Durm:Putz
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| in Kapitel 4: Geputzte Mauern aus Bruch- und Backsteinen. (Putzbau.) - Inhaltsverzeichnis des Heftes |
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Allgemeines. (70.)
Putz, Verputz, Abputz, Bewurf, Bemörtelung, Tünche (letzterer Ausdruck wird mitunter nur für einen einfachen Anstrich gebraucht) ist die Bekleidung einer Wand- oder Deckenfläche mit einem Mörtel. Diese wird von besonderen Handwerkern, den Tünchern oder Weißbindern, in manchen Gegenden von den Maurern, mitunter von besonders auf diese Arbeiten geübten sog. Putzmaurern, ausgeführt.
Zweck des Putzes ist Herstellung einer Schutzdecke gegen Witterungseinflüsse, bei nicht witterungsbeständigem Mauermaterial, oder gegen das Eindringen von Feuchtigkeit in die Wände oder Verhüllung von schlecht aussehendem Mauerwerk. In inneren Räumen verwendet man den Putz hauptsächlich, um glatte Wand- und Deckenflächen zu erzielen und zur weiteren Ausschmückung vorzubereiten (hierüber siehe Teil III, Band 3, Heft 3 dieses »Handbuches«). Hier haben wir es zunächst nur mit dem Putz auf steinernen Außenwänden zu thun, müssen jedoch bemerken, daß die Herstellung von Putz auf den Innenwänden im allgemeinen die gleiche ist und nur noch häufig Verfeinerungen erfährt. Die Ausführung des Putzes auf in den Wänden enthaltenen Holzteilen wird in Kap. 6 besprochen werden.
Auch bei den Außenwänden kann die geputzte Fläche noch weitere Behandlungen zum Zweck des Schutzes oder des Schmuckes erfahren. Zu diesen gehören Anstriche, malerische, musivische und plastische Ausschmückungen, welche in technischer Beziehung kurz mit durchzusprechen sind.
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Der Putz kann unterschieden werden nach dem Mörtel, aus dem er hergestellt
wird, nach der Art des Mauerwerkes, auf welches er aufgetragen wird und nach der
Art der Herstellung.
Mörtel für den Putz. (71.)
Die Bildung der Putzschicht erfolgt hauptsächlich mit Luft-, hydraulischem, Cement- oder Kalkcementmörtel. Als weitere Stoffe kommen noch Lehm, Gips und Tripolith in Betracht. Erstere beide können wegen ihrer geringen Dauerhaftigkeit nur in ganz geschützter Lage zur Anwendung gelangen; doch wird mitunter Gips, wenn auch nicht mit Vorteil, als Zusatz zum Kalkmörtel zur Herstellung des Stuckputzes auch an Außenwänden benutzt. Ueber den Tripolith, dessen Hauptbestandteil auch Gips ist, sind die Meinungen in Bezug auf seine Wetterbeständigkeit noch sehr geteilt124).
Mit den Kalk- und Cementmörteln lassen sich bei richtiger Bereitung und zweckentsprechendem Auftrag gute und dauernde Erfolge erzielen. Diese Vorbedingungen sind aber auch zu erfüllen, wenn der Putz eine wirkliche und zugleich dichte Schutzdecke bilden soll.
Portlandcementputz. (72.)
Theoretisch betrachtet müßte den dichtesten und deshalb zugleich wetterbeständigsten Ueberzug reiner Portlandcement (ohne Sandzusatz) liefern; auch würde man im stande sein, demselben auf Verlangen eine glänzende Politur zu geben. Aber reiner Cementputz ist nicht allein sehr schwierig gut herzustellen; er ist auch im Freien sehr der Bildung von Haarrissen, infolge des ungleichmäßigen plötzlichen Dehnens und Schwindens und des raschen Trocknens der Oberfläche, ausgesetzt. Diese Gefahr ist auch noch bei fetten Cementsandmörteln vorhanden, weshalb es unrichtig erscheint, mageren Mörtelüberzügen durch Aufbringen einer oberen Schicht aus fetterem Mörtel größere Dichtigkeit verschaffen zu wollen. Mehr dürfte sich das umgekehrte Verfahren empfehlen, den fetteren, dichteren Mörtelbewurf durch einen mageren zu schützen125).
Durch Sandzusatz wird die Arbeit des Putzens mit Cement erleichtert und sicherer gemacht, wobei aber die Dichtigkeit mit der Menge desselben abnimmt. Für Putzarbeiten, die wetterbeständig sein sollen, verwendet man in der Regel einen Mörtel aus 1 Raumteil Cement und 3 bis 4 Teilen Sand; dagegen für solche, die wasserdicht sein sollen, wie bei Cisternen und anderen Behältern, auf 1 Teil Cement 1 bis 2 Teile Sand, wobei man die Oberfläche gewöhnlich noch mit etwas seinem Cement abschleift und glättet.
Nach Dyckerhoff126) erzielt man aber bessere Ergebnisse, wenn man auf 1 Teil Cement 2 Teile Sand und 1/2 Teil Kalkteig nimmt, weil dann das Einschleifen mit reinem Cement unterbleiben kann, das, wie oben bemerkt, die Ursache zur Bildung von Schwindungsrissen liefert. Glatte Putzflächen, die nicht wasserdicht zu sein brauchen, erhält man bei Anwendung von seinem Sand mit einem Mörtel von 1 Teil Cement auf 2 bis 3 Teile Sand. Bei mehr Sandzusatz, also bei Putzarbeiten, von denen man nur geringere Festigkeit beansprucht, muß man jedoch nach Dyckerhoff Fettkalk zusetzen, wenn man schöne Oberflächen erhalten will. Man hat es dann mit Kalkcementmörtel zu thun, von dem später die Rede sein wird.
Die Erfahrung hat oft gezeigt, daß von bestem Portlandcement hergestellter Putz nicht dauerhaft ist. Derselbe löst sich entweder in dünnen Schalen oder
| 124) Ueber Tripolith siehe: Feichtinger, G. Chemische Technologie der Mörtelmaterialien. Braunschweig 1885. S. 414. ^ |
| 125) Siehe: Deutsche Bauz. 1883, S. 529. ^ |
| 126) Siehe ebendas., 1882, S. 434. ^ |
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ganzen Platten von der Wand ab, oder es bilden sich Blasen und Buckel, die später
auch abfallen. Die Ursache davon liegt entweder im Auftragen oder im zu raschen
Austrocknen. Gewöhnlich trägt die Schuld die zu geringe Annässung von trockenen
Mauern, infolge deren dem Cement zu rasch seine zum Erhärten erforderliche
Feuchtigkeit entzogen wird; deshalb empfiehlt sich überhaupt der Cement mehr
für den Abputz von feuchtem Mauerwerk, während umgekehrt Luftkalkmörtel nur
bei ganz trockenen Wänden angewendet werden darf. Dagegen bewährt sich der
Cement ebenso wenig, wie andere Mörtel für die Herstellung von geputzten Gebäudesockeln,
in welche wegen mangelnder Isolierung Bodenfeuchtigkeit aufsteigen
kann, die ein Zerfrieren im Winter veranlaßt127). In solchen Fällen gewährt eine
Putzdicke von 2cm gegenüber der sonst gebräuchlichen von 13 bis 15mm etwas
Sicherung.
Das Rissigwerden und Abblättern des Putzes wird auch oft veranlaßt durch das Auftragen desselben in dünnen Schichten, deren oberste aus fetterem Mörtel hergestellt werden. Dies ist nach Dyckerhoff zu verhüten, wenn man dünne Schichten aus fettem Cementmörtel vermeidet und die Putzmasse möglichst einheitlich bildet.
Für das Gelingen von Cementputzarbeiten ist Schutz gegen Sonnenhitze und Frost, sowie einige Zeit fortgesetzte Anfeuchtung von Wichtigkeit. Das Behängen mit feuchten Tüchern oder Matten leistet gegen den Sonnenbrand gute Dienste. Der zum Putzen verwendete Cement muß ein langsam bindender sein. Um sich dessen zu versichern, ist es gut, denselben vorher einige Zeit auslüften zu lassen, d. h. ihn auf trockener Unterlage, geschützt vor Feuchtigkeit, in dünner Schicht zu lagern, damit der vorhandene freie Aetzkalk ablösche128).
Daß die allgemeinen Regeln für die Mörtelbereitung und für die Beschaffenheit der Hilfsmaterialien Sand und Wasser streng beachtet werden müssen, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung.
Romancementputz (73.)
Romancement129) wird auch oft mit Vorteil bei Beobachtung der nötigen Vorsicht, zu der ebenfalls tüchtiges Annässen der Mauern gehört, zur Herstellung von Putz verwendet. Man soll mit demselben eine angenehme Sandsteinfarbe der Wandflächen ohne Farbenzusatz erzielen. Gewöhnlich nimmt man auf 1 Teil Cement 6 Teile Sand.
Putz von Luftkalkmörtel. (74.)
Der Mörtel von Luft- oder Fettkalk muß bekanntlich stets mit Sandzusatz bereitet werden, dessen Menge der Güte des Kalkes entsprechend zu nehmen ist und für Putzarbeiten 3 bis 5 Raumteile Sand auf 1 Teil Kalk betragen kann; denn für diese darf er nicht zu fett genommen werden, da er sonst leicht Risse bekommt (entsprechend denjenigen des Kalkbreies in den Sümpfen) und auch nicht die genügende Dichte erhält. Je dünner die Kalkhydrathaut innerhalb der zulässigen Grenzen ausfällt, welche das einzelne Sandkorn umhüllt, desto dichter und inniger kann die Ablagerung der Sandkörner stattfinden, und um so rascher kann jene Haut durch Aufnahme von Kohlensäure in kohlensauren Kalk sich umwandeln130). Mit der Dichtigkeit wächst aber die Dauerhaftigkeit des Putzes. Dieses Ziel wird
| 127) Ueber die Ursachen der Mißerfolge bei Verwendung von Portlandcement zum Putz siehe: Heusinger v. Waldegg, E. Die Kalk- und Cementfabrikation. Leipzig 1875. S. 172 u. ff. ^ |
| 128) Ueber die Veränderungen beim Lagern des Cementes siehe Ausführliches: Feichtinger, G. Chemische Technologie der Mörtelmaterialien. Braunschweig 1885. S. 166 u. ff. — Ueber Cementputz siehe Teil I, Band 1, erste Hälfte, 2. Aufl. (Art. 143, S. 163) dieses »Handbuches«. ^ |
| 129) Ueber denselben und seine Verwendung zu Putz siehe Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 68, S. 127 [2. Aufl. Art. 122 u. 123, S. 150–152]) dieses »Handbuches«. ^ |
| 130) Siehe: Deutsche Bauz. 1874, S. 179. ^ |
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aber auch nicht erreicht, wenn man den Putzmörtel zu mager macht, da in diesem
Falle nicht genügend Kittstoff vorhanden ist, der Putz also nicht fest werden kann,
und derselbe überdies viel zu porig wird.
Ueber die Beschaffenheit der Grundstoffe und die Herstellung des Putzmörtels, sowie die Bereitung desselben siehe Teil I, Band 1, erste Hälfte (Art. 57 bis 61, S. 119 bis 124 [2. Aufl.: Art. 78 bis 94, S. 129 bis 140]) dieses »Handbuches«. Doch mag hier besonders darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Fettkalk vor der Verwendung zur Herstellung von Putz immer eingesumpst werden muß und mindestens 14 Tage, besser aber 1 bis 2 Monate alt sein soll. Dies ist deshalb notwendig, weil nicht vollständig gelöschte Kalkstückchen im Wandputz nachträglich sich löschen und Blasen im Putz bilden, welche aufbrechen und trichterförmige Löcher verursachen.
Günstige Ergebnisse sind nur beim Putz von ganz ausgetrocknetem Mauerwerk zu erwarten; doch darf auch die Feuchtigkeit des Luftmörtels nicht zu rasch verdunsten, wenn der Putz Festigkeit erhalten und ein festes Anhaften desselben am Mauerwerk erreicht werden soll. Die Ausführung im Sonnenbrand ist also schädlich. Zu starkes Austrocknen verursacht die Bildung von Haarrissen, welche Wasser aufnehmen und dadurch dem Frost Gelegenheit zur Zerstörung geben. Die Haarrisse entstehen infolge des zu raschen Schwindens des Mörtels, wobei auch der zwar in sich fest werdende Putz sich vom Mauerwerk teilweise ablöst. Die Bildung von Haarrissen soll durch Zusatz von Sägespänen zum Mörtel verhindert werden können131).
Da der Luftmörtel, je nach der Zubereitung, eine mehr oder weniger, aber immer porige Masse bildet, so ist seine Verwendung an solchen Stellen auszuschließen, wo dauernde Gelegenheit zur Aufsaugung von Feuchtigkeit geboten ist, also z. B. an den Sockeln von Gebäuden.
Putz von hydraulischem Kalkmörtel. (75.)
Zum Putz äußerer Wandflächen wird im allgemeinen und mit Recht der hydraulische Kalkmörtel dem Fettkalkmörtel vorgezogen, da er auch unter dem Einfluß der Nässe erhärtet und fest bleibt, auch bei weniger sorgfältiger Herstellung und Auftragung wetterbeständiger ist, als unter gleichen Umständen der letztere. Es ist aber eine falsche Maßregel, hydraulischen Kalk oder Cement nur zum Abputz der sog. Wetterseite der Gebäude (gewöhnlich die Westseite) zu benutzen, da starke Schlagregen oft auch die anderen Seiten treffen und z. B. nach von Regen begleitetem Ostwinde häufig Kälte eintritt, infolgedessen der von Regenwasser durchdrungene, nicht oder nur wenig hydraulische Mörtel abfriert.
Je hydraulischer der zum Putz verwendete Kalk ist, um so weniger Sand braucht demselben zugesetzt zu werden, um eine Umhüllung der Sandkörner mit Kalkhydrat zu erzielen, ohne dabei Ablagerungen von freiem Kalk im Putz befürchten zu müssen. Mit zunehmender Menge des letzteren nimmt die Dauerhastigkeit ab132). Es ist daher, da die hydraulischen Kalke sehr verschieden sind, vor der Verwendung immer erst durch Versuche festzustellen, welche Sandzusatzmengen dieselben vertragen.
Auch dem Putz von hydraulischem Kalkmörtel ist zu rasches Austrocknen schädlich und bei demselben starkes Annässen des Mauerwerkes notwendig.
Damit nicht ungelöschte Kalkstücke in den Putz gelangen, empfiehlt es sich, das Kalkpulver und die Kalkmilch durch ein Haarsieb laufen zu lassen.
| 131) Siehe: Wiener Bauindustrie-Ztg., Jahrg. 7, S. 311. ^ |
| 132) Siehe: Deutsche Bauz. 1874, S. 179. ^ |
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Die mageren und hydraulischen Kalke werden in der Regel trocken gelöscht und frisch verwendet.
Das letztere soll von besonderem Vorteil für die Dauerhaftigkeit des Putzes sein. Mehrfach wird sogar
die Wiedereinführung einer älteren Methode empfohlen, nämlich dem frischen Mörtel einen Teil ungelöschten
Kalkpulvers hinzuzusetzen133).
Farbenanstriche sind auf Putz aus hydraulischem Kalkmörtel erst nach dem Ausblühen desselben, also nach Verlauf von 2 bis 3 Monaten, auszuführen.
Putz von Kalkcementmörtel. (76.)
Dem Fettkalk und den schwach hydraulischen Kalken können durch Zusatz von geeigneten Stoffen stark hydraulische Eigenschaften verliehen werden. Für den Putz kommt als solcher Zuschlag hauptsächlich der Portlandcement in Betracht, welcher zu diesem Zwecke wegen seiner Vorteile immer mehr in Aufnahme gelangt und namentlich mageren Cementmörteln gegenüber große Vorzüge besitzt, von denen die größere Adhäsion an den Steinflächen besonders wichtig ist134). Für den Putz von Hochbauten dürfte er aber auch den fetten Cementmörteln vorzuziehen sein, da er bei genügender Festigkeit und Dichtigkeit größere Sicherheit bietet.
Zur Herstellung von Kalkcementmörtel benutzte Tetmajer135) bei seinen Untersuchungen an Stelle des von Dyckerhoff empfohlenen Kalkteiges trocken gelöschten Aetzkalk (Staubhydrat), da derselbe sich viel besser und inniger mit dem Cementpulver mengen läßt und auch höhere Bindekraft besitzen soll als ersterer. Die Tetmajer'schen Versuche bestätigten die Ansicht, daß magere Portlandcementmörtel durch Kalkzuschläge verbessert werden.
Selenitmörtel. (77.)
Durch Zusatz von etwas Gips (es genügen schon 2 Procent) oder Schwefelsäure beim Löschen des Fettkalkes erhält derselbe hydraulische Eigenschaften und liefert den Scott'schen Selenitmörtel, welcher härter und fester als gewöhnlicher Luftkalkmörtel ist und mehr Sandzusatz als dieser vertragen soll136).
Terranova. (78.)
Terranova ist eine farbige Putzmasse, welche in Pulverform in den drei Farben Gelb, Hellrot und Dunkelrot in den Handel gebracht wird und einen Anstrich entbehrlich macht. Die Farbtöne sind kräftig und warm; auch hat der fertige Putz ein ziegelartiges Korn, weshalb man ihn zu Nachahmungen von Backsteinrohbau verwenden kann. Die Rohstoffe derselben gehören zum Teile der Gruppe der hydraulischen Bindemittel an; die Farben sind Metalloxyde. Ueber seine Wetterbeständigkeit liegen verschiedene Urteile vor137).
Dicke des Putzes. (79.)
Der Putz soll nicht zu dick und nicht zu dünn aufgetragen werden, da derselbe erfahrungsgemäß im ersten Falle leicht rissig wird und abfällt, im zweiten auch nicht dauerhaft ist, da er zu rasch trocknet und auch nicht genügend Schutz gewährt. Als obere Grenze der Dicke sieht man 20 bis 25mm, als untere 10mm an. Ein gebräuchliches Mittelmaß ist 13 bis 15mm. Wichtig ist, daß der Putzauftrag eine gleichmäßige Dicke erhält; deshalb müssen die Wandflächen möglichst lotrecht und eben ausgeführt werden; denn Abweichungen vom Lot und von der Ebene können nur durch verschiedene Stärke des Putzes ausgeglichen werden. Dies veranlaßt einesteils an einzelnen Stellen übermäßige Dicke des Putzes; andererseits findet an den verschieden dicken Stellen ungleichmäßiges Trocknen und Schwinden
| 133) Siehe über diesen Gegenstand: Deutsche Bauz. 1883, S. 120, 135, 208 — sowie: Deutsches Baugwksbl. 1885, S. 476 — sowie Teil I, Band 1, erste Hälfte, 2. Aufl. (Art. 115 u. 116, S. 148) dieses »Handbuches«. ^ |
| 134) Mitteilungen über gelungene Versuche mit Ueberzügen von solchem Mörtel an Uferbekleidungsmauern, zum Teile auf Basalt, finden sich in: Deutsche Bauz. 1883, S. 529. (Vergl. auch Teil I, Band 1, erste Hälfte [Art. 75, S. 132; 2. Aufl.: Art. 142, S. 162] dieses »Handbuches«.) ^ |
| 135) Siehe: Die Baumaterialien der Schweiz. Zürich 1884. 4. Aufl. S. 159, 177. ^ |
| 136) Näheres in: Gottgetreu, R. Physische und chemische Beschaffenheit der Baumaterialien. 3. Aufl. Berlin 1881. Bd. 2, S. 304 — sowie in: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1878, S. 19. ^ |
| 137) Siehe: Baugwksztg. 1895, S. 597. — Thonind.-Ztg. 1896, S. 60. — Deutsche Bauz. 1898, S. 180, 204. ^ |
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des Putzes statt. Deshalb ist es auch nicht zweckmäßig, die Fugen des Mauerwerkes
zu tief hohl zu lassen, weil über diesen der Putz langsamer trocknen wird,
als über den Steinen. Rasch abgetrocknete Putzflächen werden die Fugen noch
lange als dunkle Linien erkennen lassen.
Bei starken Abweichungen von der lotrechten Ebene hilft man sich zur Verringerung der Putzdicke durch Eindrücken von Dachziegeln.
Die Römer stellten ihren durch große Dauer ausgezeichneten Wandputz bekanntlich sehr stark her, 7 bis 8cm bei besseren Ausführungen; doch kommen noch größere Putzstärken vor. Derselbe bestand nach Vitruv138) außer dem Berapp aus 3 Schichten feinsandigen Kalkmörtels und 3 Schichten nach außen feiner gemachten Marmorstucks, welche letztere tüchtig mit Stöcken geschlagen wurden.
Die Herstellung so dicken Putzes war wohl nur mit einem Mörtel von vorzüglicher Adhäsionskraft möglich und wenn man mit dem Auftrag einer neuen Schicht so lange wartete, bis die vorhergehende fest geworden war. Das Rissigwerden der Stucküberzüge wurde durch die tüchtige Bearbeitung derselben mit Stöcken verhindert. Aber auch die unteren Mörtelaufträge, denen bei großer Dicke Ziegelstücke beigemengt waren, scheinen stark zusammengepresst worden zu sein, wie aus den Beobachtungen Rondelet's139) hervorgeht. Dies hatte vielleicht den Zweck, zu verhindern, daß der Bewurf an der Oberfläche früher trocknete, als im Innern.
Putz auf Mauerwerk im Allgemeinen. (80.)
Will man einen dauerhaften Putz erzielen, so gilt für alle Arten von Mauerwerk die Regel, daß die zu putzenden Flächen frei von Staub sein müssen, da dieser trennend zwischen Mauer und Putz wirken und das feste Anhaften des letzteren verhindern würde. Zur Beseitigung desselben genügt das Abkehren mit Besen oder Abreiben mit scharfen Bürsten nicht; sondern es muß Besprengen mit Wasser stattfinden, was allerdings auch wieder nicht zu weit getrieben werden darf, um den Mauern nicht zu viel Feuchtigkeit zuzuführen. Dieses Annässen ist, wie schon mehrfach angeführt wurde, bei den ausgetrockneten Mauern auch notwendig, um zu verhindern, daß dem Mörtel zu rasch sein zur Erhärtung notwendiges Wasser entzogen werde.
Bei den aus Steinen aufgebauten Mauern ist ferner die Beseitigung aller lockeren Mörtelteile aus den Fugen notwendig, ebenso wie das Aufhauen der letzteren, wenn nicht mit offenen Fugen gemauert wurde. Im letzteren Falle dürfen aber aus schon im vorhergehenden Artikel angegebenem Grunde die Fugen nicht zu tief von Mörtel frei bleiben.
Putz auf Bruchsteinmauern. (81.)
Je rauher, poriger und kleinstückiger die natürlichen Steine sind, um so besser wird der Putz auf denselben haften.
Auf dichten und glatten Steinen, wie Granit, Basalt, Quarz u. s. w., hält er schlecht und um so schlechter, je größer die Stücke dabei sind, je weniger Fugen das Mauerwerk also enthält. Man muß sich alsdann möglichst auf einen Fugenbestich zu beschränken suchen; am besten scheint sich noch in diesen Fällen zum Putz Kalkcementmörtel zu bewähren; auch darf er nur in dünner Schicht aufgetragen werden. Einen besseren Halt für den Putz sucht man mitunter durch Einmauern von einzelnen Ziegeln zu erzielen, deren Köpfe bündig mit der Putzoberfläche liegen.
Nach Schäfer140) wurden im Mittelalter Bruchsteinmauern immer geputzt. Den Anschluß an vorhandene Eckquader, welche stets mit der Bruchsteinfläche in einer Flucht liegen, stellte man so her, daß der Putz entweder noch 15mm weit über die Anschlußfuge hinweg auf den Quader gelegt und dort scharf abgeschnitten wurde, oder daß man ihn auf der Quaderfläche flach auslaufen ließ, oder daß man auch noch den Quader mit einer sehr dünnen Mörtelschicht etwa von der Stärke eines Messerrückens bedeckte, welche so glatt gerieben wurde, daß sie wie poliert aussah.
| 138) Lib. VII, Kap. 3. ^ |
| 139) In: Theoretisch-praktische Anleitung zur Kunst zu bauen. Leipzig, Darmstadt und Wien 1834. Band 2, S. 339, Anmerkung. ^ |
| 140) In: Deutsche Bauz. 1880, S. 560. ^ |
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Putz auf Backsteinmauern. (82.)
Der geeignetste Untergrund für Putz ist Backsteinmauerwerk, nicht allein wegen der vielen Fugen, in denen derselbe Halt findet, sondern auch wegen der innigen Verbindung, welche ein normaler Mörtel durch Silikatbildung mit gut gebrannten Backsteinen eingeht. Dies befördert aber die Erzielung eines dauerhaften Putzes sowohl bei Fettkalk-, hydraulischem, als Cementmörtel, und deshalb ist es eine irrige Ansicht, zu glauben, für die Herstellung von zu putzenden Mauern wären noch die schlechtesten Steine gut genug. Nicht gar gebrannte Steine haben diese Eigenschaft nicht, weil sie nicht genügende Hitze erhielten, um Kieselsäure und Thonerde zum Aufschließen zu bringen. Sie verhalten sich nicht besser, als viele natürliche Steine, und werden vom Putz nur umhüllt.
Erneuerung des Putzes. (83.)
Machen sich auf Bruchstein- oder Backsteinmauern Ausbesserungen oder Erneuerungen des Putzes notwendig, so müssen die geputzt gewesenen Flächen zur Aufnahme des neuen Ueberzuges genügend vorbereitet werden, um dem letzteren Dauer zu sichern. Alle Poren der Steine sind mit Bindemittel gefüllt, so daß also bloße Reinigung und Aufhauen der Fugen nicht genügen, sondern eine Ueberarbeitung mit dem scharfen Hammer oder der Zweispitze, oder bei Backsteinen ein Abreiben notwendig ist, um frische Steinflächen bloß zu legen.
Putz auf Lehmsteinmauern. (84.)
Der Kalkmörtel haftet auf Mauern aus Lehmsteinen (Luftziegeln) schlecht, und doch ist für diese das Bedürfnis nach einem witterungsbeständigen Putz besonders vorhanden, weil der Lehm der Nässe nicht lange Widerstand leistet und unter deren Einfluß zerfällt. Für innere, in trockener Lage befindliche derartige Mauern genügt ein Lehmputz; für äußere könnte sich ein Cementputz anwenden lassen, da Portlandcementmörtel auf Lehm haftet, wenn nicht infolge des starken Setzens der Lehmwände der rasch erhärtete und spröde Cementputz Sprünge erhalten und sich ablösen, und wenn nicht durch das Gefrieren und Wiederauftauen des unter dem Cement immer etwas feuchten Lehmes der Ueberzug abgesprengt werden würde. Die Verwendung von Cementlehmputz hat bessere Ergebnisse geliefert141).
Um auch dem Kalkputz mehr Halt auf Lehmsteinmauern zu verschaffen, hat man nach allerhand Mitteln gesucht, von denen einige hier angeführt werden sollen.
Das kostspieligste und bei Anwendung von weiteren Vorsichtsmaßregeln wohl auch am meisten Aussicht auf Erfolg versprechende Mittel ist das, alle 3 bis 4 Lehmsteinschichten eine Schicht gebrannte Steine anzuwenden. Außerdem ist mit offenen Fugen zu mauern und den Steinen der Fassadenflächen gehacktes Stroh oder Flachsabgänge oder dergl. beizumengen (man hat es dann mit Lehmpatzen zu thun), oder das Haupt beim Streichen der Steine mit scharfem Sande zu bestreuen. Ist der Lehm sehr mager, so verschafft man den Steinen etwas mehr Wasserbeständigkeit durch Zusatz von gelöschtem Kalk. Vor dem Auftragen des Kalkputzes müssen die Lehmsteine vollständig trocken sein; sie sind aber bei Beginn des Putzens stark zu nässen, weil der trockene Lehm mit Begierde Wasser ansaugt.
Von anderen Mitteln, um dem Putz auf Lehmsteinen mehr Halt zu geben, sollen sich die folgenden gut bewährt haben: Einschlagen von kleinen Dachziegelstücken in die Fugen, oder Eindrücken, bezw. Einschlagen von Stücken Kalktuff oder poröser Ziegel in die Häupter der angefeuchteten Steine142), oder mehrmaliges heißes Teeren vor dem Kalkputzauftrag143), oder Zusatz von Sägespänen zum Mörtel144).
Die sichersten Ergebnisse, allerdings keinen eigentlichen Putz, erzielt man, wenn man die Wandflächen mit Wasser und dem Reibebrett abreibt und dann mit Kalkweiße abfilzt.
Diese verschiedenen Behandlungsweisen der Lehmsteinwände bieten nur dann eine Gewähr für einige Dauer, wenn neben sorgfältiger Ausführung dafür gesorgt wird, daß der Regen von den Wänden, die möglichst nur einstöckig aufzuführen
| 141) Siehe: Liebold, B. Der Zement. Halle a. S. 1875. S. 11. ^ |
| 142) Hierüber siehe: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1858, S. 37. ^ |
| 143) Ausführliches hierüber ebendas., 1866, S. 193. ^ |
| 144) Nach: Baugwksztg. 1890, S. 535. ^ |
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sind, durch weit vorspringende Dächer abgehalten und das Aufsteigen der Erdfeuchtigkeit
durch Isolierungen verhindert wird.
Putz auf Lehmpisémauern. (85.)
Auf Lehmpisémauern ist es noch schwieriger, einen haltbaren Kalkmörtelputz herzustellen, als auf Lehmsteinmauern, da die Fugen fehlen. Man hat es auch bei diesen Wänden versucht, dieselben mit Ziegelsteinstücken zu spicken, um dem Kalkputz Halt zu schaffen; infolge des Schwindens des Lehmes beim Trocknen werden aber die Steinstücke locker. Besser soll die Arbeit gelingen, wenn man die Wand vor dem Spicken mit porigen Steinen mit einem Strohlehmüberzug versieht. Das gewöhnlichste Verfahren besteht darin, daß die Wandflächen durch Bearbeiten mit einem stumpfen Besen rauh gemacht oder schräg von oben nach unten mit einem eisernen, rechenartigen Werkzeug Löcher in dieselben geschlagen werden. Dann wird ein dünner Rappbewurf von einem Mörtel aufgetragen, welcher aus 1 Teil Kalk, 3 Teilen Lehm und 2 Teilen Sand gemischt ist, und schließlich über diesem mit gewöhnlichem Kalkmörtel geputzt, am besten als Spritzbewurf. Auch der im vorhergehenden Artikel erwähnte Zusatz von Sägespänen zum Kalkmörtel soll sich bewährt haben.
Hauptsache für Herstellung eines dauerhaften Putzes ist die vorher auch innen vollendete Austrocknung der Mauer. Die nach dem Putzauftrag nach außen sich ziehende Nässe tritt zwischen Mauer und Putz und löst denselben in großen Tafeln ab.
Zeitpunkt des Putzens. (86.)
Von nicht geringer Wichtigkeit für die Erzielung eines dauerhaften Putzes auf den verschiedenen Mauerwerksarten ist die richtige Wahl der Zeit für die Ausführung. Wie schon mehrfach betont, ist es notwendig, die Trockenheit der Mauern abzuwarten, und zwar deshalb, weil durch den Putzüberzug das Austrocknen erschwert und verlangsamt wird. Es ist deswegen ein gerechtfertigtes Verfahren, das äußere Putzen der Gebäude erst einige Zeit nach Vollendung derselben vorzunehmen, so daß, wenn auch die Innenwände verputzt sind, doch die Feuchtigkeit nach außen entweichen kann. Sind die Mauersteine sehr wenig witterungsbeständig, so wird es sich allerdings empfehlen, den äußeren Putz zuerst auszuführen und mit dem inneren zu warten.
Das Verschieben des Putzens bis einige Zeit nach Vollendung des Baues hat noch den weiteren Vorteil, daß das Setzen desselben in der Hauptsache bis dahin vorüber sein wird und deshalb dieses nicht mehr die Veranlassung von Rissebildung im Putz sein kann.
Mit dem Zuwarten ist aber auch ein Nachteil verbunden. Je länger man wartet, um so mehr werden sich die für das feste Haften des Putzes wichtigen Poren der Steine mit Staub füllen, worauf man bei der Reinigung vor dem Beginn des Putzens gebührende Rücksicht zu nehmen hat.
Die günstigsten Jahreszeiten für die Ausführung des Putzes sind Frühjhar und Herbst. Der Winter ist unzulässig wegen des Frostes; die heißen Sommermonate sind wegen des zu raschen Austrocknens nicht zu empfehlen. Das zeitige Frühjahr hat den Nachteil, daß die Mauern der während des Herbstes im Rohbau vollendeten Bauten noch zu viel Feuchtigkeit enthalten, die im Winter nicht genügend verdunsten konnte; auch können zu dieser Zeit leicht Schäden durch Nachtfröste entstehen; das letztere gilt auch für den Spätherbst.
Besonders vorsichtig muß man bei Cementputz in der Wahl der Jahreszeit sein, da dieser gegen Hitze und Frost sehr empfindlich ist. Ist derselbe zu einer Zeit auszuführen, wo Frost leicht eintreten kann, so muß man ihn möglichst steif
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verwenden, damit er nicht viel mehr als das zum Abbinden erforderliche Wasser
enthält.
Arten des Putzens. (87.)
Man kann den Putz nach der Anzahl der bis zur Vollendung aufeinander folgenden Mörtelaufträge in ein-, zwei-, drei- und vierschichtigen Putz unterscheiden 145). Wir wollen hier aber die gebräuchlichen Arten unter den üblichen Namen vorführen. Es sind dies Berapp-, gestippter Putz, Rieselbewurf, ordinärer Putz, Spritzbewurf, feiner (glatter) Putz, Stuckputz.
Berapp. (88.)
Der Berapp, Rappputz oder rauhe Bewurf unterscheidet sich vom Bestich, d. h. vom Auswerfen oder Ausschweißen der Fugen in allen ihren Vertiefungen mit einem groben, dünnen Mörtel (siehe Art. 66, S. 72), dadurch, daß nicht nur die Fugen und deren nähere Umgebung mit Mörtel beworfen werden, sondern dies in dünner Schicht über die ganze Ausdehnung der Mauer erfolgt. Der an einzelnen Stellen zu stark aufgetragene, grobsandige Mörtel wird mit der Kelle abgestrichen. Der Putz behält seine rauhe Oberfläche oder wird mit der Kelle geglättet.
Die Herstellung eines guten Berappes erfordert eine ziemlich kunstfertige Handhabung der Kelle. Diese muß noch größer sein, wenn dem Mörtel grobe Kiesel beigemengt werden, da der Anwurf dann so erfolgen muß, daß später nichts wieder weggenommen zu werden braucht. Man nennt diese Art der Ausführung wohl auch Spritzbewurf, der sich aber von dem nachher zu besprechenden wesentlich unterscheidet.
In manchen Gegenden wird der Berapp in der Weise ausgeführt, daß die Kellenwürfe an der Wand aneinander gereihte Häufchen bilden; dies ist der Kraus-, Tüpfel- oder Häufchenputz, der mitunter bis zur Bildung von regelmäßigen Mustern (Rosetten u. dergl.) getrieben wird.
Gestippter Putz. (89.)
Der gestippte, gestäppte oder Besenputz ist ein Berapp, dessen Oberfläche ein gleichmäßig gekörntes Aussehen dadurch erhält, daß man ihn vor dem Erstarren mit einem stumpfen Reisigbesen stippt oder stupft.
Rieselbewurf. (90.)
Den Rieselbewurf erhält man, wenn über einem Berapp ein Anwurf mit einem Mörtel ausgeführt wird, der mit gesiebten Kieseln von der Größe einer kleinen Haselnuß gemengt ist.
Ordinärer Putz. (91.)
Der ordinäre Putz besteht aus zwei Schichten. Nachdem die Fugen des Mauerwerkes bestochen (ausgeschweißt) worden sind, wird ein erster rauher und dünner Anwurf ausgeführt, den man etwas erstarren läßt, bis er kleine Risse bekommt. Darüber kommt dann ein zweiter, etwas magerer Bewurf, der durch Abreiben weniger oder mehr geglättet wird146).
Spritzbewurf. (92.)
Beim Spritzbewurf, auch Besenbewurf genannt, wird wie bei Herstellung des ordinären Putzes verfahren, nachdem aber der zweite Bewurf oberflächlich abgerieben ist, ein dritter von einem dünnen, aus Kalk, nicht zu feinem Quarzsand von gleichmäßigem Korn und der Farbe, nach welcher die Fassade abgetönt werden soll, zusammengesetzten Mörtel angespritzt. Dies geschieht, indem man einen mit der rechten Hand geführten stumpfen Besen gegen ein in der linken gehaltenes Holz so anschlägt, daß der Inhalt des Besens an die Wand geworfen wird.
Feiner Putz. (93.)
Der feine Putz wird wie der ordinäre hergestellt, der zweite Auftrag aber nur mit der Kardätsche — einem großen, länglichen Reibebrett — abgerieben und dann ein dritter von etwas fetterem, mit ganz feinem Sande hergestelltem Mörtel aufgezogen. Dieser wird dann sorgfältig mit dem nur leicht angedrückten Reibebrettchen abgerieben.
| 145) Siehe: Mothes, O. Illustrirtes Baulexikon. 3. Aufl. Leipzig und Berlin 1876. Band 3, S. 482: Art. »Putz«. ^ |
| 146) Näheres über die Ausführung des ordinären Putzes wurde mitgeteilt in der 1. Auflage dieses Heftes (Art. 90, S. 93). ^ |
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Jeder Auftrag darf erst erfolgen, nachdem der vorhergehende etwas angezogen
hat, d. h. einen Teil seines Wassergehaltes verloren hat und steif geworden ist, so
daß er durch das Gewicht des neu angetragenen Mörtels nicht von der Wand abgelöst
werden kann. Das Abreiben muß unter Benetzung mit Wasser stattfinden.
Will man ganz feinen Putz erzielen, so verwendet man mit Filz beschlagene Reibebrettchen,
was aber eigentlich nur bei innerem Wandputz vorkommt.
Bües147) stellt als oberste Regel zu Erlangung eines dauerhaften Mauerputzes, mag derselbe nun aus Portlandcement, hydraulischem oder fettem Kalk hergestellt werden, die auf, zu der ganzen Dicke des Putzes nur eine, und zwar die für den jedesmal vorliegenden besonderen Fall geeignetste Mörtelmischung zur Anwendung zu bringen, nicht aber, wie es häufig geschieht, mehrere Lagen von ungleicher Mischung übereinander aufzutragen. Jede der Mischungen hätte ihren eigenartigen Adhäsions-, Kohäsions-, Bindungs- und Schwindungsvorgang, so daß bei gleichzeitiger Anwendung derselben die Erzielung eines wirklich einheitlichen äußeren Mauerputzes mindestens sehr erschwert würde.
Weiter verlangt Bües, daß die ganze Dicke der Putzschicht, die man an den schwächsten Stellen nicht unter 15mm nehmen sollte, in sehr kurzen Zwischenräumen, womöglich »in einer Hitze«, wie der Maurer sich ausdrückt, aufgetragen wird, um ein Wiederaufweichen abgebundener Teile infolge von Anwendung vielen Wassers zu vermeiden.
Diesen Anforderungen kann bei äußerem Mauerputz entsprochen werden, wo es sich in der Regel nicht um Herstellung sehr glatter Wandflächen handelt, und wenn die »sehr kurzen« Zwischenräume so lang bemessen sind, daß der erste Putzauftrag, wie oben besprochen wurde, so weit abgestorben ist, daß er den zweiten ertragen kann.
Mit diesen Forderungen etwas in Widerspruch steht der Ambroselli'sche preisgekrönte Wandputz148) für Ziegelmauern. Derselbe verlangt außer den sonst allgemein als richtig anerkannten Bedingungen eines Mauerwerkes aus guten Backsteinen, vollständig reiner Mörtelbestandteile und der genügenden Annässung des Mauerwerkes die Anwendung von drei verschiedenen Sorten von Mörteln, zu deren Bereitung drei verschiedene Sandsorten und verschieden große Zusätze von Portlandcement benutzt werden.
Stuckputz. (94.)
Unter dem Namen Stuck (Stucco) begreift man sehr verschiedenartige Mörtel: man nennt so reinen Gipsmörtel, aber ebenso auch Gemisch von Sand, Kalk und Gips (Kalkstuck) oder Kalk, Sand und Marmorstaub (Marmorstuck). Auch Mörtel mit anderen Zusätzen, wie Steinkohlenstaub, Ziegelmehl, Eisenfeilspänen u. dergl. werden Stuck genannt. Mit dem Stuck bezweckt man die Erzielung sehr glatter und dichter, häufig sogar polierbarer Flächen, oder man verwendet ihn zum Formen von Ornamenten oder Herstellen von Gesimsen an den Wänden selbst.
Für die Anwendung am Aeußeren der Gebäude eignen sich, wegen ihrer geringen Wetterbeständigkeit, diejenigen Stuckarten sehr wenig, welche Gips enthalten. Hie und da braucht man sie aber doch hierzu und sucht sie dann durch Oelfarbenanstrich zu schützen. Ein Kalkstuckputz zu diesem Zwecke besteht nach Fink149) aus fertigem Kalkmörtel und Gips zu gleichen Teilen, oder aus 3 Teilen Kalk, 3 bis 4 Teilen Gips und 3 bis 4 Teilen Sand. Die sorgfältig gemischte und mit Wasser angemachte Masse erhärtet nur langsam, läßt sich also bequem verarbeiten, erlangt aber keine große Härte.
Nach Rondelet150) verwendet man zu Stuckarbeiten im Freien für den Untergrund ein Puzzolanmörtel oder an Stelle dessen, der schnelleren Erhärtung wegen, Zusätze von Ziegelmehl und Kreide oder gepulvertem Kalk, oder man nimmt ein Gemenge von 6 Teilen Kalk, 3 Teilen Sand, 2 Teilen Hammerschlag, 1 Teil Ziegelmehl und 1 Teil Weinstein. Der Ueberzug wird aus 2 Teilen Kalk und 1 Teil gepulvertem Marmor hergestellt.
| 147) Siehe: Deutsche Bauz. 1874, S. 179. ^ |
| 148) Nähere Angaben in: Deutsche Bauz. 1875, S. 13. ^ |
| 149) In: Der Tüncher, Stubenmaler, Stukkator und Gypser. Leipzig 1866. S. 162. ^ |
| 150) In der in Fußnote 139 angegebenen Quelle, S. 364. ^ |
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In Venedig bedient man sich für Fassaden und für das Innere von Gebäuden
eines marmorähnlichen, sehr dauerhaften Putzes, der den Namen Marmorino führt
(intonacco a marmorino). Bei diesem wird der erste Bewurf mit einem Mörtel aus
Kalk und Ziegelmehl ausgeführt; darüber kommt ein zweiter zur Ausgleichung der
Unebenheiten des ersten, aus Kalk und feinem Sande bestehend, und schließlich
ein dritter von Marmormörtel, der aus bestem weißem Kalk und Marmorpulver bereitet
wird. Diese letzte Schicht wird nur 2,5mm dick aufgetragen und, wenn sie
zu trocknen beginnt, aber noch dehnbar ist, mit einer stählernen, an den Ecken
abgerundeten Polierkelle geglättet, während man die Fläche mit dünnem Seifenwasser
annetzt151).
Aehnlich ist der in Mailand, Parma und anderen Orten angewendete Stucco a lucido (auch Marmorino oder Scaliolo genannt), dessen äußerste Schicht aus 3 Teilen Marmormehl und 1 Teil durchgesiebtem Kalk hergestellt wird152).
Der von der Hannoverschen Portlandcementfabrik-Aktiengesellschaft (vorm. Kuhlemann & Meyerstein) in Hannover hergestellte Mühlenbruch'sche Marmorkitt153) ist, wie es scheint, auch nur eine Mischung von Marmormehl mit reinem gebranntem Kalk, dem man zur Herstellung von Putz nach Bedarf Sand oder Marmorkleinschlag zumischt, oder welchen man zur Verbesserung gewöhnlichem Putzmörtel zusetzt. Der Marmorkittmörtel soll von Wasser nicht zersetzt werden, soll eine glänzende Oberfläche auch ohne Polieren erhalten und einen guten Untergrund für Malereien und Sgraffito abgeben.
Quaderputz. (95.)
Sehr häufig findet man die Fassaden von Putzbauten mit der Nachahmung eines Quaderfugenwerkes ausgestattet; man spricht dann von »Quaderputz«. So lange diese Verzierungsweise sich innerhalb der Grenzen hält, welche Werkstoff und Stilgesetze ziehen, ist sie als eine berechtigte zu betrachten und wohl geeignet, große Wandflächen zu beleben und Mängel in der Färbung derselben zu verdecken. Sie wird aber unzulässig und verwerflich, wenn sie Nachahmung der Wirkungen von derbem Quaderwerk bezweckt, also das Gebiet der Flächenverzierung verläßt und besondere bauliche Vorkehrungen, wie Vormauern der Quaderspiegel in Backsteinen, veranlaßt. Die Herstellung der Fugen muß sich auf ein Einreißen derselben beschränken, ohne eine übermäßige Dicke des Putzes nötig zu machen.
Die wagrechten Fugen werden zuerst auf der Putzfläche eingeteilt und vorgezeichnet, dann erst die lotrechten. Man reißt sie mit einem Grabstichel oder Fugeisen in den noch nicht ganz erhärteten Putz ein, indem man diese Werkzeuge an einem Richtscheite hinführt. Erhalten die Fugen ein Profil, so setzt man das entsprechend geformte Eisen in eine Art Hobel ein und führt dasselbe an einer mit Putzhaken befestigten, geradlinig gehobelten Latte hin154).
Wert der verschiedenen Putzarten. (96.)
Bei der Wahl einer der verschiedenen Putzarten wird einesteils der Kostenpunkt, anderenteils die gewünschte Zierwirkung entscheidend sein. Weniger oft kommt leider die Frage nach der Dauerhaftigkeit in Betracht. Mit Recht nimmt man wohl im allgemeinen an, daß der Putz mit rauher Oberfläche dauerhafter, als der glatte sei. Der Grund hierfür liegt darin, daß bei letzterem durch das Abreiben das Abbinden des Mörtels gestört wird. Dagegen kommt allerdings in Betracht, daß an der glatten Putzfläche sich weniger Staub ansetzt und das Wasser schneller abfließt, als an der rauhen. Gewiß ist die dauerhafteste und dabei eine sehr billige Putzart mit Kalkmörtel der im Mittelalter durchweg angewendete, mit der Kelle geglättete Berapp, der zumeist allerdings unseren verfeinerten neuzeitlichen Ansprüchen
| 151) Nähere Mitteilungen in der in Fußnote 149 angeführten Quelle, S. 164. ^ |
| 152) Siehe: Notizbl. des Arch.-Ver. zu Berlin. Neue Folge, Band I. Berlin 1847. S. 15. ^ |
| 153) D. R.-P. Nr. 48_614. ^ |
| 154) Ausführlicheres über Quaderputz in der in Fußnote 149 angeführten Quelle, S. 137 u. ff. ^ |
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im Aussehen nicht genügt. Gerühmt wird die Haltbarkeit des Spritzbewurfes, mit
welchem man, beiläufig bemerkt, einfache verzierende Flächenteilungen durch
Wechsel von glatten und rauhen Feldern oder Streifen auf leichte Weise erzielen
kann. Die Erfahrung hat übrigens gezeigt, daß auch bei entsprechender Sorgfalt
ein dauerhafter glatter Putz hergestellt zu werden vermag.
