden sind. Dazwischen sind zur Befestigung der Fensterrahmen je zwei schmalere Zwischenständer angeordnet (Fig. 665). Von Hauptständer zu Hauptständer reicht ein gußeiserner Rahmen (Fig. 666), der mit diesen und den
640) Nach: Amtlicher Bericht über die allgemeine Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbs-Erzeugnisse zu München im Jahre 1834. München 1855. ^ |
641) Nach: Klasen, L. Handbuch der Hochbau-Constructionen in Eisen. Leipzig 1876. S. 365 u. Taf. 15. ^ |
Seite 339 (Scan)
Zwischenständern, sowie an seinen Enden mit dem {I}-Eisen der Binder verschraubt ist. Dieser Rahmen
bildet den oberen Anschlag für die um wagrechte Zapfen nach außen drehbaren Fenster aus mit Oelfarbe
angestrichenem Eichenholz. Zur Anschlagbildung sind an Ständern und Rahmen etwas vorspringende
Leisten vorhanden, die bei nicht ganz eben ausgefallenem Guß bearbeitet wurden. Für den unteren Anschlag
ist an den Sandsteinsockel ein Falz angearbeitet. In diesen Sockel sind die Ständer eingelassen
und mit einem Kitt aus Glycerin und Bleiglätte, der sich gut bewährt haben soll, befestigt. Der Sockel
ist mit der aus Pfeilern und Bogen bestehenden Gründung durch in Nuten seiner Stoßfugen eingreifende
Flacheisen verbunden und gegen aufsteigende Feuchtigkeit durch eine Asphaltschicht geschützt.
In Fig. 663 ist eine der gläsernen Scheidewände, durch die das Treibhaus in drei Abteilungen zerlegt ist, mit dargestellt.
Grafik: Fig. 667 Malerfenster Leighton's in Kensington642). |
Da, wo Glaswände Räume zu begrenzen haben, welche einen wohnlichen
Eindruck machen sollen, eignet sich das Holz zur Fassung des Glases besser, als das
Eisen, wenn auch das letztere für Herstellung des tragenden Gerüstes beibehalten wird.
Ein Beispiel dieser Art der Verwendung von Holz und Eisen bietet das Malerfenster Leighton's in Kensington (Fig. 667 bis 672642), bei welchem das gußeiserne Gerüst innen nicht sichtbar ist und die Holzrahmen doppelt verglast sind. Die äußere Verglasung ist verkittet, die innere mit Leisten befestigt.
Gerippe aus Holz. (286.)
Verglaste Wände im Inneren von Wohn- und Geschäftshäusern werden in der Regel mit ganz aus Holz konstruierten Gerippen gebildet. Bei größerer Länge sind sie durch kräftige Ständer in Abteilungen zu zerlegen. Im übrigen ist ihre Herstellung durchaus der der Glasthüren und Glasabschlüsse verwandt, so daß hier auf die einschlägigen Besprechungen in Teil III, Band 3, Heft 1 dieses »Handbuches« verwiesen werden kann.
642) Nach: Building news, Bd. 39, S. 384. ^ |
Seite 340 (Scan)
Grafik: Fig. 668 Malerfenster Leighton's in Kensington642). 1/50 w. Gr., Fig. 669, Fig. 670, Fig. 671, Fig. 672 1/20 w. Gr. |
Fig. 673 zeigt einen Teil der Glaswände des Lichthofes der Bayerischen Vereinsbank in München643)
und bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Ersatz für Glas. (287.)
Als Ersatz für Glas kann gegebenenfalls, wenn es sich nicht um Durchsichtigkeit, sondern nur um Erhellung handelt, das in England erfundene Wire wove dienen, das in Deutschland auch unter den Namen »Duroline« oder »Tektorium« in den Handel gebracht wird.
Es besteht aus einem Drahtgewebe von etwas über 2mm Maschenweite und 0,3mm Drahtdicke, das mit oxydiertem Leinöl überzogen ist, und bildet Platten von 1,0 bis 1,5mm Dicke, von gelber Farbe und lederartiger Beschaffenheit, die in Längen von 3,048m und 0,61 bezw. 1,22m Breite verkauft werden. Die Biegsamkeit, Unzerbrechlichkeit, Wetterfestigkeit und Lichtdurchlässigkeit des Stoffes werden gerühmt. Es wird mit flachköpfigen verzinkten Nägeln auf Holzsprossen befestigt. Die Nagelköpfe, sowie die etwa 3cm breiten Ueberdeckungen der Tafeln sind mit Firniß zu überstreichen. Es wird in zwei Güten angefertigt644).
Glasbausteine. (288.)
Zur Herstellung von durchscheinenden Wänden oder von einzelnen solchen Flächen in Mauern eignen sich sehr gut die Glasbausteine, Patent Falconnier, der
642) Nach: Building news, Bd. 39, S. 384. ^ |
643) Nach: Cremer & Wolffenstein. Der innere Ausbau. Berlin. Taf. 112. ^ |
644) Vergl. Deutsche Baugwksbl. 1889, S. 283; 1892, S. 352. — Baugwksztg. 1890, S. 1154; 1891, S. 1086. ^ |
Seite 341 (Scan)
Grafik: Fig. 673 Aus dem Lichthof der Bayerischen Vereinsbank zu München643). |
Grafik: Fig. 674 |
Glashüttenwerke Adlerhütten zu Penzig (Schlesien645)). Sie empfehlen sich besonders da, wo es sich darum handelt, möglichst viel zerstreutes Licht in die Räume einzuführen und gleichzeitig thunlichsten Schutz gegen die äußeren Wärmeverhältnisse zu erzielen. Deshalb finden sie sich zahlreich zur Herstellung von Veranden, Wintergärten, Gewächshäusern, Kiosken, inneren Scheidewänden, Treppenhauswänden u. s. w. verwendet. Auch wird ihre Schalldichtigkeit gerühmt. Sie sind in besonderen Formen durch Blasen verfertigt, um ihnen eine leichte Zusammenfügbarkeit und eine gleichmäßige Wandungsdicke zu geben. Da sie im Schmelzfeuer verschlossen werden, so müssen die inneren Hohlräume derselben immer rein bleiben; auch kann sich kein Schwitzwasser in ihnen bilden. Zumeist werden sie aus klarem, halbweißem Glase hergestellt; doch sind sie auch zur Ausführung von gemusterten Flächen in den Farben Gelb, Braun, Grün, Blau und Opal zu erhalten. Durch Versilberung der inneren Seitenflächen läßt sich eine starke Vermehrung des Lichteinfalles erzielen. Größere Feuerfestigkeit erhalten die Glasbausteine durch eine Drahtummantelung. Solche Steine von mindestens 10cm Stärke werden bis zu 1qm Fläche im Königreich Bayern als Ersatz für Backstein- oder anderes Mauerwerk in Brandmauern zugelassen, wenn sie durch Bogen entlastet sind.
Für den Bau von Wänden benutzt man die in Fig. 674 (Nr. 6), 675 (Nr. 8) u. 676 (Nr. 9) dargestellten Steinformen. Zu Nr. 8 und 9 werden auch 3/4-, 1/2- und 1/4-Teil-
643) Nach: Cremer & Wolffenstein. Der innere Ausbau. Berlin. Taf. 112. ^ |
645) Siehe Teil I, Band 1, erste Hälfte, 2. Aufl. dieses »Handbuches«. ^ |
Seite 342 (Scan)
Grafik: Fig. 675, Fig. 676, Fig. 677 |
stücke angefertigt. Auf die Größen derselben ist beim Entwurf der aus Stein, Eisen oder Holz herzustellenden Wandgerüste Rücksicht zu nehmen. Der Höhe nach können die Felder jede durch 10cm teilbare Abmessung erhalten. Für die Bemessung der Felderbreiten ist jedoch zu beachten, daß, entsprechend der Form der 3/4-, bezw. 1/4-Anschlußsteine, je 13cm von der Anschlußlinie bis zur Mitte der ersten Stellreihe zu rechnen sind. Daher können nur Felderbreiten von 26, 46, 66, 86cm u. s. w. lichter Weite gebildet werden.
Fig. 677, 678 u. 679646) geben Ansicht und Einzelheiten einer in Darmstadt von Has ausgeführten Veranda mit Eisengerippe.
Die Glasbausteine werden am besten mit steifem, verlängertem Cementmörtel (3 Teile Sand, 1 Teil Portlandcement und so viel Weißkalk, um den Mörtel geschmeidig zu machen) vermauert. Um der Gefahr des Zerspringens durch Ausdehnung bei starker Wärmeerhöhung zu entgehen, soll man die Seitenflächen der Steine vor dem Vermauern mit einer Leimschicht überziehen, die vom Cement verzehrt wird und dann den nötigen Spielraum liefert.
Geschichtliches. (289.)
Die Verwendung des Glases zu Fenstern ist bekanntlich sehr alt; schon bei den Römern finden wir sie in ziemlichem Umfange647). Im Mittelalter, namentlich diesseits der Alpen, steigerte sich dieser Gebrauch immer mehr. Bei manchem unserer gotischen Dome mag die verglaste Fensterfläche das Mauerwerk der Wände an Ausdehnung fast übertreffen; immerhin wird man bei ihnen noch nicht in unserem Sinne von Glaswänden sprechen dürfen. Das Gleiche gilt wohl für die älteren Gewächshäuser, deren verbreitetere Anwendung im XVI. Jahrhundert beginnt648). In Leyden wird 1599 unter Leitung des Professors L'Ecluse aus Franksurt a. M. ein Glashaus für exotische Pflanzen errichtet; eine Beschreibung desselben
646) Nach: Has, R. Veranda von Glasbausteinen. Darmstadt. ^ |
647) Vergl. Teil II, Band 2 (Art. 112, S. 124) dieses »Handbuches«. ^ |
648) Ueber Geschichte des Gewächshausbaues finden sich Mitteilungen in: Bouché, C. D. & J., a. a. O., und in Teil IV, Halbband 6, Heft 4 dieses »Handbuches«. ^ |
Seite 343 (Scan)
Grafik: Fig. 678, Fig. 679 |
scheint nicht vorzuliegen. Ob wir es bei diesem Bau mit wirklichen Glaswänden zu thun haben, ist
zweifelhaft; denn noch im XVII. Jahrhundert ist man mit der Anwendung des Glases ziemlich ängstlich;
für Dächer getraut man sich es noch nicht zu benutzen. Dies ist aber im XVIII. Jahrhundert nicht
mehr der Fall, da Miller & Bradley 1716–36 Zeichnungen von Gewächshäusern mit Glasdächern veröffentlichen,
so daß man jedenfalls schon vorher zum Bau von eigentlichen Glaswänden übergegangen sein
dürfte. Der Baustoff für die Gerippe derselben ist aber noch das Holz. Eisen wird erst in unserem Jahrhundert
dazu verwendet, zunächst wohl in der Gestalt von gußeisernen Fensterrahmen, die sich aber nicht
recht Eingang verschafften. Eisenkonstruktion scheint in Deutschland für Gewächshäuser zuerst von Schloßbaurat
Schadow in den königlichen Gärten Berlins und Potsdams eingeführt worden zu sein649).
Einen außerordentlichen Aufschwung nahm der Glaseisenbau mit dem Aufkommen der großen Industrieausstellungen. Durchschlagend war der Erfolg des von Paxton errichteten Gebäudes der Weltausstellung von 1851 im Hyde-Park zu London, das im wesentlichen in seinem Gerippe nur aus Gußeisen bestand, aber seinen Vorgänger in dem großartigen, ebenfalls von Paxton erbauten Pflanzenhause des Herzogs von Devonshire zu Chatsworth hatte. Dieses besaß indessen keine lotrechten, sondern nur gekrümmte Außenflächen.
Eine Reihe von »Krystallpalästen« zu ähnlichem Zwecke folgte. In Deutschland machte den Anfang der bereits erwähnte »Glaspalast« in München, 1853–54 von Voit erbaut. Diese Bauwerke gaben dann den Anstoß zur Uebertragung ihrer Bauweise auf verschiedenartige andere Hallenanlagen und damit den Anlaß zur weiteren Ausbildung derselben. Bei den Wänden macht sich dies, wie bei den Dächern, namentlich in der immer mehr sich verbreitenden Anwendung des Schmiedeeisens geltend, während die des Gußeisens und des Holzes auf die für diese Stoffe besonders passenden Teile beschränkt wird.
649) Die Angaben über Gewächshäuser nach Bouché. ^ |