Trockenlegen feuchter Wände
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Allgemeines. (389.)
Häufig liegt die Aufgabe vor, feuchte Wände schon bestehender Gebäude trocken zu legen. Wie zu verfahren ist, wenn Grundfeuchtigkeit die Ursache ist, wurde schon unter a, 2 (S. 415) besprochen. Auch von den unter b und c erörterten Mitteln gegen andere Feuchtigkeitsquellen lassen sich im gegebenen Falle manche zur Anwendung bringen, und zwar diejenigen, mit welchen kein tieferer Eingriff in die Konstruktion des Gebäudes verbunden ist. Die empfehlenswerten äußeren Behänge sind des Aussehens wegen oder aus anderen Gründen sehr oft nicht ausführbar, weshalb häufiger von inneren Bekleidungen und von Anstrichen Gebrauch gemacht wird.
Die inneren Bekleidungen und Anstriche haben den Mangel, daß das Durchnässen der Wände durch Schlagregen nicht verhindert wird. Der Feuchtigkeit wird nur der Zutritt zu demjenigen Raume versperrt, in welchem sich die Bekleidung befindet; sie kann nach darüber oder darunter gelegenen Räumen sich ziehen, wenn diese nicht ebenfalls geschützt sind. Aber auch in diesem Falle wird sie ihre schädlichen Einwirkungen auf die Wand selbst, bezw. auf die mit ihr in Verbindung stehenden Konstruktionsteile ausüben und auch in kürzerer oder längerer Zeit die auf ihr angebrachten Bekleidungen und namentlich die Anstriche zerstören. Am vorteilhaftesten bewähren sich noch Bekleidungen, die durch einen gut gelüsteten oder mit Kieselgur gefüllten Zwischenraum von der feuchten Wand getrennt sind oder aus wasserfesten, auf dem Mauerwerk gut haftenden Stoffen bestehen.
Die Anwendung wasserdichter Stoffe hat, wie schon mehrfach erwähnt wurde, den Nachteil, daß die natürliche Lüftung durch die Wandporen aufgehoben wird. Auch sind dieselben bei Benutzung auf der Außenseite und beim Vorhandensein aufsteigender Grundfeuchtigkeit insofern nachteilig, als sie das zeitweilige Austrocknen durch Verdunstung verhindern und dadurch das Ueberhandnehmen der Feuchtigkeit befördern. Die meisten der wasserdichten Ueberzüge verursachen auch, da sie gute Wärmeleiter sind, bei Anwendung im Inneren der Gebäude Feuchtigkeitsniederschläge aus der Luft infolge rascher Abkühlung (vergl. Art. 376, S. 420 u. Art. 383, S. 430).
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Der Anwendung von inneren Bekleidungen oder Anstrichen hat zumeist das
Austrocknen der Wände voranzugehen. Die Mittel zu diesem Zweck mögen daher
zuerst besprochen werden. Sie sind im allgemeinen die gleichen für feuchte Wände
in alten, wie in neuen Gebäuden. Bei letzteren benutzt man sie jedoch zumeist,
um die durch das Bauen in dieselben getragene Feuchtigkeit zu beseitigen und sie
rascher bewohnbar zu machen. Sehr feuchte Wände oder Wandstellen in alten Gebäuden
sind zweckmäßigerweise vor Anwendung der Austrocknungsverfahren vom Putz
zu befreien und in den Fugen auszukratzen, um das Austrocknen zu beschleunigen.
Untersuchung auf Feuchtigkeit. (390.)
Nicht immer ist die Feuchtigkeit einer Wand oder eines Raumes auf den ersten Blick zu erkennen. Alles kann trocken erscheinen und doch sehr feucht sein. Auch die Untersuchung der Wand durch Befühlen mit der Hand, wobei man aus Kälte auf Feuchtigkeit schließt, oder das Beklopfen mit einem eisernen Gegenstande, um durch den dumpfen oder hellen Klang das Feucht- oder Trockensein zu erkennen, läßt sehr willkürliche Deutungen zu. Ein sehr empfindliches Mittel zur Feststellung vorhandener Feuchtigkeit ist dagegen das Auflegen von dünnen Blättchen von Gelatinepapier, wie es von den Photographen verwendet wird. Ist die Wand feucht, so werden sich dieselben mit den Rändern aufbiegen816). Damit ist aber noch nicht der Grad der vorhandenen Feuchtigkeit bestimmt und also auch nicht die Frage gelöst, ob der betreffende Raum gesundheitsschädlich ist.
Der Grad der Feuchtigkeit kann ermittelt werden, indem man entweder die Menge Wasser feststellt, die in einer bestimmten Zeit an die mit Wasserdunst nicht gesättigte Zimmerluft abgegeben wird, oder indem man die in der Wand enthaltene Wassermenge unmittelbar mißt.
Ein Verfahren der ersteren Art ist das von Ratti, welches von den italienischen Sanitätsorganen seit längerer Zeit angewendet wird.
Das Verfahren besteht darin817), daß man an einem schönen trockenen Tage, an dem womöglich Nordwind herrscht, den zu untersuchenden Raum von der äußeren Luft gut absperrt, nach 24 oder besser 48 Stunden die Innenluft mit einem Kondensationshygrometer untersucht und die Sättigungsverhältniszahl bestimmt. Letztere ist das Verhältnis jener Wasserdampfmenge, die in einem gegebenen Rauminhalt Luft bei einer gegebenen Temperatur thatsächlich enthalten ist, zu jener größten Wasserdampfmenge, welche den gleichen Rauminhalt Luft bei der gleichen Temperatur sättigen würde. Da nun bei gleicher Temperatur und gleichem Rauminhalt die in einem Raume abgeschlossene Dampfmenge der Spannung des Dampfes gerade proportional ist, so wird im hygrometrischen Verhältnisse der Ausdruck der Menge oder des Gewichtes durch jenen der Spannung ersetzt. Ratti hat durch vielfach wiederholte Vergleichungen gefunden, daß ein Raum, in welchem sich als hygrometrische Verhältniszahl 0,75 ergibt, nicht mehr bewohnt werden sollte.
Ein anderes, oberflächlicheres, von Mantegazza empfohlenes Verfahren beruht auf der Eigenschaft gewisser Körper, das in der Luft enthaltene Wasser aufzusaugen.
500g frisch gebrannter ungelöschter Kalk wird gepulvert und auf einem Teller durch 24 Stunden in dem zu untersuchenden Raume bei verschlossenen Thüren und Fenstern aufgestellt. Nach Verlauf dieser Zeit wird der Kalk wieder gewogen. Beträgt die Gewichtszunahme nur ungefähr 1g, so darf der Raum als bewohnbar erklärt werden; ist sie dagegen 5g oder mehr, so kann man denselben nicht ohne Gefahr bewohnen. Wenn dieses Verfahren auch nicht sehr genau ist, so kann es doch bei Räumen gewöhnlicher Größe mit Nutzen verwendet werden818).
Zur Bestimmung des Wassergehaltes der Wände kann nach Gläßgen819) der Mörtelbewurf untersucht werden.
| 816) Siehe: Deutsches Baugwksbl. 1887, S. 14. |
| 817) Näheres über dasselbe ist mitgeteilt in: Wochschr. d. öst. Ing.- u. Arch.-Ver. 1881, S. 195. |
| 818) Nach: Ebendas. |
| 819) Nach: Zeitschr. f. Biologie 1874, S. 246 in: Polyt. Journ., Bd. 216, S. 186. |
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Es wird sowohl die Menge des in den Mörtelproben enthaltenen freien Wassers, als auch das noch
an Kalk gebundene Hydratwasser bestimmt. Als Grenzwert soll man einen Feuchtigkeitsgehalt von 1 Prozent
des Mörtels annehmen dürfen.
Lehmann bezeichnet 1,5 bis 2,0 Prozent Feuchtigkeit als die höchste Grenze des Wassergehaltes des Mauerwerkes, bezw. Mörtels eines bewohnbaren Gebäudes und gibt an, daß 0,4 bis 0,6 Prozent Feuchtigkeit in gut trockenen Mauern enthalten sind. Bischoff hält 1,0 bis 1,5 Prozent Wasser im Mörtel eines Neubaues für zulässig820).
Das Verfahren von Emmerich ist eine Verbesserung desjenigen von Gläßgen.
Durch einen besonderen Probeentnehmer wird ein 1qcm großes Stück der Mörtelschicht in ihrer ganzen Dicke bis auf die Steine im Gewicht von 120 bis 200g von der zu untersuchenden Wand entnommen und im Vakuumtrockenschrank getrocknet. 1/4 Stunde, nachdem kein Wasser mehr entweicht, wird das Trocknen unterbrochen und die Probe nach dem Erkalten gewogen. Als zulässige Grenze für die Bewohnbarkeit eines Zimmers gibt Emmerich einen Gehalt von 2 Prozent Feuchtigkeit im Gesamtmörtel an821).
Austrocknen feuchter Wände. (391.)
Das Austrocknen feuchter Wände kann erfolgen: entweder durch kräftige Lüftung oder durch Erwärmung oder durch Anwendung von Stoffen, welche die Eigenschaft haben, Wasser anzuziehen.
Das nächstliegende Mittel ist die Herstellung kräftigen Luftzuges in dem betreffenden Raume durch dauerndes Oeffnen von Fenstern und Thüren. Je trockener das Wetter ist, um so günstiger wird der Erfolg sein. Nicht immer ist dieses Verfahren aber anwendbar; auch erfordert es lange Zeit und wirkt häufig nicht genügend.
Durchgreifender und rascher ist der Erfolg des Erwärmens der feuchten Wände
oder des betreffenden Raumes in Verbindung mit Lüftung.
Das Austrocknen neuer Gebäude, welche eine Sammelheizung mit Lüftungsanlage besitzen, ist daher zweckmäßig durch Inbetriebsetzung derselben zu bewirken, wobei die Lüftung durch zeitweiliges Oeffnen der Fenster und Thüren verstärkt werden kann. Umständlicher, mehr Aufsicht erfordernd und weniger erfolgreich ist das Benutzen von Einzelheizanlagen. Anstatt der Oefen benutzt man häufig große eiserne Körbe, welche mit glühender Koke gefüllt und in den Räumen aufgestellt werden. Das Erhitzen und damit das Verdunsten der in den Wänden enthaltenen Feuchtigkeit kann gesteigert werden, wenn man die Kokekörbe bei geschlossenen Fenstern und Thüren benutzt. Der Luftwechsel kann dann aber nur durch die Wandporen und durch die Ritzen der Fenster- und Thürverschlüsse erfolgen. Dieses Verfahren ist daher nur anwendbar, wenn Lüftungskanäle vorhanden sind oder wenn häufig Fenster und Thüren geöffnet werden, um die mit Wasser gesättigte Luft zu entfernen und durch frische und trockene zu ersetzen. Wegen der offenen Verbrennung der Koke und der damit verbundenen Entwickelung von Kohlenoxydgas und Kohlensäure ist jedoch das Betreten der betreffenden Räume gefährlich und nur mit Vorsicht auszuführen. Zeigen sich an den kälteren Teilen der Räume, so an den Fenstern, keine Wasserniederschläge mehr, so kann das Trocknen als beendet angesehen werden. Wie schon in Art. 387 (S. 433) erwähnt wurde, ist auf die Einwirkung der entwickelten Kohlensäure auf den Kalk im Mörtel kein zu hoher Wert zu legen. Die Kohlensäure kann, wie die Luft, nicht in die feuchten Mauern eindringen. Die Hydratwasserausscheidung wird daher auch nach dem oberflächlichen Trocknen fortdauern. Deshalb scheint es auch zweckmäßig zu sein, das Erwärmen der Wände in getrennten Zeitabschnitten zu wiederholen.
| 820) Siehe: Baugwksztg. 1891, S. 247. |
| 821) Siehe: Deutsches Baugwksbl. 1892, S. 565. (Nach: Münch. Med. Wochschr. 1892, Nr. 18.) |
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In den gewöhnlichen Kokekörben ist das Feuer nur schwer anzündbar; die
Koke verbrennt schlecht; die Wärmeverteiluug ist ungleichmäßig und nur durch
öfteres Versetzen der Körbe zu erreichen. Diese Mängel hat man zu beseitigen
versucht, und zwar durch Regelung des Luftzuges und Verbrennung der entweichenden
Gase, bezw. durch Zuführung frischer Luft zum Feuer und Abführung
des Rauches nach einem Schornstein.
Ein solcher verbesserter Kokekorb ist der von Ende & Boeckmann822), bei welchem auf einen schmiedeeisernen Feuerkorb mit Rost ein gußeiserner Cylinder und auf diesen ein sich verjüngender Blechcylinder aufgesetzt ist, der eine Art von Schornstein bildet. Ueber demselben ist mit angelaschten Stützen ein nach unten stumpf kegelförmig gestaltetes Deckblech angebracht, an dessen überstehenden Kanten durch die am Mantel aufsteigende heiße Luft die Verbrennung der abströmenden, noch unverbrannten Gase bewirkt wird.
Bei dem »Schnelltrockner« von J. Keidel823) ist der Kokekorb samt seinem Untergestell von einem Blechmantel umgeben, in welchen unten durch einen Stutzen von außen frische Luft zugeführt wird, die sich am Feuer des Korbes erhitzt und oben durch Oeffnungen abströmt. Durch unten am Mantel angebrachte Klappen ist übrigens die Einrichtung einer Umlaufheizung ermöglicht. Ueber dem Korbe ist ein kegelförmiger Aufsatz mit Klappen zum Beschicken des Feuers und mit einem Rohr zum Abführen des Rauches nach einem Schornstein. Wegen der letzteren Einrichtung ist das Betreten der beheizten Räume ungefährlich.
Diese letztere Einrichtung ist bei einer anderen Konstruktion des Keidel'schen Schnelltrockners824) weggelassen worden und der Korb mit einem Schirmblech, wie beim Ende & Boeckmann'schen Korbe, überdeckt. Dieser Schirm hat hier nur den Zweck, den über dem Korbe befindlichen Teil der Decke vor zu starker Erhitzung zu schützen. An Stelle desselben kann auch eine geschlossene Haube aufgesetzt werden, die nur mit einer seitlichen Oeffnung versehen ist, durch welche die erhitzte Luft nach einer bestimmten Stelle der Wand geleitet werden kann.
Den letzteren Zweck verfolgt auch der von Poupardin in Paris825) konstruierte Kokekorb, welcher mit einem Deckel versehen ist, von welchem eine Anzahl beweglicher Röhren ausgeht. Zuführung von frischer Luft ist bei demselben nicht vorhanden.
| Grafik: Fig. 766 v. Kosinski's Trockenofen. |
Diese ist vorhanden bei dem v. Kosinski'schen Trockenofen826). Die frische Luft wird in einem Rohre, das sich in mehrere Ausströmungsrohre verzweigt, durch den Kokekorb geführt. Ueber dem letzteren sitzt eine kegelförmige Haube, in welcher sich die Verbrennungsgase sammeln und durch ein mit dem Schornstein verbundenes Rohr abgeführt werden. Durch dieselbe wird auch zum Teile die mit Wasser gesättigte Zimmerluft angesaugt, welche zum anderen Teile durch eine unten im Schornstein angebrachte Oeffnung abzieht (Fig. 766). Ist letztere nicht zu beschaffen, so kann man vom Boden des Raumes ein Absaugerohr aufsteigen und in dieses das Rauchrohr des Kokekorbes einmünden lassen827). Nach einem Gutachten Bischoff's828) ist die Erhitzung der Luft in den zu trocknenden Räumen eine sehr bedeutende. Sie stieg in einem untersuchten Raume auf 125 Grad C. in Kopfhöhe, während die über 2 Stein starken Umfassungswände außen ca. 50 Grad C. Wärme aufwiesen. Bischoff hält diese starke Erwärmung für die Verfestigung frischen Mörtels nicht schädlich.
Eine Einrichtung zum Austrocknen des Inneren von Mauern ist von Meynig erfunden worden. Durch ein Gebläse wird die in einem Kokefeuer stark erhitzte Luft mittels eines Rohres in etwa 5cm weite, in die Wand gebohrte Löcher ge-
| 822) Beschrieben in: Deutsche Bauz. 1887, S. 6. |
| 823) Abbildung und Beschreibung in: Deutsche Bauz. 1885, S. 436. |
| 824) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1885, S. 460. — Wochbl. f. Baukde. 1886, S. 384. |
| 825) Siehe: Baugwksztg. 1880, S. 110. |
| 826) D. R.-P. Nr. 40_852. |
| 827) Einer umständlicheren Einrichtung zum Trocknen von Räumen, mit Ventilator ausgerüstet, ist das D. R. - P. Nr. 18815 erteilt worden. Ueber dieselbe siehe auch: Deutsche Bauz. 1883, S. 410; 1884, S. 374. — Baugwksztg. 1883, S. 761. |
| 828) In: Baugwksztg. 1891, S. 246. |
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trieben, die nach Beendigung der Arbeit wieder geschlossen werden. Die Verbrennungsgase des Feuers
werden in das Freie abgeführt. Die Einrichtung soll sich bewährt haben829).
Sehr starke Erhitzung einzelner feuchter Wandflecke kann auch durch Anblasen mit einem entzündeten Gemisch von Leuchtgas mit Luft durch eine lötrohrähnliche Vorrichtung erreicht werden830).
Nur geringe Wärme und daher langsame Wirkung ist mit den zum Austrocknen in Anwendung gekommenen Grudeöfen831) zu erzielen. Die Beheizung ist allerdings sehr billig; auch soll sie keine den Wandmalereien schädlichen Dünste liefern.
Ebenfalls nur geringe Wärme erzeugen die Preßholzkohlentrockenbriketts von P. Schmidt832), welche in gewöhnlichen Kokekörben verbrannt werden. Ihre Hauptwirkung soll auf der reichlichen Entwickelung von Kohlensäure beruhen, welche aber, wie schon mehrfach erwähnt wurde, zweifelhaft ist.
Erwähnt mag hier noch werden, daß zur Aushilfe an Stelle von fehlenden Kokekörben auch besonders gemauerte Herde verwendet werden können833).
Feuchte Außenwände läßt man am besten, wo dies möglich ist, durch Sonnenbestrahlung austrocknen, nachdem der Putz oder die etwa vorhandenen Bekleidungen abgeschlagen und die Fugen ausgekratzt worden sind.
Zum Trocknen von Innenräumen werden auch wasseranziehende Stoffe verwendet, so das Chlorcalcium und frisch gebrannter Kalk. Die Wirkung kann nur bei geringer Feuchtigkeit ausreichend sein.
Chlorcalcium streut man auf ein etwas geneigtes Brett, von welchem es nach der Wasseraufnahme breiartig in ein untergesetztes Gefäß läuft. Durch Abdampfen des Wassers kann das Chlorcalcium wieder verwendbar gemacht werden.
Frisch gebrannter Kalk wird in der Weise zum Trocknen von Wänden benutzt, daß man vor letzteren in etwa 15cm Entfernung eine leichte Bretterwand errichtet und den Zwischenraum mit ersterem ausfüllt. Das Verfahren muß mehrmals wiederholt werden. Das Trocknen soll durch die Wasseraufnahme und durch die dabei stattfindende Wärmeentwickelung erfolgen. Groß kann die Wirkung nicht sein, da die Wasseraufnahme beim Löschen eine verhältnismäßig geringe ist und dasselbe nicht vollständig stattfinden kann; auch ist das Verfahren wegen der Möglichkeit der Entzündung der Bretterwand nicht unbedenklich.
Haben Ueberschwemmungen von Kellerräumen stattgefunden, so muß aus
diesen vor dem Austrocknen erst das Wasser entfernt werden. Ist dasselbe nur von
oben zugelaufen, so kann man es unbedenklich ganz auspumpen. Rührt es dagegen
ganz oder zum Teile von hochstehendem Grundwasser her, so darf das Auspumpen
nicht weiter getrieben werden, als es das Nachdringen des Grundwassers gestattet.
Unvorsichtiges Gebaren kann letzteres geradezu befördern. Der Wasserrest ist mit
Karbolsäure oder, wenn kein Geruch verbleiben soll, mit Eisenvitriol zu desinfizieren
und erst nach dem Sinken des Grundwasserspiegels zu beseitigen.
In Kellern, welche der Gefahr der Ueberschwemmung unterliegen, empfiehlt es sich, dem Boden nach einer Stelle hin Gefälle zu geben und dort eine kleine Sammelgrube, einen sog. Sumpf anzulegen.
Bekleidungen und Anstriche. (392.)
In den oberen Geschossen bestehender Gebäude sind es namentlich die Umfassungswände an den Wetterseiten, welche von Schlagregen durchfeuchtet werden oder zu Niederschlägen aus der Innenluft Veranlassung geben. Zur Abhilfe sieht man sich zumeist auf die Anordnung innerer Bekleidungen angewiesen.
In den Keller- und Erdgeschossen sind es mehr die aufsteigende Grundfeuch-
| 829) Nach: Deutsche Bauz. 1897, S. 464. |
| 830) Siehe: Baugwksztg. 1881, S. 448. |
| 831) Ueber dieselben siche Teil III, Bd. 5 (Abt. IV, Abschn. 1, Kap. 2, d) dieses »Handbuches«. — Angaben über das Austrocknen mit solchen: Baugwksztg. 1886, S. 22 u. 275. |
| 832) Siehe: Baugwksztg. 1881, S. 670. — Deutsche Bauz. 1884, S. 472. |
| 833) Eine geeignete Konstruktion wird von Lönholdt angegeben in: Baugwksztg. 1888, S. 280. — Eine andere Konstruktion hat sich v. Kosinski in Berlin patentieren lassen (D. R.-P. Nr. 40_852). |
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tigkeit, gegen welche keine Isolierung vorgesehen worden war, oder der Mauersalpeter,
welche die Wände feucht machen.
Ist Grundfeuchtigkeit die Ursache, so darf eine dichte Bekleidung nur auf einer Seite der Wand ausgeführt werden, damit die Feuchtigkeit nicht am Verdunsten gehindert wird. Dies gilt auch für Scheidewände. Im übrigen empfiehlt es sich immer mehr, eines der unter a, 2 (S. 415) besprochenen Schutzmittel gegen das Eindringen der Grundfeuchtigkeit zu verwenden.
Rührt die Feuchtigkeit dagegen von Mauersalpeter her, so erscheint es zweckmäßiger, eine dichte Bekleidung auf beiden Wandseiten anzuordnen, um die Luft von den salpeterhaltigen Stienen abzuhalten, wenn man nicht eines der in Art. 388 (S. 433) angegebenen Mittel verwenden will.
Bei Mauersalpeter würde daher auch die sonst sehr zu empfehlende Lüftung eines Hohlraumes zwischen Bekleidung und feuchter Wand keinen Nutzen haben834).
Bei der Besprechung der Schutzmittel gegen Niederschläge aus der Innenluft war schon in Art. 384 (S. 431) auf die Bekleidungen aus verschiedenen Stoffen hingewiesen worden. Es würden dem hier einige Ergänzungen zuzufügen sein.
Wenn der trocken zu legende Raum eine Verminderung seiner Größe gestattet, ist es sehr vorteilhaft, vor den feuchten Wänden selbständige Verkleidungen in einer Entfernung von etwa 6 bis 10cm aufzustellen. Der Zwischenraum ist jedoch, ausgenommen beim Vorhandensein von Mauersalpeter, zu lüften, damit ein Verdunsten der Feuchtigkeit stattfinden kann. Für die vorgestellte Wand sind, wegen der schlechteren Wärmeleitungsfähigkeit, porige Stoffe den dichten vorzuziehen.
Backsteine, Hohlsteine oder Bimssandsteine nehmen mit dem Zwischenraum nicht nur viel Platz ein, sondern in oberen Geschossen stehen deren Anwendung oft auch konstruktive Schwierigkeiten im Wege. An deren Stelle benutzt man daher wohl Bretterwände oder besser Rabitz-Wände.
Geringeren Raum nehmen die Verkleidungen mit Brettern, Gipsdielen, Holzlattengewebe, Rohrgewebe, Drahtgewebe, hölzernen und eisernen Putzlatten u. s. w. in Anspruch, wenn man sie auf an der Wand mit Mauerhaken fest gemachten, lotrecht stehenden Latten von 2 bis 5cm Stärke befestigt, zwischen denen sich Hohlräume bilden, die zweckmäßigerweise ebenfalls zu lüften oder wenigstens oben und unten mit der Zimmerluft in Verbindung zu bringen sind. Das an die feuchte Wand sich legende Holzwerk ist von derselben zu isolieren oder mit einem schützenden Anstrich zu versehen.
In gleicher Weise werden die von Keim empfohlenen porigen Thonplatten vor den feuchten Wänden befestigt. Die Hohlräume werden mit Kieselgur gefüllt, welche die Feuchtigkeit aufspeichert und in der trockenen Jahreszeit durch die porigen Thonplatten und den dieselben überziehenden Putz verdunsten läßt835), wovon schon in Art. 384 (S. 431) die Rede war.
Hohlräume kann man auch ohne Verwendung von Holz mit den in Art. 373 (S. 416) besprochenen Bekleidungsmitteln oder mit Dachziegeln (Biberschwänzen) herstellen, indem man diese in lotrechten Streifen auf der vorher mit Goudron gestrichenen Wand mittels Cementmörtel in solchen Abständen befestigt, daß man die Zwischenräume mit wagrechten Lagen von Dachziegeln überdecken und eine
| 834) Vergl. hierüber: Meidinger in: Bad. Gewbeztg. 1882, S. 102. — Deutsches Baugwksbl. 1882, S. 357. |
| 835) Nach: Keim, A. Die Feuchtigkeit der Wohngebäude u. s. w. Wien, Pest u. Leipzig 1882. S. 57. |
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| Grafik: Fig. 767 |
glatte Wandfläche bilden kann, die dann geputzt wird. Die Hohlräume sind mit der Zimmerluft durch oben und unten angebrachte Löcher zu verbinden.
Noch geringeren Raum nehmen die unmittelbar auf der Wand angebrachten dichten Ueberzüge in Anspruch. Cementputz, das Ueberkleben mit Stanniol, Bleipapier, wasserdichten Tapeten bewähren sich im allgemeinen nicht und schaffen selbst bei geringer Feuchtigkeit nur für geringe Zeit Abhilfe. Besser ist ein sorgfältig aufgetragener und dann überputzter Asphaltüberzug (siehe Art. 373, S. 417). Nachweise von Angaben über einige Ersatzmittel für Asphalt wurden in Fußnote 786 (S. 418) gegeben.
Vorteilhaft verwendbar sind in Cement gelegte und mit solchem überputzte Glastafeln (siehe Art. 359, S. 398), an deren Stelle man auch glasierte Fliesen benutzen kann, welche die Glasurseite der Wand zukehren.
Gut bewähren soll sich auch eine mit Nägeln an der Wand befestigte und überputzte innere Bekleidung mit Dachschiefern (Fig. 767836)).
Wenig Erfolg liefern in den meisten Fällen wasserdichte Anstriche. In Fußnote 786 (S. 418) wurden Quellen über einige der zahlreichen Mittel dieser Art nachgewiesen.
| 836) Nach: La semaine des constr. 1881–82, S. 353. |
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B. Wandöffnungen. Von Erwin Marx.
