Anstriche

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in Kapitel 4: Geputzte Mauern aus Bruch- und Backsteinen. (Putzbau.); vorheriges Unterkapitel: Durm:Putz. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Allgemeines. (97.)

Die Putzflächen werden in sehr vielen Fällen mit einem Ueberzug oder Anstrich versehen, entweder um sie in ihrem Ansehen zu verbessern, um sie abzufärben oder um sie selbst vor der Einwirkung der Witterung zu schützen und fester zu machen, oder um beides gleichzeitig zu erreichen. An den Fassaden kommen namentlich die Kalkfarben- und die Oelfarbenanstriche zur Anwendung. Die ersteren sind wesentlich nur Abfärbungsmittel, deren eigene Dauer man wohl etwas erhöhen kann, die aber nicht als schützende Ueberzüge gelten können und die man oft erneuern muß, um den Gebäuden, namentlich in den Städten, ein reinliches Aussehen zu bewahren; sie sind aber billig. Die Oelfarbenanstriche schützen den Putz vortrefflich; mit ihnen lassen sich beliebige Färbungen herstellen, die allerdings im ersten Jahre durch ihren Glanz stören, und sie lassen sich durch Abwaschen reinigen; aber sie sind teuer. Ihre Dauer ist ebenfalls eine beschränkte; denn sie bedürfen auch, besonders in dem Wetter ausgesetzter Lage, alle 5 bis 6 Jahre einer Erneuerung, da das Oel derselben, welches wesentlich die schützende Wirkung hervorbringt, in dieser Zeit sich verzehrt. In gesundheitlicher Beziehung haben sie den Nachteil, daß sie die Poren des Mauerwerkes vollständig verschließen und daher die zufällige Lüftung durch die Wände ganz aufheben. Namentlich wegen der hohen Kosten der Oelfarbenanstriche hat man vielfache Ersatzmittel für dieselben erfunden, dieselben aber doch noch nicht ganz zu ersetzen vermocht. Das Ideal eines solchen würde ein Anstrich sein, der bei großer Dauerhaftigkeit eine gleich schützende Wirkung wie jener mit Oelfarbe besitzt, und mit dem sich ohne Schwierigkeit gute Färbungen erzielen lassen, der dabei indes genügend durchlässig für Luft, aber nicht für Wasser bleibt.

Eine verschönernde Abfärbung der Putzflächen wird meistens erforderlich, weil diese, besonders bei Herstellung aus hydraulischem Kalk oder Cement, eine unangenehme graue Farbe haben, die durch den sich festsetzenden Staub immer schlechter und unfreundlicher wird; auch ist sie selten gleichförmig genug wegen der gewöhnlich nicht gleichmäßig zu erzielenden Mörtelmischung. Aus letzterem Grunde ist auch eine Färbung des Putzmörtels in seiner Masse schwierig, abgesehen davon, daß viele Farben schädigend auf die Festigkeit des Mörtels wirken. Am besten gelingen derartige Färbungen noch mit von Natur lebhaft gefärbten Sanden.

Als Farbe des Anstriches empfiehlt sich meistens ein heller, warmer Steinton.


Kalkfarbenanstrich. (98.)

Die Putzflächen bereitet man zur Aufnahme eines Kalkfarbenüberzuges durch dreimaligen Anstrich mit dünner Kalkmilch (1 Teil Weißkalk auf 4 bis 5 Teile Wasser) vor. Der Auftrag, das sog. Schlämmen, geschieht mit langstieligen Pinseln und muß dünn erfolgen, weil ein dicker Ueberzug abblättert. Die einfachste Färbung würde nun die mit reiner Kalkweiße sein, wenn das blendende Weiß derselben im Sonnenscheine nicht den Augen nachteilig wäre. Deshalb werden der Kalkmilch für mindestens zwei weitere Anstriche Farben, meist Erdfarben, zugesetzt, im Verhältnis von 1 : 1 oder, wenn Kalk das einzige Bindemittel ist, noch besser von 2 : 1.



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Ist der Putz sehr scharf und rauh, so muß der Auftrag dreimal erfolgen. Dabei muß die Farbe recht flüssig gehalten, voll aufgetragen und mit dem Pinsel so durchgezogen werden, daß sie auf der Fläche nicht mehr fließt.

Zur Herstellung von steinfarbigen Tönen kann man hellen Ocker, geschlämmte Umbra, Frankfurterschwarz und Englischrot in verschiedenen Mischungsverhältnissen, sowohl unter sich als zur Kalkweiße, verwenden. Englischrot und Umbra sind aber mit Vorsicht zu benutzen, da sie, der Mischung in zu großer Menge zugesetzt, ein unangenehmes, brandiges Aussehen geben155). Zu einem Eimer Farbe soll man für den ersten Anstrich 375g in heißem Wasser aufgelöste Schmierseife, zu den folgenden nur 125g davon zusetzen. Die Farben werden in weichem Wasser eingeweicht und dann der Kalkmilch zugemischt.

Will man einen fleckenlosen Anstrich erzielen, so muß der Putz vollständig trocken sein; auch muß man einen zwar warmen Tag wählen, aber eine Zeit, in welcher die Sonne nicht auf die Fläche brennt; dabei muß die Anstricharbeit rasch ausgeführt werden.

Um die Kalkfarbenanstriche dauerhafter zu machen, setzt man ihnen mitunter Alaun oder Kochsalz oder Seifensiederlauge zu, oder man nimmt an Stelle des Wassers Milch (Milchfarbenanstriche).

Zur Herstellung eines Milchfarbenanstriches, der auch auf Cementputz gut haftet, wird der frisch gebrannte Kalk in so viel reiner Milch gelöscht, als man sonst Wasser nimmt. Nach 24 Stunden Stehen wird der dicke Brei mit Milch verdünnt und die ebenfalls mit Milch für sich angeriebene Farbe zugesetzt. Zwei bis drei Anstriche sind notwendig; Verdünnungen sollen nur mit Milch erfolgen.

Sehr dünn mit Wasser angemachter Portlandcement soll einen dauerhaften, sandsteinfarbigen Anstrich geben.

Lehmputz ist vor einem Kalkfarbenanstrich mit Milch oder mit Wasser unter Zusatz von Alaun oder Schmierseife zu schlämmen156).

Ein haltbarer Anstrich auf Lehmputz soll auch auf folgende Weise erzielt werden: Zuerst Anstrich mit einer Mischung von Cement und Lehm, dann nach dem Trocknen Anstrich mit reinem Cement und zuletzt mit einer Milchkalkfarbe.


Oelfarbenanstrich. (99.)

Vor dem Auftrag eines Oelfarbenanstriches müssen die Wände »grundiert« werden. Diese Grundierung besteht in einem Tränken des Putzes mit Leinölfirniß. Derselbe muß dabei so dünnflüssig sein, daß er alle Poren durchziehen kann, weil hierauf das feste Haften der Oelfarbe beruht; doch ist für Fassadenanstriche eine Verdünnung mit Terpentinöl nicht zu empfehlen. Da das ungekochte Leinöl flüssiger ist, als der Firniß, so wird auch dieses oft verwendet; doch muß es vorher geklärt worden sein. Wird der Firniß ganz vom Putz aufgesogen, so muß die Grundierung wiederholt werden. Verkehrt ist es aber, der Kostenersparnis wegen die Grundierung mit Oelfirniß durch eine solche mit Leimwasser oder einer dünnen Leimfarbe zu ersetzen; das Oel der nachfolgenden Anstriche wird dadurch am Eindringen in den Putz verhindert und der Anstrich nicht dauerhaft.

Auf den Grundanstrich folgen drei dünne Oelfarbenanstriche, denen Bleiweiß zugesetzt ist, von denen aber jeder erst ganz trocken sein muß, ehe ein folgender aufgetragen werden darf. Zusatz von etwas geschlämmter Kreide soll den Anstrich dauerhafter machen, ist aber für die letzten Anstriche nicht zu empfehlen. Um den unangenehmen Glanz des Anstriches zu beseitigen, nimmt man oft zum letzten

155) Siehe die Mitteilungen Hempel's in: Romberg's Zeitschr. f. prakt. Bauk. 1853, S. 315.
156) Ueber Kalkfarbenanstriche finden sich weitere Angaben u. a. in: Fink, F. Der Tüncher, Stubenmaler, Stuccator und Gypser. Leipzig 1866. S. 241.



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Auftrag etwas Wachsfarbe, was aber die Dauerhaftigkeit beeinträchtigt. Besser ist das Bestreuen mit feinem Sand.

Oelfarbenanstriche dürfen nur auf ganz trockenen Wänden ausgeführt werden; denn feuchter Putz nimmt das Oel nicht an. Die Mauer muß aber auch innen trocken sein, weil durch die Oelfarbe ein weiteres Verdunsten der Feuchtigkeit verhindert wird und dies schädliche Folgen hat, sowohl für Mauer als Anstrich. Man soll daher den letzteren erst einige Jahre nach Vollendung der ersteren herstellen.

Für die Ausführung empfehlen sich zwar besonders die Sommermonate wegen ihrer Trockenheit; indessen ist staubiges Wetter zu vermeiden.

Schwierigkeiten bereitet das Anbringen von Oelfarbenanstrichen auf Cementputz. Derselbe bedarf dazu einer Vorbereitung, die am besten in mehrjährigem Stehenlassen besteht; auch bewährt sich Cement mit Kalkhydratzusatz besser, als reiner Cementputz. Vor allen Dingen darf letzterer keine neuen Ausblühungen mehr erzeugen, da diese ein Haften der Oelfarbe verhindern und dieselbe zersetzen würden; auch muß die Oberfläche etwas porig geworden sein, was beides durch die längere Einwirkung der Witterung zumeist erreicht wird. Die vorhandenen Ausschläge müssen dann vor dem Anstrich beseitigt werden. Dies geschieht durch Abwaschen mit verdünnter Schwefel-, Salz- oder Essigsäure (höchstens 5-prozentige Lösungen), wodurch der Putz auch eine feinkörnige Rauheit erhält, was das Anhaften des Anstriches befördert. Schwefelsäure ist den anderen beiden Säuren vorzuziehen, da die letzteren mit dem ausgeblühten kohlensauren Kalke wasseranziehende Salze bilden. Besser, als mit Säuren, soll sich eine Behandlung des Putzes mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak (1 : 100) bewähren157); auch soll dann der Anstrich schon kürzere Zeit nach der Vollendung des Putzes aufgetragen werden können.

Vor dem Anstreichen, das einige Tage nach dem Abwaschen mit den Lösungen von Säuren oder kohlensaurem Ammoniak erfolgen kann, müssen die Wandflächen mit Wasser sorgfältig abgespült werden. Nachdem dieselben abgetrocknet sind, können die möglichst dünnen Oelfarbenanstriche aufgetragen werden.


Stereochromische Anstriche. (100.)

Für Kalkmörtelputz kommen an Stelle der Oelfarben- auch die Wasserglas- oder stereochromischen Anstriche zur Anwendung. Die Urteile über dieselben sind zwar verschieden; doch scheinen sie bei vorsichtiger Behandlung gute Erfolge zu liefern und sind wesentlich billiger als die ersteren, wenn auch nicht so haltbar.

Die Behandlung besteht in einem Tränken der Putzflächen mit verdünntem Wasserglas (1 Gewichtsteil 33-gradiges Wasserglas auf 3 Gewichtsteile Regen- oder destilliertes Wasser) und nachfolgenden zwei Anstrichen aus Wasserglas mit Farbezusatz. Reiner Wasserglasanstrich wird durch anhaltenden Regen aufgeweicht; durch Zusatz von gewissen Farben wird er aber im Wasser unlöslich. Nur Erd- und Mineralfarben sind hierzu geeignet, doch auch von diesen nur solche, welche durch das alkalische Wasserglas nicht zersetzt werden. Als passend werden bezeichnet: Zinkweiß, Chromgrün, Kobaltgrün, Chromrot, Zinkgelb, Eisenoxyd, Schwefelkadmium, Ultramarin, Ocker, Terra di Siena, Umbra, Kienruß, Beinschwarz, Graphit. Die Farben werden sehr fein mit Wasserglaslösung oder mit abgerahmter Milch, die mit gleich viel Wasser verdünnt ist, abgerieben. Die mit Wasserglas bereiteten Farben kommen unter dem Namen »Silikatfarben« in den Handel; sie sind vor Berührung mit Luft zu schützen, da sich sonst Kieselsäure gallertartig ausscheidet. Zur Her-

157) Ausführlicheres hierüber in: Deutsche Bauz. 1870, S. 349.



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stellung der Farben sowohl, als der Anstriche soll reines Kaliwasserglas oder doch solches, welches nur ganz wenig Natron enthält, verwendet werden, weil das letztere Veranlassung zu Auswitterungen von kohlensaurem Natron gibt. Diese sollen allerdings unschädlich sein und leicht durch Abwischen mit einem nassen Schwamme beseitigt werden können.

Die Putzflächen, welche Wasserglasanstriche erhalten sollen, müssen ausgetrocknet sein, da etwa vorhandener Aetzkalk das Wasserglas rasch zersetzt; der Putzgrund muß andererseits aber auch rein sein, also noch nicht andere Anstriche gehabt haben. Auf der Vernachlässigung dieser Vorsichtsmaßregeln mögen viele Mißerfolge der stereochromischen Anstriche beruhen.

Die letzteren bekommen Glanz, wenn man sie ein- oder zweimal mit reinem Wasserglas überzieht. Mit Vorteil kann man solche Ueberzüge auch über Kalkweiße und Kalkfarbenanstrichen anbringen, die dadurch viel haltbarer und fester werden; doch muß vorher eine Probe angestellt werden, da manche Farben sich unter der Einwirkung des Wasserglases ablösen.

Stereochromische Anstriche können auch auf ungeputzten Quader- und Backsteinmauern ausgeführt werden; jedoch ist auch hierbei vorher zu untersuchen, wie das Steinmaterial sich zum Wasserglas verhält.


Sonstige Anstriche. (101.)

Um dem Mauerputz Schutz gegen die Einwirkungen der Luft und des Regenwassers zu bieten, also um das Gleiche, wie mit Oelfarbenanstrichen ohne deren Mangel und billiger, als mit diesen, zu erreichen, sind, wie schon in Art. 97 (S. 86) erwähnt wurde, eine große Zahl von anderen Anstrichmitteln teils schon seit langer Zeit im Gebrauche, teils in neuerer Zeit erfunden worden. Ueber die meisten liegen leider keine ausreichenden oder zuverlässigen Mitteilungen vor158).

158) Eine Anzahl solcher Anstrichmittel, auch für Cementputz, wurde mit Quellenangaben in der 1. Auflage dieses Heftes (Art. 100, S. 100) besprochen.

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