Durm:Mauern aus Backsteinen
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in Kapitel 2: Mauern aus Backsteinen und anderen künstlichen Steinen. (Backsteinrohbau.) - Inhaltsverzeichnis des Heftes |
Inhaltsverzeichnis |
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Allgemeines. (23.)
Die Backsteine kennzeichnen sich den Quadern gegenüber, abgesehen vom Stoff, durch ihre geringe Größe und durch die fabrikmäßig hergestellte regelmäßige Form,
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deren Maße in ganz bestimmten, aus der Möglichkeit der Herstellung regelrechter
Verbände abgeleiteten Verhältnissen stehen. Aus diesen Eigenschaften ergibt sich
eine große Bequemlichkeit für die Herstellung der Mauerwerke, die nur in geringem
Grade durch das Gebundensein an bestimmte Mauerstärken (siehe den vorhergehenden
Band dieses »Handbuches«, Art. 22, S. 21) beschränkt wird. Es kann
deshalb nicht in Erstaunen setzen, wenn man findet, daß der Backstein in so ausgedehntem
Maße selbst in Gegenden zur Anwendung gelangt, wo gute natürliche
Steine in Ueberfluß vorhanden sind. Diese Bevorzugung wird allerdings, außer durch
die Bequemlichkeit in der Verwendung, noch durch andere gute Eigenschaften der
Backsteine gerechtfertigt.
Wie schon im vorhergehenden Kapitel ausgeführt wurde, benutzt man in den weitaus meisten Fällen das Hausteinmaterial nur als äußere Verkleidung der im Inneren aus anderem Material hergestellten Mauern. Ganz besonders eignet sich nun der Backstein zu diesen Hintermauerungen; er wird aus dieser Rolle von den Bruchsteinen nur da verdrängt, wo diese billigere Ausführung ergeben, als jene. Doch auch zur unverhüllten äußeren Erscheinung gelangt der Backstein als Stoff des Mauerwerkes, insbesondere da, wo geeigneter natürlicher Stein für diesen Zweck fehlt oder sich teuerer als jener stellt. Im letzteren Falle ergibt sich häufig eine Verbindung in der Weise, daß die sog. Strukturteile (Sockel, Gesimse, Ecken, Umrahmungen) aus Haustein, die Flächen dagegen aus Backsteinen hergestellt werden (vergl. den vorhergehenden Artikel). Im ersteren Falle werden auch zu den Strukturteilen fast oder ganz ausschließlich Backsteine oder andere Ziegelwaren verwendet, und man spricht dann gewöhnlich von Ziegelrohbau, Backsteinrohbau oder Rohziegelbau, im Gegensatze zum Hausteinbau und dem Bau aus gemischtem Material.
Die Versuche52), die Bezeichnung »Backsteinrohbau« durch eine andere zu ersetzen, in welcher das anstößige »roh« nicht vorkommt, haben bisher zu einem befriedigenden Ergebnisse noch nicht geführt. Wir haben uns daher entschlossen, bei der alten eingebürgerten und allgemein verstandenen Benennung zu bleiben. Das Wörtchen »roh« ist in dieselbe nicht hineingekommen, um damit eine Kritik an den betreffenden Bauten zu üben; sondern es ist aus der üblichen Bezeichnung Rohbau, dem Gegensatz von Ausbau, für diejenigen Mauerwerke übernommen worden, die noch keinen Putzüberzug erhalten haben. Diese Hinzufügung war der Deutlichkeit wegen notwendig, weil die Backsteinmauern noch häufiger geputzt, als in ihrem Material sichtbar gelassen werden. Das Gleiche gilt für Bruchsteinmauern, während die Benennung »Hausteinbau« kein Mißverständnis aufkommen läßt. Die aus Hausteinen aufgeführten Mauerkörper nennt man oft als »in reiner Arbeit« hergestellt, deshalb würde die Annahme der zum Teile schon angewendeten Bezeichnung »Backsteinreinbau« für Mauern, deren Backsteinmaterial sichtbar bleibt, eine gewisse Berechtigung haben, wohl auch bald allgemein verständlich werden und nicht zu Mißverständnissen führen können, wie dies bei der in Vorschlag gebrachten Benennung »gefugter Backsteinbau« der Fall ist. In letzterer ist wohl ein kennzeichnendes Merkmal des Backsteinrohbaues, das Sichtbarbleiben des Fugennetzes, ausgesprochen; aber es bleibt dabei die Möglichkeit, nur an das nachträgliche Fugen zu denken, das im Gegensatz zu dem beim Mauern gleich in den Fugen fertig gestellten Mauerwerk steht. Wir haben die Einführung des Wortes »Backsteinreinbau« unterlassen, weil uns das Bedürsnis zur Beseitigung von »Rohbau« nicht dringend genug vorzuliegen schien.
Daß der Backstein im Backsteinrohbau oder überhaupt da, wo er den Witterungseinflüssen ausgesetzt ist, besondere Eigenschaften haben muß, die in geschützter Lage weniger in Betracht kommen, ist klar, und in der Schwierigkeit, ihm diese Eigenschaften zu verleihen, wozu noch Schwierigkeiten ästhetischer Natur treten, liegt der Grund, warum der Backsteinrohbau im Hausteinbau einen schwer oder nicht besiegbaren Mitbewerber für bessere Bauten findet. Die fraglichen Eigenschaften werden später noch eingehend zu erörtern sein. Ueber die beim Backsteinbau zur
52) Siehe: Deutsche Bauz. 1889, S. 15, 35, 46, 52, 87, 109, 147. ^ |
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Anwendung kommenden verschiedenen Ziegelwaren und die sonstigen keramischen
Erzeugnisse finden sich Mitteilungen in Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 16 u. ff.,
S. 72 u. ff. u. Art. 44 u. ff., S. 106 u. ff. [2. Aufl.: Art. 35 u. ff., S. 92 u. ff. u.
Art. 55 u. ff., S. 119 u. ff.]) dieses »Handbuches«. Format und Backsteinverbände
wurden im vorhergehenden Bande (Abt. I, Abschn. 1: »Konstruktionselemente in
Stein«) dieses »Handbuches« besprochen.
Zur Herstellung der äußeren Wandflächen verwendet man im Backsteinrohbau jetzt ziemlich allgemein besonders gut hergestellte Steine: die Verblendsteine mit glatten und möglichst gleichmäßig gefärbten Außenflächen; zur Ausführung der Hintermauerung jedoch und zu allen Mauern, die geputzt werden, die ordinären Backsteine, Hintermauerungssteine oder kurzweg Mauersteine. Diese fallen nun im Brande nicht gleichmäßig aus und werden in der Regel auch nicht nach ihrer Beschaffenheit gesondert auf die Bauten geliefert. Es ist daher zweckmäßig, das Aussuchen auf der Baustelle selbst nach drei Sorten vorzunehmen. Die scharf gebrannten Steine benutzt man zur Herstellung der Mauerkörper, welche dem Wetter oder der Feuchtigkeit ausgesetzt sind oder besonders hohe Belastungen erhalten, also zu Grundmauern, Kellermauern, Sockeln, Pfeilern etc., die mittelgebrannten zu den Umfassungen, Tragmauern, Bogen, Gewölben und Brandmauern, die schwach gebrannten zu den Scheidewänden und überall da, wo dieselben bei trockener Lage keine Belastungen erhalten.
Verbindung durch den Mörtel. (24.)
Die Festigkeit der Backsteinmauer beruht, außer auf dem richtigen Verbande, auf der Verkittung durch den zwischen die Fugen gebrachten Mörtel. Die allgemeinen Grundsätze hierfür wurden schon im vorhergehenden Bande (Abt. I, Abschn. 1, Kap. 3) dieses »Handbuches« erörtert; hier würden dem jedoch einige Einzelheiten hinzuzufügen sein.
Ein Mauerkörper wird um so fester sein, je mehr er sich einer monolithen Masse nähert. Daher wird bei einer Quadermauer die Festigkeit verhältnismäßig mit der Größe der Quader, mit der Verminderung der Zahl der Fugen zunehmen. Je kleiner die Steine sind, um so größer ist die Zahl der Fugen, um so mehr nimmt der Zusammenhang ab. Diesen Mangel kann man durch die Verbindung mittels der Bindemittel ersetzen, woraus die Bedeutsamkeit des Mörtels für das Backsteinmauerwerk hervorgeht. Der Mörtel soll hierbei die Backsteine durch ein fest geschlossenes Fugennetz wie mit einem Maschenwerk umklammern. Er darf dabei aber nicht bloß zu einer in sich zusammenhängenden Masse erstarren, sondern er muß auch möglichst fest an den Backsteinen haften. Deshalb ist auch die Wahl des Mörtels durchaus nicht gleichgültig. Diese kann durch verschiedene Umstände beeinflußt werden.
Die für Backsteinmauerwerk häufiger zur Anwendung gelangenden Mörtel sind fetter und hydraulischer Kalkmörtel, Cementmörtel (vorzugsweise von Portlandcement), Cementkalkmörtel und Gipsmörtel. Diese Mörtelarten sind in Teil I, Band 1, erste Hälfte (Abt. I, Abschn. 1, Kap. 3) dieses »Handbuches« ausführlich behandelt worden. Der Luftkalkmörtel kann nur bei trockener Lage des Mauerwerkes benutzt werden; er braucht aber eine ausreichende Menge von Feuchtigkeit und darf diese nur langsam von sich geben, um fest zu werden. Deshalb sind die Backsteine vor dem Vermauern genügend anzunässen, und deshalb ist das künstliche Austrocknen des Mauerwerkes schädlich. Eben darauf beruht es auch, wenn dünne Backsteinmauern, welche man in der Sommerhitze aufführt, nicht fest werden. Die
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porenreichen Backsteine saugen das Mörtelwasser mit dem in ihm enthaltenen Kalkhydrat
auf; dieses erhärtet daselbst, unter Einwirkung der in den Poren enthaltenen
kohlensäurehaltigen Luft und kohlensäurehaltigen Feuchtigkeit, und bildet so ein
Bindeglied mit dem in den Fugen verbleibenden und ebenfalls fest werdenden Mörtel.
Außerdem entstehen unter der chemischen Einwirkung des Kalkhydrates auf die
an der Oberfläche der Backsteine vorhandene, durch das Brennen aufgeschlossene
Kieselerde und Thonerde Kalksilikate, welche wesentlich zur Erhöhung der Festigkeit
der Mörtelverbindung und der Dauerhaftigkeit derselben beitragen53). Dieser Vorgang
kann sehr lange andauern, wirkt aber fortdauernd auf Erhöhung der Festigkeit.
In demselben liegt die Begründung für die innige Verbindung, welche zwischen guten
Backsteinen und gutem Kalkmörtel erzielt werden kann. Durch denselben wird
auch erklärlich, warum mit schon einmal gebrauchten, wenn auch gut abgeputzten
Backsteinen diese innige Verbindung nicht mehr zu erreichen ist. Die Poren derselben
sind schon mit kohlensaurem Kalk ausgefüllt, und die Oberflächen bieten nicht
mehr die Bedingungen für die Bildung der Silikate.
Luftmörtel aus Fettkalk kann man, wie schon erwähnt, nur bei trockener Lage des Mauerwerkes verwenden. Sind dauernde Feuchtigkeitsquellen vorhanden, so sind die hydraulischen Mörtel, die Cement- und Kalk-Cement-Mörtel oder die Kalkmörtel mit hydraulischen Zuschlägen (Puzzolanmörtel) zu benutzen. Die Cement- und Puzzolanmörtel haben zur Erhaltung ihrer Festigkeit dauernd den Zutritt der Feuchtigkeit notwendig.
Gipsmörtel kann man nur im Trockenen zur Verwendung bringen. Er erhärtet sehr rasch (unter Volumvermehrung) und kann deshalb auch wie Cementmörtel zur Verwendung gelangen, wenn ein Setzen der Mauerkörper vermieden werden soll; immerhin ist diese Verwendung aber wegen der Volumvermehrung eine bedenkliche. Infolge dieses raschen Erhärtens ist der Gipsmörtel auch brauchbar, wenn Mauerwerk bei Frostwetter ausgeführt werden muß. Dabei darf aber dem Gips nur das zur Erhärtung gerade notwendige Wasser zugesetzt werden. Viel verwendungsfähiger wird scharf gebrannter Gips als Mauermörtel, wenn man ihm bis zur Hälfte seiner Menge Sand zusetzt.
Frischer Cementmörtel kann schon durch geringe Kälte zerstört werden. Auch die Kalkmörtel widerstehen dem raschen Wechsel von Frost und Tauwetter nicht. Weniger nachteilig wirkt eine anhaltende mäßige Kälte, besonders bei verfüllten Grundmauern. Man will sogar beobachtet haben, daß Mörtel, der bei andauernder Kälte seine Feuchtigkeit verloren hat, besonders fest geworden ist. Um bei Frostwetter mit Kalkmörtel sicher mauern zu können, soll man ungelöschten Kalk nur in geringen Mengen zu Mörtel bereiten, denselben möglichst steif herstellen, die Ziegel und den Sand nur trocken und angewärmt verwenden und das Mauerwerk vor der Einwirkung von Feuchtigkeit oder Schnee schützen. Die Durchführung dieser Maßregeln dürfte für gewöhnlich nur im kleinen Maßstabe möglich sein. Cementmörtel wird durch Zusatz von Kochsalz oder Soda weniger empfindlich gegen Kälte; auch Verwendung von warmem Wasser zum Anmachen ist vorteilhaft54).
Das Legen der Backsteine im richtigen Verbande und das Verbinden derselben
Das Mauern. (25.)
53) Siehe: Ziurek, O. A. Ueber Mörtel in baupolizeilicher, technischer und chemischer Beziehung. Zeitschr. f. Bauw. 1861, S. 41. ^ |
54) Ueber das Mauern bei Frostwetter vergl.: Deutsche Bauz. 1880, S. 74; 1886, S. 501, 520, 536; 1887, S. 148; 1888, S. 112, 184, 203. — Baugwksztg. 1885, S. 35; 1886, S. 860, 880; 1897, S. 97. — Gesundh.-Ing. 1893, S. 357. — Deutsches Baugwksbl. 1894, S. 517. — Building news, Bd. 54, S. 67. — Nouv. annales de la constr. 1887, S. 148. ^ |
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durch den Mörtel nennt man das Mauern. Da das Gelingen der Mörtelverbindung
schnelles Mauern voraussetzt, so ist die Güte des Ziegelmauerwerkes wesentlich von
der Geschicklichkeit der betreffenden Maurer abhängig. Man findet daher in den
Gegenden des vorherrschenden Backsteinbaues, wegen der größeren Uebung, besseres
und dabei mit geringerem Zeitaufwand hergestelltes Mauerwerk, als da, wo der Backstein
mit den natürlichen Steinen in Wettbewerb steht. Blockverband und namentlich
Kreuzverband erfordern mehr Aufmerksamkeit, als der Binderverband. Der
letztere empfiehlt sich deshalb dann, wenn man nur weniger geübte Maurer an die
Arbeit stellen kann, besonders für 1 Stein starke Mauern55).
Hohlmauern. (26.)
Im vorhergehenden Bande (Art. 56, S. 51 [2. Aufl.: S. 52]) dieses »Handbuches« wurden als beabsichtigte Zwecke bei Ausführung von Hohlmauern die Herstellung isolierender Luftschichten und Materialverminderung angegeben. Namentlich das erstere ist häufig der Grund zur Wahl dieser Anordnungen. Die in den Mauern enthaltenen ruhenden Luftschichten sollen die umschlossenen Räume dem Einfluß von außerhalb stattfindenden Wärmeänderungen entziehen56) oder die Ueberleitung des Schalles von einem Raume in einen benachbarten verhindern57). Außerdem verwendet man Hohlmauern oft als Umfassungsmauern von Gebäuden, um das Durchschlagen von Feuchtigkeit zu verhüten. Das letztere ist sehr schwierig zu erreichen und erfordert ganz besondere Vorsichtsmaßregeln. Man hat daher vor der Wahl der Konstruktion sich den hauptsächlich vorliegenden Zweck klar zu machen. Gewöhnlich liegt für Umfassungsmauern das Bedürfnis vor, das Durchschlagen von Feuchtigkeit zu verhindern. Erreicht man diese Absicht, so kann man bis zu einem gewissen Grade auch mit die Sicherung vor dem Eindringen der Kälte erzielen, wogegen eine warm haltende Mauer nicht immer gleichzeitig auch als eine trocken haltende konstruiert zu sein braucht, da hierfür besondere Schutzvorkehrungen an der Außenseite angebracht werden können. Wir werden uns daher nur kurz mit den Vorkehrungen bei Hohlmauern zu beschäftigen haben, die ein Trockenhalten bezwecken, und zwar gegen Schlagregen, der bekanntlich besonders die sog. Wetterseiten der Gebäude trifft. Die Schutzmaßregeln gegen Feuchtigkeiten aller Art werden in Kap. 12 besprochen werden, wo auch auf die Hohlmauern zurückzukommen sein wird.
Vorbedingung für das Trockenhalten ist die Wahl eines Ziegelmaterials für den äußeren Teil der Mauer, welches selbst genügend undurchdringlich ist. Es darf also nur wenig porenhaltig sein und muß eine angesinterte Oberfläche haben, was beides durch scharfen Brand erreicht wird. Ebenso muß aber auch der Fugenmörtel wasserdicht sein, weshalb sich für diesen Zweck ein guter hydraulischer Mörtel empfiehlt. Da nun zweckentsprechende Materialien nicht immer in ausreichender Güte zur Verfügung stehen, die Ausführung oft mangelhaft erfolgt und die Erfahrung gezeigt hat, daß schwache Mauern von ganz gutem Material doch gegen einen kräftigen Schlagregen nicht genügen, so muß weiter gefordert werden, daß Feuchtigkeit, welche durch den äußeren Teil der Mauer gedrungen ist, nicht auf die innere Wand übergeleitet werde. Deshalb sollte die Luftschicht durch die ganze Länge und Höhe der Wand ununterbrochen durchgeführt werden. Die Rücksicht auf Standfestigkeit der Mauer erfordert nun aber wenigstens eine Verbindung beider
55) Ueber die Art des Mauerns selbst und die dabei zu beachtenden Regeln vergl. die 1. Auflage dieses Heftes (Art. 25, S. 38). ^ |
56) Die Erschwerung des Wärmedurchganges durch Hohlmauern aus Backsteinen ist übrigens nicht sehr erheblich, wie in Teil III, Band 4 (Art. 62, S. 54 [2. Aufl.: Art. 112, S. 107]) dieses »Handbuches« nachgewiesen wird. — Vergl. auch: Deutsche Bauz. 1897, S. 619. ^ |
57) Es ist jedoch sehr fraglich, ob diese Absicht erreicht wird, da die Luft die Schallwellen sehr leicht fortleitet. ^ |
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Hälften durch eine Anzahl von Bindern oder Klammern. Diese dürfen daher selbst
nicht zu Feuchtigkeitsleitern werden; sie müssen also ebenfalls von dichtem Material
sein oder besonders geschützt werden. Sie sollten aber auch eine Form erhalten,
die ein Ablagern des beim Mauern herabfallenden Mörtels unschädlich macht oder
verhindert. Dieser herabgefallene Mörtel ist nämlich häufig die nicht immer erkannte
Ursache der Ueberleitung der Feuchtigkeit. Besondere Sorgfalt ist auf die Konstruktion
der Laibungen der Oeffnungen zu verwenden, da an diesen Stellen zumeist
volle Mauerkörper ohne Hohlräume gebildet werden müssen.
Sehr verschieden sind die Ansichten über die dem äußeren Mauerteile zu gebende Dicke. Vielfach wird verlangt, denselben immer mindestens 1 Stein stark zu machen, so daß bei der vielfach verwendeten Gesamtmauerstärke von 11/2 Stein für den inneren Teil nur 1/2 Stein übrig bleibt. Dies ist für Wände, welche zugleich als Tragmauern von Balkenlagen zu dienen haben, zu wenig, namentlich wenn, wie dies aus angegebenen Gründen verlangt werden muß, der Hohlraum in der ganzen Höhe der Frontmauern durchlaufen soll, also eine Anzahl von durchbindenden Schichten unter der Balkengleiche vermieden werden müssen. Andererseits wird angeführt, daß eine 1/2 Stein starke Wand gewöhnlich sorgfältiger gemauert werde, als eine 1 Stein starke, und daher ebenso viel Wert für die Trockenhaltung besitze, als letztere. Für Hohlmauern, welche Gebälke zu tragen haben, wird es sich daher empfehlen, den inneren Teil 1 Stein stark zu machen, wenn dadurch auch für den äußeren Teil nur 1/2 Stein übrig bleibt. Bei dickeren Mauern ist es aber zweifellos richtiger, den äußeren Teil stärker als 1/2 Stein zu halten; denn es ist zu beachten, daß diese geringere Dicke bei einer Höhe von mehreren Stockwerken ebenfalls zu Bedenken in Bezug auf Standsicherheit Veranlassung gibt und außerdem der architektonischen Ausbildung der Fassaden Schwierigkeiten bereitet. Eine 1/2 Stein starke Mauer kann auch gegen Durchschlagen der Nässe ohne besondere Schutzvorkehrungen keine Sicherheit bieten. Erwähnung finde hier noch der Einwand gegen stärkere Außenmauern, daß diese mehr Feuchtigkeit in sich aufspeichern, als 1/2 Stein starke. Sicher ist aber auch, daß eine gut ausgeführte starke Mauer weniger Feuchtigkeit bis zur isolierenden Luftschicht dringen lassen wird, als eine schwache. Für nicht Balken tragende Mauern empfiehlt es sich daher, den inneren Teil nur 1/2 Stein stark zu machen, wo nicht konstruktive Bedenken dagegen vorliegen. Damit ist der Vorteil verbunden, daß die isolierende Luftschicht rasch durchwärmt wird und dadurch die Warmhaltung fördert.
In der Regel wird der Hohlraum 1/4 Steinlänge (6 bis 7cm) breit gehalten. Dieser Zwischenraum ist ungenügend, wenn der äußere Wandteil Feuchtigkeit durchläßt. Die Luft in demselben wird bald mit Feuchtigkeit gesättigt werden und diese der inneren Wandhälfte mitteilen. Die eingeschlossene feuchte Luft wird außerdem dumpfig, was sich ebenfalls in den umschlossenen Räumen mit der Zeit bemerklich machen muß. Es ist daher angezeigt, die Hohlräume im allgemeinen breiter als 1/4 Steinlänge (etwa 1/2 Stein) zu halten und dieselben durch geeignete Oeffnungen zu lüsten, was bei weiteren Zwischenräumen leichter zu bewerkstelligen ist, als bei engen. Durch diese Lüftung geht allerdings der Vorteil der Warmhaltung verloren, was aber gegen den Vorteil in gesundheitlicher Beziehung und in der gewährten Sicherung der Dauerhaftigkeit der auf dem inneren Wandteil auflagernden Balken weniger besagen will. Auch ist zu beachten, daß in Hohlräumen von einiger Höhe abkühlende Luftströmungen entstehen werden, welche die be-
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absichtigte schlechtere Wärmeleitung ebenfalls beeinträchtigen und die Bildung von
schädlichem Schwitzwasser begünstigen.
Die Meinungen über den Wert der Hohlmauern gehen zur Zeit außerordentlich auseinander58). Wir verzichten daher hier auf eine Besprechung der verschiedenartigen Konstruktionen derselben59).
Mauern aus Hohlsteinen. (27.)
Ohne Schwierigkeiten lassen sich Mauern mit Hohlräumen mit Hilfe von Hohlsteinen 60) herstellen.
Dieselben werden in der Regel in der Gestalt und in den Maßen der gewöhnlichen Backsteine, bezw. Verblendsteine gebrannt, weshalb sie ohne alle Schwierigkeiten mit diesen in Verband gebracht werden können. Außer diesen sind in den verschiedenen Ländern, namentlich in England, aber auch in Deutschland, sehr verschiedenartige Formen der Hohlsteine in Anwendung gebracht worden, deren Besprechung aber hier zu weit führen würde. Erwähnung verdient, daß vielfach empfohlen wird, die Hohlsteine größer als das Normalformat herzustellen, weil sie dann bei gleicher Tragfähigkeit in der Herstellung billiger würden. Weiter ist darauf aufmerksam zu machen, daß Hohlsteine mit lotrechten Durchlochungen viel Mörtel schlucken und ein stärkeres Setzen des Mauerwerkes veranlassen, weil sich der Mörtel in die Höhlungen hineindrückt. Man soll diese Durchlochungen daher rund und höchstens 11/2cm im Durchmesser halten.
Eingehender wird die gewöhnliche Form der Hohlsteine in Art. 38 behandelt werden, weil sie mit der der Verblendsteine übereinstimmt. Bemerkt mag hier nur sein, daß man drei Sorten zur Herstellung regelrechter Verbände gebraucht: Läufer, Binder und Ecksteine. Teilstücke lassen sich zwar durch Behauen herstellen; zweckmäßiger ist es aber immer, solche aus der Ziegelei mit zu beziehen. Infolge der Höhlungen brennen die Hohlsteine gleichmäßiger und schärfer durch als Vollsteine, die in derselben Hitze gebrannt werden, sind daher fester und auch weniger porig, als diese, nehmen also auch weniger Wasser auf; sie sind auch schlechtere Wärmeleiter, als Vollsteine. Dagegen sind sie weniger fest, als ebenso scharf gebrannte Vollsteine, haben jedoch durchschnittlich die Druckfestigkeit mittelguter Backsteine. Da sie etwas teurer sind, als gewöhnliche Hintermauerungssteine, so verwendet man sie in der Regel nur zur äußeren Verkleidung der Mauern, bei Mauern aus natürlichen Steinen wohl auch zur inneren Verblendung derselben. Ferner benutzt man sie zur Ausführung von Wänden, die ein geringeres Gewicht haben sollen oder zu denjenigen Zwecken, welchen Hohlmauern dienen sollen. Der Erfolg ist jedoch, wie bei den letzteren, sehr fraglich, da die kleinen Hohlräume der Feuchtigkeit-, Wärme- und Schallübertragung kein wesentliches Hindernis bieten können und diese durch die Wandungen der Steine und die Mörtelfugen stattfinden wird61).
Mauern aus porigen Steinen. (28.)
An Stelle der Hohlsteine werden häufig die porigen Steine mit Vorteil angewendet 62). Sie sind sehr leicht63), haben aber geringe Druckfestigkeit64) und
58) Vergl.: Centralbl. d. Bauverw. 1898, S. 98, 178, 261, 316, 359, 554, 630. ^ |
59) Ausführlich wurden sie in der 1. Auflage dieses Heftes (S. 42–45) besprochen. ^ |
60) Siehe über dieselben Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 18, S. 73 [2. Aufl.: Art. 37, S. 95]) dieses »Handbuches«. ^ |
61) Vergl. hierüber: Deutsche Bauz. 1897, S. 437. ^ |
62) Siehe über dieselben Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 17, S. 73 [2. Aufl.: Art. 36, S. 93]) dieses »Handbuches«. ^ |
63) Die porigen Steine im deutschen Normalformat aus den Greppiner Werken, Aktiengesellschaft für Baubedarf und Braunkohlen (vorm. C. Aug. Stange) wiegen 2,27kg; die porigen Lochsteine von da, mit 2 Längslöchern von 30mm Durchmesser, 1,7kg. ^ |
2. Aufl.: S. 77i) dieses »Handbuches«. ^ |
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dürfen den Einflüssen der Feuchtigkeit nicht ausgesetzt werden. Eine für manche
Zwecke sehr wertvolle Eigenschaft ist ihre große Porosität65). Vermöge derselben
sind sie schlechte Wärmeleiter und begünstigen wegen ihrer bedeutenden Luftdurchlässigkeit
außerordentlich die für die Gesundheit der Bewohner so wertvoll
erachtete zufällige Lüftung der Räume, wenn diese nicht auf künstlichem Wege beschafft
worden ist.
Nach Wolpert66) ist eine belangreiche Luftverbesserung und Lufterneuerung vermöge der Diffusion der Gase und des unmittelbaren Luftdurchganges durch die Wände von folgenden Bedingungen abhängig: nicht zu große Dicke der Mauern, poriges Material, Wärme und Trockenheit der Wände; große Wärmeunterschiede und nicht zu große Feuchtigkeit der zu wechselnden Luftmassen; heftige Luftströmungen, Winde; freie Lage gegen die Richtung des Windes. Da diese Bedingungen nicht immer genügend, häufig gar nicht erfüllt sind, so wird man die Luftdurchlässigkeit der Wände als Ursache der hinreichenden Luftverbesserung im allgemeinen nicht betrachten dürfen, wenigstens nicht bei der üblichen Bauweise. (Vergl. hierüber auch Teil III, Band 4 [Abt. IV, Abschn. 4, B, Kap. 2, d, 1: Zufällige Lüftung] dieses »Handbuches«.)
Zweifellos ist es aber, daß sich mit Hilfe der porigen Ziegel die erwähnten konstruktiven Bedingungen
erreichen lassen, wenigstens für Wohnhäuser von geringer Stockwerkszahl, bei denen die Belastung
der Steine im Erdgeschoß niemals die zulässigen Grenzen übersteigen wird. Die ausgedehntere Anwendung
der porigen Steine würde demnach in gesundheitlicher Hinsicht als ein Fortschritt bezeichnet werden
können, wenn man auch nicht an dieselben die übertriebenen Hoffnungen von Meiners67) knüpfen darf,
da ein Einfluß auf die nicht konstruktiven Bedingungen für die Wirksamkeit der zulässigen Lüftung durch
die Wände ausgeschlossen ist.
Die durch Brennen des mit verbrennlichen Stoffen gemischten Thones erzeugten porigen Steine erleiden unter Einfluß der Feuchtigkeit der Dauerhaftigkeit schädliche Zersetzungen; sie dürfen daher auch nicht zur äußeren Verkleidung von Umfassungsmauern benutzt werden, wenn man sie nicht gegen die Feuchtigkeit schützt. Dies kann, ohne der Luftdurchlässigkeit großen Eintrag zu thun, durch einige der in Kap. 12 zu besprechenden Behänge geschehen. Kalkmörtelputz ist hierzu nicht geeignet, weil er die Feuchtigkeit durchläßt. Ist die Anwendung eines solchen Behanges aus architektonischen Rücksichten nicht zulässig, so muß man eben einen dichten Stein zur Herstellung der äußeren Bekleidung verwenden.
Die mit Hilfe von Infusorienerde hergestellten porigen Steine68) sind jedenfalls widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit; sie können aber wegen der noch seltenen Ausnutzung der Infusorienerde nicht in Betracht kommen. Auch die Herstellung der oben besprochenen porigen Steine ist an die Orte gefesselt, wo die Beschassung der dem Thone zuzumischenden brennbaren Stosse nicht besondere Kosten verursacht.
65) Siehe hierüber Teil 1, Band 1, erste Hälfte (Art. 28, S. 90 [2. Aufl.: Art. 21, S. 81]) dieses »Handbuches«. ^ |
66) Theorie und Praxis der Ventilation und Heizung. Braunschweig 1880. S. 334. ^ |
67) Siehe: Meiners, H. Das städtische Wohnhaus der Zukunft. Stuttgart 1879. S. 74 u. ff. ^ |
68) Vergl.: Heusinger v. Waldegg, E. Die Ziegelfabrikation. 3. Aufl. Leipzig 1876. S. 238. ^ |