Durm:Oeffnungen mit steinernen Einfassungen
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in Kapitel 14: Fenster- und Thüröffnungen - Inhaltsverzeichnis des Heftes |
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Material und Konstruktion. (421.)
Die Gewände der Fenster und Thüren in Umfassungsmauern werden entweder aufgemauert oder aus längeren Hausteinstücken hergestellt.
Die erstere Konstruktion ist jedenfalls die bessere, insofern dadurch ein gleichmäßiges Setzen der Mauern und Einfassungen ermöglicht wird. Nicht wesentlich beeinträchtigt wird dies, wenn auf eine Schicht der Einfassung mehrere Schichten der Mauer kommen. Sehr bemerklich und durch Risse neben den Gewänden sich zu erkennen gebend wird jedoch die Verschiedenheit des Setzens, wenn das Gewände auf die ganze Höhe aus einem Stück besteht oder aus nur wenigen Stücken zusammengesetzt wird, insbesondere wenn die Mauern aus Backsteinen oder unregelmäßigen Bruchsteinen hergestellt sind. Zu diesem Uebelstande tritt noch der andere hinzu, daß bei langen Gewändestücken nicht dem Grundsatze genügt werden kann, das natürliche Lager der Steine wagrecht zu legen. Dies kann für die Dauer der Konstruktionen schädlich werden.
Trotz dieser Mängel langer Gewändestücke sind dieselben jedoch, der Bequem-
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lichkeit und der leichter zu ermöglichenden, sauberen Ausführung von Gliederungen
wegen, sehr beliebt und werden auch bei Backsteinrohbauten in Hausteingegenden
sehr häufig benützt.
Von entschiedenem Vorteile ist dagegen die Verwendung langer Hausteinstücke für die Herstellung der Sohlbänke und Schwellen, weil dadurch die zahlreichen nach oben sich öffnenden und der Verwitterung und Feuchtigkeit den Zugang gewährenden Fugen kleiner Steine vermieden werden. Auf ihre Entlastung ist jedoch die gleiche Sorgfalt zu verwenden, wie bei der ebenfalls sehr gebräuchlichen Herstellung gerader Stürze aus Hausteinbalken (vergl. Art. 418, S. 466).
Werden im Backsteinrohbau die Einfassungen nicht aus Haustein ausgeführt, so benützt man hierfür bei einfachen Bauten gewöhnliche Backsteine oder Verblender und bei reicheren Gebäuden Formsteine oder Terrakotten. Sohlbänke und Schwellen werden gewöhnlich als Rollschichten konstruiert, Fenstersohlbänke aber besser mit Flachschichten aus besonderen Formsteinen. Die Ueberdeckungen werden gewölbt.
Zu den Einfassungen in Mauern aus unregelmäßigen Bruchsteinen benützt man entweder Haustein oder Backstein, da der Bruchstein hierzu sich nicht gut eignet und ein Ueberzug mit Putz an dieser Stelle — dies gilt auch für Einfassungen aus Backstein — keine Dauer und keine ästhetische Daseinsberechtigung besitzt. Bei sehr sparsamen Ausführungen verwendet man zur Einfassung der Oeffnungen in Bruchsteinmauern auch hölzerne Blockzargen, welche ganz ähnlich denjenigen der Thüröffnungen in inneren massiven Mauern ausgeführt werden.
Fensteröffnungen. (1)
Allgemeines. (422.)
Die Fensteröffnungen sind zumeist höher, als breit, und zwar annähernd im Verhältnis von 2 : 1. Quadratische und noch niedrigere Fenster verwendet man nur in untergeordneten Geschossen. Sind wegen der Größe des Lichteinfalles sehr breite Fenster notwendig, so teilt man sie in der Regel durch Mittelgewände und bildet so die gekuppelten Fenster. Diese können entweder aus unabhängig nebeneinander stehenden Oeffnungen mit selbständigen Umrahmungen bestehen, oder zu einem Ganzen durch gemeinschaftlichen Sturz oder Bogen zusammengefaßt werden. Zwischenpfeiler aus Backsteinen sind bei größeren gekuppelten Fenstern nur dann möglich, wenn sie mindestens 25cm breit werden können. In Bruchstein müssen sie breiter, in Haustein können sie schmaler gehalten werden. Bei Verwendung letzteren Materials bildet man sie mitunter zu Säulen aus. Häufiger werden Säulen zur äußeren Teilung der gekuppelten Fenster benutzt.
Eine Teilung der Fenster kann auch der Höhe nach durch Zwischenstürze oder Maßwerke erfolgen.
Die lichte Höhe der Fenster ist von der Stockwerkshöhe abhängig und ist außerdem durch die Höhenmaße begrenzt, welche für die Brüstung und die Konstruktion der Nischenüberdeckung in Anspruch genommen werden müssen. Die Brüstungshöhe wird zwar häufig zu 0,80 bis 0,85m angenommen, kann aber je nach den besonderen Verhältnissen sehr viel höher oder niedriger angenommen werden. Als geringstes Maß von der Unterkante des Sturzes bis zur Decke rechnet man gewöhnlich 0,38m, wenn die betreffende Mauer die Deckenbalken zu tragen hat. Eine Vergrößerung dieses Maßes wird mit Rücksicht auf die statischen Verhältnisse
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und auf das Anbringen von Rollläden oft stattzufinden haben; eine Verringerung
kann in der Regel nur eintreten, wenn die Mauer, in der das Fenster sich befindet,
keine balkentragende ist. Sie wird möglich bei Anwendung von Eisen zur Ueberdeckung
der Fensternische.
Die Breite des Anschlages an den Gewänden ist bei Anordnung von einfachen Fenstern zu 6,5cm, von inneren Doppelfenstern zu 10cm, von inneren Klappläden zu 12 bis 15cm, bezw. 15 bis 18cm mindestens zu bemessen. Die für einfache und Doppelfenster angegebenen Maße gelten auch für den Sturz, sind jedoch daselbst bis zu 20cm zu vergrößern, wenn innere Rouleaux angebracht werden, da diese sonst das Oeffnen der oberen Fensterflügel verhindern würden.
Die Konstruktionen der Fensteröffnungen sollen nach den einzelnen Teilen mit Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit des Materials derselben getrennt behandelt werden. Von den Werkstoffen sind jedoch hauptsächlich nur Haustein und Backstein in Betracht zu ziehen.
Sohlbank. (α)
Konstruktionsbedingungen. (423.)
Auf die Sohlbank trifft sowohl unmittelbar der Regen, als auch das an den Fensterflächen herabfließende Regenwasser. Dieses Wasser muß nicht nur nach außen abgeführt, sondern muß auch daran verhindert werden, durch die Fugen zwischen dem Holzwerk des Fensters und dem Stein der Sohlbank in das Innere einzudringen. Die Wasserabführung sucht man durch Anordnung eines Gefälles nach außen hin zu erreichen. Je stärker dasselbe ist, um so rascher wird das Abfließen erfolgen, um so weniger leicht wird das Wasser durch den Wind nach innen getrieben werden. Die unter der Sohlbank befindliche Mauer ist vor dem von ihr abfließenden Wasser möglichst zu schützen. Man gibt deshalb der Sohlbank häufig einen mit einer Wassernase versehenen Vorsprung. Dadurch wird nun zwar die Mauerfläche nur auf eine geringe Höhe vor dem Naßwerden bewahrt; aber die Unterseite der Sohlbank sowohl, als auch die Fuge unter ihr bleiben trocken, was um so wünschenswerter ist, da an diesen Stellen das Verdunsten der Feuchtigkeit nur langsam vor sich geht und diese daher durch sich selbst und durch Gefrieren schädlich werden kann.
Die Wassernase der Sohlbank kann nicht verhindern, daß das von den Kanten der Gewände herabkommende Wasser an den Wänden weiter fließt und dort Schmutzstreifen erzeugt. Dagegen müssen auf dem Sohlbankvorsprung besondere Vorkehrungen getroffen werden.
Auf der geneigten Oberfläche würden sich die Gewände nur mangelhaft aufsetzen. Deshalb ist für Beschaffung eines wagrechten Auflagers oder Aufstandes zu sorgen.
Die Fuge zwischen der Sohlbank und dem Holz des Fensterfutterrahmens muß nicht nur gegen das Eindringen des Wassers, sondern wo möglich auch gegen die Bildung von Luftzug gesichert werden. Beides wird nicht immer gleichzeitig durch dasselbe Mittel erreicht.
Haustein. (424.)
Die auf dem Vorbilde der Antike beruhende Architektur verwendet bloß Wasserschläge von geringem Gefälle. Das Wasser fließt von ihnen nur verhältnißmäßig langsam ab, und es ist deshalb bei ihnen nicht nur ein dichter und glatt bearbeiteter Haustein erwünscht, sondern auch besondere Sorgfalt auf die Dichtung der erwähnten Fuge zu verwenden.
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Grafik: Fig. 872 |
Fig. 872 bis 874 zeigen eine häufig verwendete einfache
Form der Sohlbank für die Ausführung in Haustein,
bei welcher zur Aufnahme des 3,0 bis 4,5cm starken
Fensterfutterrahmens durch eine nach oben am inneren
Rande vorspringende Leiste von wenigstens 3 bis 4cm
Breite und 1,0 bis 1,5cm Höhe ein Falz gebildet wird, der
auf die ganze Anschlagbreite, also bis zur Nischenlaibung,
fortzuführen ist. In derselben wagrechten Ebene, wie die
Oberkante dieser Leiste, liegt die bei der Abarbeitung des
Wasserschlages stehen zu lassende Aufstandsfläche für die
Gewände. Auf der Rückseite der Sohlbank sind Dübellöcher
für die Befestigung des gestemmten Brüstungslambris
anzubringen, falls die Fertigstellung der Brüstungswand nicht in anderer Weise erfolgt.
Grafik: Fig. 875 |
Grafik: Fig. 873 1/30 w. Gr., Fig. 874 1/20 w. Gr. |
Bei der eben besprochenen Konstruktion wird der breite Futterrahmen mit Steinschrauben am Ge- wändeanschlag befestigt. Sparsamer, wenn auch nicht besser, konstruiert man, wenn man den Futterrahmen, der dann schmaler gehalten werden kann, aber auch weiter in das Fensterlichte hineinspringt, in einen an das Gewände angearbeiteten Falz setzt, um dessen Tiefe die Sohlbank schmaler gehalten werden kann (Fig. 875).
Am sparsamsten verfährt man nach der in Fig. 876 angegebenen Weise, indem man die Sohlbank nicht breiter, als die Gewände macht. Haben die letzteren einen Falz für den Futterrahmen, so wird dieser auch an der Sohlbank angeordnet (Fig. 877). Die Anordnung ohne Falz ist jedoch vorzuziehen. Beide Ausführungsweisen haben den Nachteil, daß die Anschlußfuge gegen das Eindringen des Regens nicht gesichert ist; andererseits wird behauptet, daß sie einen Luftdurchzug besser verhindern, als die in Fig. 872 bis 875 gegebenen Konstruktionen.
Grafik: Fig. 876, Fig. 877, Fig. 878 1/20 w. Gr. |
Schließlich mag hier noch die durch Fig. 878 erläuterte Anordnung Erwähnung finden, bei welcher die an die Sohlbank angearbeitete Leiste nicht zur Bildung eines Falzes für die Aufnahme des Futterrahmenwetterschenkels benutzt ist, sondern dieser sich auf dieselbe setzt. Das Holz ist dadurch gut gegen das Eindringen der Feuchtigkeit geschützt.
Als geringste Stärke der Sohlbank kann 15 bis 18cm angenommen werden; doch hängt dieses Maß außer von der Länge auch von der architektonischen Ausbildung des Fensters ab.
Die Breite der Bank setzt sich aus dem Vorsprung vor der Wand, der für den Zweck der Wasserabführung mit 6 bis 9cm genügend groß ist, aus der Laibungs-
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breite der Gewände, welche häufig bei einfachen Verhältnissen mit 15 bis 18cm bemessen
wird, und aus der etwa angenommenen Falzanordnung, für welche 6 bis 9cm
zu rechnen ist, zusammen. Für die Bestimmung der Breite kommt außerdem die
Stärke der Brüstungsmauer in Betracht. Ist diese nur wenig stärker als die Sohlbank
breit gedacht ist, so thut man gut, die letztere um dieses Maß breiter zu
machen, um nicht Mauerwerk aus kleinen Stücken an dieselbe anflicken zu müssen.
Diese Notwendigkeit würde bei Anwendung der eben angegebenen geringsten Maße
eintreten.
Grafik: Fig. 879, Fig. 880 |
Erhält die Sohlbank einen Vorsprung vor den Gewänden, so ordnet man diesen auch seitlich von den letzteren an. Dadurch wird, wie schon im vorhergehenden Artikel (S. 470) erwähnt wurde, die Bildung von Schmutzstreifen an der Wand veranlaßt. Das einfachste, aber nicht immer anwendbare Mittel zur Beseitigung dieses Uebels wäre, der Sohlbank nur Gefälle nach vorn zu geben. Ebenfalls einfach, dabei wenig auffällig und deshalb immer anwendbar, ist die Ueberführung des Wasserschlages in eine kegelförmige Fläche neben dem Gewändeaufstand (Fig. 879865)). Etwas umständlicher und auffälliger ist die in Fig. 880 dargestellte Anordnung einer seitlichen Leiste, welche das im Winkel des Gewändes abfließende Wasser nach vorn weist.
Grafik: Fig. 881 |
Bei den aus einem Stück hergestellten und von den Gewänden belasteten Sohlbänken ist eine Entlastungsfuge unter denselben unbedingt notwendig (Fig. 873). Bei nicht sehr festem Stein und ungleichmäßigem Setzen der Fensterpfeiler ist trotzdem ein Zerbrechen derselben möglich. Um dies zu verhüten, wendet man wohl die in ganzer Länge aufliegenden, in ihrer Lage nicht vollständig gesicherten, zwischen die Gewände gelegten sog. Streifbänke an (vergl. Art. 418, S. 467), besonders in denjenigen Fällen, wo die Gewände des Höhenverhältnisses der Oeffnung wegen tiefer, als die Sohlbank herabgeführt werden sollen (Fig. 881).
Auch bei den Bauwerken in gotischem Stil vermeidet man zumeist die an den Enden belasteten Sohlbänke und verwendet an Stelle derselben einzelne Werkstücke (Fig. 882866)). Sind diese sämtlich durch Maßwerkpfosten belastet, so fallen die in Art. 418 (S. 466) besprochenen Bedenken bezüglich des infolge des Setzens der Fensterpfeiler auf die Sohlbank von unten her sich ergebenden Druckes für dieselbe weg; jedoch ergeben sich nunmehr durch diesen Druck Gefahren für die schwachen Maßwerkspfosten, auf welche er übertragen wird.
Die Fenstersohlbänke von Gebäuden gotischen Stils haben zumeist den für die rasche Wasserabführung so zweckmäßigen stark geneigten Wasserschlag, der bei
865) Vergl.: Redtenbacher, R. Die Architektonik. Berlin 1883, S. 197. ^ |
866) Nach: Marx, E. Die Burgkapelle zu Iben in Rheinhessen. Darmstadt 1882. ^ |
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Grafik: Fig. 882 Fenster der Burgkapelle zu Iben866). 1/40 w. Gr. |
Kirchen, des verstärkten Lichteinfalles wegen, häufig auch nach innen angeordnet wird (Fig. 882). Dabei ergibt sich bei starken Mauern und weil die Fenster gewöhnlich auch nach außen mit Nischen versehen sind, in welchen der Wasserschlag sortgesetzt werden muß, oft die Notwendigkeit, die Sohlbank der Höhe nach aus mehreren Schichten zusammenzusetzen und zur Vermeidung zu spitzwinkeliger Kanten die Neigung noch über 45 Grad hinaus zu vermehren oder die Kanten durch lotrechte Ebenen abzustumpfen (Fig. 884867)).
An die Werkstücke der Sohlbank werden Aufstandsflächen, bezw. -Sockel für die die Gewände und Pfosten begleitenden Gliederungen oder Säulchen angearbeitet
866) Nach: Marx, E. Die Burgkapelle zu Iben in Rheinhessen. Darmstadt 1882. ^ |
867) Nach: Ungewitter, G. Lehrbuch der gothischen Constructionen. Leipzig 1859–1864. Taf. 25. ^ |
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Grafik: Fig. 883867) |
(Fig. 883867)). Wünschenswert ist es, die Stoßfugen der Sohlbank etwas entfernt von der Gewände- und Pfostengliederung anzuordnen, um das an dieser herabfließende Wasser nicht unmittelbar der Fuge zuzuführen. Dies ergibt sich übrigens ganz von selbst, wenn alle Stücke der Sohlbank belastet werden sollen.
Auch bei den gotischen Fenstersohlbänken wird zumeist im oberen Rande ein Falz zur Aufnahme der Fenster angearbeitet, der aber bei der in den Kirchen gewöhnlich verwendeten Bleiverglasung nur schmal zu sein braucht.
Backstein. (425.)
Grafik: Fig. 884867), Fig. 885, Fig. 886868) 1/20 w. Gr. |
Zur Herstellung von Fenstersohlbänken aus Backstein benutzt man wohl geneigte Rollschichten (Fig. 885) und sucht diese gegen die Witterung durch einen Cementputzüberzug oder durch eine Abdeckung mit Zinkblech oder Schieferplatten zu schützen. Besser ist jedenfalls die Anwendung der in Art. 51 (S. 59) besprochenen Schräg- und Nasensteine, wofür ein Beispiel in Fig. 886868) gegeben worden ist. Die geneigten Flächen werden dabei häufig so steil gestellt, daß sie die ganze Brüstungshöhe einnehmen und zu ihrer Herstellung eine große Zahl von Schichten erfordern.
Gewände. (β)
Haustein. (426.)
Im Grundriß sind die Hausteingewände entweder rechteckig oder mehr oder weniger dem Dreieck sich nähernd, je nachdem sie in der Form dem Vorbild der antiken oder gotischen Baukunst folgen. Die Vorteile der letzteren Gestalt sind dieselben, wie bei den entsprechenden Nischenlaibungen (vergl. Art. 420, S. 468).
Der Höhe nach bestehen die Gewände entweder aus langen, auf das Haupt gestellten Stücken, oder sie werden aus Quaderschichten aufgemauert. Die Vor- und Nachteile beider Konstruktionen wurden schon in Art. 421 (S. 468) erörtert. Die Nachteile langer Gewände sucht man oft dadurch zu mildern, daß man sie der Höhe nach teilt und zwischen die einzelnen Stücke in die Fensterpfeiler eingreifende Binder anordnet (Fig. 887). Sohlbank und Sturz kann man dann um das gleiche Maß einbinden lassen. Infolge des Setzens des benachbarten Mauerwerkes
867) Nach: Ungewitter, G. Lehrbuch der gothischen Constructionen. Leipzig 1859–1864. Taf. 25. ^ |
868) Nach: Schmidt, O. Die Verwendung der neueren Formsteine. Berlin 1881. Taf. 8. ^ |
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Grafik: Fig. 887 |
Grafik: Fig. 888 1/50 w. Gr. |
brechen jedoch bei weichem Stein die
vorspringenden Teile leicht ab, und der
Vorteil der Binder geht dadurch wieder
verloren. Konstruktiv besser ist die in
Fig. 888 dargestellte Anordnung, bei welcher die Gewände aus Quaderschichten
hergestellt sind, welche in ihrer Höhe mehreren Schichten des Pfeilermauerwerkes
entsprechen.
Grafik: Fig. 889 |
Lange Gewände von kleinem Querschnitt sucht man in ihrer Stellung mitunter durch Dübelverbindung mit der Aufstandsfläche der Sohlbank zu sichern. Das obere Lager der Gewände wird zumeist durch Stichklammern, welche den gewöhnlichen Steinklammern entsprechen869), oder durch Stichanker (Fig. 889) mit dem Pfeilermauerwerk verbunden.
Hausteingewände in schwachen Mauern macht man am besten so stark, wie diese und arbeitet zur Bildung des Anschlages auf der Innenseite einen Falz an (Fig. 891).
Grafik: Fig. 890 |
Befinden sich die aus Haustein hergestellten Fenstereinfassungen in Backsteinverblendmauerwerk, so setzt man dieselben oft in Nischen des letzteren (Fig. 890); sitzen sie dagegen in geputzten Wandflächen, so läßt man sie auf einem Teile der Breite immer über die Wandflucht etwas vorstehen, läßt aber den Putz über die äußere zurückgearbeitete Fläche weggreifen (Fig. 892). Man vermeidet dadurch die Bildung von unregelmäßigen Setzungsrissen neben den Gewänden, welche entstehen würden, da man die an das Mauerwerk anschließenden Gewändeflächen nur rauh zurichtet.
Der Anschlag für den Futterrahmen muß immer glatt bearbeitet werden. Ueber die Breite des Anschlages wurden
869) Vergl. den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, Art. 105, S. 83 (2. Aufl.: Art. 105, S. 86). ^ |
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Grafik: Fig. 891, Fig. 892, Fig. 893 |
schon in Art. 422 (S. 470) Mitteilungen gemacht.
Grafik: Fig. 894 |
An den Gewändelaibungen können zum Anbringen von Läden oder Winterfenstern besondere Falze oder Vertiefungen erwünscht sein. So wird häufig bei einfachen Verhältnissen an den äußeren Kanten für die Aufnahme von Schlagläden ein Falz, der sog. Ladenfalz, angeordnet (Fig. 893), welcher dann auch am Sturz vorhanden sein muß. Oder es werden in den Laibungen Vertiefungen für das Unterbringen von eisernen Klappläden angebracht, welche eine Laibung von etwa 25cm Breite und eine Tiefe des Falzes von etwa 4 bis 5cm erfordern (Fig. 894).
Auch für die Anordnung von nach außen schlagenden Winterfenstern kann in der Laibung der Gewände sowohl, als an Sohlbank und Sturz ein etwa 1cm tiefer Falz erwünscht sein (Fig. 895 u. 896).
Backstein. (427.)
Im reinen Backsteinbau werden die Fenstergewände häufig aus gewöhnlichen Back- oder Verblendsteinen aufgemauert, wenn man nicht zu diesem Zwecke bei reicheren Bauten Profilsteine verwenden will. Die Laibung wird dabei je nach Bedürfnis und Größe der Oeffnungen 1/2 Stein oder 1 Stein, der Anschlag 1/4 Stein oder 1/2 Stein breit gemacht. Beispiele von Verbandanordnungen wurden im vorhergehenden Bande870) dieses »Handbuches« gegeben.
Grafik: Fig. 895, Fig. 896, Fig. 897 |
Die Quartierstücke, aus welchen die Gewände abwechselnd bei 1/2 Stein breiten Laibungen und 1/4 Stein breitem Anschlag zusammengesetzt werden, erhalten keine recht feste Lage. Zur Herstellung solcher Gewände sind daher mit einem Anschlagfalz versehene besondere Formsteine vorzuziehen.
In Fig. 897 sind solche Falzziegel dargestellt, welche 3 bis 4cm länger und breiter als die gewöhnlichen Backsteine gemacht werden und bei welchen der Falz abwechselnd zur Bildung des Anschlages und des Gewändevorsprunges benutzt wird871).
Die Gewände können, ebenso wie Sturz und Sohlbank, auch aus großen hohlen Terracottastücken hergestellt werden.
Sturz. (γ)
Haustein. (428.)
Zur Ueberdeckung von Fensteröffnungen wird Haustein entweder in der Form von Balken oder von Bogen verwendet. Bezüglich der ersteren vergl. Art. 400 u. ff. (S. 445 u. ff.), bezüglich der letzteren Art. 410 (S. 456) und über die Breite des Anschlages Art. 422 (S. 470).
Kommen Steinbalken in Anwendung, so macht man sie oft stärker, als die Gewände, um die nicht immer leicht zu ermöglichende Entlastung vermeiden zu können. Die Art dieser Ver-
870) Art. 50, S. 47 (2. Aufl.: Art. 50, S. 48). ^ |
871) Mitteilungen über andere sehr große Formsteine für diesen Zweck finden sich in: La semaine des constr. 1878–79, S. 379. ^ |
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stärkung hängt von der architektonischen Ausbildung der Einfassung ab. Man bringt
diese größere Stärke entweder sichtbar zum Ausdruck, oder man bewirkt sie, indem
man den Sturz mit den darüber folgenden Architekturteilen, Fries, bezw. Verdachung,
aus einem Werkstück herstellt.
Ist eine Entlastung auszuführen und sind Fries und Verdachung vorhanden, so muß der Entlastungsbogen über die Verdachung gerückt werden, wenn eine geeignete Konstruktion im Fries nicht unterzubringen ist. Er kommt dann höher, als ein zur Ueberdeckung der Fensternische benutzter Bogen zu liegen, während man sonst gern die gleiche Höhenlage beider Bogen einführt.
Grafik: Fig. 898 |
Falze für Läden oder Winterfenster sind wie an den Gewänden, so auch am Sturz oft anzubringen (vergl. Art. 426, S. 476).
Die in den Laibungen der Fensteröffnungen anzubringenden Brettchenzugläden nehmen in aufgezogenem Zustande einen nicht unbeträchtlichen Teil der Höhe der Oeffnung in Anspruch und beschränken diese um so viel. Namentlich wird dies bei Bogenfenstern störend, bei denen der Ladenballen unter dem Bogenkämpfer bleiben muß. Wie sich dies durch besondere Bildung des Bogensturzes verbessern läßt, zeigen Fig. 898 u. 899, bei denen der Ladenballen nur den Raum des Stichbogens einnimmt.
Backstein. (429.)
Ueberdeckungen von Fensteröffnungen in Backstein werden immer gewölbt, wenn man nicht bei geringen Spannweiten durch Eisen verstärkte Rollschichten aus Hohlsteinen anwenden will (vergl. Art. 402, S. 449).
Solche Fensterbogen müssen auch einen Anschlag erhalten, werden aber häufig mit dem die Nische überspannenden Bogen im Verband gewölbt, wofür Beispiele
Grafik: Fig. 899 |
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im vorhergehenden Bande872) dieses »Handbuches« gegeben wurden. Nicht immer
ist dieses Wölben im Verbande zweckmäßig, so z. B. wenn der Fensterbogen ein
scheitrechter, der Nischenbogen ein Stichbogen sein soll; oder ausführbar, so z. B.
wenn der Kämpfer des Nischenbogens über dem Scheitel des Fensterbogens liegen
muß. Auf diese Fälle wird bei Besprechung der Nischenüberdeckungen zurückzukommen
sein.
Die Widerlager der Fensterbogen aus Backstein macht man häufig aus Haustein, ebenso mitunter die Schlußsteine.
Eisen. (430.)
Grafik: Fig. 900873) |
An Stelle von Steinbalken verwendet man zuweilen auch sichtbar bleibende gewalzte {I}-Eisen und verziert sie durch auf den Verbindungsbolzen aufgeschobene Rosetten. Dies ist namentlich für größere Spannweiten ein sehr zweckmäßiges und der Anwendung von versteckten Trägern vorzuziehendes Auskunftsmittel, wenn es in die gewählte Architektur paßt.
Ein Beispiel hierfür bei gewöhnlicher Fensterweite bietet Fig. 900873). Das Auflager der Träger ist durch aufgelegte Gußverzierungen verdeckt. Das Beispiel zeigt zugleich, wie in solchen Fällen äußere Rollläden angebracht werden können.
Gekuppelte Fenster. (δ)
Konstruktion. (431.)
Unter den gekuppelten Fenstern (vergl. Art. 422, S. 469) bieten hier diejenigen Anlaß zu Erörterungen, welche nicht durch Zwischenpfeiler getrennt sind, sondern nur eine Teilung durch Mittelgewände oder Pfosten aufweisen.
Für die aus Haustein hergestellten, unter die Gewände greifenden Sohlbänke ergibt sich die Notwendigkeit, dieselben unter allen Mittelgewänden zu stoßen und unter allen Oeffnungsabteilungen mit Entlastungsfugen zu versehen, um sie vor
872) Art. 67, S. 58 (2. Aufl.: Art. 67, S. 60). ^ |
873) Faks.-Repr. nach: Moniteur des arch. 1874, Taf. 53. ^ |
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Grafik: Fig. 901 1/30 w. Gr. |
dem Zerbrechen zu schützen (Fig.
901). Bei den nach gotischer
Weise hergestellten Fenstern ist
dies nicht notwendig, da gewöhnlich
die Sohlbänke unter den Oeffnungen
Stoßfugen haben (vergl.
Fig. 882, S. 473).
Auch für die Mittelgewände oder Teilungspfosten müssen an den Sohlbankstücken wagrechte Standfugen angearbeitet werden.
Grafik: Fig. 902 |
Die Mittelgewände unterscheiden sich von den Seitengewänden nur dadurch, daß sie ringsum gut bearbeitet sein und den Anschlag für den Verschluß der beiden benachbarten Oeffnungen bieten müssen. Wo Säulen zur Teilung der Oeffnungen benutzt werden, finden wir sie deshalb auch gewöhnlich nicht vollrund bearbeitet, sondern nach innen mit einem im Grundrisse rechteckigen Teile verbunden (Fig. 902).
Bei nach antiker Weise gestalteten Fensteröffnungen sind die Mittelgewände gewöhnlich verhältnismäßig breit und haben infolgedessen einen sicheren Stand. Bei den gotischen Fenstern, namentlich denen der mittleren und späteren Zeit, sind die Mittelpfosten dagegen schmal und sehr schlank und werden gegen seitliche Ausbiegung nur durch die für die Verglasung angebrachten Eisenstäbe gesichert. In der Tiefenrichtung fällt diese Verspannung weg; nur die Belastung durch das Maßwerk trägt zur Erhöhung der Standfestigkeit bei, so daß eine beträchtliche Stärke der Pfosten in dieser Richtung notwendig ist. Die Querschnittsverhältnisse bewegen sich daher zwischen 1 : 2 und 1 : 4.
Die Mittelgewände und Mittelpfosten werden gewöhnlich aus langen, auf das Haupt gestellten Werkstücken hergestellt, deren lotrechter Stand bei den überschlanken Kirchenfenstern der Spätgotik mit durchgehenden Eisenschienen gesichert werden mußte, bezw. durch Vermehrung der Maßwerksfläche und damit der Belastung der Pfosten, oder durch Anordnung von steinernen Querverbindungen.
Solche steinerne Querverbindungen, Kämpfer oder Zwischenstürze kommen auch bei Fenstern von Profanbauten vor und geben bei Anordnung von Mittelgewänden die Fenster mit steinernen Kreuzstöcken. Ein einschlägiges Beispiel liefert Fig. 903874).
Der Zwischensturz hat nicht nur die Ueberdeckung der unteren Fensterabteilung zu bieten, sondern muß zugleich als Sohlbank für die obere dienen und ist daher dieser letzteren Bestimmung entsprechend zu bilden. Er ist auch über dem Mittelgewände zu stoßen, um ihn gegen Zerbrechen zu schützen. Das Gleiche gilt übrigens auch für jeden wagrechten Sturz von gekuppelten Fenstern.
Bei letzteren erfolgt die Entlastung in der Regel durch einen über die ganze Oeffnung gespannten Bogen. Bei den gotischen Bogenfenstern erfüllt diesen Dienst der die Nischenlaibungen verbindende Bogen, der deshalb auch das Maßwerk nicht belasten darf. Um eine Bewegung des letzteren senkrecht zu seiner Ebene zu verhindern, läßt man dasselbe unter Wahrung der Entlastungsfuge mit einem vorspringenden, gewöhnlich abgerundeten Rücken in eine entsprechende Rinne des Bogens oder mit einer Feder in eine Nut desselben eingreifen875).
874) Faks.-Repr. nach: Beyaert, H. Travaux d'architecture etc. Brüssel. Taf. 29. ^ |
875) Vergl. den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, Fig. 232, S. 80 (2. Aufl.: Fig. 232, S. 82). ^ |
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Grafik: Fig. 903 Von der Nationalbank zu Antwerpen874). 1/30 w. Gr. |
874) Faks.-Repr. nach: Beyaert, H. Travaux d'architecture etc. Brüssel. Taf. 29. ^ |
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Fensternische. (ε)
Lotrechte Teile der Laibung. (432.)
Von der Anlage der Nischen von Oeffnungen ist schon im allgemeinen in Art. 420 (S. 467) die Rede gewesen, besonders von der Anordnung auf einer oder auf beiden Seiten der Oeffnung und von der rechtwinkeligen, bezw. schiefwinkeligen Stellung der lotrechten Teile der Nischenlaibung zur Mauerflucht.
Der Vorteil, den die schiefwinkelige Stellung der Laibung für den Lichteinfall den Fenstern gewährt, ist nur auf Kosten der einfachen und bequemen Ausführung, namentlich in Backstein, zu erkaufen876). Bei Verwendung von Haustein oder Bruchstein sind diese Schwierigkeiten zwar geringer; sie bleiben jedoch auch bei diesen für die Ueberwölbung der Nische bestehen, worauf noch zurückzukommen sein wird. Wo daher die Schrägstellung der Laibungen nicht im Wesen des Baustils begründet ist, wird man für gewöhnlich gut thun, von derselben abzusehen, zumal meistens die Vergrößerung des Lichteinfalles bis zu dem durch die Schrägstellung zu erreichenden Maße leicht durch Verbreiterung der Oeffnung oder der rechtwinkelig gestalteten Nische zu erreichen ist.
Die Weite der Nische bestimmt sich durch die Lichtweite des Fensters und den Anschlag (vergl. Art. 422, S. 470) zu beiden Seiten des letzteren.
Ueberdeckung. (433.)
Für die Ueberdeckung der Fensternischen kommen die verschiedenen im vorigen Kapitel unter b besprochenen Konstruktionen in Frage. Für zu Wohnzwecken bestimmte Gebäude ist die wagrechte Ueberdeckung immer die angenehmste, auch bei Bogenfenstern. Darf kein Holz hierzu verwendet werden, so muß man zum scheitrechten Bogen, zu Eisenträgern oder zu künstlichen Steinbalken greifen.
Die Entfernung der Sturzunterkante von der wagrechten Nischenüberdeckung ist mindestens der Anschlagsbreite am Gewände gleich zu machen. Dieses Maß ist, wie schon erwähnt wurde, bei Anwendung von Rouleaux bis zu 20cm zu vergrößern, bei Rollladen um die Höhe des zur Aufnahme des Ladenballens bestimmten Rollkastens.
Der Durchmesser des Ladenballens von Holzrollladen877) ist von der Höhe des Ladens und der
Konstruktion desselben abhängig. Bei 1,6 bis 3,0m Höhe liegt er zwischen 0,21 bis 0,29m. Der lichten
Höhe des Kastens sind 4cm etwa als Spielraum hinzuzusetzen und für die Holzstärke 2,0 bis 2,5cm zu rechnen.
Grafik: Fig. 904 |
Ist die Fensternische überwölbt, so muß die Rouleaustange, bezw. der Rollladenballen unter dem Kämpfer des Bogens Platz finden, woraus sich eine sehr beträchtliche Konstruktionshöhe über dem Fenstersturz ergibt. Bei überwölbten Fensteröffnungen muß selbstredend der Scheitel des Fensterbogens um ein ausreichendes Stück unter dem Kämpfer des Nischenbogens liegen, wenn die erwähnten Verschlüsse sollen angebracht werden können. Hat man hierauf keine Rücksicht zu nehmen, so ist dieser Höhenunterschied so zu bemessen, daß die oberen Fensterflügel ganz geöffnet werden können.
Will man nicht herunterzuklappende, sondern seitwärts drehbare Fensterflügel haben, so bestimmt man die tiefstmögliche Lage des Kämpfers des Nischenbogens nach der in Fig. 904 angegebenen Weise. Man klappt im Grundriß die Nischentiefe in die Ebene des Anschlages, lotet den
876) Bezügliche Verbandanordnungen finden sich ebendas. in Art. 58, S. 53 (2. Aufl.: Art. 58, S. 54) mitgeteilt. ^ |
877) Von C. Leins & Co. in Stuttgart. ^ |
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gefundenen Punkt an den Aufriß des Fensterbogens und legt den Nischenkämpfer um mindestens so viel
höher, als der Flügelrahmen den Anschlag deckt (etwa 2 bis 3cm).
Grafik: Fig. 905, Fig. 906 |
Wegen der verschiedenen Bedingungen für die Lage von Fenster und Nischenbogen werden diese häufig, auch wenn sie konzentrisch sein sollten, nicht zusammen in Verband gewölbt werden können. Unzweckmäßig würde jedoch auch bei dazu geeigneter Lage das Zusammenwölben eines scheitrechten Fensterbogens mit einem im Stichbogen auszuführenden Nischenbogen sein. Möglich und wünschenswert ist dagegen oft das Zusammenwölben des Nischenbogens mit einem Entlastungsbogen über wagrechtem Sturz.
Am einfachsten ist dies zu erreichen, wenn man den Kämpfer beider Bogen in die Höhe der Sturzoberkante legen und beiden die gleiche Spannweite geben kann. Sie verschmelzen dann zu einem einzigen durch die ganze Mauerdicke hindurchgehenden Bogen (Fig. 905).
Soll der Kämpfer des Nischenbogens unter der Sturzoberkante liegen, so läßt sich mitunter das Zusammenwölben nach der in Fig. 906 angegebenen Weise ausführen, wobei darauf zu achten ist, den Stich des Bogens so zu wählen, daß die Spannweite des Entlastungsbogens nicht kleiner, als die Lichtweite des Fensters wird.
Grafik: Fig. 907879) |
Die wagrechte Ueberdeckung von Nischen mit schräg zur Mauerflucht stehenden Laibungen verursacht keine Schwierigkeiten; diese sind jedoch für die Ueberwölbung vorhanden. Geringer sind dieselben bei Verwendung von Hausteinen und Bruchsteinen, weil durch Bearbeitung derselben nach den Regeln des Steinschnittes sich die der Erweiterung der Nische entsprechenden kegelförmigen Wölbungen herstellen lassen878). Dagegen sind die Schwierigkeiten erheblicher bei der Ausführung in Backstein durch die Vermehrung der Zahl der Schichten von außen nach innen. Man kann sie in etwas durch Bildung des Widerlagers in Absätzen mildern (Fig. 907879)); Schwierigkeiten ergeben sich dabei aber immer durch die ungleiche Neigung der einzelnen Widerlagerteile. Dabei muß auch die Scheitellinie wagrecht angenommen werden, um zu großen Verhau zu vermeiden.
Grafik: Fig. 908 |
Will man im Bogen sich senkende Kämpferlinien zulassen, so kann man bei nicht zu starker Diverganz der Laibungen Bogen mit wagrechtem Scheitel anwenden, deren Spannweite gleich der größten Weite der Nische ist (Fig. 908).
Die Bildung des Ueberganges aus schiefwinkeligen seitlichen Laibungen in die rechtwinkelige des Bogens zeigte Fig. 899.
Brüstungsmauer. (434.)
Zur Begrenzung der Nischen gehören die Brüstungsmauern unter den Sohlbänken. Sie werden schwächer als die Fensterpfeiler gemacht, um das Hinauslegen zum geöffneten Fenster zu ermöglichen. Als geringste Dicke ist jedoch, wegen genügender Sicherung gegen die Witterungseinflüsse, das Maß von 25cm
878) Ueber dieselben, sowie die sog. Kernbogen siehe: Ringler, A. Lehrbuch des Steinschnitts u. s. w. Berlin 1844. — Wehrle, J. Projektive Abhandlung über Steinschnitt u. s. w. Zürich 1871–74. ^ |
879) Nach: Breymann, G. A. Allgemeine Bau-Constructions-Lehre u. s. w. Teil I. 5. Aufl. Stuttgart 1881. S. 81. ^ |
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Grafik: Fig. 909 |
anzusehen, wobei aber ein weiterer Schutz gegen zu rasche
Abkühlung durch Anwendung einer Luftschicht oder eines
gestemmten Brüstungslambris (vergl. Art. 424, S. 470) zu
bieten ist. Ist die Brüstungswand außen aus bearbeitetem
Haustein oder überhaupt aus natürlichen Steinen hergestellt,
so verfährt man oft so, daß man unter Wahrung einer Luftschicht
vor die Sohlbank eine 1/2 Stein starke Isolierwand setzt
und diese zur Auflagerung des Fensterbrettes benutzt (Fig. 909).
Der geringe Wert der Luftschichten wurde in Kap. 12 besprochen;
denselben ist jedenfalls eine gestemmte Holzverkleidung
vorzuziehen, wenn man die Brüstungsmauer nicht
11/2 Stein voll mauern will.
Thüröffnungen. (2)
Allgemeines. (435.)
Die Ein- und Durchgangsöffnungen der Gebäude nennt man Thüren; dagegen spricht man von Thoren, wenn diese Oeffnungen außer zum Durchgehen auch zum Durchfahren bestimmt sind. Thüren und Thore unterscheiden sich daher durch die Größe und häufig durch das Verhältnis der Höhe zur Breite. Während die Thüren im allgemeinen schlank sind und oft mehr als die doppelte Breite zur Höhe haben, zeigen die Thore oft ein gedrücktes Verhältnis, das durch ihre große Weite und die Geschoßhöhe bedingt ist.
In der Konstruktion unterscheiden sich die Thüren und Thore nur in wenigen Dingen von den Fensteröffnungen. Namentlich gilt dies von den Gewänden und Ueberdeckungen, welche aber wegen der größeren Abmessungen der ersteren und wegen der Erschütterungen, die sie durch die Bewegung der schweren Thürflügel erleiden, stärker als bei letzteren gemacht werden müssen.
Auch bei den Thüren und Thoren muß auf die Anordnung eines Anschlages Rücksicht genommen werden, welcher meist mit 12 bis 15cm ausreichend breit ist, wenn Futterrahmen in Anwendung kommen, der aber auch anderenfalls in einem Falze bestehen kann. Thüren mit steinernen Einfassungen werden häufig in eine um die doppelte Anschlagbreite weitere Nische gestellt.
Gekuppelte Thüröffnungen kommen nur selten, eigentlich nur bei Thüren von Kirchen in mittelalterlichem Baustil vor; dagegen sind die Thüren oft der Höhe nach durch einen steinernen Zwischensturz geteilt, um ein Oberlicht zu gewinnen.
Schwelle. (436.)
Konstruktionsbedingungen für die Thürschwellen sind: feste und gegen Beanspruchung auf Biegung gesicherte Lage, Dauerhaftigkeit gegen Abnutzung und bei Thüren, die in das Freie führen, Sicherung des Wasserabflusses nach außen. Dazu tritt noch gewöhnlich die Forderung nach einem Anschlage für die untere Kante der Thürflügel.
Die feste Lage wird, wie bei den Fenstersohlbänken, dadurch erzielt, daß die Schwelle an ihren Enden durch die dort aufgestellten Gewände belastet wird; die Sicherung gegen Biegung erreicht man durch Anordnung einer Entlastungsfuge, den Wasserabfluß durch eine nach außen geneigte Oberfläche, welche das Anarbeiten von wagrechten Standfugen für die Gewände, wie bei den Fenstern, bedingt. Den Anschlag für die Unterkante der Thürflügel bietet eine Erhöhung der Schwelle um 1 bis 3cm über den Fußboden des zu betretenden Raumes, oder bei Thüren in Umsassungswänden mit nach außen schlagenden Flügeln über den vor ihnen ange-
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brachten Treppenflözen. Nur um dieses Stück kommen die Seitenflächen der Thür
schwellen zur Ansicht. Sie haben daher auch vor der äußeren Wandflucht keinen
das unschädliche Wasserabtropfen befördernden Vorsprung mit Wassernase. Dieser
kommt nur ausnahmsweise bei äußeren Thüren vor, welche keine zu ihnen führenden
Treppen besitzen und z. B. zum Einbringen von Waren in Niederlagsgebäuden
dienen. Solche Thüren unterscheiden sich von den Fenstern nur dadurch, daß sie
keine Brüstung unter sich haben und an der Bank keinen Falz für einen Futterrahmen
brauchen. Doch kann auch in diesem Falle eine nach oben vorspringende
Leiste gegen das Einpeitschen des Regenwassers nützlich sein.
Ein Vorsprung der Schwelle mit äußerer Ansichtsfläche derselben kann auch noch dann sich ergeben, wenn dieselbe zugleich als oberste Stufe der zu ihr emporführenden Treppe dient (Fig. 910).
Grafik: Fig. 910, Fig. 911, Fig. 912, Fig. 913 |
Nach dem Gesagten würde die Schwelle einer nach außen führenden Thür den in Fig. 911 dargestellten Querschnitt zu erhalten haben; doch wird die Erhöhung zur Bildung des Thüranschlages mitunter nur durch eine Leiste, wie in Fig. 910, erzeugt, oder durch eine an der Innenseite angebrachte Eisenschiene (Fig. 912). Diese Erhöhung vermindert auch den Luftzug durch den unter dem Thürflügel unvermeidlichen Spalt und ist daher bei inneren Thüren ebenfalls erwünscht; doch ist alsdann deren Oberfläche wagrecht zu gestalten (Fig. 913).
Grafik: Fig. 914 |
Erhalten die Thürgewände zur Aufnahme der Thürflügel
einen Falz, so ist derselbe auch an der Schwelle anzuordnen;
doch gibt man ihm dann wohl nur die halbe Tiefe und legt ihn
etwas über den Fußboden (Fig. 914).
Die Thürschwellen sind der Abnutzung sehr stark unterworfen, weshalb man für sie nur harte und zähe Steine verwenden sollte. Bei stark begangenen Hausthüren macht man sie oft von Granit oder entsprechend dauerhaften Steinen, und in Ermangelung von solchen belegt man sie wohl mit Schwellbrettern von hartem Holze (Eichenholz) oder mit geriffelten Eisenplatten oder an den Kanten mit Eisenschienen oder Winkeleisen.
Da das Eisen aber glatt wird, sind diese Mittel weniger zu empfehlen, als das Belegen mit Holz, welches auch unschwer eine Erneuerung gestattet. Um das Auswechseln der Steinschwellen selbst zu ermöglichen, konstruiert man sie oft als Streifbänke, welche aber keine ganz feste Lage erhalten (vergl. Art. 418, S. 466), jedoch bei guter Untermauerung gegen Bruch gesichert sind.
Müssen die Schwellen aus Backsteinrollschichten hergestellt werden, so ist ein Belegen mit Schwellbrettern oder Eisen unbedingt erforderlich.
Erwähnung mag hier noch finden, daß bei Thüren mit tiefen Gewändelaibungen und mit in den letzteren untergebrachten Treppenstufen die Schwelle wohl
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ganz wegfällt (Fig. 915880)) oder durch die oberste Treppenstufe ersetzt wird, dann
also nicht so breit wird, wie das Gewände. Auch bei Thoren fallen oft die Schwellen
ganz weg.
Grafik: Fig. 915 Thür der Nationalbank zu Antwerpen880). 1/40 w. Gr. |
Gewände. (437.)
Bezüglich der Gewände ist hier anzuführen, daß sie entweder ohne oder mit angearbeitetem Falz für die Thürflügel hergestellt werden. Da im letzteren Falle, wo das Holz der Flügel unmittelbar auf Stein schlägt, kein dichter Schluß zu er-
880) Faks.-Repr. nach: Bryaert, a. a. O, Taf. 18. ^ |
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Grafik: Fig. 916 Thor der Nationalbank zu Antwerpen881). 1/40 w. Gr. |
Grafik: Fig. 917881) |
zielen ist, so ist die Anordnung ohne Falz vorzuziehen, bei
welcher am Gewände ein Futterrahmen mit Steinschrauben
befestigt wird und zur Bildung des Falzes dient.
Bei Hausthüren tritt sehr häufig der Fall ein, daß deren Schwelle tiefer als der Erdgeschoßfußboden liegt; zur Bildung der Gewände wird dann oft der Gebäudesockel mit hinzugezogen (vergl. Fig. 915). Das Gleiche gilt für die Thorgewände. Bei den letzteren ist eine Sicherung
881) Nach ebendas., Taf. 27. ^ |
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Grafik: Fig. 918 1/40 w. Gr. |
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gegen Beschädigungen durch die einfahrenden Wagen erforderlich, welche durch
Abfasung oder Abrundung der Ecken und durch Radabweiser von Stein (Fig. 916
u. 917881) oder Eisen herbeigeführt wird.
Es ist schließlich noch zu erwähnen, daß bei Hausthüren mitunter die Gestelle derselben in nach außen sich öffnende Nischen gesetzt werden, um beim Oeffnen der Thürflügel etwas Schutz gegen Regen zu haben. Diese Nischen erhalten dann besondere Einfassungen (Fig. 918), und sie werden oft zur Unterbringung von Treppenstufen benutzt. Erwünscht sind sie namentlich dann, wenn die Thürflügel nach außen schlagen sollen.
Thüren mit Oberlicht. (438.)
Die große Höhe, welche die Hausthüren nicht selten durch Einschneiden in den Gebäudesockel erhalten, macht häufig eine Höhenteilung erwünscht, wobei dann die obere Abteilung eine sehr zweckmäßige Verwertung als Oberlicht sindet. Die Teilung kann zwar durch einen Holzkämpfer bewirkt werden, erfolgt aber wirksamer durch einen steinernen Kämpfer oder Zwischensturz (Fig. 918), welcher als Sturz der eigentlichen Thür und zugleich als Sohlbank für das Oberlichtfenster dient und daher in dem Wetter ausgesetzter Lage als solche, wie bei den der Höhe nach geteilten Fenstern (vergl. Art. 431, S. 479), ausgebildet werden muß.
Bei Bogenthüren hat die Anordnung eines Kämpfers noch den Vorteil, daß die Thürflügel selbst oben nicht bogenförmig begrenzt zu werden brauchen und daher auch keine Schwierigkeiten für die Ueberdeckung der Nische bereiten.
881) Nach ebendas., Taf. 27. ^ |