Durm:Wände aus Eisen und Mörtel

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in Kapitel 10: Sonstige Wände; vorheriges Unterkapitel: Durm:Wände aus Eisen und Holz. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Allgemeines. (261.)

Die Verbindung von Eisen und Mörtel zur Herstellung von Wänden wurde schon in Kap. 8 (Art. 231, S. 270) erwähnt. Es handelte sich dort um die Ausfüllung der Gefache, bezw. um die Verblendung der Gerippe der Eisenfachwerkwände mit dem Grobmörtel oder Beton. Dabei trat der Mörtel nur als Ersatz für andere Baustoffe auf und behielt neben dem Eisen seine selbständige Bedeutung als Bauteil. Hier haben wir es dagegen mit Verbindungen dieser Baustoffe zum Zwecke der Bildung dünner Wände zu thun, in welchen dieselben in viel innigerer Weise einander ergänzen, und zwar entweder in Ausnutzung ihrer besonderen Festigkeitseigenschaften, oder indem das Eisen als Träger des Mörtels dient.

Das Eisen tritt dabei hauptsächlich in zwei Formen auf, entweder in Gestalt von Eisenstäben und Eisendrähten oder als Drahtgewebe. Immer ist das Eisen vollständig vom Mörtel umhüllt, als welcher namentlich Portlandcementmörtel, Beton, Kalk- und Gipsmörtel, letztere auch gleichzeitig, Verwendung finden. Die Umhüllung des Eisens mit Mörtel gewährt solchen Wänden einen ziemlich hohen Grad von Feuerfestigkeit.

Die ausgedehntere Anwendung von Eisen und Mörtel zu Wänden gehört zwar erst der neuesten Zeit an; doch ist die Erfindung dieser Zusammenstellung durchaus keine neue. Eine altbekannte Sache ist das Einlegen von Eisenstäben oder Drähten in Gipsabgüsse und Stuckverzierungen, um denselben größere Festigkeit zu verleihen, ebenso die Anwendung solcher Einlagen zur Bildung von Decken aus Gipsmörtel. Auch ausgespannte Drahtnetze als Mörtelträger zur Bildung von Decken sind schon längst angewendet worden, so u. a. zu einem Sterngewölbe im Berliner neuen Museum (erbaut 1843–55570) nach noch älteren Vorgängen. Sogar zur Herstellung von Wänden ist schon 1875 in England an Lascelles ein Patent für Cementbetonplatten erteilt worden, welche der größeren Festigkeit halber Einlagen von Eisenstäben oder Drahtnetz enthalten (vergl. Art. 196, S. 215).


Wände aus Mörtel mit Einlagen von Eisenstäben oder Eisendrähten. (1)


Anordnung von Monier. (262.)

Unter den in Deutschland in Anwendung kommenden Eisenmörtelwänden verdienen die meiste Beachtung die von J. Monier in Paris erfundenen, in Frankreich schon längere Zeit patentierten, nach dem Erfinder gewöhnlich auch »Monier-Wände« benannten Konstruktionen. In Deutschland sind sie seit 1880 patentiert571), und zwar als mit Cement umgossene Gerippe von Eisenstäben. Sie beruhen auf der sachgemäßen und gegenseitig sich ergänzenden Ausnutzung der großen Druckfestigkeit des Portlandcementes und der hohen Zugfestigkeit des Eisens.

Die Bedenken, die einer derartigen Zusammensetzung von Stoffen verschiedener Dehnbarkeit entgegentreten und die es zunächst unwahrscheinlich machen, daß Eisen und Cement zum gleichzeitigen Tragen gelangen, sind durch angestellte Belastungsproben beseitigt worden. Bei den Probekörpern wurde zwar immer nur der Cementmörtel zerstört, aber während bei denjenigen ohne Eiseneinlagen der Bruch plötzlich und mit Zerfall in viele kleine Stücke erfolgte, waren diejenigen mit Eiseneinlage nicht nur viel tragfähiger, sondern der Bruch des Mörtels trat auch viel allmählicher und nur in den meist bean-




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spruchten Querschnitten ein. Trotz der Zerstörung des Mörtels wurde die beträchtliche Last auch noch weiter mit hinlänglicher Sicherheit getragen, da die eingelegten Eisendrähte nicht gerissen waren572).

Die guten Erfahrungen, die man mit der Verbindung von Eisen und Cement gemacht hat, beruhen ferner auf dem Schutz, den der Cementmörtel dem Eisen gegen das Rosten gewährt, auf der großen Haftfestigkeit des Cementes am Eisen und auf der ziemlich gleichen Ausdehnung beider Stoffe bei Wärmeerhöhung573).

Daß das Eisen durch den nassen Cementmörtel nicht zum Rosten gebracht wird und nach dem Erhärten fortdauernd dagegen geschützt ist, wenn es überall dicht vom Mörtel umschlossen ist, hat sich oft bei Untersuchung von älteren Verbindungen beider Stoffe ergeben. Ebenso konnte die große Haftfestigkeit des Cementes am Eisen, sowie die bedeutende Feuerfestigkeit von Cementeisenkonstruktionen durch Versuche nachgewiesen werden574).

Ermöglichen nun diese guten Eigenschaften der Verbindungen beider Stoffe, sowie die Festigkeit derselben und die Dichtigkeit des Cementmörtels die Herstellung von dünnen, leichten und sich selbst tragenden, auch feuersicheren und wetterbeständigen Wänden, so bleibt doch ein Bedenken gegen dieselben bestehen, das aber bei allen Verwendungen von Portlandcement, wie überhaupt der stark hydraulischen Bindemittel, aufzuwerfen ist und in der Unsicherheit des dauernden Bestandes überall da sich ergibt, wo dem Cement nicht ständig Feuchtigkeit zugeführt wird. Größere Sicherheit, als Mörtel aus reinem Cement, liefert allerdings der für die meisten Fälle noch sehr ausreichende Festigkeit bietende Portlandcement-Sandmörtel (von 1 Cement auf 3 Sand), der deshalb auch allein benutzt werden sollte; immerhin ist zu empfehlen, nur solchen Cement zu verwenden, der sich als luftbeständig schon bewährt hat oder, noch besser, auf seine Luftbeständigkeit untersucht worden ist575).

Die Monier'sche Bauweise der Umhüllung von Eisengerippen mit Cementmörtel wird auf dreierlei Weise zur Bildung von Wänden verwertet:

α) Das Eisengerippe wird an Ort und Stelle hergestellt und mit Cementmörtel beworfen; dies sind die Monier-Wände im engeren Sinne.

β) Einzelne Platten nach der Monier'schen Weise werden in der Fabrik hergestellt und mit diesen dann ein Eisenfachwerk bekleidet.

γ) Die Wand wird aus Monier-Hohlsteinen aufgebaut.


Monier-Wände. (263.)

Das Eisengerippe der Monier-Wände besteht aus wagrecht und lotrecht verlaufenden steifen Drähten, welche an den Kreuzungsstellen durch Bindedraht verknüpft sind, was aber nur den Zweck hat, die Drähte beim Aufbringen des Cementmörtels vor dem Verschieben zu behüten. Nach Bedürfnis schaltet man auf eine Folge schwächerer Drähte einen stärkeren ein.

Bei einer auf ihre Tragsähigkeit untersuchten Wand von 3,5m Höhe und 3,5m Länge folgte auf 10 wagrechte, 6mm dicke Drähte von je etwa 7,5cm Entfernung ein 10mm starker. Die wagrecht verlaufenden Drähte waren dabei etwas nach oben gebogen576).

Stärkere lotrechte Stäbe sind auch an solchen Stellen anzuwenden, wo die Wände ihre Richtung ändern oder frei endigen.

572) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1886, S. 88; 1889, S. 114. ^
573) Vergl. hierüber den vorhergehenden Band (Art. 18, S. 17) dieses »Handbuches«. — Uebrigens auch: Debo, L. Der Einfluß der Temperatur und der Nässe auf Steine und Mörtel. Hannover 1897. ^
574) Siehe: Wayss, G. A. Das System Monier. Berlin 1887. — Vergl. auch: Centralbl. d. Bauverw. 1896, S. 246. Die Haftfestigkeit soll wesentlich durch das H. Pfähler in München patentierte Verfahren erhöht werden, nach dem die einzulagernden Eisen durch Walzen mit kleinen rippenartigen Unebenheiten versehen werden. ^
575) Sichere Prüfungsweisen auf Luftbeständigkeit waren bisher für hydraulische Bindemittel nicht bekannt. Michaëlis will nunmehr eine solche gefunden haben, welche auf der Behandlung der Probekörper mit Kohlensäure beruht. Mitgeteilt nach der Deutschen Töpfer- und Zieglerztg. in: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1889, S. 91. ^
576) Vergl. Wayss, a. a. O., S. 46. ^




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Grafik: Fig. 592577) 1/20 w. Gr.

Fig. 592 zeigt Teile eines wagrechten Schnittes des innerlich halb- kreisförmigen, außen vieleckigen Musikpavillons für die Rennbahn in Hoppegarten bei Berlin. Die veränderliche Stärke der Wand machte hier zwei Lagen von Drähten notwendig577).

Schließen die Monier-Wände als Scheidewände an beiden Enden an Mauerwerk an, so ist es zweckmäßig, auf die Schichtenteilung des letzteren bei der Bemessung der Abstände der wagrechten Drähte Rücksicht zu nehmen, da man diese so oft und so tief, als es der Verband der anschließenden Mauern möglich macht, in dieselben eingreifen läßt. Für den Anschluß an Backsteinmauerwerk würde demnach die Entfernung von Drahtmitte zu Drahtmitte 7,5 bis 8,0cm zu betragen haben. Bei anderer Maschenweite ist ein lotrechter Draht unmittelbar an der Mauer anzubringen und durch Krammen in denjenigen Fugen zu befestigen, in welche die wagrechten Drähte nicht eingreifen. Bei einer guten derartigen Befestigung reicht die hinzutretende Verbindung des Cementes der Monier- Wand mit dem Mauerwerk aus, um eine Unterstützung der ersteren durch darunter oder darüber gelegte Eisenschienen überflüssig zu machen.

Nach Fertigstellung des Eisengerippes erfolgt das Ausdrücken desselben mit Cementmörtel gegen eine auf der einen Seite angebrachte und nach 4 bis 5 Tagen wieder wegzunehmende Verschalung. Scheidewände werden so etwa 3cm stark und erhalten sofort einen beiderseitigen Kalkmörtelputz. Aeußere Wände und Wände in feuchten Räumen werden mit Cement geputzt.

Thüren in Wänden, die nicht vollständig feuersicher und wetterbeständig zu sein brauchen, werden mit einer Holzzarge von etwa 5cm Stärke hergestellt, welche ringsum mit einer dreieckigen Nut versehen ist, in welche ein säumender Draht und die Anfänge der wagrechten, bezw. der lotrechten Stäbe straff eingesetzt werden können (Fig. 593578)).

Grafik: Fig. 593578), Fig. 594 Vom Volksbrausebad auf dem Merian-Platz zu Frankfurt a. M. 1/20 w. Gr.


In anderen Fällen, so bei Außenwänden, sind Thür- und Fensterumrahmungen aus Eisen herzustellen. Umfassungswände führt man wohl auch mit einem Hohlraum aus.

Beim Volksbrausebad auf dem Merian-Platz in Frankfurt a. M.579) haben die Umfassungswände diese Anordnung. Die 6cm starke Außenwand ist von der 4cm starken Innenwand durch einen 3cm weiten Hohlraum getrennt. Die Gesamtstärke ist demnach 13cm. Die Wand hat einen Hausteinsockel. Die Thür- und Fensteröffnungen sind mit {[}-Eisen eingefaßt (Fig. 594).


Wände aus Monier-Platten. (264.)

Obgleich die eben besprochene Art der Herstellung von Monier-Wänden billiger und besser ist, so können doch die Umstände die Verwendung von Monier-Platten als guten Ersatz erscheinen lassen. Dies kann der Fall sein, wenn umfangreiche

577) Nach ebendas., S. 100. ^
578) Nach ebendas., S. 94. ^
579) Siehe: Gesundh.-Ing. 1889, S. 76. — Deutsche Bauz. 1888, S. 549. ^




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Bauwerke in ihren äußeren Wänden sehr rasch oder im Winter auszuführen sind. Die Wände werden zunächst als Eisenfachwerkgerüst hergestellt und dann mit den in der Werkstätte angefertigten Platten behängt.

Eine sehr bedeutende Ausführung dieser Art war die der Umfassungswände des Dioramas über dem Zirkus des Krystallpalastes zu Leipzig580).

Grafik: Vom Diorama über dem Zirkus des Krystallpalastes zu Leipzig581).Fig. 595 1/25 w. Gr., Fig. 596 1/10 w. Gr., Fig. 597, Fig. 598, Fig. 599 1/10 w. Gr.

Die Wände des zwölfeckigen Raumes haben ein Eisenfachwerkgerippe aus lot- und wagrechten I-Eisen, das an den Ecken durch nach außen vorspringende Gitterständer versteift ist. Die Zwischenständer sind von Mitte zu Mitte 1,5m, die Riegel 1,0m voneinander entfernt. Dementsprechend sind auch die Monier-Platten auf 1,00m Höhe und 0,75m Breite bemessen. Sie sind 35mm dick und haben ein Gerippe von 5mm starken Drähten (Fig. 595). Drei der lotrechten Drähte desselben sind über den oberen Rand um etwa 5cm verlängert, um als Haken zum Aufhängen über die Flansche der Eisenriegel gebogen zu werden (Fig. 596). Zur Aufnahme dieser Haken sind im unteren Rande jeder Platte Aus- klinkungen angebracht (Fig. 597 u. 598). Die Platten werden im Fugenwechsel eingehängt und in den Lagern durch das Versetzen in Cementmörtel und durch das Eingreifen der Haken einer Platte in die Ausklinkungen der nächst höheren, sowie durch das Verstreichen der letzteren mit Cementmörtel verbunden. Zur Dichtung der Stoßfugen waren in denselben Nuten von halbkreisförmigem Querschnitt vorhanden. Im Stoß bildeten sich daher kreisförmige Röhren, die mit Cement ausgegossen wurden, nachdem ein gewellter Draht eingeschoben worden war (Fig. 599). Auf diese Weise wurden Wandfelder von 8,3m Höhe

580) Vergl. über denselben: Deutsche Bauz. 1888, S. 153. ^
581) Nach: Wayss, a. a. O., S. 95, 96. ^




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und 10,0m Breite gebildet, die nach dem Keim'schen Verfahren teppichartige Malereien erhielten. Zur Verkleidung der 1300qm messenden Umfassung waren kaum 14 Tage notwendig.


Wände aus Monier-Hohlsteinen. (265.)

Wo es sich um schnelles Bauen und um Herstellung leichter Wände handelt, können auch die Monier-Hohlsteine in Betracht kommen581).

Sie haben die in Fig. 600 u. 601 dargestellte Gestalt, sind 1,00m lang, 0,60m hoch und 0,25m stark, wobei die lotrechten Wandungen 25mm, die wagrechten, sowie die Verstärkungsrippen 20mm dick gemacht werden. Das Gewicht dieser Steine berechnet sich zu 93kg, so daß sie noch durch 2 Maurer versetzt werden können. Soll die Handhabung durch einen Maurer möglich sein, so empfiehlt sich die Bemessung der Steine zu 0,50m Länge, 0,30m Höhe und 0,20m Stärke, wobei sie rund 29kg schwer sind.

Für Bildung von Ecken und Maueranschlüssen werden die in Fig. 602 u. 603 dargestellten Hohlsteine verwendet.

Grafik: Fig. 600, Fig. 601, Fig. 602, Fig. 603 Monier-Hohlsteine581). — 1/25 w. Gr.


Man soll bei solchen Mauern den äußeren und inneren Putz entbehren und den Steinen gleich in der Fabrik das Ansehen von Kunstsandstein oder durch Auftragen von gefärbtem Cementmörtel einen dauerhaften Farbton geben können.


Wände von Ward. (266.)

Seit 1876 sind vom amerikanischen Ingenieur W. E. Ward Versuche über die Verbindung von Eisen und Beton zu Bauteilen, insbesondere von frei schwebenden gemacht worden582), die auf demselben Grundgedanken, wie die Monier- schen Anordnungen, beruhen und vor allem die Herstellung feuersicherer Gebäude bezweckten.

Ward kam zu seiner Erfindung durch die Beobachtung, daß es Cementarbeitern sehr schwer fiel, ihr Arbeitszeug vom anhaftenden Mörtel zu befreien, was ihn zur Erkenntnis der großen Hastfestigkeit von Cement an Eisen führte. Bei Port Chester wurde von ihm ein Wohnhaus errichtet, an dem Träger, Decken und Dächer aus Beton hergestellt waren, dessen Zugfestigkeit er durch Einlage von Eisenstäben erhöhte; die Wände dieses Gebäudes bestanden nur aus Beton. Jedoch stellte Ward auch Versuche an dünnen Scheidewänden aus Beton mit Eisenstabeinlagen an; diese Wände waren 2,44m hoch, 6,3cm dick und enthielten 6mm starke Rundeisenstäbe. Sie zeigten dieselbe Festigkeit, wie Backsteinwände von derselben Höhe und 20cm Dicke. Die Mischung des Betons für die durch Eisen verstärkten Bauteile war 1 Teil Portlandcement auf 2 Teile Sand und fein geschlagene harte Kalksteine.

Ward empfiehlt für die Umfassungen von Wohngebäuden die Anwendung von doppelten Wänden seiner Anordnung mit einem Hohlraum von 15cm bis 25cm Weite, welche in Abständen von 0,6 bis 0,9m fest miteinander verbunden sind.

581) Nach: Wayss, a. a. O., S. 95, 96. ^
582) Siehe: Building news, Bd. 45, S. 263. — Vergl. auch Kap. 8 (Art. 231, S. 270). — Nach anderen sind Versuche in dieser Beziehung schon etwas früher von Thaddeus Hyatt angestellt worden. (Vergl. American architect, Bd. 26, S. 117.) ^




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Behandlung der Wandflächen. (267.)

Die Cementmörtel-Eisenwände sind in Bezug auf ihre Ausschmückung den geputzten Wänden gleich zu stellen. Es kann daher hier auf Kap. 4 verwiesen werden.

Plastischer Schmuck ist an ihnen dauerhafter, als an geputzten Mauern zu befestigen, da derselbe mit den Eiseneinlagen der Wand gut durch Draht verbunden werden kann. Anstriche und Malereien begegnen denselben Schwierigkeiten, wie auf Cementputz. Bei den Monier-Scheidewänden fallen dieselben jedoch zum Teile weg, da diese mit Kalkmörtelputz überzogen werden.


Wertschätzung. (268.)

Die Vorteile der Cementmörtel-Eisenwände ergeben sich schon aus den vorhergegangenen Betrachtungen.

Ihre Anwendung erscheint empfehlenswert, wo es sich um leichtes, rasches, Raum sparendes und feuersicheres Bauen handelt; auch besitzen sie Vorzüge vor den Eisenfachwerkwänden. Ein billiges Bauen gestatten sie zur Zeit noch nicht. Zu einer ausgedehnteren Anwendung bei bürgerlichen Gebäuden werden sie daher so lange wohl nicht gelangen, als der Portlandcement nicht billiger wird und als das Verfahren durch Patent geschützt ist. Für den Monumentalbau stehen sie auf gleicher Stufe, wie Putz und Kunststein, lassen jedoch eine größere Dauerhaftigkeit annehmen, als für ersteren.

Einige Mängel der Monier-Wände können nicht verschwiegen werden. Sie gestatten das Einschlagen von Nägeln nicht. Auch das Einarbeiten von Löchern für Nägel oder Haken ist schwierig, weil beim Stoßen auf einen Draht erhebliche Flächen der Wand infolge der Sprödigkeit des Cementes zertrümmert werden. Schnelles Bauen ermöglichen nur die Monier-Platten und -Hohlsteine. Die in Art. 263 besprochenen Monier-Wände im engeren Sinne dagegen erfordern für das Anbringen und Verknüpfen der Drähte einen ziemlich großen Zeitaufwand.


Wände aus Mörtel auf Drahtgewebe (2)

u. s. w.


Rabitz-Wände. (269.)

In Deutschland haben die nach dem Erfinder benannten Rabitz-Wände eine erhebliche Verbreitung gefunden. Als Vorteile derselben werden angegeben: vollständige Feuersicherheit, Freiheit von Rissen, Abhaltung von Wärme, Luft und Schall, leichte Herstellung von frei tragenden Wänden.

Grafik: Fig. 604583) 1/5 w. Gr.

Fig. 604 zeigt die in der Patentschrift583) angegebene Anordnung für feuersichere, sich selbst tragende Zwischenwände. Sie bestehen aus einem auf beiden Seiten mit Putzkalk beworfenen Drahtgewebe, welches zwischen {L}- Eisen ausgespannt und durch Diagonalen nach Bedarf versteift ist. An den Mauern und Thüröffnungen sind stärkere {L}-Eisen als in der Wand selbst zu verwenden. Diese werden an den Mauern mit Haken, an der hölzernen Thürzarge mit Holzschrauben befestigt.

Die Wände werden einfach (5cm stark) oder doppelt hergestellt. In letzterem Falle bestehen sie aus zwei einseitig geputzten Wänden von 3cm Dicke und 5cm Luftzwischenraum.

583) D. R.-P. Nr. 4590 (Zusatzpatent zu Nr. 3789). ^




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Für Brandmauern läßt sich diese Anordnung feuersicherer machen, wenn die Thürumrahmungen nur aus Eisen und die Thüren auch aus Rabitz-Platten hergestellt werden584).

Für gewöhnlich scheint man aber die Rabitz-Wände einfacher auszuführen.

Nach Schuster585) besteht der Putz aus einem Gemenge von Gips, Kalk, seinem gewaschenem Kies und Leimwasser. Das Gewebe wird aus 1,0 bis 1,1mm starken, häufig verzinkten Eisendrähten mit 2cm Maschenweite gebildet und zwischen 1cm starken Randdrähten scharf ausgespannt. Bei großen Wandflächen setzt man zur Unterstützung der Gewebe in Abständen noch Rundeisen lotrecht ein. Die Wände werden 5cm stark gemacht. Anzubringenden Thüren gibt man 5cm starke, durch Eisenwinkel befestigte Holzzargen, welche außen für ein von der Decke zum Fußboden reichendes Rundeisen von 8mm Dicke zum Anbinden des Gewebes halbrund ausgenutet sind. Zur Befestigung des Gewebes an steinernen Wänden gipst man wohl hölzerne Schwalbenschwänze ein. An den aus {L}-Eisen gebildeten Zargen und Thürrahmen feuersicherer Thüren befestigt man das Gewebe mittels eingenieteter Haken.

Solche Wände bieten wegen ihrer geringen Dicke auch Vorteile da, wo die Teile großer Schiebethüren in Wandschlitze eingeschoben werden sollen. Sind zwei Teile einer Thür von je 4,5cm Stärke nebeneinander einzuschieben, so erhält man dann bei zusammen 3cm Spielraum und 5cm beiderseitiger Wanddicke eine gesamte Wanddicke von nur 22cm.

Die gute Feuerfestigkeit der Rabitz-Wände ist sowohl durch einen gefährlichen Brand586), als auch durch Versuche587) nachgewiesen worden. Sehr bequem sind sie zur Herstellung von Rauch-, Heiz- und Lüftungsrohren, sowie von seuersicheren Verkleidungen.

So sind im Stadttheater zu Halle a. S. alle Heiz- und Lüftungsrohre, soweit sie nicht im Mauerwerk ausgespart werden konnten, nach Rabitz'scher Weise ausgeführt588).

Im neuen Gerichtshaus zu Frankfurt a. M. haben die durch den Dachboden frei geführten Rauchzüge Rabitz-Wandungen.

In der aus Holzfachwerk errichteten Notkirche zu Alten-Hagen i. W. haben Wände und Pfeiler der größeren Feuersicherheit wegen eine Verkleidung mit Rabitz'schem Putz erhalten589).

Der Zusatz von Gips zum Putzmörtel beschränkt die Verwendung der Rabitz- Wände auf solche Stellen, wo sie nicht der Feuchtigkeit ausgesetzt sind.

Der Erfinder versucht es in neuerer Zeit, seinen Wänden durch Tränken mit geeigneten Stoffen eine größere Widerstandsfähigkeit gegen Nässe zu geben. Auch soll sich eine zum Zweck von Belastungsproben im Freien aufgestellte Wand nach Verlauf eines Winters als gut erhalten gezeigt haben590).

Im Stadtbad zu Offenbach a. M. sind die Scheidungen der Badezellen als Rabitz-Wände ausgeführt worden. Um sie gegen die Einwirkung der Feuchtigkeit zu schützen, hat man sie mit Emailfarbe von Mainz & Heck in Offenbach a. M. angestrichen591).


Sonstige Wände. (270.)

In England scheinen Wände aus Drahtgewebe und Mörtel zuerst von Brannon eingeführt worden zu sein. Bei denselben war ein Eisengerippe mit Drahtnetz bespannt und dieses ganz oder teilweise in Konkret eingebettet592). Seitdem werden Drahtgewebe aber auch in Verbindung mit gewöhnlichem Putzmörtel verwendet 593).

Müller & Bedorf in Hannover594) mauern die Eisengerippe der Außenwände von Gebäuden mit Torfsteinen aus und versehen sie beiderseits mit einem Drahtnetzputz. Das Drahtnetz ist an Eisenstangen

584) In dieser Weise sind u. a. 4 bis 5cm starke feuersichere Scheidungen auf dem Dachboden des neuen Gerichtshauses in Frankfurt a. M. hergestellt. ^
585) In: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1886, S. 380. ^
586) Siehe: Ebendas., S. 382. ^
587) Siehe: Baugwksztg. 1885, S. 371. — Centralbl. d. Bauverw. 1883, S. 136; 1888, S. 44, 265. ^
588) Nach: Staude, G. Das Stadt-Theater zu Halle a. S. Halle a. S. 1886. S. 17. ^
589) Siehe: Deutsche Bauz. 1886, S. 92. ^
590) Nach: Centralbl. d. Bauverw. 1889, S. 232. ^
591) Nach: Deutsche Bauz. 1888, S. 13. ^
592) Siehe: Deutsche Bauz. 1877, S. 8. ^
593) Nach: Building news, Bd. 54, S. 179. ^
594) Zeitschr. f. Bauhdw. 1896, S. 13. ^




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Grafik: Fig. 605 1/20 w. Gr.


gebunden, die mit Halftern an den I-Eisenständern befestigt sind. Erst wird der Torf mit einem rauhen Bewurf versehen, dann das Netz ausgespannt und dieses außen mit wasserdichtem Cementmörtel, innen mit Kalk- oder Gipsmörtel verputzt.

Als hierher gehörig mögen auch die Platten von G. Luther in Berlin595) Erwähnung finden, welche verzinkte Eisendrahtgewebeeinlagen haben, 1m breit, 2m lang und 20 bis 30mm dick sind, zu Wänden zusammengestellt werden und feuersicher sein sollen. Ganz ähnlich scheinen die feuersicheren Platten von F. H. Gesche in Berlin596) zu sein, die mit Hilfe von Eisenstäben, Plättchen und Schrauben zu Wänden zusammengesetzt werden.

Erwähnt seien hier noch die zur Bildung von freitragenden Wänden benutzbaren sog. Welldielen von Schwarz in München.

Dies sind aus Wellblechen, welche auf einer Seite mit Holzwolle und Stuckmörtel oder mit Holzwolle und Romancementmörtel verputzt werden, hergestellte Platten von 2,00m Länge, 30cm Breite und 5cm Dicke, die nach Fig. 605 zusammengesetzt werden und sich sägen, schneiden, nageln, verschrauben, bohren, verklammern oder sonst beliebig verbinden lassen sollen597).

595) Siehe: Baugwksztg. 1887, S. 891. ^
596) Siehe ebendas. 1888, S. 916. ^
597) Siehe ebendas. 1894, S. 893. ^

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