Schutz der Wände gegen sonstige Feuchtigkeitsursachen
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Allgemeines. (385.)
Von den in Art. 343 (S. 388) unter 3 bis 5 angeführten mannigfaltigen Feuchtigkeitsursachen haben uns hier nur die in den Eigenschaften der Baustoffe begründeten zu beschäftigen. Dies sind die Bruch- oder Bergfeuchtigkeit der Steine, die durch das Mauern erzeugte Feuchtigkeit und das manchen Steinen infolge ihrer chemischen Zusammensetzung eigene Wasseranziehungsvermögen.
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Bruchfeuchtigkeit und durch das Mauern erzeugte Feuchtigkeit verlieren sich
allmählich, und durch künstliches Austrocknen kann man diesen Vorgang beschleunigen.
Ganz entgehen würde man diesen Feuchtigkeitsursachen, wenn man nur
trockene Baustoffe trocken verbauen könnte. Beim Vermauern von natürlichen und
künstlichen Steinen läßt sich der Wasserverbrauch nur durch Anwendung von Cement-
oder Cementkalkmörtel herabsetzen, aber nicht vermeiden.
Gegen die Feuchtigkeit wasseranziehender Steine und den damit im Zusammenhang stehenden Mauerfraß gibt es nur Vorsichtsmaßregeln. Am besten schließt man solche Steine ganz von der Verwendung an solchen Stellen aus, wo sie besondere Gelegenheit zur Feuchtigkeitsaufnahme haben oder chemischen Zersetzungen unterliegen können.
Bruchfeuchtigkeit. (386.)
Die Bruchfeuchtigkeit vermauerter Steine verdunstet nur langsam, namentlich in starken Mauern. Deshalb sollte man frisch gebrochene Steine nicht sofort verwenden, sondern an trockenen, luftigen Orten wenigstens einen Winter hindurch lagern lassen, wobei zugleich der Vorteil erreicht wird, daß die nicht frostbeständigen Stücke sich als solche zu erkennen geben. Diese Aufbewahrung würde nicht hindern, die leichtere Bearbeitungsfähigkeit der bruchfeuchten Steine auszunutzen und sie in frischem Zustande in die ihnen bestimmte Form zu bringen, wobei zugleich bei Kalksteinen und manchen Sandsteinen die durch das Verdunsten der Bruchfeuchtigkeit sich bildende wetterbeständige Kruste811) denselben bewahrt bliebe.
Diesem früher bei Hausteinbauten mit Vorteil angewendeten Verfahren steht das heutzutage zumeist geforderte schnelle Bauen entgegen. Nur selten wird man in der Lage sein, die Steine vor ihrer Verwendung zum Austrocknen ablagern lassen zu können. Ebenso wird es nur selten möglich sein, sie künstlich in gewärmten Räumen oder mit besonders hergestellten Oefen zu trocknen812). Allerdings gelingt es hierdurch, solche Hausteine, die in bruchfeuchtem Zustande in der Winterkälte zerfrieren würden, nach dem Trocknen aber frostbeständig sind, vor diesem Schicksale zu bewahren.
Heutzutage beschränkt man sich meist darauf, die Bruchfeuchtigkeit zugleich mit der Mörtelfeuchtigkeit aus solchen Gebäuden, die rasch benutzt werden sollen, durch künstliches Austrocknen nach der Fertigstellung derselben zu beseitigen.
Mörtelfeuchtigkeit. (387.)
Da der Mörtel mit Wasser zubereitet werden muß, da Staub und Schmutz von den zu vermauernden Steinen am besten durch Abspülen mit Wasser entfernt werden, da endlich alle porigen Steine, insbesondere Backsteine, vor dem Vermauern anzunässen sind, damit sie dem Mörtel die Feuchtigkeit nicht in unzulässiger Weise entziehen, so ergibt sich für die aus Steinen mit Mörtel errichteten Mauern eine nicht zu umgehende Feuchtigkeitsquelle. Aus dem Mauerwerk verdunstet das überschüssige Wasser nur allmählich, und aus dem Luftkalkmörtel wird bei der Umbildung des Kalkerdehydrates in kohlensauren Kalk durch Aufnahme von Kohlensäure das Hydratwasser ausgeschieden, ein Vorgang, der sehr lange dauert. Diese Zeitdauer der Abgabe von Wasser kann bedeutend herabgemindert werden, wenn man an Stelle des Luftkalkmörtels Cementmörtel oder Cementkalkmörtel verwendet, da in diesen von Haus aus weniger Wasser enthalten ist und letzteres zum großen Teile chemisch gebunden wird. Für Mauern über der Erde und namentlich für dünne
| 811) Vergl. Art. 21 (S. 32); siehe auch Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 8, S. 64) dieses »Handbuches«. |
| 812) Solche Trockenvorkehrungen für rohe, wie bearbeitete Werkstücke wurden bei der Errichtung des Königsbaues in München angewendet und finden sich beschrieben in: Allg. Bauz. 1837, S. 51. |
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Mauern empfiehlt sich mehr der Cementkalkmörtel, da er für seine Haltbarkeit
weniger auf dauernde Feuchtigkeit angewiesen ist, als der Cementmörtel.
Die Feuchtigkeit des mit Luftkalkmörtel hergestellten Mauerwerkes sucht man sehr häufig, wie schon im vorhergehenden Artikel erwähnt wurde, durch künstliches Austrocknen, sowie durch Zuführen von Kohlensäure zu beseitigen. Auf diesem Wege kann jedoch nur das überschüssige Wasser bei dünnen Mauern zum rascheren Verdampfen gebracht werden; die Umbildung des Kalkhydrates in kohlensauren Kalk wird aber dadurch nicht wesentlich beschleunigt, sondern beschränkt sich in der Hauptsache auf den Wandputz. In den Mauern selbst wird die Ausscheidung von Hydratwasser auch nachher fortdauern. Im übrigen ist auf die schon in Art. 24 (S. 36) besprochenen Bedenken, welche gegen das rasche Austrocknen bezüglich der Festigkeit des Mauerwerkes vorliegen, hier nochmals aufmerksam zu machen. Solange man Luftkalkmörtel zum Bauen verwendet, werden daher die Mißstände des »Trockenwohnens« bestehen bleiben. Abkürzen kann man sie durch gute Lüftung der Gebäude.
Die Vorkehrungen zum Austrocknen der Gebäude werden unter d besprochen werden.
Von Vorteil für die Beseitigung der Mörtelfeuchtigkeit ist die Anwendung von Hohlmauern mit gelüfteten Hohlräumen; namentlich für starke Mauerkörper empfiehlt sich die Anordnung von inneren, schornsteinartigen Luftzügen. Dadurch wird außer dem rascheren Austrocknen auch der Vorteil gleichmäßigeren Setzens des Mauerwerkes erzielt813).
Mauersalpeter. (388.)
Kommen Kalkmörtel, Kalksteine oder kalkhaltige Steine mit stickstoffhaltigen, verwesenden und organischen Stoffen, z. B. herstammend von Aborten und Düngerstätten oder Humus, in Berührung, so bildet sich salpetersaurer Kalk, ein Salz, welches Feuchtigkeit aus der Luft anzieht und zerfließt. Ist dieser Vorgang einmal eingeleitet, so greift er immer weiter um sich, indem die in Wasser löslichen Bestandteile weggeführt und frische Flächen bloßgelegt werden. Dadurch kann nicht nur eine vollständige Zersetzung des Mauerwerkes herbeigeführt, sondern auch durch die von der angegriffenen Stelle aus sich verbreitende Feuchtigkeit auf größere Entfernung hin Schaden angerichtet werden.
Aehnliche Zerstörungen können durch das in der Acker- und Gartenerde stets enthaltene Kochsalz herbeigeführt werden, indem dieses mit kohlensaurem Kalk kohlensaures Natron und Chlorcalcium bildet. Letzteres zieht Feuchtigkeit an, zerfließt und erscheint an der Wand als ein schmutzig weißer, schmieriger Ueberzug, der immer weiter um sich greift, das Mauerwerk näßt und erweicht814). Man nennt diese Erscheinungen gewöhnlich »Mauerfraß«. Gegen seine Entstehung kann man sich nur schützen, indem man kalkhaltige Baustoffe nicht an solchen Stellen verwendet, die derselben günstig sind. Von Mauerfraß ergriffenes Mauerwerk muß durch neues ersetzt werden.
Manchen natürlichen Steinen und Backsteinen sind nun Salze beigemengt, die, wie der Salpeter, Wasser anziehen, zerfließen und die Mauern feucht machen. Gewöhnlich nennt man sie ebenfalls Salpeter oder »Mauersalpeter«, obgleich es meist
| 813) Vergl.: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1869, S. 21. — Deutsche Bauz. 1869, S. 362. — Deutsches Baugwksbl. 1883, S. 553. |
| 814) Nach: Schmidt, F. X. Die Chemie der Baugewerke. Stuttgart 1878. S. 59. |
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Kalisalze sind. Mit demselben Namen wird allerdings auch oft das unschädliche
kohlensaure Natron bezeichnet.
Die in dunkeln Flecken im Wandputz sich zu erkennen gebende Feuchtigkeit der betreffenden Steine und die Ursache derselben kann man durch Anstrich mit verdünnter Schwefelsäure beseitigen. Es bilden sich schwefelsaure Alkalien, welche zu den trocknenden Salzen gehören. Der Ueberschuß an Schwefelsäure ergibt mit dem Kalk schwefelsauren Kalk (Gips), ebenfalls eine Verbindung, die weder auswittern kann, noch Feuchtigkeit anzieht815).
Die Schwefelsäure ist immer nur in der Weise zu verdünnen, daß man sie in das Wasser geißt und dabei das Gemisch fortwährend umrührt.
Um feuchte Luft ganz am Zutritt zu den salzhaltigen Steinen zu verhindern, dürfte es sich empfehlen, die betreffenden Stellen mit heißem Teer oder besser mit Asphalt zu überziehen, nachdem ein sorgfältiges Austrocknen stattgefunden hat. Darüber kann dann frisch geputzt werden.
| 815) Nach Huck in: Deutsches Baugwksbl. 1882, S. 753. — Siehe auch: Haardmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1881, S. 75. |
