Durm:Wandbekleidung mit Wellblech
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in Kapitel 9: Wände aus Eisen - Inhaltsverzeichnis des Heftes |
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Allgemeines. (237.)
Das Eisenwellblech wird jetzt in zwei Formen hergestellt: als flaches Well- blech und als Trägerwellblech. Bei ersterem ist die Wellenbreite größer als die Wellenhöhe, bei letzterem die Wellenhöhe gleich oder größer als die Wellenbreite. Wegen der hierdurch bedingten größeren Tragfähigkeit hat das letztere seinen Namen erhalten.
Das Eisenwellblech wird schwarz, gestrichen, verzinkt oder verbleit in den Handel gebracht; am meisten Verbreitung hat aber jetzt das verzinkte Wellblech gefunden. Obgleich ein abschließendes Urteil über die Dauer des Zinküberzuges bis jetzt noch nicht gewonnen werden konnte, so ist doch so viel sicher, daß man
521) Vergl. Teil I, Bd. 1, erste Hälfte (Art. 207 bis 212, S. 204 bis 208; 2. Aufl.: Art. 248 bis 302, S. 260 bis 264 dieses »Handbuches«. — Ferner: Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1884, S. 296 u. 477. — Deutsches Baugwksbl. 1884, S. 286; 1888, S. 346; 1890, S. 218. — Baugwksztg. 1884, S. 733; 1886, S. 169; 1889, S. 147, 912. — Deutsche Bauz. 1884, S. 440; 1887, S. 171; 1888, S. 132. — Centralbl. d. Bauverw. 1884, S. 247, 292; 1890, S. 121. — Polyt. Journ., Bd. 254, S. 161. ^ |
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dieselbe unter ungünstigen Verhältnissen auf 10 bis 15 Jahre veranschlagen kann,
während der Oelsarbenanstrich an der Witterung ausgesetzten Wänden in Zwischenräumen
von 3 Jahren zu erneuern ist und sich trotz der anfänglich billigeren Herstellung
schließlich teurer stellt als das Verzinken. Ueber das Verbleien und andere
Schutzmittel des Eisenbleches ist noch weniger ein Endurteil abzugeben; auch ist
das Verbleien teurer als das Verzinken.
Dem Zinkwellblech ist das verzinkte Eisenwellblech durch größere Festigkeit, geringere Maßveränderung bei Wärmewechsel und größere Feuersicherheit überlegen 522).
Zu Wandbekleidungen wird namentlich das flache Eisenwellblech verwendet.
Flaches Wellblech. (238.)
Das gewöhnliche Wellblech bedarf ähnlicher Gerippe für die Wandbildung, wie das ausgemauerte Eisenfachwerk; auch ist dabei das vollständige Fachwerk dem unvollständigen vorzuziehen. Die Anordnung der Einzelteile wird aus den nachher zu bringenden Beispielen hervorgehen; doch ist hier schon zu bemerken, daß eine gemauerte Gründung bei kleineren Gebäuden und solchen, die versetzbar sein sollen, häufig weggelassen und die Schwelle unmittelbar auf den geebneten Boden, wenn dieser nur einige Tragfähigkeit besitzt, gelegt wird. In solchen Fällen bedient man sich zweckmäßigerweise wohl auch der Eisenbahnlangschwellen zur Bildung der Wandschwelle. An die Stelle von Grundmauern treten unter Umständen auch einzelne Pfeiler unter den Ständern oder Pfahlreihen.
Das Wellblech wird in der Regel bei Umfassungswänden an der Außenseite derselben befestigt. Doch veranlaßt mitunter wohl die Rücksicht auf besseres Aussehen dazu, das Gerippe in einer gefälligen Anordnung nach außen und das Wellblech nach innen zu verlegen. Für die Dauerhaftigkeit der Konstruktion ist dies jedoch nicht vorteilhaft.
Die Wellbleche werden mit der Wellenrichtung lotrecht gestellt, und man läßt sie seitlich sich um eine halbe Wellenbreite überdecken, während die Ueberdeckung in der Richtung der Höhe zu 80 bis 100mm angenommen wird. Die Blechtafeln werden seitlich in etwa 300mm Abstand miteinander vernietet. Dabei ist es zweckmäßig, die Fuge von der Wetterseite abzukehren.
Das Wellblech wird häufig in 1mm Stärke (Nr. 19 der deutschen Blechlehre) verwendet; doch hängt dieses Maß, ebenso wie die Wahl des Profils, von der freien Länge der Wellblechtafeln, d. h. von der Entfernung der Wandriegel, an denen sie befestigt werden, sowie von der anzunehmenden Beanspruchung durch Winddruck ab.
In Fig. 506 sind die Profile Nr. I bis VI der »Aktiengesellschaft für Verzinkerei und Eisenkonstruktion, vorm. Jacob Hilgers« in Rheinbrohl dargestellt. Von diesen kommen für die hier zu besprechenden Wände namentlich die Profile Nr. II bis IV in Anwendung, während die kleineren Profile Nr. l{?A}, sowie V und VI mehr nur als schützender Behang für als ausgemauertes Fachwerk oder in anderer Weise ausgeführte geschlossene Wände benutzt werden523). Zur Erleichterung der Feststellung von Profilnummer und Blechdicke dienen von der Fabrik zu beziehende Diagramme.
An den Ueberdeckungsstellen der Wellbleche müssen, wegen der Befestigung derselben, in der Wand Riegel angebracht werden. Soweit daher die Lage dieser
522) Ueber Wellblech vergl. Teil I, Bd. 1, erste Hälfte (Art. 194, S. 209; 2. Aufl.: Art. 283, S. 255) dieses »Handbuches«; über verzinktes Eisenblech: ebendas. (Art. 210, S. 206; 2. Aufl.: Art. 300, S. 261), sowie: Deutsche Bauz. 1887, S. 165, 171, 177. ^ |
523) Zusammenstellungen der Wellblechkaliber verschiedener Fabriken findet man u. a. in: Landsberg, Th. Die Glas- und Wellblechdeckung der eisernen Dächer. Darmstadt 1887. — Japing, E. Blech und Blechwaaren. Wien, Pest und Leipzig 1886. ^ |
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Grafik: Fig. 506 1/10 w. Gr. |
Riegel nicht durch andere Umstände, wie die Anordnung von Oeffnungen u. a. m.,
bedingt ist, wird sie von den üblichen Blechtafellängen abhängig zu machen sein,
um möglichst billig und rasch bauen zu können. Es erscheint daher auch zweckmäßig,
hierauf bei der Höhenbemessung der Wände Rücksicht zu nehmen. Außergewöhnliche
Blechlängen steigern die Kosten ganz außerordentlich, so daß es sich
immer vorteilhafter erweist, eine kürzere Länge und engere Riegelverteilung in
Anwendung zu bringen.
Grafik: Fig. 507, Fig. 508 1/10 w. Gr.Fig. 509, Fig. 510 |
Jacob Hilgers in Rheinbrohl liefert Profile I bis IV in Nr. 12 bis 14 der deutschen Lehre in Längen bis 2,5m, Nr. 15 bis 21 in Längen bis 2m und Nr. 211/2 bis 24 in Längen bis 1,6m; doch können sämtliche Profile in Längen von 4m, einzelne Nummern bis 5m Länge nach Vereinbarung hergestellt werden. Bleche von mehr als 3m Länge sind sehr teuer. Die gewöhnlich vorrätige Blechlänge (Magazinlänge) ist 2m, und die Deckbreiten betragen bei Profil Nr. I und VI 720mm, bei Nr. II 810mm, bei Nr. III und IV 900mm und bei Nr. V 760mm.
Befestigung. (239.)
Die Befestigung der Wellbleche an den Riegeln erfolgt mit Nieten, Haften (Agraffen, Fig. 507) oder mit Hakenschrauben (Fig. 508 u. 509), deren umgebogene Enden über die Flansche der Walzeisen greifen. Sind die Riegel aus Holz, so benutzt man gewöhnlich die Schlüsselschrauben (Fig. 510).
Das Annieten der Wellbleche an das Wandgerippe vereinfacht das Aufstellen, kann aber nur bei geringen Maßen der Wände in Anwendung kommen oder wenn dieselben aus einzelnen umrahmten Tafeln zusammengesetzt werden. Bei größeren Wandflächen benutzt man, je nach der Form und Lage der zu den Riegeln verwendeten Walzeisen, die Haften oder Hakenschrauben. Da bei Anwendung der Haften die Bleche, nament-
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Grafik: Fig. 511 1/50 w. Gr., Fig. 512, Fig. 513 1/10 w. Gr. |
lich in den mittleren Stößen, nie so fest auf die Riegel niedergezogen werden können, um das Klappern der Bleche bei Wind zu verhüten, ist es zweckmäßig, dieselben auch in der wagrechten Ueberdeckung auf jedem Wellenberg mit einem Niet zu verbinden. Bei Anwendung von Schrauben ist eine solche Vernietung nicht unbedingt erforderlich, da die Bleche fest aufeinander gepreßt werden können. Gewöhnlich benutzt man Hakenschrauben nur in der obersten Tafelreihe (Fig. 511), um das Zusammensetzen zu erleichtern; denn die Haften in den übrigen Reihen können vor der Befestigung derselben an den Eisen des Gerippes am Blech angenietet werden. Die Vernietung der Bleche untereinander geschieht an der fertig zusammengesetzten Wand. Diese Befestigungsweise gestattet den Blechen einige Bewegung bei Wärmeveränderungen, wenn zwischen den Haften und den Riegeln genügender Spielraum für die Ausdehnung verbleibt (Fig. 512).
Sie erschwert auch ein unberechtigtes Loslösen der Blechverkleidung von außen her, das bei ausschließlicher Verwendung von Schrauben möglich ist.
Bei Anwendung von Holzriegeln und Schlüsselschrauben kann der Einwirkung der Wärmeänderung Rechnung getragen werden, indem man die Schrauben nur durch das obere Blech gehen läßt (Fig. 510). Bei Hakenschrauben und Eisenriegeln ist dies gewöhnlich nicht angängig, weil die letzteren in der Regel nicht breit genug sind, um das Anlehnen der unteren Bleche zu gestatten. Man könnte sich dann wohl dadurch helfen, daß man in den unteren Blechen die Löcher für die Schrauben länglich rund macht (Fig. 513).
Die Haften und Schrauben werden bei weit gewellten Blechen auf jedem zweiten oder dritten, bei eng gewellten auf jedem vierten oder fünften Wellenberg angebracht. Dies muß auf dem Wellenberg erfolgen, weil sonst keine dicht haltende Wand zu erzielen ist. Das Regenwasser läuft rasch vom Wellenberg nach dem Wellenthal und würde bei dort angebrachten Verbindungen durch diese eindringen, wenn sie nicht ganz dicht schließen. Bei der Anordnung der Verbindungen auf dem Wellenberg sind Undichtigkeiten weniger schädlich. Dies gilt auch für die Vernietungen.
Die Verbindungsteile müssen ebenso, wie die Bleche, durch Verzinken oder andere geeignete Mittel gegen das Rosten geschützt werden524).
Eckbildung. (240.)
Die Verbindung der Wellbleche an den Gebäudeecken läßt sich häufig leicht so bilden, daß die Tafelränder flach geschlagen und auf dem Eckständer aufgeschraubt oder genietet werden. Die stets etwas wellig bleibende Blechkante kann man dabei durch eine aufgelegte Flacheisenschiene decken (Fig. 514). Soll die Ecke rund sein, so kann man die Bleche übereinander biegen (Fig. 515) oder besser durch eine Eckkappe übernieten (Fig. 516). Diese kann auch eine beliebige andere Form erhalten (Fig. 517). Bei kleinen Gebäuden, deren Gerippe sehr
524) Obige Angaben über die Befestigung der Wellbleche sind zum Teile den Mitteilungen der »ActienGesellschaft für Verzinkerei und Eisenkonstruktion, vorm. Jacob Hilgers« in Rheinbrohl zu verdanken. ^ |
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einfach gebildet werden können, legt man den aus Winkeleisen hergestellten Eckständer
wohl auch über das Wellblech, wie bei den zerlegbaren Wärterbuden von
Wilh. Tillmanns in Remscheid (Fig. 518).
Weniger günstig werden die Eckbildungen, wenn die Eckständer aus anderen Walzeisensorten als Winkeleisen hergestellt sind, wie Fig. 519 u. 520 zeigen.
Grafik: Fig. 514, Fig. 515, Fig. 516 1/10 w. Gr.Fig. 517, Fig. 518 1/5 w. Gr., Fig. 519, Fig. 520 1/10 w. Gr.Fig. 521 1/10 w. Gr., Fig. 522, Fig. 523 1/5 w. Gr. |
Oeffnungen. (241.)
Bei den Oeffnungen gestaltet sich der Anschluß des Wellbleches am einfachsten, wenn die ersteren von Winkeleisen in der in Fig. 521 angegebenen Weise umrahmt sind. Uebrigens kommen hier, je nach der Art, wie Fenster und Thüren eingesetzt, bezw. konstruiert sind, die verschiedensten Formen der Anschlüsse vor. Häufig werden die Anschlüsse durch profilierte Zinkbleche gedeckt. Auch Gußeisen und verschiedenartige Zusammenstellungen von Walzeisensorten in Verbindung mit Holz kommen in Anwendung.
Fig. 522 zeigt die Anordnung der Umrahmung eines Fensters, Fig. 523 die einer Thür von einem der zerlegbaren Wärterhäuschen von Wilh. Tillmanns in Remscheid525).
Durchkreuzungen. (242.)
An den Durchkreuzungsstellen der Wände werden nach Bedarf Ständer aus {L}- oder {T}-Eisen angeordnet.
Ein Beispiel hierfür bietet. der in Fig. 524 dargestellte Teil des Grundrisses eines Volksbrausebades von David Grove in Berlin. Die Oeffnungen zu den Brausezellen sind hier nur mit Vorhängen geschlossen. Die Hauptecken des Gebäudes sind durch runde geßeiserne Säulen verstärkt.
525) D. R.-P. Nr. 692. ^ |
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Schwellen und Rahmen. (243.)
Grafik: Fig. 524 Von David Grove's Volksbrausebad. — 1/50 w. Gr. |
Für die Schwellen und Rahmen der Wände ist wegen des Wellblechanschlusses am bequemsten {L}-Eisen zu verwenden. Die Schwelle wird entweder unmittelbar mit dem Grundmauerwerk durch Stein- oder Ankerschrauben verbunden (Fig. 525), oder dies geschieht durch Vermittelung von untergelegten Blechstücken (Fig. 526 u. 527).
Fig. 526 u. 527 stellen einen vom Walzwerk »Germania« zu Neuwied in einfachster Weise ausgeführten Dampfkranschuppen von 4,4m zu 7,0m lichter Weite und 5,0m Wandhöhe dar. Die Riegel bestehen nur aus Flacheisenschienen, die durch Knotenbleche mit den Ständern verbunden sind. Die Thorständer sind aus {[}-Eisen gebildet. Das gebogene Wellblechdach ist mit Hakenschrauben an den {L}-Eisenrahmen befestigt.
Wie schon früher erwähnt, kann unter Umständen das Grundmauerwerk ganz weggelassen werden, wie Fig. 530 zeigt, wo die Schwelle aus einem {[}-Eisen mit darüber gelegtem {L}-Eisen besteht.
Grafik: Fig. 525 1/10 w. Gr. |
Diese Anordnung ist einer der schon erwähnten, von Wilh. Tillmanns in Remscheid hergestellten zerlegbaren Wärterbuden entnommen. Das Wellblech ist bei denselben durch gewöhnliche Holzschrauben in den Wellenthälern an den Holzriegeln befestigt. In Fig. 518 war schon die Eckbildung dargestellt. Fig. 531 u. 532 zeigen die Befestigung des gebogenen Wellblechdaches am oberen Wandteile und Fig. 533 die Gestaltung der Decke. Zur Kühlung der Wände im Sommer sind die Wände hohl belassen und das Wellblech unten mit kleinen Löchern versehen, durch welche ein fortwährend aufsteigender Luftstrom sich bewegen soll, der durch den dem Dach aufgesetzten Luftsauger abgeführt wird. Bei kalter Witterung soll diese Lüftung außer Gang gesetzt werden.
Bei Verwendung eines gemauerten Sockels empfiehlt es sich, die Schwelle mit Cement zu untergießen und außerdem noch den Anschluß des Wellbleches mit Cementmörtel zu dichten (Fig. 528).
Zur Dichtung des unteren Wellblechanschlusses hat sich Wilh. Tillmanns in Remscheid die Ausfüllung der aus {[}-Eisen gebildeten Schwelle mit Asphalt patentieren lassen (Fig. 529526)).
Verstärkte Ständer. (244.)
Bei Gebäuden mit Dächern aus gebogenem Wellblech von großer freier Spannweite muß den Ständern eine entsprechende Standfähigkeit gegeben werden; man kommt dann mit einzelnen Walzeisen nicht aus, sondern muß diese in geeigneter Form zusammennieten.
526) D. R.-P. Nr. 692. ^ |
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Grafik: Fig. 526 1/75 w. Gr., Fig. 528 1/10 w. Gr., Fig. 529526) 1/10 w. Gr., Fig. 530 1/5 w. Gr. |
Grafik: Fig. 527 |
Beispiele hierfür boten die für die Düsseldorfer
Ausstellung von 1880 von L. Fr. Buderus & Co. (jetzt Walzwerk »Germania«) in Neuwied
ausgeführten beiden Dampfkesselhäuser. Das kleinere
hatte 11,0m Spannweite und zeigte in 4,5m
Entfernung Ständer aus zwei {[}-Eisen (Deutsches
Normalprofil Nr. 14), die durch Gitterwerk verbunden
waren (Fig. 534). Die Ständer waren
oben durch schräg liegende Gitterträger verbunden,
welche den wagrechten Schub des Daches aufzunehmen
hatten. Die untere Hälfte der Wandhöhe
war nicht geschlossen, die obere ging unmittelbar
in das gebogene Dach über.
526) D. R.-P. Nr. 692. ^ |
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Grafik: Fig. 531, Fig. 532 1/10 w. Gr., Fig. 533 1/10 w. Gr. |
Beim größeren Ge- bäude von 15,0m lichter Spannweite standen die Ständer ebenfalls in 4,5m Entfernung und waren auch ähnlich gebildet; sie hatten aber nur lotrechte Drücke aufzunehmen, da der wagrechte Schub des Daches durch Zugstangen aufgehoben wurde (Fig. 535). Auch hier war die untere Wandhälfte offen; es hätte jedoch keine Schwierigkeit gehabt, sie mit Wellblech zu schließen.
Beim kleineren Gebäude betrugen die Kosten 28,6 Mark, beim größeren 24,1 Mark für 1qm überbauter Grundfläche ohne die Aufstellungskosten, welche bei beiden 2,5 Mark für 1qm ausmachten527).
Holzbekleidung. (245.)
Sehr häufig werden die Wellblechwände nach innen mit Brettern verkleidet, mit oder ohne Zwischenraum. Soll ein solcher nicht vorhanden sein, so kann man die Bretter am Wellblech unmittelbar mit Schrauben befestigen, wenn sie wagrecht gelegt werden. Ist dagegen ein Zwischenraum vorzusehen, so ist es für die Befestigung der Verkleidungsbretter bequemer, sie lotrecht zu stellen, da dann nur wagrechte Riegel aus Holz angeordnet zu werden brauchen, welche mit dem Blech durch Schrauben verbunden sind, wie Fig. 518, 530 u. 533 zeigen, oder welche an den Ständern oder den Eisenriegeln (Fig. 536) ihren Halt finden. Für die Ausfüllung der Hohlräume mit die Wärme schlecht leitenden, losen Stoffen bereitet die lotrechte Stellung der Bretter Schwierigkeiten; die wagrechte Lage ist hierfür zweckmäßiger. Bei der gewöhnlich zu bedeutenden Entfernung der eisernen Ständer ist man aber dann genötigt, für die Befestigung der Bekleidung besondere hölzerne Ständer anzuwenden oder an das Wellblech lotrechte Holzleisten anzuschrauben. Die in Fig. 537 angegebene Anordnung ist der in Fig. 538 dargestellten vorzuziehen, da die Leiste durch ihre Befestigung an zwei Wellen einen gesicherteren Stand erhält. Sollen die Schrauben von außen nicht zugänglich sein, so kann man eiserne Bügel, die an das Blech genietet sind und die Leiste umfassen (Fig. 539), benutzen528).
527) Ausführlichere Beschreibung und Abbildungen in: Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1881, S. 246. ^ |
528) Siehe: Uhland's Techn. Rundschau 1887, S. 94. ^ |
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Grafik: Fig. 534, Fig. 535 1/50 w. Gr. |
Grafik: Fig. 536 1/10 w. Gr. |
Putz. (246.)
Die Holzbekleidung wird entweder so ausgebildet, daß sie als solche sichtbar bleiben kann, oder sie bildet nur eine Verschalung, welche zu putzen ist. Soll die Wand einen Putz erhalten, so kann jedoch die Verschalung auch durch eine Belattung, ein Rohr-, Leisten- oder Drahtgewebe ersetzt werden.
Bei Scheidewänden ist es möglich, den Rohrputz oder eines der erwähnten Gewebe unmittelbar am Wellblech zu befestigen, indem man in dasselbe kleine dreieckige Zungen einstanzt, diese hakenförmig herausbiegt und an ihnen die Drähte aufhängt, welche zur Befestigung des Rohrs oder des Gewebes dienen sollen.
Diese Zungen von 10mm Länge und 3mm Wurzelbreite werden auf jedem Wellenberg in Entfernungen von 40cm angebracht, und zwar in zwei aufeinander folgenden Wellen versetzt, so daß die Drähte in
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Grafik: Fig. 537, Fig. 538 1/10 w. Gr., Fig. 539 |
20cm Entfernung gespannt werden können. Die lotrecht stehenden Rohrstengel
werden immer von zwei solchen Drahtzügen gefaßt. Der erste Mörtelbewurf muß
Grafik: Fig. 540, Fig. 541 1/100 w. Gr. |
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Grafik: Fig. 542 1/10 w. Gr., Fig. 543 1/10 w. Gr. |
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quer zum Rohr erfolgen. In eine solche Wand lassen sich keine Nägel einschlagen.
Bis zu einem gewissen Grade läßt sich dies jedoch ermöglichen, wenn man auch
die Wellenthäler mit Rohr ausfüllt. Darf das Einschlagen von Nägeln auf bestimmte
Höhenlagen eingeschränkt werden, so kann man dann an den betreffenden Stellen
in den Wellenthälern Holzstücke an das Blech schrauben529).
Zweistöckiges Wellblechhaus. (247.)
Als Beispiel eines Eisenwellblechbaues seien in Fig. 540 bis 543 Zeichnungen eines für tropisches Klima (für Benin in Centralafrika) von der Eisenkonstruktionswerkstätte von Schaubach & Craemer« in Lützel-Koblenz 1885 ausgeführten zweistöckigen Hauses mitgeteilt, welches sich nach dem Zeugnis der Besteller vollkommen bewährt haben soll.
Fig. 541 gibt je einen Teil des unteren als Warenlager und des oberen als Wohnung benutzten Geschosses, Fig. 540 die Giebelansicht. Das untere Geschoß ist auf Eisenbahnlangschwellen gegründet, durch eine Mittelwand in zwei Hälften geteilt und durch eine Schiebethür zugängig. Aus demselben führt eine innere Treppe in das Obergeschoß, welches von einem durch das vorspringende Dach überdeckten Balkon rings umzogen ist. Die Einzelheiten der Konstruktion ergeben sich aus Fig. 542 u. 543.
Das auftraggebende Hamburger Haus bezeugt, daß die Aufstellung keine Schwierigkeiten, dank der sorgfältigen Auszeichnung der einzelnen Teile, machte und daß zwei in derselben Weise errichtete Häuser schon 5 Wochen nach der Ankunft in Gebrauch genommen werden konnten. Die Wände des Obergeschosses sind innen mit Holz verschalt; von einer Ausfüllung der Hohlräume wurde jedoch Abstand genommen, da man fand, daß auch ohne diese die Wohnung kühl und wohnlich genug war. Die erwähnte Gründung auf Eisenbahnlangschwellen wird wegen des sumpfigen, wenig tragfähigen Untergrundes als sehr zweckmäßig bezeichnet.
Ein in der Anordnung etwas abweichendes, von derselben Werkstätte ausgeführtes zweistöckiges Haus für Kamerun findet sich in der unten angegebenen Quelle dargestellt530). Bei diesem sollte die Wand zwischen den aus I-Eisen bestehenden Ständern hinter dem Wellblech mit Hölzern, die mit Stroh und Lehm umwickelt sind, ausgefüllt und dann im Inneren mit Lehm geputzt werden. Die Kosten stellten sich, einschl. der auf den Balkon führenden beiderseitigen Freitreppen und sonstigem Zubehör, auf 40 Mark für 1qm überdachte Fläche.
Trägerwellblech. (248.)
Grafik: Fig. 544 |
Das Trägerwellblech unterscheidet sich vom flachen Wellblech durch die größere Tragfähigkeit, welche dadurch erzielt ist, daß im Querschnitt zwischen die halbkreisförmig gestalteten Wellenberge und Wellenthäler geradlinige, parallele Stücke eingeschaltet sind (Fig. 544).
Die für Wandbildungen in Betracht kommenden Trägerwellblechprofile dürften in den Grenzen 45 bis 100mm Wellenhöhe und 45 bis 50mm Wellenbreite bei 1 bis 2mm Dicke sich bewegen. Ueber die Kaliber der verschiedenen Fabriken vergl. die in Fußnote 523 (S. 278) angegebenen Quellen.
Diese größere Tragfähigkeit ermöglicht die Anwendung von einfacheren Gerippen, insbesondere die Einschränkung der Zahl der Ständer, die bei Scheidewänden zwischen steinernen Mauern sogar ganz wegfallen können. Die Wahl zwischen Trägerwellblech und flachem Wellblech wird daher in einem gegebenen Falle, abgesehen von den besonderen Bedingungen der zu treffenden Anordnung, die für das eine oder andere sprechen, durch eine vergleichende Kostenberechnung entschieden werden müssen. Die Befestigungsweise und die sonstigen Einzelheiten der Konstruktion sind bei beiden gleich.
Frei tragende Wände. (249.)
Eine sehr geeignete Verwendung hat das Trägerwellblech zur Herstellung frei sich tragender Wände gefunden. Die beiderseitig oben und unten zur Verhinderung seitlicher Bewegungen angebrachten und mit Fußboden und Decke verschraubten
529) Siehe: Baugwksztg. 1885, S. 542. ^ |
530) Centralbl. d. Bauverw. 1885, S. 549. ^ |
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Winkeleisen geben zugleich die Gurtungen eines Blechträgers ab, dessen Höhe gleich
der Wandhöhe ist und welcher wegen der Wellenhöhe des Trägerwellbleches keiner
weiteren Aussteifungen bedarf. Sind in solchen Wänden Thüröffnungen anzubringen,
so wird dadurch die Trägerhöhe auf den Rest der Wandhöhe über denselben eingeschränkt,
der in der Regel aber noch ausreichend groß ist. Die untere Gurtung
wird durch an beiden Seiten über den Thüren angeordnete Flacheisenschienen ersetzt,
wenn die Wände mit einem Putzüberzug versehen werden müssen.
Grafik: Fig. 545531) 1/100 w. Gr., Fig. 546531) 1/10 w. Gr. |
Ein Beispiel bietet die in Fig. 545 u. 546531) dargestellte, im Kaiserhof zu Berlin zur Ausführung
gekommene 6,0m lange, 3,9m hohe frei sich tragende Wand, welche zugleich als Träger für die Deckenbalkenlage
und für obere steinerne Wände dient. Sie ist aus 2mm starkem Wellblech hergestellt, oben
und unten mit je zwei Winkeleisen von 80mm Schenkellänge eingerahmt und über den Thüren mit
100mm breiten, 10mm starken Flachschienen beiderseitig gegurtet. Der über den Thüren verbleibende
Teil von 1,4m Höhe wirkt als Blechträger, während der untere nur als feuersicherer Abschluß dienen
soll. Die Wellen sind hier mit Mauerrohr ausgefüllt, welches durch kreuzweise ausgespannte Drähte gehalten
wird und dick mit Mörtel beworfen und geputzt ist531).
Grafik: Fig. 547 1/10 w. Gr. |
In der unten angegebenen Quelle532) finden sich Beschreibung
und Berechnung einer anderen solchen Wand in einer
Berliner Waschanstalt (Kaiserhofstraße, Nr. 1), welche 17,46m freie
Länge und 2,93m Höhe hat, sowie von 5 Thüren durchbrochen
ist. Der tragende Teil der Wand hat 0,8m Höhe und an jedem
Ende 0,2m Auflager auf Mauerwerk. Die Wand wird hier nur
durch ihr Eigengewicht beansprucht. Sie ist aus 1mm starkem
Blech mit 50mm hohen und 45mm breiten Wellen hergestellt und in der in Art. 246 (S. 285) angegebenen
Weise mit eingestanzten Zungen geputzt. Die Art der Befestigung von Thürfutter und Bekleidungen ist in
Fig. 547 angedeutet.
531) Nach: Zeitschr. f. Bauw. 1877, S. 167. ^ |
532) Baugwksztg. 1885, S. 542. ^ |