Durm:Schutz des Holzes gegen Zerstörung
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Zerstörer des Holzes. (209.)
Die hauptsächlichsten Zerstörer des Holzes in den Bauwerken sind Fäulnis, Hausschwamm und Feuer. Die Schutzmittel gegen diese Feinde sind teils in Teil I,
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Band 1, erste Hälfte (S. 173; 2. Aufl.: S. 207) dieses »Handbuches« behandelt worden;
teils kommen sie bei den Einfriedigungen und Balkendecken, sowie bei den
Sicherungen gegen Feuer (siehe Teil III, Band 2, Heft 2 und Band 6 dieses »Handbuches«)
zur Besprechung, so daß wir uns hier kurz fassen dürfen.
Schutz gegen Fäulnis und Hausschwamm. (210.)
Der Schutz des Holzes wird durch zweckmäßige bauliche Anordnungen und durch die Anwendung von Anstrichen oder Imprägnierungen, welche die Entstehung von Fäulnis und Hausschwamm verhindern, bezw. wenn der letztere schon eingedrungen ist, ihn töten sollen, herbeizuführen gesucht.
Die geeigneten baulichen Anordnungen sind schon bei Besprechung der Konstruktionen hervorgehoben worden. Sie waren: Schutz der Schwelle gegen aufsteigende und an den Wänden herabfließende Feuchtigkeit, insbesondere Vorsicht bei Anwendung von Zapfenlöchern, Benutzung von nur trockenem, gesundem Holze446) und einer möglichst dauerhaften Holzart für die Schwelle. In letzterer Beziehung ist jedoch anzuführen, daß auch Eichenholz von Hausschwamm ergriffen wird, daß dagegen trockenes Holz der Fäulnis nicht unterliegt, aber vor dem Hausschwamm nicht sicher ist. Hier ist dann weiter hinzuzufügen, daß diejenigen Seiten der Schwellen, welche mit den Ausfüllungen der Balkenlagen in Berührung treten, durch die Beschaffenheit dieser Füllstoffe, sowie durch ihre von Luft und Licht abgeschlossene Lage am meisten gefährdet sind. Diese Füllstoffe müssen durchaus trocken sein und bleiben. Schädlich sind besonders solche Füllungen, die viel Feuchtigkeit aufzunehmen im stande sind. Am geeignetsten ist daher gewaschener, grober Kies und grober Sand, am gefährlichsten Kohlenschlacke und Asche. Sehr gefährlich ist humushaltiger oder mit organischen Stoffen vermischter Boden. Auch der in neuerer Zeit empfohlene, mit Aetzkalk behandelte Moostorf ist eine der Entwickelung des Hausschwammes förderliche Masse447).
Wegen der zu dauernder Erhaltung des Holzes anzuwendenden Anstriche und Imprägnierungen muß auf Teil I, Band 1, erste Hälfte (Abt. I, Abschn. 2, Kap. 3, unter c) dieses »Handbuches« verwiesen werden. Zur Ergänzung diene hier, daß nach neueren Untersuchungen448) von allen bei diesen angewendeten Mitteln die Behandlung mit Kreosotöl (Steinkohlenteeröl) die günstigsten Ergebnisse lieferte, daß gleich günstig sich das, wie es scheint, auch im wesentlichen aus Kreosotöl bestehende Carbolineum Avenarius, sowie das Carburinol von F. Diehl & Co. in München449) verhielten. Ebenfalls von günstiger Wirkung werden wegen ihres Kreosotgehaltes Holzessig, Holzteer und Holzteeröl erachtet werden müssen450). Steinkohlenteer, konzentrierte Kochsalzlösung, Eisenvitriollösung, Mykothanaton von Vilain & Co. und Antimerulion waren wenig oder gar nicht wirksam.
Auch Kreosotöl und die erwähnten Mittel schützen nicht unbedingt gegen den Hausschwamm, da diese Flüssigkeiten das Holz nicht ganz durchdringen und Verletzungen des äußeren imprägnierten Teiles der Hölzer beim Bauen durch Zuschneiden, Behauen, Nageln u. s. w. nicht zu vermeiden sind und auch nicht sofort wieder durch Bestreichen mit jenen Flüssigkeiten geschlossen werden können. Es kann daher aus imprägniertem krankem Holze der Hausschwamm doch herauskommen, oder es kann
| 446) Ueber die Notwendigkeit, nur trockenes Holz zu verwenden, vergl. die Mitteilung über die Untersuchungen von Poleck in: Centralbl. d. Bauverw. 1889, S. 180. ^ |
| 447) Siehe: Hartig, R. Der ächte Hausschwamm. Berlin 1885 — sowie: Correspondenzbl. d. Ver. d. Werkmeister Württembergs 1888. ^ |
| 448) Siehe ebendas. ^ |
| 449) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Professors Hartig. ^ |
| 450) Näheres über diese Mittel in: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1882, S. 125. ^ |
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dieser durch die erwähnten Verletzungen in das nicht imprägnierte Innere des Holzes
eingeführt werden. Diese Angriffsstellen werden durch die nach und nach sich bildenden
Trockenrisse stark vermehrt. Die Mittel, welche zur vollständigen Imprägnierung
der Hölzer, z. B. Eisenbahnschwellen, mit Erfolg benutzt werden, können beim
Hochbau nur selten Anwendung finden; doch muß hier angeführt werden, daß von
großem Vorteil für die Dauerhaftmachung des Holzes die Durchtränkung desselben
mit Metallsalzen, insbesondere mit Zinkchloridlauge, ist. Dieselben führen die zur
Ernährung der Pilze dienenden Eiweißstoffe des Holzes in unlösliche und auf die
Mycelfäden giftig wirkende Verbindungen über451).
Zum Schutz des Holzes werden außer den erwähnten noch mancherlei andere Anstriche verwendet, die aber außerdem noch den Zweck haben, dem Holze eine bestimmte Farbe oder ein besseres Aussehen zu verleihen. Soweit man sie am Aeußeren der Gebäude benutzt, sollen sie weiterhin besprochen werden.
Schutz gegen Feuer. (211.)
Die Entzündlichkeit der Holzwände kann durch geeignete bauliche Anordnungen, durch feuerfeste Ueberzüge, sowie durch Imprägnierungen und Anstriche verringert werden. Wegen dieser letzteren Maßnahmen sei auf Teil III, Band 6 dieses »Handbuches« (Kap. über »Sicherungen gegen Feuer«) verwiesen.
| Grafik: Fig. 385 |
Die Blockwände und die Bohlenwände mit starken und dicht gefugten Füllhölzern können nach den vorliegenden Erfahrungen als langsam brennende Konstruktionen bezeichnet werden, während die hohlen Fachwerkwände zu den feuergefährlichsten gehören. In diesen pflanzen namentlich die Hohlräume die Flammen rasch fort, weshalb die Amerikaner dieselben wenigstens stockwerkweise durch einige Schichten Mauerwerk schließen, mitunter wohl auch noch mehr solche Trennungen einschalten. Dasselbe erreicht man auch durch Verriegelungen bei dichten Verkleidungen. Der Schutz, den eine Verkleidung mit Rohrputz gewährt, ist nicht hoch anzuschlagen; ebenso dürfte es sich mit dem Lattenputz verhalten; jedoch wächst jedenfalls die Sicherheit mit der Stärke des Putzauftrages. Gute Ergebnisse scheinen die Putzüberzüge auf Drahtgeweben und Eisenlatten zu liefern, insbesondere wenn diese nicht unmittelbar auf dem Holzwerk befestigt werden.
Zur Erhöhung der Feuersicherheit verwendet man auch Bekleidungen aus Metallblech, obgleich dieser Schutz wegen des Glühendwerdens des Bleches nicht hoch zu bewerten ist. Wirksamer dürfte das Einlagern der Bleche zwischen Brettschichten sein, wie es in Nordamerika zur Anwendung gelangte452).
Fig. 385 zeigt einen Teil eines lotrechten Schnittes durch eine Wand. Die Blechschicht ist bei beiden Wandverkleidungen in Verschalungen eingeschlossen. Auch aus zwei Bohlen mit Blecheinlage bestehende Riegel sind vorhanden.
Zur Bekleidung von Holzwänden scheinen nach angestellten Proben verschiedene neu erfundene Platten mit gutem Erfolg verwendbar zu sein.
So die Asbestplatten der Thurn und Taxis'schen Asbestwarensabrik in Liesing bei Wien453), welche bei einer Breite von 0,90m und bis 5mm Dicke in Längen bis zu 30m hergestellt werden.
Ferner die unter dem Namen »Superator« bekannten Feuerschutzplatten der Superatorfabrik in Würzburg, welche auch aus Asbestfasern bestehen, die durch Vermengen mit
| 451) Nach: Drude, O. Studien über die Conservirungsmethoden des Holzes. Civiling. 1889, S. 21. ^ |
| 452) Feuerfeste und wasserdichte Konstruktionen von C. Leo Staub. American Architect, Bd. 17, Nr. 476, Trade Supplement. ^ |
| 453) Siehe: Deutsche Bauz. 1884, S. 352. ^ |
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einem geeigneten Kitt auf einem Drahtgewebe befestigt werden. Der Stoff wird in Rollen bis zu 11m
Länge und 3/4 bis 11/2mm Dicke, sowie in Platten von 3 bis 5m Länge und 2 bis 6mm Dicke angefertigt;
die Breite beträgt 0,9 bis 1,0m 454).
Auch der Asbestcement von Kühlewein & Co. in Berlin bietet guten Schutz gegen Feuer455). Er wird entweder in Plattenform zur Bekleidung verwendet oder in Breiform, 1,5 bis 2,5cm stark aufgetragen auf ein Drahtgewebe über einer Unterlage von Jute, Tapezierleinwand oder Pappe auf Bandeisenstäben, welche das Eindringen des Austrages in eine für zweckmäßig gehaltene Luftisolierschicht verhindern soll456).
Das Befestigen dieser Platten muß so erfolgen, daß eine Nagelung nicht dem Feuer Gelegenheit zum Durchschlagen bietet.
Anstriche. (212.)
Anstriche der Holzwände oder der Holzteile einer Wand werden zumeist nicht nur ausgeführt, um sie zu färben oder im Aussehen zu verschönen, sondern, wenigstens am Aeußeren der Gebäude, um sie auch vor den Einflüssen der Witterung zu schützen und sie dadurch dauerhafter zu machen. Das letztere ist nur zu erreichen, wenn die Anstriche selbst der Nässe widerstehen und wenn sie nur auf trockenes Holz aufgetragen werden. Ein Anstrich auf nicht genügend ausgetrocknetem Holze kann gefährlich werden, da durch denselben die allmähliche Verdunstung der Feuchtigkeit verhindert wird und Stocken des Holzes davon die Folge ist.
Wir haben es hier nur mit den Anstrichen zu thun, die außer der Färbung auch Schutz gegen Eindringen der Feuchtigkeit bieten sollen. Die nur zur Dauerhaftmachung des Holzes bestimmten Anstriche sind schon erwähnt worden.
Bis jetzt hat sich am meisten immer noch ein guter Oelfarbenanstrich bewährt.
Zunächst wird das Holz gereinigt, sowie das Verkitten aller Risse und das Beseitigen der Astflecken vorgenommen. Der Kitt muß 1 bis 2 Tage Zeit zum Trocknen erhalten. Dann wird das Holz grundiert, d. h. mit Leinölfirnis, dem etwas Blei- oder Zinkweiß zugesetzt, am besten heiß, getränkt. Dann folgen 3 oder 4 Anstriche mit Oelfarbe, von denen die ersten etwas flüssiger aufgetragen werden, als die letzten. Vor jedem neuen Anstrich muß der vorhergehende vollständig trocken geworden sein. Die Anwendung von Siccativ, um ein rascheres Trocknen zu bewirken, darf nur mit Vorsicht und in geringen Mengen erfolgen. Bei Tau, Regen oder Kälte aufgebrachter Anstrich schält sich ab, auch solcher auf feuchtem Holze. Stark von der Sonne beschienene Oelfarbe muß mitunter mit Leinöl gestrichen werden, weil das Oel sich verliert. Terpentinzusatz macht die Oelfarben lebhafter und frischer, auch rascher trocknend und erhärtend. Zu viel davon ist aber schädlich, da sich der Terpentin rasch verflüchtigt und dadurch dem Farbstoff das Bindemittel verloren geht.
Vor Erneuerung eines Oelfarbenanstriches ist es am besten, den alten Anstrich erst zu beseitigen.
Mit Carbolineum getränktes Holz darf erst nach längerer Zeit (bis zu 1 Jahr) mit Oelfarbe gestrichen werden.
An Stelle des deckenden Oelfarbenanstriches wird häufig nur ein 1- bis 3-maliges Tränken mit Leinölfirnis, am besten heiß, vorgenommen. Dieser Anstrich läßt die Zeichnung des Holzes sichtbar, während die Farbe desselben dunkler wird.
Als billige Ersatzmittel für Oelfarbe, mehr aber nur zum Schutze des Holzes als zur Verbesserung des Ansehens geeignet, sollen sich bewährt haben: die sog. finnischen, schwedischen und russischen Anstriche, sowie Cement457).
| 455) Ueber die damit in Berlin und Hamburg angestellten Versuche siehe: Baugwksztg. 1893, S. 414 — und: Centralbl. d. Bauverw. 1896, S. 246; 1897, S. 507. ^ |
| 456) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1885, S. 479. Baugwksztg. 1893, S. 612. ^ |
| 457) Siehe: Deutsches Baugwksbl. 1884, S. 366, 414. ^ |
