Durm:Wände aus Eisen und Holz
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Allgemeine Anordnung. (258.)
Bei den aus Eisen und Holz hergestellten Wänden tritt das Eisen entweder in Gestalt von geschlossenen Gerippen auf, wobei das Holz bloß zur Bildung des Wandschlusses dient, oder das Eisen bietet nur den festeren und dauerhafteren Ersatz für einzelne sonst aus Holz angefertigte Gerippeteile der Wände, wie Rahmen und Ständer, oder das Eisen wird zur bequemeren Verbindung der Holzteile benutzt, häufig in der Absicht, die Wände leicht zerlegbar zu machen. Die beiden letzteren Anordnungsweisen kommen auch vereinigt vor.
Gerippe von Eisen. (259.)
Grafik: Fig. 580559) 1/20 w. Gr. |
Die geschlossenen Eisengerippe können vollständige oder unvollständige sein (vergl. Art. 214, S. 231). Das erstere ist immer vorzuziehen, wenn das Holz zum Wandschluß in Form einer äußeren Bretterverschalung zur Anwendung kommt. Dies ist wohl das Gewöhnliche, empfiehlt sich aber nur zur Herstellung von Gebäuden für vorübergehende Zwecke oder für solche, die zerlegbar sein sollen. Für bleibende Bauten dürfte jetzt wohl allenthalben an Stelle der Bretterschalung eine Bekleidung von Wellblech oder einem der noch zu besprechenden Baustoffe verwendet werden.
Eine größere Aussührung in Eisenfachwerk mit Bretterverkleidung ist der im Jahre 1865 errichtete schmiedeeiserne Schuppen für den 500 Zentner schweren Dampfhammer des »Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation«. Wegen der großen Erschütterungen, die das Gebäude während der Benutzung des Hammers zu erfahren hat, und wegen der großen Flächen, die sich dem Winddruck entgegenstellen, war bei demselben ausgedehnte Anwendung von Verkreuzungen und Windverstrebungen geboten. Die aus Tannenbrettern bestehende Verschalung, welche noch eine äußere Bekleidung mit Asphaltpappe erhielt,
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ist auf Pfetten genagelt, welche durch Schraubenbolzen an den Ständern befestigt und außerdem noch
durch angenietete Winkeleisenstücke unterstützt sind. Fig. 580 stellt den unteren Teil der Verschalung der
Giebelwand dar559).
Ein anderes Beispiel der Verwendung von mit Holz verschalten vollständigen Eisenfachwerkwänden bietet die in unten angegebener Quelle560) dargestellte zerlegbare Wartehalle für fürstliche Reisende, welche im Jahre 1883 von der königl. preußischen Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M. ausgeführt wurde. Die 3,6m hohen Wände derselben bestehen aus einem Gerüst von {L}- und {T}-Eisen, das auf einem Schwellrost ohne weitere Grundmauern aufgestellt wird, in 8 winkelförmige und 6 gerade Felder zerlegt werden kann und, soweit es nicht Fensteröffnungen enthält, mit fester Holzverschalung versehen ist. Die letztere wird außen mit weißem und grauem Drell, unter den Gesimsen mit gerafften Behängen von rotem Fahnentuch, innen mit rotem Stoff bekleidet.
Einzelne Teile von Eisen. (260.)
Beim Ersatz einzelner Wandteile, die sonst von Holz ausgeführt werden, durch Eisen dient das verbleibende Holz nicht nur zur Bildung des Wandschlusses, sondern zumeist behält es auch seine Bedeutung für den Verband, indem es denselben in der Höhen- oder Längenrichtung herstellt. Auch wenn das Holz dabei nur zur Ausfüllung eines eisernen Rahmens benutzt wird, so ersetzt es doch bis zu einem gewissen Grade die die Formveränderungen des letzteren hindernden Verkreuzungen.
Diese Art der Herstellung von Wänden aus Eisen und Holz gewährt einige Vorteile. Einzelne der Zerstörung besonders ausgesetzte Wandteile können aus Eisen dauerhafter und fester gemacht werden.
Grafik: Fig. 581 Wände für Schweinebuchten. — 1/20 w. Gr., Fig. 582 Von den Kleinviehbuchten auf dem Zentralviehmarkt zu Berlin562). 1/20 w. Gr. |
Den Wänden selbst läßt sich eine größere
Festigkeit bei geringen Dickenmaßen geben.
Manche Verbindungen werden einfacher, indem
sich die Hölzer zwischen die Flansche der
Eisenteile oder umgekehrt die Flansche der
letzteren in Nuten der ersteren einschieben
lassen, oder indem man die Holzteile an den
Eisenflanschen befestigt. Die Zapfen und Zapfenlöcher
der Holzverbindungen fallen dann weg,
ebenso wie die Vernietungen des Eisens. Zur
Befestigung kommen die leicht lösbaren Schrauben
und Schraubenbolzen in Anwendung. Bei
geeigneter Anordnung können einzelne unbrauchbar
gewordene Holzstücke leicht ausgewechselt
werden.
Häufig werden die Ständer von niedrigen Scheidewänden, wie sie namentlich in Stallungen zu den Buchtenteilungen für Hammel, Schweine und Kälber erforderlich werden, aus Eisen hergestellt.
So gibt v. Tiedemann561) die in Fig. 581 dargestellte
Anordnung von Wänden für Schweinebuchten an, bei welcher
die Ständer aus Walzeisen bestehen. Für die Ecken und
Winkel werden am besten {L}-Eisen benutzt, ebensolche oder
{T}-Eisen für die Bildung des Thüranschlages und, wenn die
Wände nicht länger als 2m sind, für Zwischenständer in
Entfernungen von 60 bis 70cm Flacheisen von 3 × 1cm
Querschnitt. Die Ständer werden in Steinstücke eingebleit
559) Nach: Zeitschr. f. Bauw. 1869, S. 517 u. Bl. 61, 62. ^ |
560) Centralbl. d. Bauverw. 1885, S. 295. ^ |
561) In: Das landwirthschaftliche Bauwesen. Halle a. S. 1882. S. 366. ^ |
562) Nach: Baugwksztg. 1880, S. 679. ^ |
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Grafik: Fig. 583 1/100 w. Gr., Fig. 584 1/20 w. Gr. |
und mit diesen im Fußboden vermauert. Die 4cm starken Bretter sind mit Holzschrauben an den Ständerflanschen befestigt, wofür die Löcher in letzteren vorgebohrt sein müssen.
Auf dem städtischen Zentralviehmarkt und Schlachthof zu Berlin sind die Ständer der Buchtenteilungen für Kleinvieh aus Gußeisen in den in Fig. 582 angegebenen Querschnittsformen hergestellt worden. Die die Wand bildenden Bohlen sind zwischen die Flansche nur eingeschoben562).
Grafik: Fig. 585, Fig. 586 |
Zur Bildung von Bretterzäunen kann die in Fig. 583 u. 584 dargestellte Anordnung angewendet werden563). Die Ständer bestehen aus {I}-Eisen, zwischen deren Flansche die 4cm starken Bretter nach der in Fig. 584 angedeuteten Weise eingeschoben werden. Die Ständer sind in Mauerklötzen fest eingemauert und können außerdem noch durch Streben aus {L}-Eisen versteift werden. Diese sind am unteren Ende durch Ankerschrauben mit dem Mauerklotz verbunden. Bei der Annahme einer Wandhöhe von 3,5m und einer Ständerentfernung von 3,3m genügt für die {I}-Eisen das Profil Nr. 12 a der Burbacher Hütte (176mm hoch, 91,5mm breit), für die Streben ein {L}-Eisen von 70mm Flanschbreite und 10mm Stärke.
Mitunter werden bei Scheidewänden Schwellen und Rahmen aus Eisen hergestellt und in die Höhlungen derselben lotrechte Bretter oder Bohlen zur Wandbildung eingeschoben.
So wird für die Scheidungen von Pferdeständen die von Laloy ersundene Anordnung empfohlen564), bei welcher Schwellen und Rahmen aus besonderen Walzeisen bestehen, wie Fig. 585 u. 586 zeigen. Ein Stück des einen der beiden Teile, aus denen der Rahmen zusammengesetzt ist, ist beweglich und gestattet so das Herausnehmen der Bohlen, wenn Auswechselungen nötig sind.
Grafik: Fig. 587565), Fig. 588565) |
Besondere Beachtung verdienen
die von André erfundenen
Wandbildungen aus Holz und
Eisen, die nicht nur zu Scheidungen,
sondern auch zu den Umfassungen
größerer Gebäude Verwendung
gefunden haben. Sie
beruhen darauf, daß die Bretter
auf die Flansche von {T}-Eisen aufgeschoben
werden und zu diesem
Zwecke mit passend geformten
Nuten versehen sind (Fig. 587565)).
562) Nach: Baugwksztg. 1880, S. 679. ^ |
563) Nach ebendas. 1885, S. 579. ^ |
564) In: Nouv. annales de la constr. 1885, S. 59. ^ |
565) Nach: La semaine des constr., Jahrg 10, S. 53. ^ |
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Grafik: Fig. 589 |
Doppelte, mit einem Hohlraume versehene Wände
können auch durch Benutzung von {I}-Eisen hergestellt
werden (Fig. 588565)). Die Eisenschienen kann man
in beiden Fällen sowohl in lotrechter, als in wagrechter
Lage verwenden.
Eine ausgedehnte Benutzung hat diese Bauweise bei der Errichtung der Isolierhäuser des Hôpital Trousseau in Paris gefunden566). Hier sind die Bretter der doppelten Wände dieser 10m tiefen Gebäude auf {T}-Eisen aufgeschoben (Fig. 589), welche durch Blechplatten in Abständen verbunden sind und so zugleich die Binder abgeben, wobei das innere {T}-Eisen im Bogen in die Dachneigung übergeführt ist und dementsprechend auch die Wand mit einer großen Kehle in die Dachfläche verläuft. Die so hergestellten Ständer sind 0,4m über dem Boden durch einen eisernen Rahmen verbunden und mit gußeisernen Füßen versehen. Stellenweise sind die Flansche der {T}-Eisen beseitigt, um die Bretter einschieben und nach Belieben wieder herausnehmen zu können.
Soweit bekannt, verwendete André zuerst seine Anordnung bei einem Nebengebäude (Châlet Alsacien) der Pariser Weltausstellung von 1878, und zwar in Verbindung mit den Dachbindern entsprechenden Ständern aus Holz, welche der leichten Zerlegbarkeit wegen unter ausgedehnter Heranziehung des Eisens hergestellt waren.
Grafik: Fig. 590, Fig. 591567) |
In Fig. 591567) zeigen A, A, B u. C die vier Teile dieser kreuzförmig gebildeten Ständer, welche durch die mit Schraubenbolzen verbundenen Eisenschienen f zusammengehalten werden. Die Ständerteile A sind durch Rahmen D verbunden und nehmen mit diesen die innere Verkleidung H in ihren Falzen auf, welche durch das Sockelbrett K und lotrechte Leisten wieder gedeckt werden. Die äußere Verkleidung G aus wagrechten überfalzten Brettern schließt sich an die Ständerteile C an, und dieser Anschluß wird durch die lotrechten Leisten M gesichert. Eine Dichtung der Wand wird durch die hinter G angebrachte Schicht J von asphaltiertem Filz oder Kork geboten. Die Verkleidungen G und H werden durch die {T}-Eisen t, t, auf welche sie aufgeschoben sind, versteift. Die Wände ruhen auf breiten Schwellen E, an welche sich die Lagerhölzer F des durch die Leisten O gehaltenen Fußbodens N anschließen.
Die Eckständer sind in der in Fig. 590 dargestellten Weise aus zwei Teilen mit Hilfe einer Flachschiene, eines Winkeleisens und von Schraubenbolzen zusammengesetzt568).
Eine neuere größere Ausführung nach der André'schen Bauweise ist die des Pavillon des téléphones der Pariser Ausstellung von 1889569).
565) Nach: La semaine des constr., Jahrg 10, S. 53. ^ |
566) Siehe: Encyclopédie d'arch. 1888–89, S. 102, 118. ^ |
567) Nach: Moniteur des arch. 1880, S. 5 u. Pl. aut. 1. ^ |
568) Nach: Gaz. des arch. 1878, S. 190. ^ |
569) Dargestellt in: Encyclopédie d'arch. 1889–90, S. 18 u. Pl. 53. ^ |