Durm:Wände aus natürlichen und künstlichen Steinplatten
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Natürliche Steinplatten. (256.)
In Räumen, in denen viel Feuchtigkeit entwickelt wird und die sehr sauber gehalten werden sollen, wie in Bade- und Waschanstalten, in öffentlichen Pissoirs und Aborten, werden oft Scheidewände aus großen Steinplatten von geeignetem Stoff, gewöhnlich Schiefer oder Marmor, hergestellt. Die Höhe der Wand wird in der Regel aus einer Platte von 2 bis 3cm Stärke gebildet, so daß nur lotrechte Fugen sich ergeben, welche scharf zusammengeschliffen sind, mit Schrägfuge versehen oder überfalzt sein können. Unten werden sie durch am besten verzinkte gußeiserne Füße gehalten, und zwar gewöhnlich so, daß zwischen Wand und Bodenbelag ein Zwischenraum verbleibt. Oben werden sie durch gußeiserne oder hölzerne Rahmen gefaßt, wenn mehrere Platten zur Herstellung der Wand nötig sind. Reicht man jedoch mit einer Platte für die Wandlänge aus, wie bei Pissoirständen, so genügen zur Eckverbindung eiserne oder messingene angeschraubte Winkelstücke.
Grafik: Von den Bahnhöfen der Berliner Stadteisenbahn544). 1/40 w. Gr.Fig. 560, Fig. 561, Fig. 562, Fig. 563, Fig. 564 |
In dieser Weise sind die Abortscheidewände (Fig. 560 u. 561544) und Pissoirstände (Fig. 562
bis 564544) der Bahnhöfe der Berliner Stadteisenbahn aus weißen Marmorplatten ausgeführt worden (von
544) Nach: Zeitschr. f. Bauw. 1885, S. 479, 480. ^ |
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Grafik: Fig. 565, Fig. 566 |
Grafik: Fig. 567, Fig. 568, Fig. 569, Fig. 570, Fig. 571 1/5 w. Gr. |
Grafik: Fig. 572 Von den Verkaufsständen in der Zentral- Markthalle zu Florenz. — 1/40 w. Gr. |
David Grove in Berlin). Auch die Rückwände sind mit solchen Marmorplatten bekleidet; nur bei den Pissoirständen besteht der untere, vorspringende Teil derselben aus schwarzem Marmor. Ganz ähnlich sind diejenigen des Hauptbahnhofes zu Frankfurt a. M.
Bei den Abortscheidewänden sind die Platten 1,95m hoch, 0,95m breit und 25mm dick; sie werden oben durch ausgefalzte Holzleisten gehalten.
Bei englischen Wasch- und Badeanstalten findet sich die in Fig. 565 u. 566 dargestellte obere Fassung der 20mm starken Schieferplatten, aus denen die Scheidewände der Badezellen und Waschstände bestehen, mit gußeisernen Rahmen. Fig. 567 bis 569 zeigen die dabei angewendeten Verbindungen der Schieferplatten. Die Fugen sind mit Cement vergossen. Unten werden die Platten durch angeschraubte Gußeisenstücke gehalten, welche ihrerseits auf eisernen Rahmen ruhen, die zugleich zur Auflagerung der den Boden bildenden Schieferplatten oder Holzdielung dienen (Fig. 570). Auch die Thüren sind aus Schiefer. Fig. 570 und 571 zeigen eines der unteren Zapfenbänder einer solchen.
Die Befestigung der aus Steinplatten gebildeten Scheidewände in der gemauerten Rückwand kann auch mit Hilfe von über den oberen Rand geschobenen {[}-Eisen erfolgen, welche ein Stück in letztere eingreifen. Wenn kein Zwischenraum zwischen Fußboden und Scheidewand für nötig gehalten wird, so kann man diese seitlich von den Fußbodenfliesen fassen lassen und bedarf dann der oben erwähnten eisernen Stützen nicht.
Wände können mit Hilfe von großen und dünnen Steinplatten auch in der Weise hergestellt werden, daß man diese in die Gefache eines aus Holz oder Eisen gebildeten Fachwerkes einlegt.
In dieser Weise sind die Wände der Verkaufsstände in der Zentralmarkthalle zu Florenz gebildet (vergl. Teil IV, Halbband 3, Art. 348, S. 372 dieses »Handbuches«). Die Marmorplatten werden in den Gefachen des Holzfachwerkes durch beiderseits angebrachte Holzleisten gehalten (Fig. 572).
Für Räume, in denen das Holz dem raschen Verderben ausgesetzt ist, wird es zweckmäßigerweise vermieden. So können die Stein-
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plattenwände auch mit Hilfe von steinernen Ständern ausgeführt werden, in deren
rechteckige Falze man sie einschiebt.
Nach Teil IV, Halbband 3 (Art. 89, S. 77) dieses »Handbuches« ist dies eine Art der Herstellung der Wände von Schweinebuchten. In die Falze der 20cm starken Steinpfosten legt man an Stelle der sonst üblichen Holzbohlen 5 bis 8cm starke Steinplatten ein.
Steinplatten lassen sich in Verbindung mit Eisengerippen auch zur Bildung von Wänden mit Hohlraum verwenden.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1889 war z. B. ein Pavillon hygiénique ausgestellt, dessen Wände einen 25cm weiten Hohlraum aufwiesen. Das Eisengerippe war außen mit 5cm starken Schieserplatten, innen mit 2cm starken Glasplatten verkleidet. Das kleine Gebäude war achteckig und zur Isolierung eines einzigen, mit einer ansteckenden Krankheit Behasteten bestimmt545).
Künstliche Steinplatten. (257.)
Grafik: Fig. 573546), Fig. 574546) 1/10 w. Gr. |
Künstliche Steinplatten werden vielsach zur Bekleidung von Holz- oder Eisengerüsten oder auch ohne diese zur Bildung dünner Wände benutzt. Als Stoffe für diese Platten kommen namentlich Cement und Gips mit verschiedenerlei Zusätzen, wie Sand, Asche, Bimssand, Schlacken u. s. w., in Betracht. Sie werden mit und ohne Einlagen von Drähten oder Drahtgeflechten, Weidenruten, Schilfstengeln u. dergl., massiv oder mit Höhlungen hergestellt. An den Gerüsten befestigt man sie mit Nägeln, Schrauben oder Bolzen, oder man verbindet sie unter sich, wenn keine Gerüste da sind, wohl mit Klammern oder Ankern. Zur Fugendichtung dienen geeignete Mörtel, mitunter auch Nuten und Federn. Da sie gewöhnlich glatt sind, so bedürfen sie zur Fertigstellung der Wandflächen meist keines wirklichen Wandputzes. Hierher gehören die schon in Art. 198 (S. 216) besprochenen Gipsdielen, sowie die später noch zu besprechenden Monier- und Betonplatten. Hier sind zunächst die eigentlich zu den letzteren zu rechnenden Cementdielen zu erörtern.
Grafik: Fig. 575 |
Die zuerst von O. Böklen in Lauffen a. N. hergestellten Cementdielen bestehen entweder aus Portlandcement und Quarzsand oder Bimssteinsand und werden in Stärken von 5, 7, 10 und 12cm angefertigt. Auf der einen Seite sind sie glatt; auf der anderen zeigen sie zur Verringerung des Gewichtes durch Stege gebildete sechseckige Zellen. Zur Wand werden sie entweder zu zweien zusammengesetzt und durch Eisenklammern quer und diagonal verbunden oder an den Gerüsten in der in Fig. 573 u. 574546) angegebenen Weise befestigt547).
Die Stegcementdielen von Paul Stolte in Genthin548) haben eine ähnliche Querschnittsform, wie die in Art. 170 (S. 175) besprochenen Spreutafeln, werden aus denselben Stoffen, wie die Böklen'schen Cementdielen, auch in Stärken von 5, 7, 10 und 12cm hergestellt und ohne Gerüste im Verbande in Kalk- oder Cementmörtel
545) Abbildungen und Beschreibung in: La construction moderne 1889–90, S. 33. ^ |
546) Nach: Lange, W. Der Barackenbau. Leipzig 1895. S. 81. ^ |
547) Ueber dieselben siehe auch: Baugwksztg. 1893, S. 74. — Gesundh. Ing. 1893, S. 398. ^ |
548) Siehe: Baugwksztg. 1893, S. 1019. — Die Einrichtung zur Herstellung dieser Taseln hat das D. R.-P. Nr. 71_351. ^ |
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Grafik: Fig. 576 1/100 w. Gr. |
vermauert. Die beiderseitigen Flächen werden mit Kalk- oder
Cementmörtel schwach aufgerieben oder gefugt. Die Fugenflächen
haben eine dreieckige Nut, bezw. ebensolche Feder.
Die Cementdielen von J. Wygasch in Beuthen werden aus Cement mit Coke oder Sand und, je nach der Verwendungsart, mit Einlage von Weiden- oder Drahtgeflecht und Beimischung von Rohr, Sägespänen u. dergl. in Längen von 1,00 bis 2,50m, Breiten von 0,25 bis 0,40m und Dicken von 1,75 bis 3,5cm, mit oder ohne ringsumgehende Nut oder Falz hergestellt. Sie werden in verlängertem Cementmörtel oder Kalkmörtel verlegt, bezw. mit den hölzernen oder eisernen Gerüstständern mit verzinkten Nägeln oder Schrauben verbunden und von außen und innen verfugt oder glatt gerieben549). — Die ebenfalls von Wygasch hergestellten Cementplatten sind 8, 10, 12 und 15cm stark, haben lotrechte, kreisförmige Höhlungen und sind in den Stoßfugen mit trapezförmigen Nuten und Federn versehen. Sie werden in Verband vermauert und durch lotrecht durch einzelne Kanäle gesteckte Holz- oder Eisenstäbe verankert, welche durch in die Lagerfugen eingelegte Drähte verbunden sind (Fig. 575550)).
Grafik: Fig. 577 1/20 w. Gr. |
Den letzteren Platten in der Form verwandt sind die von der Berliner Asphaltgesellschaft Kopp & Co. in Martinickenfelde hergestellten Gipsplatten551). Dieselben sind 0,66m lang, 0,50m hoch, 4,5, 6,2, 8 und 10cm stark und greifen ringsum mit Nut und Feder ineinander. Sie haben je zwei durchgehende und eine Reihe oben geschlossene lotrechte runde Kanäle, von denen die ersteren nach dem Vermauern in Verband mit Gips oder einem anderen geeigneten Bindemittel ausgegossen werden.
Zur Herstellung von sich frei tragenden Wänden sind die von Rud. Brendel in Chemnitz erfundenen sechsseitigen Polygonplatten aus Gips verwendbar552). Dieselben haben 7cm Stärke, sind 60cm hoch, unten und oben 30cm breit und messen in der Diagonale 53cm. 1/2 und 11/2 Polygonplatten, sowie besondere seitliche Widerlagsplatten und Schlußstücke für die unterste Schicht sind erforderlich. Die Platten greifen mit ringsum laufenden halbrunden Nuten und Federn ineinander und werden zum Anschluß an die seitlichen Wände zwischen an diese befestigte hölzerne, 2cm starke Leisten geschoben.
Aehnlich scheinen die von Güldenstein & Co. in Frankfurt hergestellten rechteckigen Platten aus Gips und Kohlenasche zu sein. Sie sind 1m lang, 0,333m breit und 5cm dick553).
Grafik: Fig. 578 1/50 w. Gr. |
Verwandt sind auch die in der unten stehenden Quelle554) angegebenen Formtafeln mit Drahtverbindung. Die sechseckigen Tafeln haben an den beiden lotrechten Seiten Verbreiterungen und eingelegte Drähte mit Oesen an den Enden, die durch Drahtklammern miteinander verbunden werden.
Eine etwas andere Form haben die Scagliolbautafeln von C. Beine in Bochum (Fig. 577 u. 578555). Dieselben sind rechteckig, 5, 7,5 und 10cm stark, und haben an beiden wagrechten Langseiten schwalbenschwanzförmige Einschnitte, eine ringsum laufende halbrunde Nut und nur an dem einen Einschnitt eine entsprechende Feder. Am gegenüberliegenden Einschnitt befindet sich ein 8cm tiefes rundes Loch. Mehrere ebensolche Löcher von 5cm Tiefe sind an den Stoßfugen angebracht. Dieselben füllen sich beim Versetzen mit dem dünn verwendeten, schnell erhärtenden Mörtel. In die 8cm
549) Siehe: Zeitschr. f. Bauhdw. 1897, S. 164. ^ |
550) Nach: Baugwksztg. 1896, S. 748. ^ |
551) Siehe ebendas. 1894, S. 923. ^ |
552) Nach: Baugwksztg. 1895, S. 25. ^ |
553) Siehe ebendas., S. 1200. ^ |
554) Siehe ebendas. 1896, S. 303. ^ |
555) Nach: Baugwksztg. 1894, S. 1066 u. 1077. ^ |
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tiefen Löcher werden eiserne Kreuzdübel eingesetzt. Auf diese Weise soll es ermöglicht werden, daß
die Wände sich selbst frei tragen.
Die Platten des Bausystems Voltz556) bestehen aus einer Mischung von Schlacke oder seiner Coke mit Gips, Kalk und Leim, in welche eine Lage von Alfafasern eingelegt ist. Sie sind 50cm lang und 33cm hoch, bei 7 und 10cm Stärke, oder 1m lang, 33cm hoch und 3,5, 4, 5 oder 6cm stark. Sie haben ringsum Nuten, in welche sich das Bindemittel beim Versetzen eindrückt. Sie sollen sehr leicht und ziemlich feuersicher sein.
Grafik: Fig. 579 |
Die Victoriaplatten der Gesellschaft für Wand- und Deckenbau Hansa in Bremen557) werden aus 1 Teil Cement mit 4 Teilen Sand in Längen von 0,50 bis 1,00m, 0,40 bis 0,50m Höhe und 3 bis 5cm Stärke hergestellt und haben unten und oben je zwei Oesen aus 6 bis 10mm starkem Rund- oder Quadrateisen, welche auf die ganze Plattenlänge eingestampft werden (Fig. 579). Die Platten erhalten an den Stoßfugenflächen Nuten und Federn oder nur Nuten, welche beim Versetzen mit Mörtel ausgegossen werden. Sie werden in zwei Reihen einander gegenüber in Cementmörtel und im Verband versetzt und durch Klammern aus 8 bis 15mm starkem Rundeisen, die in die erwähnten Oesen eingreifen und eine für die beabsichtigte Mauerdicke passende Länge haben, verbunden. Der Zwischenraum wird, nachdem die Stoßsugen verstrichen und von oben vergossen sind, ganz oder teilweise mit magerem Beton leicht ausgestampft.
Die Gußwände mit Rohrgewebeeinlage von Swiecicki in Bromberg558) haben Ständer aus über Ecke gestellten {#(BUM)}-Eisen, zwischen denen Rohrgewebe ausgespannt werden. In der Wanddicke (4 bis 6cm) entsprechender Entfernung werden Formtafeln angebracht, deren Zwischenraum dann mit einer Mischung von 1 Teil Stuckgips, 3 Teilen Estrichgips und 2 Teilen Kohlengrus mit etwas Korkmehl ausgegossen wird.
556) D. R.-P. Nr. 75_480. — Siehe auch: Baugwksztg. 1895, S. 353 u. 583. ^ |
557) D. R.-P. Nr. 73_938 und Nr. 77_963. — Siehe auch: Zeitschr. f. Bauhdw. 1897, S. 157. ^ |
558) Siehe: Baugwksztg. 1892, S. 1197; 1894, S. 1094 — serner: Lange, W. Der Barackenbau. Leipzig 1895. S. 81. ^ |