Durm:Sonstige Holzwände

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in Kapitel 7: Wände aus Holz. (Holzbau.); vorheriges Unterkapitel: Durm:Hohle Fachwerkwände. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Grafik: Fig. 368440) 1/50 w. Gr.


Bretterwände. (205.)

Der Wandschluß der hohlen Fachwerkwände wird vielfach, wie besprochen, durch Bretter bewirkt und dementsprechend auch auf diese die Bezeichnung »Bretterwände« angewendet, während man sie eigentlich »verbretterte Wände« nennen sollte. Bretterwände im engeren Sinne sind nur diejenigen, bei denen das Holzgerüst wegfällt, die also nur aus Brettern zusammengesetzt werden.

Solche Bretterwände kommen mitunter, früher mehr als jetzt, zur Herstellung leichter und sich selbst tragender Scheidewände in Verwendung. Sie bestehen aus einer doppelten Bretterlage, von denen die eine aus lotrecht stehenden, die andere aus schräg gerichteten Brettern gebildet wird (Fig. 368440)).

Die zur Verbindung beider




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dienenden Nägel werden an den Enden umgenietet. Diese Wände werden entweder nur tapeziert oder geputzt; sie sind also ebenso wie die entsprechenden Verbretterungen zu behandeln.

Grafik: Fig. 369 1/20 w. Gr.

Auch für diese Wände empfiehlt sich die Aufstellung über einem Balken. Zur Befestigung werden an Fußboden und Decke oder an die Balken starke Leisten genagelt, an diese zuerst die lotrechten Bretter geschlagen und auf diese die schräg gerichteten (Fig. 369).


Lattenwände (206.)

Aehnlich, wie mit den Bretterwänden, verhält es sich mit den Lattenwänden. Während die belatteten Wände ein Holzgerüst notwendig haben, bestehen sie häufig nur aus zwei sich kreuzenden Lagen von Latten.

Solche Lattenwände werden unter Benutzung weniger Ständer zur Herstellung ganzer Bauwerke, Spalierbauwerke (vergl. Art. 194, S. 214), verwendet. Sie kommen jedoch auch als Scheidungen vor und geben in ihren Zwischenräumen einem beiderseitigen Putzauftrag Halt und Zusammenhang; sie sind leicht, wenig Raum beanspruchend und dabei ziemlich feuersicher.

Palladio soll diese Konstruktion in der Rotonda bei Vicenza angewendet haben. Fig. 370 zeigt dieselbe441).

Grafik: Fig. 370

Diesen geputzten Lattenwänden verwandt sind Wände mit Einlagen aus Lattengeflecht oder Rohrgewebe 442) in den Mörtel, welche auch ziemlich feuersicher sein sollen.


Gestemmte Wände. (207.)

Zur Teilung von größeren Räumen besserer Ausstattung in ganzer Höhe oder in nur einem Teile derselben, für kleine Gebäude im Inneren großer Hallen (z. B. Fahrkartenverkaufsstände in Bahnhofshallen etc.) kommen oft gestemmte Wände in Anwendung. Diese bestehen aus einem profilierten Rahmwerk von starken Brettern, in welches schwächere Füllungen eingeschoben sind, wenn nicht starke überschobene Füllungen angewendet werden. Sie erhalten Sockel und Bekrönungsgesims und haben nach beiden Seiten ein gutes Ansehen zu bieten. Können sie nicht an beiden Enden an anderen Wänden Befestigung finden oder stehen sie ganz frei im Raume, so sind an den betreffenden Enden bezw. Ecken Ständer anzubringen, die ihre Befestigung in oder auf dem Fußboden finden. Die Konstruktion der gestemmten Wände ist derjenigen der Thürflügel und Wandtäfelungen so verwandt, daß deren Besprechung hier unterlassen werden kann.


Zerlegbare Wände. (208.)

Nicht selten ist das Bedürfnis vorhanden, Scheidewände zeitweilig zu entfernen, oder kleine Gebäude, wie Ausstellungsbauten, Schaubuden, Bau- und Badehütten etc. an einen anderen Ort zu bringen. Dazu ist es notwendig, sie ohne Schaden auseinander nehmen und wieder zusammensetzen zu können.

Dies läßt sich auf zwei Weisen erreichen, entweder indem man die Wände, von denen hier allein die Rede ist, in alle einzelnen Teile zerlegt, oder indem man sie in größere, als Rahmwerke oder Tafeln konstruierte Abteilungen trennt. Als Be-

441) Nach: Fink, K. Der Tüncher u. s. w. Leipzig 1866. S. 134. ^
442) Vergl: Baugwksztg. 1893, S. 507. ^




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festigungsmittel müssen dabei Nägel und gewöhnliche Holzschrauben in der Hauptsache vermieden werden; zur Erzielung einigermaßen dichter Wände empfehlen sich als Verbindungen die Spundungen und Ueberfalzungen.

Die Befestigungsmittel zur Herstellung lösbarer Verbindungen der einzelnen Wandteile sind ziemlich mannigfaltig. Sie werden gewöhnlich nur für die Gerippehölzer der nach Art der Bohlenwände oder Rahmwerke gebildeten Wände nötig, in deren Nuten oder Falze die Füllungen als einzelne Bretter oder zusammenhängende Tafeln eingeschoben werden.

Grafik: Fig. 371, Fig. 372, Fig. 373, Fig. 374, Fig. 375, Fig. 376, Fig. 377


Fig. 371 bis 373 zeigen lösbare Verbindungen von Ständern und Rahmhölzern oder Schwellen mit Hilfe von Schlitz-, bezw. Schwalbenschwanzzapfen und Holzkeilen.

Grafik: Fig. 379, Fig. 380
Grafik: Fig. 378

Fig. 374 stellt eine Verbindung dar, die durch einen Schraubenbolzen mit vorgeschlagenem keilförmigen Splint bewirkt wird. Der Splint ist gebogen und wird in einer entsprechenden Vertiefung des einen Holzes durch den Schlitz des Bolzens geschoben. Fest getrieben wird er entweder mit einem Hammer oder mit dem in Fig. 376 abgebildeten Schlüssel, welcher in eine Einkerbung des Splintes (Fig. 377) und ein dieser gegenüber in das Holz gebohrtes Loch (Fig. 374) einzusetzen ist. Damit eine Verdrehung der verbundenen Hölzer nicht stattfinden kann, werden entweder Dübel (Fig. 374) oder kurze Zapfen (Fig. 375) angewendet. Fig. 378 u. 379 geben weitere Beispiele für die Benutzung dieser Verbindung. Da der Splint mit einer Schmalseite sich fest an die Wand der Vertiefung legen muß,



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so ist es zweckmäßig, um Beschädigungen des Holzes zu verhüten, daselbst zwei Eisenspitzen einzuschlagen (Fig. 374443)).

Fig. 380 zeigt eine Verbindung durch Anwendung zweier Schrauben, von denen die eine zugleich die Mutter für die andere bildet. Dieselbe kann durch Nachziehen der langen Schraube immer dicht gehalten werden444).

Ein Beispiel für Zerlegen der Wände eines Gebäudes in größere Abteilungen bietet eine Badeanstalt zu Holzminden445). Diese ist nicht allein in vier große Teile zerlegbar, sondern auch die Seiten- und Scheidewände der Ankleidezellen sind wegnehmbar.

Das Zerlegen des ganzen Gebäudes in vier große Abteilungen ist durch die in Fig. 383 dargestellte Verbindung der Schwellen ermöglicht. Die Langschwellen greifen mit einer schrägen Fläche übereinander und werden in dieser Lage durch umgelegte verschraubte Bänder festgehalten. Ein Verschieben in der Längenrichtung wird durch die Verkämmung mit den Querschwellen verhindert. Die oberen Rahmen der Wände sind an den Teilungsstellen nur durch übergenagelte Leisten in Verbindung gebracht.

Grafik: Von einer Badeanstalt zu Holzminden445).Fig. 381 1/50 w. Gr., Fig. 382 1/25 w. Gr., Fig. 383 1/50 w. Gr., Fig. 384 1/25 w. Gr.


Die Ständer sind mit den Schwellen nicht durch Zapfen verbunden, sondern setzen sich nur mit schrägen Flächen auf dieselben, damit das eindringende Wasser rasch ablaufen kann. Die Verbindung erfolgt durch an die Ständer aufgeschraubte starke Flacheisen, welche durch in die Schwellen eingeschlagene eiserne Krampen gesteckt werden (Fig. 381 u. 382). Die äußeren Umfassungen sind in Teile zerlegt, die von Ständer zu Ständer reichen, und diese sind aus lotrechten, auf wagrechte Leisten genagelten Brettern zusammengesetzt. An jeder Seitenkante der so gebildeten Tafeln sind drei eiserne Krampen angebracht, welche die Verbindung der benachbarten Tafeln durch Schraubenbolzen ermöglichen, die zugleich durch die Ständer hindurchgesteckt werden (Fig. 381 u. 384).

Die Scheidewände sind ebenfalls als Tafeln gebildet, aber aus wagrechten Brettern mit lotrechten Leisten. Diese sind lose in Nuten geschoben, welche an den Ständern durch an diesen befestigte je 2 Latten gebildet werden. Drei dieser Latten sind festgenagelt, die vierte jedoch angeschraubt, um sie für das Wegnehmen der Querwand leicht beseitigen zu können.

Zerlegbare Scheidewände aus Holz werden noch weiter in Kap. 10 besprochen werden.

443) Ueber diese Verbindungsweise siehe: Möllinger, C. Zimmerconstructionen. Höxter a. W. 1878. Heft 1, Taf. 12. ^
444) Siehe: Deutsche Bauz. 1880, S. 484. ^
445) Siehe: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. in Hannover 1888, S. 27. ^