Durm:Wände aus Eisen und verschiedenen Stoffen

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in Kapitel 10: Sonstige Wände; vorheriges Unterkapitel: Durm:Wände aus Eisen und Mörtel. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Allgemeines. (271.)

In neuerer Zeit werden Gebäude mit Hilfe von Eisengerippen oder eisernen Rahmen hergestellt, zu deren Wandschluß verschiedenartige, zum Teile neu erfundene Stoffe Verwendung finden. Dies sind Terracottaplatten, Betonplatten, Magnesitbauplatten, Xylolith, Gipsplatten, Korksteinplatten, Staff, Filzpappe, Leinwand, Dachpappe. Soweit diese Stoffe feuersicher sind, benutzt man sie auch zur Bildung von leichten Scheidewänden; häufiger jedoch bieten sie das Mittel zur Herstellung zerlegbarer und versendbarer Gebäude, wie Häuser für die Kolonien, Arbeiterschuppen, Wärterhäuser, Seuchen- und Feldhospitäler u. s. w.

Diejenigen dieser Stoffe, welche die Gestalt von steinartigen Platten haben, lassen sich sehr leicht in den Gefachen des aus {T}- oder {L}-Eisen gebildeten Gerippes oder Rahmwerkes befestigen. Dies kann einfach durch Vorstecken eiserner keilförmiger Splinte geschehen, für welche in den Formeisen entsprechende Löcher angebracht sind598). Selbstverständlich müssen hierbei die Gefache für die Platten passend bemessen sein. Noch bequemer ist die Befestigung der Platten mit Schrauben an den Außenseiten der Ständer, wobei diese eine der Plattenbreite entsprechende Entfernung erhalten müssen. Man wählt zu denselben {I}-Eisen, wenn Doppelwände mit Luftzwischenraum gebildet werden sollen. Um für das Anschrauben durch die Schmalheit der Eisenflansche nicht behindert zu sein, greift man wohl zu einer seitlichen Holzfütterung der Formeisen. Der Wandschluß ist bei dieser Befestigungsweise jedenfalls dichter, als bei der ersten; das Ständerwerk wird bei derselben aber vollständig verdeckt.

Mit den anderen, mehr biegsamen Stoffen bespannt man Rahmen, die entweder




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selbständig zur Bildung von Umfassungswänden zusammengefügt oder an einem Eisengerippe befestigt werden.

Sollen die Gebäude zerlegbar sein, so müssen die Verbindungen der Eisenteile sich leicht lösen lassen, also mit Schraubenbolzen oder Vorsteckkeilen bewerkstelligt werden; zuweilen kommen zu diesem Zwecke auch bewegliche Haken oder Vorreiber in Anwendung. Um den Versand auf der Eisenbahn ohne Schwierigkeiten bewirken zu können, dürfen die Eisenteile die Länge von 7m nicht überschreiten.

Mit allen erwähnten Stoffen lassen sich doppelwandige Umfassungen herstellen, deren eingeschlossene ruhende Luftschicht die Räume gegen die rasche Einwirkung des Wärmewechsels der Außenluft schützen soll. Zu äußeren Umfassungswänden lassen sich selbstredend nur diejenigen verwenden, welche genügend wasserdicht und wetterbeständig sind. Alle solche Bauten haben den Vorteil, daß sie sofort bewohnt werden können, da zu ihrer Ausführung kein Wasser angewendet wird, sie also von Anfang an trocken sind.


Betonplatten. (272.)

In Frankreich sind in neuerer Zeit mehrfach aus Cementbeton hergestellte und beliebig verzierte und gefärbte Platten zur Ausfüllung der eisernen Wandgerippe angewendet worden; so bei mehreren Gebäuden der Pariser Weltausstellung von 1889 (vergl. Art. 220, S. 256, wo der Eckpfeiler eines solchen Gebäudes besprochen wurde). Man hat auch ziemlich dicke Wände mit innerem, zur Lüftung ausgenutztem Hohlraum angefertigt, bei denen die Außenseite aus derartigen Platten gebildet ist, während auf der Innenseite zur Ausfüllung der Gefache Staff599) verwendet wurde.

Auf diese Weise hat man in Paris ein für Port-de-France (Martinique) bestimmtes Bibliothekgebäude 600) hergestellt, dessen Außenwände 0,7 bis 0,8m stark sind. Das Fachwerk besteht aus äußeren und inneren, durch Gitterstäbe verbundenen Ständern, aus einer auf einem Granitsockel ruhenden Schwelle und aus nach Bedarf angeordneten Rahmen und Riegeln. Die Platten werden nach außen durch die Flansche der Formeisen gehalten, nach innen durch eine Hintermauerung mit Backsteinen. Die Wände zeigen daher außer dem Hohlraum vier Schichten: Betonplatten, zwei Backsteinwände und die Staff-Platten. Die Architektur des Gebäudes ist eine ziemlich reiche.


Magnesitbauplatten. (273.)

Unter dem Namen »Magnesitbauplatten« (früher »Papierstein«) werden von den »Deutschen Magnesitwerken« in Berlin Wandbekleidungsplatten hergestellt, die wegen ihrer Eigenschaften Beachtung und Verwendung zur Errichtung leichter Bauten und von Scheidewänden zu verdienen scheinen. Sie werden mit Hilfe von Magnesit und Juteeinlage angefertigt; ihre Zusammensetzung ist aber im übrigen Geheimnis. Die Platten werden in zwei Größen geliefert: 1,0 × 1,0m und 1,0 × 1,5m, sowie in den Dicken von 12mm und 20mm.

1qm 12mm dicker Platte wiegt ungefähr 15kg und kostet etwa 3 Mark, 1qm 20mm dicker 25kg und 3,5 Mark. Die stärkeren Platten werden für äußere, die schwächeren für innere Wandbekleidungen verwendet.

Nach dem Zeugnis der königl. preußischen Prüfungsstation für Baumaterialien in Charlottenburg beträgt die Bruchfestigkeit des Stoffes in lufttrockenem Zustande 126kg und wassersatt 78kg für 1qcm. Die Wasseraufnahme ergab sich im Mittel nach 12 Stunden zu 4,8 und nach 125 Stunden zu 5,1 Gewichtsteilen vom Hundert. Das Einheitsgewicht wurde zu 1,583, der Härtegrad zu 8 bis 9 (?) nach der Mohs'schen Skala ermittelt. Die Versuche auf Kohäsionsbeschaffenheit ergaben ein gleichförmiges, sehr dichtes, schuppiges Gefüge mit scharfkantigem Bruch und holzähnlicher Farbe. Die Proben auf Wetterbeständigkeit wurden gut bestanden; nur bei der Behandlung mit Salzsäure zeigte sich ein Gewichtsverlust von 7,2 Prozent.

599) Unter »Staff« verstehen die Franzosen einen Guß aus feinem Gips, welchem beim Gießen Hanf oder gehechelter Flachs oder wohl auch zur größeren Sicherheit Hanfgurten einverleibt werden. Dieses Material dürfte daher wohl unserem Trockenstuck verwandt sein. ^
600) Siehe: Nouv. annales de la constr. 1890, S. 6 u. Taf. 3–5. ^




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Die Beständigkeit des Stoffes gegen Witterungseinflüsse ergab sich aus den Festigkeitsversuchen für wassersatte Proben zu 0,776; für Proben, welche nach zwölfstündiger Lagerung unter Wasser durch Frost an der Luft beansprucht waren, zu 0,845; für Proben, welche dem Frost unter Wasser ausgesetzt gewesen, zu 0,922.

Durch Versuche wurde die Bearbeitungsmöglichkeit mit dem Löffelbohrer und Zentrumbohrer festgestellt.

Die Platten sollen einem bedeutenden Hitzegrad widerstehen, nicht brennen, nicht flammenübertragend und daher von der Berliner Baupolizei als feuersicher anerkannt worden sein601).

Grafik: Fig. 608 1/10 w. Gr.
Grafik: Fig. 606 1/50 w. Gr., Fig. 607 1/25 w. Gr.

Die Eisenfachwerke, welche mit Magnesitbauplatten verkleidet werden sollen, erhalten Ständer aus {I}-Eisen, beiderseits mit Holzfutter versehen, an welchem die Platten angeschraubt werden. Für die Ecken werden {L}-Eisen benutzt (Fig. 606 bis 608). Die Platten sind in den Stoßfugen überfalzt und werden außerdem in den Fugen mit einem Kitt aus Cement, Gips oder Wasserglas mit Kreide gedichtet. Die Platten sollen sehr gerade und genau ineinander passend sein und daher keines Putzes bedürfen. Da sie auch vollständig trocken sind, so können sie sofort beliebig angestrichen oder tapeziert werden. Die betreffenden Häuser sind also alsbald nach dem Aufstellen bewohnbar.

Nach Mitteilung der Fabrik sollen sich in die Platten leicht Nägel einschlagen lassen und diese außerordentlich fest haften. Die Platten lassen sich nach Bedürfnis in jeder beliebigen Richtung zersägen; auch können sie poliert werden. Aus demselben Stoff, wie die Platten, werden auch Leisten, Thür- und Fensterbekleidungen, sowie

601) Vergl. jedoch die Mitteilung über die nicht ganz günstigen Ergebnisse einer Feuerprobe in: Baugwksztg. 1889, S. 887, die sich aber nach S. 1001 auf Magnesitplatten bezieht, die nicht von den »Deutschen Magnesitwerken«, sondern von einer anderen Fabrik geliefert wurden. ^




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andere Zierstücke angefertigt, die wie solche von Holz mit Schrauben befestigt werden.

Um die Magnesitbauwaren im Erdboden verwenden zu können, erfahren sie eine besondere Behandlung.

Die Herstellungsart der Häuser aus Magnesitplatten gestattet die Herrichtung auf dem Werkplatze, leichte Verpackung, Versendung und Zusammenstellung. Ebenso ist ein Wiederauseinandernehmen möglich. Einem oftmaligen Zerlegen dürfte jedoch die Befestigung der Platten durch Holzschrauben entgegenstehen, da diese immer wieder in dieselben Löcher kommen müssen, also schließlich nicht mehr fest haften können, demnach eine Erneuerung des Holzwerkes erfordern602).


Xylolith- und Papyrolithplatten. (274.)

Mit »Xylolith« oder »Steinholz« bezeichnen Cohnfeld & Co. in Potschappel bei Dresden die von ihnen aus Sägemehl und gebranntem, fein gemahlenem Magnesit unter hohem Drucke erzeugten Platten, welche eine hellbräunliche Farbe, große Härte und Festigkeit gegen Druck und Bruch haben und eine Größe bis zu 1qm bei einer Dicke von 5 bis 20mm erhalten.

Nach dem Prüfungszeugnis der königl. preußischen Prüfungsstation für Baumaterialien in Charlottenburg beträgt die Bruchbelastung für Biegung 439kg, für Zug 251kg und für Druck 854kg für 1qcm, die Härte zwischen 6 bis 7 (nach der Mohs'schen Skala) und das Einheitsgewicht 1,553. Auch die Untersuchung der Wetterbeständigkeit hat ein gutes Ergebnis geliefert, wie auch diejenige auf Feuerübertragungsfähigkeit.


Besonders wertvolle Eigenschaften dieser Platten sind ihre Unempfindlichkeit gegen Nässe und Wärmewechsel. Sie lassen sich sägen, hobeln, feilen, stemmen, schrauben und mit dem Zentrum- oder Löffelbohrer bohren, aber nicht mit dem gewöhnlichen Nagelbohrer. Auch lassen sie sich nicht nageln.

Vorläufig scheinen sie wegen ihres Preises und ihrer beschränkten Maße für die Herstellung gewöhnlicher Wände noch nicht ausgedehnte Anwendung finden zu können603).

Grafik: Fig. 609, Fig. 610 1/10 w. Gr.Fig. 611 1/5 w. Gr.

Die Verbindung der Xylolithplatten mit eisernen und hölzernen Wandpfosten unter gleichzeitiger Dichtung der Stoßfugen durch besondere Profileisen, bezw. auf der Innenseite mit Holzleisten zeigen Fig. 609 u. 610. Die äußeren Platten werden 18 bis 20mm, die inneren 12 bis 14mm stark gemacht. Die Dichtung der wagrechten Lagerfugen erfolgt außen mit Kreuzeisen, innen mit Flacheisen (Fig. 611).

Papyrolith ist eine von Otto Krauer in Einsiedel bei Chemnitz hergestellte Masse, welche zwar hauptsächlich zu Fußbodenestrichen, aber auch zu Wandplatten verwendet wird. Diese sind 10 bis 30mm stark und weiß, rot, braun, hellgelb, dunkelgelb oder schwarz gefärbt zu haben604).


Korksteinplatten. (275.)

Die schon in Art. 36 (S. 44) u. Art. 157 (S. 173) besprochenen Korkstein-

602) Angaben über die Magnesitbauplatten finden sich auch in: Deutsches Baugwksbl. 1888, S. 478. — Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1889, S. 90. — Baugwksztg. 1889, S. 499. — Civiling. 1890, S. 425. ^
603) Ueber diese Platten vergl.: Deutsches Baugwksbl. 1889, S. 205. — Baugwksztg. 1889, S. 156. — Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1888, S. 119. — Polyt. Journ., Bd. 272, S. 527. — Gwbl. f. Hessen 1889, S. 287. — Civiling. 1890, S. 425. — Baugwksztg. 1898, S. 251. — Deutsches Baugwksbl. 1898, S. 392. ^
604) Zeitschr. f. Bauhdw. 1897, S. 131. ^




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platten finden auch in Verbindung mit aus Formeisen, insbesondere aus {L}-Eisen hergestellten Rahmen Verwendung zu isolierenden Wänden, namentlich für Heizkörper der Niederdruckdampfheizungen. Die Platten werden hochkantig mit Gipsmörtel versetzt. Einen Putzüberzug erhalten diese kleinen Wände nicht; doch können zu denselben Platten verwendet werden, die schon in der Fabrik mit einer dünnen Gipsschicht überzogen worden sind, um das Ansehen derselben zu verbessern.


Filzpappe. (276.)

Insbesondere zum Gebrauch für Feldlazarette und Krankenbaracken für vorübergehende Benutzung, doch auch für mancherlei andere Zwecke, sind die von v. Döcker erfundenen Zeltbauten bestimmt. Die Wände derselben bestehen, ebenso wie die Dachdeckung, aus beiderseits mit wasserdichten, besonders hergerichteten Filzpapptafeln bespannten hölzernen oder eisernen Rahmen, welche mit Hilfe von beweglichen Haken zusammengesetzt werden. Sie lassen sich sehr leicht in Kisten verpacken, versenden und rasch wieder aufstellen; auch sollen sie sich gut erwärmen lassen. Die Filzpapptafeln sind mit Oelfarbe angestrichen und können durch Ueberstreichen mit geeigneter Flüssigkeit leicht von Ansteckungsstoffen gereinigt werden605).

Bei der geringen Standfähigkeit dieser Zelte dürfte sich eine Verankerung derselben an in den Boden geschlagene Pflöcke empfehlen.

Grafik: Fig. 612

Auf der Berliner Ausstellung für Unfallverhütung war auch ein v. Döcker'sches Zelt ausgestellt, dessen Wände und Decke aus Holzrahmen bestanden, beiderseits mit einer Bespannung aus mit Jute beklebter und mit Oelfarbe angestrichener Pappe versehen. Die innere Bespannung war noch mit einem flammensicheren Mittel getränkt606).

Die Militärverwaltung verwendet jetzt anstatt der Filzpappe nur noch Leinwand; auch ist an Stelle der Verbindung durch Haken die bessere in Fig. 612 dargestellte mit Deckleisten und Schraubenbolzen getreten607).


Zerlegbare Häuser von zur Nieden. (277.)

Mit Dachpappe, bezw. angestrichener Leinwand beiderseitig bespannte Holzrahmen bilden den Wandschluß der mit einem Eisengerüst hergestellten zerlegbaren Häuser von zur Nieden, welche namentlich als versendungsfähige Krankenbaracken Verwendung finden sollen608).

Den Dachbindern entsprechen in den Langwänden {T}-Eisenständer, mit denen die Sparren und Zugstangen der ersteren durch Laschen verbunden sind. Unter dem Fußboden ist noch eine untere Verbindungsschiene angebracht, nach welcher die in Fig. 613 sichtbaren Fußbügen gehen. Der Längenverband der Wände wird durch die {L}-Eisen b hergestellt. An diesen {L}-Eisen hängen die Flacheisen d, d, welche die Deckung der Fuge zwischen den erwähnten Rahmen bewirken und zugleich die Befestigung derselben mit Vorreibern ermöglichen sollen. Die Vorreiber können dabei auf beiden Wandseiten an einem und demselben Stifte angeordnet werden, um ein Oeffnen der Wand sowohl von außen, als von innen zuzulassen. Die Einrichtung könnte man auch dahin verändern, daß man die Rahmen wie Thürflügel drehbar an Bändern befestigt.

Den oberen Teil der Langwände bilden niedrige unter dem Dachüberstand sich hinziehende Fenster e, e. Die Giebelwände haben diese nicht, sind aber sonst den Langwänden ähnlich gebildet.

Die Rahmen der Wandtafeln sind der Höhe nach durch leichte Querriegel geteilt, an denen die Dachpappe, bezw. die Leinwand angenagelt wird, um diesen Stoffen genügenden Widerstand gegen Durchbiegen oder Durchsacken zu geben. Dies wird erreicht, wenn die Felder nicht höher als 2/3m sind. Zur Nieden verwendete für seine Wandtafeln mit Vorteil die gestrichene Leinwand von Weber-Falckenberg

605) Ueber die Döcker'schen Zeltbauten vergl.: Deutsche Bauz. 1884, S. 467. — Deutsches Baugwksbl. 1884, S. 154. — Gesundheit, Jahrg. 9, S. 7. — Gesundh.-Ing. 1893, S. 97. ^
606) Siehe: Gesundh.-Ing. 1889, S. 647. ^
607) Nach: Lange, W. Der Baracken-Bau. Leipzig 1895. S. 42. ^
608) Siehe: Nieden, J. zur. Zerlegbare Häuser. Berlin 1889. ^




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Grafik: Fig. 613 Lazarettbaracke von zur Nieden608).


in Köln, die in Rollen bis zu 140cm Breite und 30 bis 40m Länge angefertigt wird und von welcher 1qm 1,2 bis 1,4kg wiegt. Sie hat bei angestellten Versuchen genügende Feuersicherheit gezeigt; auch kann dieselbe um abgerundete Ecken ohne Bedenken gebogen werden.

Für die Versendung werden die Wandtafeln in die dazu geeigneten Kasten, welche den Fußboden der Baracke bilden, gepackt und haben so ausreichenden Schutz, auch ohne daß die Leinwand über Holzschalung gespannt wird, wie dies einseitig bei den Dachtafeln der Fall ist.

Außer dem Wandschluß durch die eben besprochenen Wandtafeln sind innen noch herablaßbare Leinwandvorhänge vorhanden, welche einesteils für sich allein, ohne die ersteren, bei geeignetem Wetter als Zeltwand dienen sollen, anderenteils aber durch die Bildung einer ruhenden Luftschicht vor diesen die Undichtheit derselben unwirksam zu machen haben.

Grafik: Fig. 614


Die Baracken werden etwas über dem Boden aufgestellt; der Zwischenraum aber wird durch einen Erdwall geschlossen, um dadurch Schutz gegen die vom Erdboden ausgehende Abkühlung zu erhalten (Fig. 614). In den Wall sind Lüftungskasten von quadratischem Querschnitt und 8cm Weite eingefügt, welche die Verbindung des Hohlraumes unter dem Fußboden mit der Außenluft herstellen sollen, bei Frost aber durch Holzstöpsel geschlossen werden. Auf der Innenseite sind sie mit einem Blechsiebe versehen, um dem Ungeziefer den Zugang zu versperren.

Zur Sicherung der Baracken gegen Sturmwind sind von den Ecken und den Bindern aus Drahtanker nach den in den Boden eingeschlagenen starken Pflöcken zu führen.


Zerlegbare Häuser von Galotti. (278.)

Als Beispiel von zerlegbaren Häusern seien hier noch die von Galotti vorgeschlagenen mitgeteilt609).

Diese bestehen aus einzelnen in sich fest verbundenen Elementen, Rahmen aus Walzeisen, welche in Fig. 615 für eine quadratische Zelle von 2,05m Seitenlänge dargestellt sind. Diese Elemente setzen sich zusammen, abgesehen vom Dach, das hier nicht weiter zu besprechen ist, aus einem Bodengestell mit 8 Füßen und 4 gleich großen Wänden, von denen zwei undurchbrochen (A und B) sind, während die beiden anderen mit einer Thür (D), bezw. einem Fenster (C) versehen sind. Die gleichen Grundbestandteile können nun auch zu größeren Gebäuden zusammengesetzt werden, deren Grundlage das Quadrat

608) Siehe: Nieden, J. zur. Zerlegbare Häuser. Berlin 1889. ^
609) Nach: La semaine des constr. 1887–88, S. 439, 471. — Ueber eine zerlegbare Baracke von O. Berggrün in Paris siehe: Baugwksztg. 1892, S. 1182 — und über noch andere Konstruktionen: Lange, W. Der Baracken-Bau. Leipzig 1895. ^




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bildet. In den Wandteilen brauchen dabei nur Verschiedenheiten in Bezug auf die Stellung der Thüren und Fenster stattzufinden. Die Verbindung der Elemente erfolgt durch Schraubenbolzen.

Grafik: Fig. 615 1/50 w. Gr. Zerlegbares Haus von Galotti609)., Fig. 616 1/10 w. Gr.

Die Bildung der Wände geht aus Fig. 615 u. 616 hervor. Diese zeigen aber auch, daß auf Dichtung der Anschlußfugen keine Rücksicht genommen ist, wie auch die Frage der Herstellung des Wandschlusses durchaus nicht gelöst wurde. Der Erfinder hat an Ausfüllung der Wandfelder mit Korksteinplatten gedacht, die jedoch für ein wiederholtes Abbrechen und Wiederaufbauen, sowie für die Versendung nicht geeignet sein dürften. Vielleicht ließe sich auch für diese Wände an eine Verwendung von mit Filz, Leinwand oder Dachpappe bespannten Rahmen denken. Immerhin stehen sie auch hierin hinter der einfacheren, billigeren und auf die Fugendichtung Rücksicht nehmenden Herstellungsweise der zerlegbaren Wände von zur Nieden zurück.

609) Nach: La semaine des constr. 1887–88, S. 439, 471. — Ueber eine zerlegbare Baracke von O. Berggrün in Paris siehe: Baugwksztg. 1892, S. 1182 — und über noch andere Konstruktionen: Lange, W. Der Baracken-Bau. Leipzig 1895. ^

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