Durm:Schutz der Wände gegen Niederschlagsfeuchtigkeit
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Inhaltsverzeichnis |
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Allgemeines. (376.)
Eine der Hauptursachen der Feuchtigkeit im Oberbau der Häuser ist, wie schon in Art. 343 (S. 388) angeführt wurde, das Wetter. Die Umfassungsmauern können vom Schlagregen durchfeuchtet werden; das auf den Gesimsen, Vorsprüngen und Abdeckungen stehen bleibende Wasser oder der auf ihnen abgelagerte und schmelzende Schnee können in das Innere der Gebäude eindringen, die Bekleidungen oder Anstriche der Wände verderben und die Räume unwohnlich und ungesund machen.
Die Witterung kann aber auch noch in anderer Weise Feuchtigkeit in den Gebäuden veranlassen, und zwar infolge der Veränderlichkeit der Luftwärme. Die Wände der Gebäude kühlen sich bei niedriger Außentemperatur ab, und die durch die Bewohner oder durch die sonstige Benutzung der Räume der Innenluft als Wasserdampf mitgeteilte Feuchtigkeit schlägt sich an den Wänden in Gestalt von Wasser oder Reif nieder, wie dies am deutlichsten an den Fensterscheiben zu beobachten ist. Ein ähnlicher Vorgang findet an den äußeren Seiten der Wände statt, wenn nach starker Winterkälte Tauwetter eintritt. Die erhöhte Luftfeuchtigkeit bildet auf den kalten Wänden eine Eiskruste, welche später dieselben durchnäßt, wenn sie nicht dicht sind.
Der Schutz der Wände hat sich demnach nicht nur gegen das Eindringen der Niederschlagsfeuchtigkeit von außen, sondern auch von innen her zu richten, bezw. ist durch die Konstruktion der Wände die Bildung von Niederschlägen im Inneren der Gebäude möglichst zu verhindern.
Uebrigens tragen die Bewohner an der Feuchtigkeit ihrer Wohnungen häufig selbst durch ungenügende Heizung und Lüftung schuld. Der Feuchtigkeitszustand wird auch oft noch dadurch verschlimmert, daß beim Eintritt milder Witterung das Durchlüften der Räume vorgenommen wird, bevor sie gründlich durchheizt worden sind.
Schutz gegen Regen und Schnee. (1)
Arten der Schutzmaßregeln. (377.)
Das Eindringen des Schlagregens in die Wände wird verhindert, wenn man die letzteren aus wasserdichtem Baustoffe, wie z. B. aus Klinkern in gutem Cement-
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mörtel, herstellt oder sie mit undurchlässigen Materialien überzieht oder bekleidet,
wie z. B. mit Glas790). Es wird dadurch den Wänden die Eigenschaft der Durchlässigkeit
nicht nur für Wasser, sondern auch für Luft benommen und die vielfach
für sehr wichtig gehaltene zufällige oder natürliche Lüftung der Räume beseitigt.
Wie von Fischer791) nachgewiesen wurde, ist die Wirksamkeit der zufälligen Lüftung
nicht nur unbedeutend, sondern auch von mancherlei Umständen abhängig und unzuverlässig;
sie kann sogar einer künstlichen Lüftung und der Beheizung hinderlich
werden. Immerhin wird sie beim Mangel von Vorkehrungen für künstliche Lüftung,
wie dieser die Regel für die Wohngebäude bildet, willkommen geheißen werden
müssen und daher die Wahl von undurchlässigen Baustoffen zum Schutz gegen
Schlagregen nicht unter allen Umständen empfohlen werden können. Doch ist hier
auf eine ungünstige Eigenschaft der porigen Baustoffe aufmerksam zu machen, die
sie in manchen Fällen nicht anwendbar erscheinen läßt, auch wenn man im stande
wäre, sie gegen das Eindringen der Feuchtigkeit zu schützen. Bei dem Luftdurchgang
werden in den Poren der Wände Staub, Pilzsporen und Krankheitskeime abgelagert
und aufgespeichert, die später den eingeschlossenen Räumen wieder zugeführt
werden können. Wo daher, wie in Krankenhäusern, viele Krankheitskeime erzeugt
werden, ist nur die Anwendung von undurchlässigen Stoffen zum Bau und zur inneren
Bekleidung der Wände zu empfehlen.
Werden durchlässige Steine zum Bauen verwendet, so müssen sie gegen das Eindringen des Wassers geschützt werden; denn sie können von diesem große Mengen fassen und dadurch der Gesundheit schädlich werden, die man durch ihre Wahl vielleicht gerade hatte fördern wollen. Durch das Wasser verlieren die Steine auch ihre Luftdurchlässigkeit auf so lange, bis sie wieder trocken geworden sind, was je nach der Art des Stoffes verschiedene Zeiträume beansprucht792). Cementbeton kann diese Eigenschaft dauernd einbüßen.
Wird auf die zufällige Lüftung Wert gelegt, was bei 1/2 und 1 Stein starken Außenwänden gewöhnlich gerechtfertigt ist, so muß der Schutz in einer Weise erfolgen, daß dieselbe möglich bleibt. Mindestens ist ein guter Kalkmörtelputz erforderlich. Cementputz und die meisten für den Wetterschutz bestimmten Anstriche, wie der so viel verwendete Oelfarbenanstrich, heben die Luftdurchlässigkeit auf.
Sehr zweckentsprechend, wenn auch nicht überall wegen ihres Ansehens und ihrer sonstigen Eigenschaften anwendbar, sind die verschiedenartigen Behänge, welche mit vielen auch zu den Dachdeckungen benutzten Stoffen, wie Dachziegel, Dachschiefer, Cementplatten, Zinkblech, Eisenblech und Holzschindeln, ausgeführt werden können. Die Fugen zwischen den einzelnen Behangstücken gestatten den Luftwechsel, während der Zutritt des Wassers verhindert ist. Auch machen sie in Verbindung mit den ruhenden Luftschichten, die zwischen ihnen und den Wänden verbleiben, die letzteren etwas unempfindlicher gegen den Wärmewechsel. Man findet daher die Behänge sehr häufig namentlich an den sog. Wetterseiten solcher Gebäude ausgeführt, die keine architektonische Ausbildung erhalten, insbesondere bei ländlichen Verhältnissen. Doch gestatten einige dieser Materialien, wie Schiefer, Cement-
790) Die Bekleidung der äußeren Wandflächen mit Glas wird von Nußbaum warm empfohlen. (Siehe: Ueber die Ausbildung der Außenflächen freistehender Gebäudewände. Deutsche Bauz. 1898, S. 131, 142. — Daselbst werden auch die verschiedenen anderen in Frage kommenden Baustoffe in Bezug auf ihren Wert für die Trocken- und Warmhaltung besprochen und schließlich auch der Nutzen der äußeren Wandbekleidung mit Schlingpflanzen erörtert. ^ |
791) In Teil III, Band 4, S. 88 (2. Aufl.: S. 150) dieses »Handbuches«. ^ |
792) Vergl. hierüber: Lang, C. Ueber natürliche Ventilation und die Porosität von Baumaterialien. Stuttgart 1877. ^ |
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Grafik: Fig. 738 |
und Thonplatten, sowie Schindeln, sehr zierliche Muster und die malerische Erscheinung der Gebäude fördernde Anordnungen.
Als Nachteil der Behänge wird mitunter angeführt, daß sich hinter ihnen viel Staub ansammeln und Ungeziefer aller Art einnisten kann. Doch scheinen die Vorteile diesen Nachteil zu überwiegen.
Die Holzschindeln werden wegen ihrer Feuergefährlichkeit nur ausnahmsweise, gewöhnlich nur für einzeln liegende Gehöfte in Gebirgsgegenden, zugelassen. Das Gleiche gilt von den Bretterverkleidungen, welche ähnliche Vorteile, wie die Behänge darbieten und eine architektonißche Behandlung gestatten.
Umfassungswände aus Holzfachwerk liefern in der Witterung ausgesetzter Lage nur mit einem Behang oder einer Bretterverkleidung wohnliche Räume.
Zur Trockenhaltung der Umfassungsmauern wird sehr häufig die Ausführung derselben mit Hohlräumen empfohlen. Ueber die Art der Herstellung derselben und die Schwierigkeit, mit ihnen den beabsichtigten Zweck zu erreichen, sowie über die dabei zu berücksichtigenden Vorsichtsmaßregeln ist schon früher (Art. 26, S. 38) das Nötige mitgeteilt worden. Der geringe Wert der Luftschichten und die mögliche Schädlichkeit derselben wurden auch schon in Art. 360 (S. 399) erörtert.
Grafik: Fig. 739 1/20 w. Gr. |
Auch bezüglich des für die Trockenhaltung der in Rohbau ausgeführten Mauern wichtigen Dichtens der Fugen kann auf das früher in Art. 20 (S. 30), 41 (S. 52) u. 66 (S. 72) Mitgeteilte verwiesen werden.
Auch innere Bekleidungen der Umfassungswände findet man häufig zum Schutz der umschlossenen Räume gegen das Eindringen der Feuchtigkeit verwendet. Die Wände selbst sind dadurch aber nicht geschützt, so daß sich solche Anordnungen nur dann empfehlen, wenn keine anderen ausgeführt werden können, wie dies oft bei schon bestehenden Gebäuden der Fall ist. Diese Bekleidungen sind daher bei der Besprechung des Trockenlegens feuchter Wände mit zu behandeln.
Nicht minder wichtig, wie
der Schutz der lotrechten Wandflächen,
ist der der freien Endi-
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Grafik: Fig. 740 1/20 w. Gr. |
gungen und der oberen Flächen
der Gesimsvorsprünge der Mauern
gegen das Eindringen der Feuchtigkeit.
Die zweckentsprechende
Gestaltung und Abdeckung der
Gesimse wird im nächstfolgenden
Hefte (unter D) dieses »Handbuches«
behandelt werden. Die
Herstellung der Mauerendigungen
aus Stein ist schon in Art. 14
(S. 23), 15 (S. 24), 51 (S. 59), 52
(S. 61) u. 67 (S. 72) besprochen
worden, so daß hier nur noch
die Abdeckungen mit solchen
Stoffen, wie sie auch zu den
Dachdeckungen benutzt werden,
zu erörtern sind.
Grafik: Fig. 741 Von einem Hause zu Goslar.1/20 w. Gr. |
Behang mit Steinplatten. (378.)
Der Behang der Wände mit Steinplatten, mögen es nun Dachziegel, Dachschiefer, Cementplatten, dünne Sand- oder Kalksteinplatten u. s. w. sein, erfolgt in gleicher Weise, wie bei den entsprechenden Dachdeckungen, weshalb hier in der Hauptsache auf diese (siehe Teil III, Band 2, Heft 4 dieses »Handbuches«, Abt. III, Abschn. 2, F) verwiesen werden kann. Zu ihrer Befestigung muß die Wand eine Lattung oder Schalung erhalten, an welcher die Platten aufgehängt, bezw. aufgenagelt werden. Bei Fachwerkwänden kann die Lattung oder Schalung an den Wandständern festgemacht werden; bei massiven Wänden muß man zu diesem Zwecke in Abständen von etwa 1m lotrechte Pfosten von 6 × 10cm Stärke anordnen, die man an der Wand mit vorgeschlagenen Haken und an jedem Ende mit Schraubenbolzen befestigt. Ein äußerer Putz der Wand ist dabei nicht nötig.
Behänge von hohlen Fachwerkwänden mit Falzziegeln und Bieberschwänzen wurden in Fig. 351 bis 353 (S. 215) mitgeteilt, welche in ganz gleicher Weise auch bei ausgemauertem Holzfachwerk ausgeführt werden können. Das in Fig. 352 (S. 215) angegebene Auskleben des Raumes zwischen den Latten würde dann wegfallen.
Fig. 738 zeigt den am Harz üblichen Behang des oberen Teiles einer Giebelwand mit Dachpfannen in einem Beispiele aus Halberstadt. Die Ecke ist hier mit Schiefern eingedeckt, während man in anderen Fällen den Ziegelbehang wohl bis an die Ecke gehen und dort an ein an die andere Seite der letzteren angenageltes lotrechtes Brett sich anschließen läßt793).
793) Mitteilungen über die verschiedenen in England angewendeten Arten des Behanges mit Ziegeln finden sich in: Building news, Bd. 46, S. 583. ^ |
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Grafik: Fig. 742 Vom Turm der Pfarrkirche zu Bingen794)., Fig. 743795) 1/20 w. Gr., Fig. 744796) 1/20 w. Gr., Fig. 745, Fig. 746 ca. 1/10 w. Gr., Fig. 747 1/5 w. Gr. |
794) Nach Redtenbacher in: Beiträge zur Kenntniß der Architektur des Mittelalters in Deutschland. Frankfurt a. M. 1872–75. Taf. 48. ^ |
795) Nach: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1889, Taf. 31. ^ |
796) Nach: Builder, Bd. 47, S. 856. ^ |
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Grafik: Fig. 748797).1/15 w. Gr |
Beim Behang mit Schiefern, die auf einer Schalung mit
Nägeln befestigt werden, wird die Ecke entweder auch verschiefert,
wie Fig. 739 zeigt, oder man deckt sie mit einem
Brette nach der in Fig. 740 angegebenen Weise. Die unterste
Schieferreihe muß schräg gelegt werden, um das Regenwasser von
der Wand oder über den Sockel wegzuleiten, und bedarf daher
zu ihrer Befestigung einer abgeschrägten Latte (Fig. 739).
Zierwirkungen lassen sich bei der Verschieferung durch Wechsel in der Form der Schiefer, sowie durch künstliche Bearbeitung oder Wechsel in den Farben derselben erzielen. Ein mittelalterlicher Schieferbehang, und zwar vom Turm der Pfarrkirche zu Bingen a. Rh., ist in Fig. 742794), einer aus der Jetztzeit von einem Hause in Goslar ist in Fig. 741 dargestellt.
Bei massiven Wänden ergeben sich durch die für die Befestigung der Schalung oder Lattung notwendigen lotrechten Pfosten weitere Luftschichten. Solche lassen sich auch bei Fachwerkwänden herstellen, indem man die Hölzer stärker als die Ausmauerung macht.
Ein Beispiel hierfür gibt die in Fig. 743795) dargestellte Verschieferung eines neuen Hauses in Goslar, welche auf Lattung ausgeführt wurde.
Den Vorteil eines Behanges mit Schiefern, ohne die Ausbildung des Gebäudes als Backsteinrohbau aufgeben zu müssen, kann man auch erreichen, indem man die Wände als Hohlmauern herstellt und den Behang im Inneren des Hohlraumes anbringt, wie dies beim Infektionshospital zu Newcastle geschehen ist (Fig. 744796)).
Grafik: Fig. 749797) 1/4 w. Gr., Fig. 750797) 1/4 w. Gr., Fig. 751797) 1/15 w. Gr. |
Die Schiefer sind hierbei auf Drahtklammern
gehängt, welche zugleich zur
Verbindung der Wandungen des Hohlraumes
an Stelle von Bindern dienen. Für die Abführung
des an der äußeren Wand von den
Schiefern herabfließenden Wassers sollte am
Fuße derselben gesorgt werden.
Behang mit Blechtafeln. (379.)
Unter den Metallblechen kommen zum Behang der Wände zumeist Zinkblech und verzinktes Eisenblech in Verwendung, in den verschiedenen Formen, wie sie auch zur Dachdeckung benutzt werden, wie z. B. in Deutschland die Hilgers'schen Dachpfannen. Besonders häufig scheint dieser Behang in Nordamerika ausgeführt zu werden.
Die Blechtafeln sind dort meist nach Art der Falzziegel gestaltet.
794) Nach Redtenbacher in: Beiträge zur Kenntniß der Architektur des Mittelalters in Deutschland. Frankfurt a. M. 1872–75. Taf. 48. ^ |
795) Nach: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1889, Taf. 31. ^ |
796) Nach: Builder, Bd. 47, S. 856. ^ |
797) Nach: La semaine des constr., Jahrg. 14, S. 317. ^ |
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Grafik: Fig. 752798) 1/2 w. Gr. |
Grafik: Fig. 753798) 1/30 w. Gr. |
In Fig. 745 bis 747 sind zwei Formen solcher metal shingles abgebildet.
Auf der Pariser Weltausstellung 1889 waren verschiedene sranzösische Arten des Behanges mit Zinkblech zur Anschauung gebracht.
Fig. 748 bis 751797) zeigen den Behang mit klein kanneliertem Blech. Die Tafeln haben eine Höhe von höchstens 0,82m, können jedoch bis zu 1,60m Breite hergestellt werden. Man hängt sie mit Haftern an eisernen Latten auf, welche einen Abstand von höchstens 0,70m von Mitte zu Mitte erhalten. Diese Latten werden mit Haken an der Wand befestigt und durch Zwischenstücke in der gewünschten Entfernung von der Wand gehalten. An der untersten Latte wird eine kleine Rinne aufgehängt (Fig. 749). Die Anschlüsse des Behanges an Gesimse sind in Fig. 751 dargestellt.
Die Verwendung von Zinktafeln mit doppelten Rippen, System Baillot, ist in Fig. 752 u. 753798) wiedergegeben. Man stellt sie in 1m Höhe auf 0,940m oder 0,985m Breite her. Bei der ersten Breite haben die Rippen 0,140m, bei der zweiten 0,226m Entfernung. Bei Backsteinmauerwerk nagelt man sie am oberen Rande einfach an die Wand. Besser ist es aber jedenfalls, die für Bruchsteinmauerwerk vorgeschriebenen und auch für die kannelierten Bleche erforderlichen eisernen Latten zum Aufhängen zu verwenden.
In der angezogenen Quelle799) finden sich auch Mitteilungen über den Behang mit kleineren, rautenförmigen, sechseckigen und rechteckigen, überfalzten Zinktafeln.
Grafik: Fig. 754 1/20 w. Gr., Fig. 755 |
Bei allen Behängen mit Metallblechen ist, wie bei den Dachdeckungen mit solchen, sorgfältig darauf zu achten, daß jede einzelne Tafel sich ungehindert ausdehnen kann.
Behang mit Holzschindeln. (380.)
Trotz der dem Behang mit Holzschindeln zugeschriebenen Feuergefährlichkeit verdient derselbe in gesundheitlicher Beziehung Beachtung, allerdings nur, wenn er gut ausgeführt und unterhalten wird. Mit demselben ist man im stande, in dem Wetter ausgesetzter Lage auch bei dünnen Fachwerkwänden trockene und warme Räume zu erzielen800).
Die Schindeln haben in den verschiedenen Gegenden sehr verschiedene Größe und
797) Nach: La semaine des constr., Jahrg. 14, S. 317. ^ |
798) Nach ebendas., S. 284 u. 294. ^ |
799) S. 365 u. 474. ^ |
800) Der Nutzen der Verschindelung wird sehr warm in Reclam's Gesundheit (1884, S. 3) hervorgehoben. Gegenteilige Ansichten wurden ausgesprochen in: Deutsches Baugwksbl. 1888, S. 343 — und in: Wiener Bauind.-Ztg. Jahrg. 6, S. 227. ^ |
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Grafik: Fig. 756802) 1/20 w. Gr. |
Form. Große Schindeln werden z. B. in Schlesien
(bis zu 0,7m lang und 0,1m breit), in Thüringen (0,6m
lang und 0,12m breit), in der Rhön (1,0m lang und
0,15m breit), im Fichtelgebirge (0,6m bis 0,75m lang
und 9 bis 18cm breit), in einigen Gegenden Württembergs
(Lander genannt, 0,9 bis 1,2m lang und 15 bis
18cm breit) verwendet. Sie haben einfache, rechteckige
Form, werden auf Latten genagelt und aus
Tannen-, Eichen- oder wohl auch aus Buchenholz
hergestellt.
In Schlesien und auch im Fichtelgebirge erhalten sie einen keilförmigen Querschnitt und werden mit der scharfen Kante in eine Nut der benachbarten Schindel eingeschoben (Fig. 754).
In Thüringen haben sie eine gleichmäßige Dicke von etwa 2cm und den in Fig. 755801) angedeuteten Querschnitt.
Grafik: Fig. 757 1/10 w. Gr. |
Vorzuziehen sind im allgemeinen
die kleinen Schindeln, weil sie bei
der großen Ueberdeckung (bis zu 4/5
der Länge) einen dichteren Behang
liefern, insbesondere wenn sie auf
einer Bretterschalung befestigt werden.
Auch kann ein solcher Behang ein
sehr zierliches Aussehen erhalten.
Eine mittlere Größe haben die in Oberhessen gebräuchlichen Schindeln aus Eichenholz, welche die Gestalt von Biberschwanzdachziegeln mit abgerundetem oder zugespitztem unterem Rande erhalten. Sie sind in der Regel 0,36m lang und 0,10m breit; die Dicke verjüngt sich nach oben und beträgt im Mittel etwa 12mm. Sie werden auf Latten von etwa 12cm Abstand genagelt, deren Zwischenraum mit Lehm ausgeklebt wird (Fig. 756802)).
Eine mittlere Länge (etwa 0,32m) bei geringerer Breite (85mm) und oft sehr zierliche Form haben die Schindeln im hessischen Odenwald (Fig. 757). Sie verjüngen sich in der Dicke nach oben und sind unten 5mm stark; sie werden verdeckt auf Latten von etwa 14cm Abstand genagelt.
Grafik: Fig. 758803) 1/10 w. Gr. |
Einen viel dichteren Schluß bieten die auch im Schwarzwald oft angewendeten und auf Schalung genagelten Schweizer Schindeln. Sie sind 18cm lang, unten halbkreisförmig abgerundet und 60 bis 65mm oder 50mm breit. Ihre Dicke nimmt von 5mm unten bis auf 2mm oben ab. Von den Schindeln bleibt nur die halbkreisförmige Rundung (30 bis 40mm hoch) sichtbar, und sie liefern infolgedessen ein Schuppenmuster (Fig. 758803)). Damit die unterste Reihe Schindeln nicht klafft, muß unter derselben eine Latte befestigt werden, wenn man sie nicht auf ein unten angebrachtes sog. Wetterbrett sich aufsetzen läßt.
Die untere Schindelreihe wird gewöhnlich verdoppelt. Auf diese Weise bildet sich mit den untergelegten Latten ein Vorsprung von etwa 3cm, der mitunter mehrfach auf die Wandhöhe ausgeführt wird, wie Fig. 759 (vom Gasthaus auf
801) Nach: Deutsche Bauz. 1876, S. 335. ^ |
802) Nach ebendas. ^ |
803) Nach ebendas. ^ |
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Grafik: Fig. 759 Vom Gasthaus auf dem Feldberg im Schwarzwald. 1/10 w. Gr., Fig. 760 Von einem Hausgiebel zu Urbeis. — 1/10 w. Gr., Fig. 761805) 1/20 w. Gr. |
dem Feldberg im Schwarzwald) zeigt, welche auch die Verkleidung der Ecke mit größeren Schindeln darstellt.
Jede Schindel wird mit zwei Nägeln befestigt.
Zum Schutze gegen Verwitterung werden die Schweizer Schindeln kräftig mit Oelfarbe gestrichen, was etwa alle 10 Jahre zu wiederholen ist.
Mit Schindeln von verschiedener Form lassen sich auch reichere Muster bilden, wie der in Fig. 760 dargestellte Teil eines Hausgiebels aus Urbeis in den Vogesen zeigt, wo wagrechte Streifen von rechteckigen und unten spitzig zugeschnittenen Schindeln miteinander abwechseln. Die rechteckigen Schindeln sind dort 35 bis 40cm lang und bis zu 14cm breit804).
Verkleidung mit Brettern. (381.)
Die Verkleidung mit Brettern bietet ähnliche Vorteile, wie die Verschindelung, und kann für Holzfachwerkwände da, wo sie baupolizeilich gestattet ist, namentlich für die Wetterseiten der Gebäude, empfohlen werden. Die Ausführung erfolgt auf eine der für die hohlen Fachwerkwände in Art. 193 (S. 212) besprochenen Weisen, wobei aus dem daselbst angegebenen Grunde (rascherer Wasserabfluß) die lotrechte Stellung der Bretter zu bevorzugen ist. Bei dieser Stellung werden die Bretter entweder miteinander überfalzt oder mit Fugenleisten versehen. Für die wagrechte Lage der Bretter ist die jalousieartige Ueberdeckung zu empfehlen.
Nimmt man die Gerippehölzer stärker, als die Fachausmauerung, so kann man leicht auf der Außenseite isolierende Hohlräume erzielen, wie Fig. 761805) zeigt. Fig. 762806) stellt ein ganzes auf diese Weise mit Brettern verkleidetes Wohnhaus aus der Umgebung von Goslar dar.
Abdeckung von Mauerendigungen. (382.)
Bei den frei in die Luft ragenden Mauerendigungen, wie z. B. von Giebelmauern, sind Steine und Mörtel so stark der Witterung ausgesetzt, daß nur die besten Baustoffe an solchen Stellen den Einflüssen derselben genügend lange Widerstand leisten. Wird daher bei den Mauerendigungen nicht ausreichende Sorgfalt auf die Auswahl des Materials und auf die Mauerarbeit verwendet, so tragen
804) Ueber die Herstellung von Schindelpanzern im Allgäu und die zugehörigen Fensterverkleidungen siehe: Deutsche Bauz. 1898, S. 204. ^ |
805) Nach: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1889, Bl. 31. ^ |
806) Nach ebendas., Bl. 29. ^ |
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Grafik: Fig. 762806) 1/200 w. Gr. |
sie sehr bald zur Durchfeuchtung
der Mauern
reichlich bei. Vermehrt
wird diese Möglichkeit bei
den Giebelmauern durch
die Schwierigkeit, den Anschluß
der Dachdeckung
an dieselben in guter und
dauerhafter Weise zu bewirken.
Wo es irgend angeht,
sollte man daher die
freie Endigung der Giebelmauern
vermeiden und die
Dachdeckung über dieselben
hinweggehen lassen.
Bei Brandgiebeln ist dies
allerdings nicht möglich,
da das Ueberstehen derselben
über die Dachfläche
in der Regel baupolizeilich
vorgeschrieben ist. In
solchen Fällen ist dann
eine gute Abdeckung erforderlich,
die in einer der
früher angegebenen Weisen
(vergl. S. 423) hergestellt
werden kann. An Stelle der Hausteinplatten würde man bei flacher Neigung der
Giebel auch schuppenartig sich überdeckende und in Mörtel zu verlegende Schiefer-
oder Cementplatten benutzen können. Ungeeignet ist Cementputz, weil derselbe an
diesen Stellen nur geringe Dauer hat und rissig wird; ebenso empfiehlt sich die
Abdeckung mit Zinkblech nicht, weil dasselbe, da es gelötet werden muß, infolge
der gehinderten Ausdehnung leicht faltig wird und in den Nähten sich löst. Dachschiefer
und Dachziegel lassen sich auf den geneigten Mauerendigungen nicht sicher
befestigen; dagegen ist dies bei den wagrechten Mauerendigungen möglich, weshalb
Grafik: Fig. 763807) 1/15 w. Gr. |
806) Nach ebendas., Bl. 29. ^ |
807) Nach: Schmidt, O. Die Arbeiten des Maurers u. s. w. Jena. ^ |
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man die Giebelmauern oft mit Absätzen als Treppengiebel ausführt. Die Behandlung
ist dann dieselbe, wie bei Einfriedigungs- und anderen wagrecht abschließenden
Mauern. (Siehe auch das nächstfolgende Heft dieses »Handbuches«.)
Je nach den örtlichen oder den Traufrechtsverhältnissen wird dabei die Mauer mit einseitiger oder zweiseitiger Abwässerung versehen. Zur Verwendung kommen namentlich die verschiedenen Dachziegelarten.
Fig. 763807) zeigt die einseitige Abdeckung mit Biberschwänzen. Unter die obere Reihe derselben werden zur Ausgleichung Dachziegelstücke gelegt. Die Biberschwänze und die oberen Schichten der Mauer sollten in Cement vermauert werden.
Grafik: Fig. 764807) 1/15 w. Gr. |
In Fig. 764807) ist die zweiseitige Abdeckung mit Dachpfannen dargestellt, welche ebenfalls in
Cement zu verlegen und im First mit Hohlsteinen einzudecken sind.
Zu Mauerabdeckungen werden jetzt häufig besondere große Falzziegel verwendet.
Grafik: Fig. 765 |
Als Ersatz für Dachziegel sind zur Abdeckung der Mauern auch besondere Dachziegel erfunden worden. Fig. 765 zeigt eine amerikanische Art, welche den Firststeinen der Falzziegeldächer verwandt ist.
Große Schieferplatten eignen sich sehr gut zur Abdeckung von Mauern, besser als das Zink, dessen Verwendung ähnlich, wie bei den im nächstfolgenden Hefte (unter D) dieses »Handbuches« zu besprechenden Gesimsen, erfolgt. Erwähnt mag hier nur werden, daß Zink in unmittelbarer Berührung mit Backsteinmauerwerk mitunter rasch der Zerstörung anheimfällt und daher von diesem etwa durch Dachpappe getrennt werden sollte808).
Schließlich mag angeführt werden, daß zur Abdeckung von Mauern sich auch der Meißner'sche Dichtungsmörtel zu eignen scheint809).
Schutz gegen Niederschläge aus der Innenluft. (2)
Schutzmittel. (383.)
Wie schon in Art. 376 (S. 420) besprochen wurde, schlägt sich die Feuchtigkeit der Innenluft an den Umfassungswänden der Räume infolge der Abkühlung der ersteren nieder. Dies kann durch guten Luftwechsel und durch Herstellung
807) Nach: Schmidt, O. Die Arbeiten des Maurers u. s. w. Jena. ^ |
808) Vergl.: Deutsche Bauz. 1887, S. 344. ^ |
809) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1882, S. 331. ^ |
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solcher Wände, welche nur langsam abkühlen, vermieden werden. Letztere sind mit
Hilfe von porigen Baustoffen zu erzielen. Daher werden diejenigen Mittel, welche
zum Schutze der Wände aus porigen Baustoffen gegen Schlagregen benutzt werden
und deren Luftdruchlässigkeit nicht aufheben, zugleich günstig für den vorliegenden
Zweck sein. Werden die Wände aus dichten Stoffen hergestellt, so kann man ihnen
geringere Wärmeleitungsfähigkeit durch innere Bekleidung mit porigen Materialien
oder durch Vorstellen von Bekleidungswänden verleihen.
Ueberziehen der Wände mit wasserdichten Stoffen hat nur den Vorteil des Schutzes gegen das Eindringen der Feuchtigkeit in dieselben; es kann aber das Entstehen der letzteren nicht verhindern, sondern begünstigt dasselbe, wenn die Wände nicht als langsam abkühlende hergestellt wurden, da diese dichten Ueberzugsstoffe in der Regel gute Wärmeleiter sind.
Im übrigen ist das in Art. 294 (S. 349) über die Herstellung wärmeundurchlässiger Wände Gesagte zu vergleichen.
Bekleidungen. (384.)
Für den vorliegenden Zweck sehr gebräuchlich ist die Anwendung von inneren Bekleidungen mit die Wärme schlecht leitenden Stoffen, und zwar ohne oder mit Zwischenraum. So ist es durchaus zweckmäßig, aus natürlichen, dichten Steinen hergestellte Mauern auf der Innenseite mit gewöhnlichen Backsteinen oder noch besser mit porösen Backsteinen oder Hohlsteinen zu verkleiden. Das Gleiche empfiehlt sich für 1/2 Stein stark ausgemauerte Holz- oder Eisenfachwerkwände, wenn der Raum oder die Mittel dies gestatten.
Noch wirksamer ist die Herstellung von selbständigen Bekleidungswänden, welche durch einen Zwischenraum von den Umfassungswänden getrennt sind. Der Zwischenraum kann hohl bleiben oder besser mit geeigneten Stoffen ausgefüllt werden (vergl. Art. 294, S. 349). Im ersteren Falle ist die Verbindung mit der Binnenluft durch Anbringen von unteren und oberen Oeffnungen wünschenswert. Zur Ausfüllung würde sich bei geringerem Preise am besten Kieselgur eignen810), nicht nur als schlechtester Wärmeleiter, sondern auch, weil dieselbe sehr große Wassermengen in unschädlicher Weise aufzuspeichern vermag und sie bei trockener Witterung allmählich wieder durch Verdunstung verliert. Geeignet hierfür ist aber auch Bimssteinsand.
Solche Bekleidungswände kann man als Brettverschalung oder mit Korksteinen,
Bimssandsteinen, Gipsdielen, Rohrgewebe oder als Rabitz-Wände oder mit sonst für
diesen Zweck geeigneten Stoffen herstellen (vergl. Art. 373, S. 416). Auch Monier-
Wände werden hierfür benutzt; doch scheinen diese als sehr gute Wärmeleiter für
den vorliegenden Zweck weniger passend.
Vorgestellte Wände aus den angeführten Stoffen werden, wie später noch zu besprechen ist, auch ausgeführt, um feuchte Umfassungsmauern bestehender Gebäude unschädlich zu machen.
810) Ueber dieselbe siehe: Art. 202 (S. 222). ^ |