Durm:Geputzte Mauern aus Bruch- und Backsteinen. (Putzbau.): Schluß
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Wertschätzung des Putzbaues. (115.)
Die außerordentliche Verbreitung des Putzbaues im landläufigen Sinne des Wortes, also die Nachahmung von in Stein gedachter Architektur in Mörtel, ist wohl im allgemeinen in der Sucht begründet, mit geringen Geldmitteln reiche Fassaden herzustellen, ohne dabei auf längere Dauer und architektonische oder konstruktive Wahrheit Wert zu legen. Die Verwerflichkeit dieser Richtung der Zeit wird wohl zumeist zugegeben; auch findet sich häufig genug das Einschlagen besserer Bahnen, ohne allerdings im großen und ganzen Wandel schaffen zu können. An ein Aufgeben des Putzbaues ist auch gar nicht zu denken, da das Wohnen in aus sog. reinem oder echtem Material hergestellten Bauwerken nur der wohlhabenden Bevölkerungsklasse möglich ist und auch dem nicht mit Mitteln Gesegneten ein Schmuck seines Wohnhauses gegönnt werden muß. Das Verwerfliche der Richtung liegt auch
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nicht in der Anwendung des Putzes — auf die Fälle, in denen dessen Anwendung
gerechtfertigt ist, wurde in Art. 95 (S. 85) hingewiesen — sondern in dem Uebermaß
der angewendeten Formen und in der Sucht, die Täuschung hervorzubringen,
als sei ein besserer Baustoff zur Anwendung gekommen. Nur eine einseitige Anschauungsweise
wird die Benutzung des Putzes für Fassaden verdammen können,
wenn derselbe in tüchtiger, Dauer versprechender Weise und gutem, wetterbeständigem
Material ausgeführt ist und eine den Eigenschaften desselben entsprechende formale
Behandlung Platz gegriffen hat, sowie wenn von demselben an solchen Stellen Abstand
genommen wird, wo keine nennenswerte Dauer vorauszusehen ist. Unter diesen
Voraussetzungen wird man den Putzbau sogar auf keine niedrigere Stufe, als die
Verblendung der Mauern mit Fliesen oder dünnen Steinplatten u. s. w. stellen können,
die nur durch die Kittkraft des Mörtels mit dem Kernmauerwerk verbunden sind.
Leider treffen nun aber die gemachten Voraussetzungen vielfach nicht zu und können
trotz guten Willens oft wegen der im Handwerk eingerissenen Nachlässigkeit nicht
erzielt werden, so daß es häufig allerdings sparsamer erscheint, ein größeres Anlagekapital
aufzuwenden und eine Ausführung in Rohbau zu wählen, um der unaufhörlich
sich wiederholenden Ausbesserungen des Putzes überhoben zu sein. Aber auch hierbei
tritt oft der Entscheidung zu Gunsten eines Rohbaues der Umstand in den Weg,
daß im allgemeinen ein Putzbau weit rascher fertig gestellt werden kann, was heutzutage
eine sehr große Rolle spielt185).
| 185) Geschichtliche Mitteilungen über die Anwendung von Putz, Stuck und Wandmalereien wurden in der 1. Auflage dieses Heftes (Art. 115, S. 112) gebracht. ^ |
