Durm:Malerischer Schmuck

From Durm

Jump to: navigation, search
in Kapitel 4: Geputzte Mauern aus Bruch- und Backsteinen. (Putzbau.); vorheriges Unterkapitel: Durm:Anstriche. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




Seite 89 (Scan)

Scan der Originalseite 89
vergrößern
Scan der Originalseite 89


Allgemeines. (102.)

Die eben besprochenen Anstriche werden, außer in der Absicht zu schützen, zwar auch in der zu verschönern angebracht; aber diese einfachste Art des Schmuckes geht nicht über das gewöhnliche Bedürfnis hinaus und ist in Rücksicht auf die Sauberkeit der Erscheinung selbst bei den geringsten, in Putz ausgeführten Gebäuden als notwendig geboten. Anders liegt es bei den nun zu besprechenden Behandlungsweisen, die nur zur Anwendung gelangen, wenn es sich um künstlerische Ausschmückung von Gebäudefassaden durch Malerei handelt. Von diesen sollen hier aber nur diejenigen kurz vorgeführt werden, die eines Putzes als Untergrund bedürfen, der also auch selbst dann bei malerischer Ausstattung von Fassaden angebracht werden muß, wenn diese sonst in Rohbau ausgeführt sind.

Die Mittel, deren die malerische Ausschmückung zu ihrer Ausführung bedarf, sind zwar zum großen Teile dieselben, wie sie bei den Anstricharten angewendet werden; in der Regel bedient man sich aber ausgedehnterer Vorkehrungen, um den durch Künstlerhand ausgeführten ornamentalen oder figürlichen Malereien die größtmöglichste Dauer zu verschaffen. Leider ist es für unser nordisches Klima bis jetzt nicht gelungen, diese in Verhältnis zu bringen zu der der monumentalen Bauwerke selbst, in deren architektonischen Ausstattung dieselben ein nicht unwesentliches Glied zu bilden bestimmt sind. Auch die viel versprechende Keim'sche Mineralmalerei muß in dieser Beziehung noch die Probe bestehen. Unerreichbar in ihrer Dauer




Seite 90 (Scan)

Scan der Originalseite 90
vergrößern
Scan der Originalseite 90


und deshalb die monumentalste Malerei bleibt die nicht durch Farbenauftrag, sondern durch Zusammensetzung in der Masse gefärbter Stücke erzielte: das Mosaik.

Ueber die malerische Ausschmückung in Oelfarben, über die in bautechnischer Beziehung hier nichts Neues weiter beizubringen ist, kann ganz hinweggegangen werden; ebenso können wir uns mit der Freskomalerei, die für die Anwendung im Freien sich als zu wenig dauerhaft erwiesen hat, sehr kurz fassen.


Sgraffito. (103.)

Eine vorzüglich für den künstlerischen Schmuck von Putzflächen geeignete Malweise ist die des Sgraffito159). Bei demselben wird ein dunkler Putzgrund mit einer hellen Tünche überzogen und aus dieser letzteren, solange der Putz noch feucht ist, die Zeichnung herausgekratzt, so daß dieselbe sich in dunklen Umrissen abhebt und durch Schraffierungen Körperschatten erhalten kann. Es ist aber nicht ausgeschlossen, namentlich bei Ornamenten, durch Flächenabhebung die Zeichnung dunkel auf hell oder umgekehrt erscheinen zu lassen. Es darf, wie bei der Freskomalerei, an einem Tag nur so viel Putz fertig gestellt werden, als man mit Malerei zu bedecken vermag. Dies bedingt rasches, nicht ängstliches Arbeiten und einfache, nicht kleinliche Behandlung des Kartons, was aber gerade monumentaler und zur architektonischen Gliederung der Fassaden passender Wirkung förderlich ist.

Die Dauer der Sgraffito-Malereien ist abhängig zunächst von der des Kalkweißeüberzuges, also von dem Haften dieses auf dem Untergrunde, und dann vom festen Zusammenhang der einzelnen Schichten dieses letzteren. Demnach muß der gesamte Putz eine innig zusammenhängende feste Masse bilden, die nur langsam trocknen darf, um Zeit zur Ausführung größerer Bildflächen zu gewähren. Dies bedingt aber übrigens wie bei allen malerischen Ausschmückungen, abgesehen von den Maßnahmen zur Erzielung eines dunklen Untergrundes, eine besonders vorsichtige Behandlung des Putzes. Hierin, wohl aber auch oft in dem Bestreben, die einfache Kunstweise der schwarzen Zeichnung auf weißem Grunde durch bunte Farbenwirkungen zu ersetzen, mag der Grund für die häufig zu treffende geringe Dauer moderner Sgraffiti liegen. Das Verfahren der italienischen Erfinder (wie man annimmt, des XV. Jahrhundertes) ist uns nicht genügend bekannt; es wäre vielleicht auch für unser Klima nicht passend. Wir thun daher gut, uns an diejenigen neueren Ausführungsweisen zu halten, die wirklich dauerhafte Ergebnisse geliefert haben. Unter diesen steht immer noch obenan diejenige G. Semper's, welcher auch das Verdienst hat, das Sgraffito zuerst wieder in Deutschland eingeführt zu haben.

Sein auf dem Wege des Versuches gefundenes Verfahren, einen für Sgraffito geeigneten, glashart, nicht rissig werdenden und nicht abblätternden Putz zu erzeugen, ist kurz das folgende160).

Das Mauerwerk wird zuerst auf gewöhnliche Weise mit einem Mörtel berappt, dem, um ihm eine schärfere Rauhigkeit zu geben, 10 Prozent des groben Kiessandes an grob gestoßener Steinkohlenschlacke zugesetzt ist. Auf diesen trocken gewordenen Untergrund wird ein zweiter Auftrag gebracht, der dick genug ist, die Unebenheiten des ersten zu decken und auszugleichen, und welcher glatt geebnet und fest gedrückt wird. Derselbe besteht aus 5 Teilen gepulvertem Wetterkalk (schwach hydraulischer Kalk, der langsam unter Sanddecke gelöscht wurde), 6 Teilen schwarzem scharfem Flußsande, 2 Teilen grob gestoßenen Steinkohlenschlacken (unter welchen sich Körner von der Größe kleiner Schrote befinden können). Auf diesen noch feuchten Auftrag kommt ein dritter, dessen Zusammensetzung die folgende ist: 4 Teile gepulverten Kalk (wie vorher), 3 Teile schwarzer Sand, 4 Teile Schlacken (so fein wie Sand gestoßen), 1 Teil Holzkohlenstaub und Frankfurterschwarz nach Belieben zur Verstärkung der Schwärze des Mörtels. Dieses, sowie die Holzkohle sind in der Menge vorsichtig zu bemessen. Ist diese Schicht fest angedrückt

159) Siehe hierüber auch Teil IV, Halbband 1 (Art. 137, S. 135 [2. Aufl.: Art. 143, S. 155]). ^
160) Nach: Semper, G. Kleine Schriften. Berlin und Stuttgart 1884, S. 508 u. ff. ^




Seite 91 (Scan)

Scan der Originalseite 91
vergrößern
Scan der Originalseite 91


und geebnet, so folgt, ehe sie trocken ist, eine vierte dünne Oberschicht aus 31/4 Teilen Kalk (wie oben), 2 Teilen Sand, 4 Teilen Schlacken, 1 Teil Holzkohlenstaub und 1/4 Teil Frankfurter Schwarz — alles durch ein Haarsieb gesiebt. Zuletzt nimmt man zum Abglätten die gleiche Mischung, jedoch nur mit 1 Teil Sand. Auf den feuchten, sorgfältig geglätteten Putz kommt dann ein dreimaliger Anstrich mit Kalkmilch, der nur den schwarzen Grund zu decken bestimmt ist und etwa 3mm dick ist.

Semper hält das Zusetzen von Erdfarbe zur Kalkmilch, um das grelle Weiß zu dämpfen, weil leicht Flecken entstehen, für gefährlich. Bei der Sternwarte in Zürich hat er diese Dämpfung durch eine nach dem Erhärten des Putzes aufgetragene Lösung von Asphalt in Lauge gut erreicht.

Mothes hat dieses Verfahren, welches wegen des viermaligen Putzauftrages etwas kostspielig ist und sonst auch noch einige Schwächen besitzen soll, zu verbessern gesucht. Indem hierüber auf die unten angeführten Quellen161) verwiesen wird, sei hier nur so viel mitgeteilt, daß nach Mothes der Berapp im Sommer oder Herbst ausgeführt und über den Winter stehen bleiben soll, daß dann nur noch zwei weitere Putzaufträge außer den drei Kalkweißeanstrichen notwendig sind und daß dann später noch Schutzanstriche von heißem Leinölfirniß oder einer Lösung von Asphalt in einem flüchtigen Oel folgen sollen. Die Mörtelbewürfe sind etwas anders gemischt, als die Semper'schen; besonders ist auf die verschiedene Fettigkeit des Kalkes Rücksicht genommen; auch können dem obersten Putzgrund verschiedenartige Farben zugesetzt werden. Der Kalkmilchanstrich soll nicht unter 13/4 und nicht über 13/4mm stark sein.

Schließlich sei hier noch das Verfahren mitgeteilt, nach welchem die Sgraffito - Malerei der Augustus-Straßenfront des kgl. Stallhofes in Dresden, eine der ausgedehntesten Ausführungen dieser Art in neuerer Zeit (Anfang der siebenziger Jahre), hergestellt worden ist162). Die Mauer wird tüchtig genäßt und mit einem Mörtel aus Spitzgrundkalk (hydraulischer Kalk), scharfkantigem Elbkies und gestoßenen, reinen Steinkohlenschlacken (1/2 Kies, 1/2 Schlacken) berappt und einige Wochen stehen gelassen. Vor dem Auftrag des zweiten Putzes werden mit einem stumpfen Rutenbesen alle Staub- und losen Mörtelteile beseitigt und der Untergrund stark angenäßt. Der zweite Putz besteht aus 2 Raumteilen sein gestoßenen, gesiebten Schlacken, 11/2 Raumteilen feinem Kies oder grobem Sand, 1 Raumteil steifem Kalk und 1/4 Raumteil Frankfurter Schwarz (I. Qualität), 1cm stark aufgetragen, abgezogen und etwa 11/2 bis 2 Stunden stehen gelassen. Der dritte Putz hat dieselbe Mischung, wie der zweite; nur müssen der feine gewaschene Sand und die gepulverten Schlacken durch ein Haarsieb gesiebt werden. Derselbe wird mit der Tünchscheibe und vorzüglich mit der Kelle, mit Anwendung aller Kraft, solange bearbeitet, bis eine ganz glatte Oberfläche erscheint. Dann wird sofort die mit einer Erdsarbe (Ocker) gemischte Kalkweiße mittels eines breit gebundenen Borstenpinsels aufgetragen. Beim ersten Strich nimmt man nur Kalkweiße, beim zweiten Kalkweiße mit etwas Farbe, beim dritten soviel Farbe, als der gewünschte Ton verlangt. Um einen gleichmäßigen Grund zu erhalten, muß möglichst viel von jeder Mischung vorrätig gehalten werden. Nach Verlauf einer Stunde wird die Zeichnung aufgepaust, am besten erst die Umrisse, dann die Körperschatten (Schlagschatten nur, wenn es die Klarheit der Zeichnung erfordert).

Die auf den sorgfältigst hergestellten Putzgrund aufgepauste Zeichnung wird mit eisernen Griffeln eingegraben. Die Form der letzteren ist nach dem Belieben des Malers verschieden, entweder meißel-, löffel- oder messerartig. Auch wendet man besondere Werkzeuge zum Ziehen von parallelen Linien oder konzentrischen Kreisen an. Fortlaufende Ornamente, wie Mäander, Flechtbänder u. s. w., können mit Hilfe von Blechschablonen ausgeschnitten werden. Zweckmäßig ist es jedenfalls, die unteren Kanten der eingeschnittenen oder eingekratzten Linien nach außen schräg abfallen zu lassen, damit das Regenwasser nicht auf den Vorsprüngen stehen bleiben kann.

Nach Mothes soll man die Umrisse und Schraffierungen der Zeichnung mehr ausschneiden, als kratzen, so z. B. starke Umrißstriche von etwa 4 bis 6mm Breite in der Weise herstellen, daß man von beiden Seiten Schnitte mit etwas nach dem Inneren des Striches gekehrter Messerspitze führt, damit der benachbarte, stehen bleibende Kalkmilchüberzug nicht untergraben wird. Der zwischen beiden Schnitten liegende Teil soll dann vorsichtig mit einem meißelartigen Werkzeug von stumpfer Schneide herausgehoben werden, um den schwarzen Untergrund möglichst wenig zu verletzen.

Eine der ältesten Malweisen mit bunten Farben ist die der Freskomalerei, welche

Freskomalerei. (104.)


161) Mitteilungen hierüber in: Romberg's Zeitschr. f. prakt. Bauk. 1875, S. 3 — und: Mothes, O. Illustrirtes Baulexikon. 3. Aufl. Leipzig und Berlin 1877. ^
162) Nach gütiger Mitteilung des bauleitenden Architekten, Herrn Geh. Hofrat Professor K. Weißbach in Dresden. ^




Seite 92 (Scan)

Scan der Originalseite 92
vergrößern
Scan der Originalseite 92


sich dadurch kennzeichnet, daß, wie beim Sgraffito, nur so lange gemalt werden kann, als der Putz noch feucht, frisch (fresco) ist, und daß diejenigen Putzflächen, die an einem Arbeitstage nicht bemalt werden konnten, beseitigt werden müssen. Es kommt also auch bei dieser Art der Malerei darauf an, einen dauerhaften, dabei langsam trocknenden Putz als Malgrund herzustellen.

Die Herstellung desselben unterscheidet sich übrigens nicht von der des gewöhnlichen. Nachdem die Fugen ausgeschweißt sind, wird ein Berapp aus grobem, womöglich mit Kieseln vermengtem Kalkmörtel aufgetragen, auf welchen, nachdem derselbe vollständig trocken, aufgekratzt und angefeuchtet worden ist, ein zweiter Ueberzug kommt. Auf diesen folgt nach starker Anfeuchtung der eigentliche Malgrund aus einem sehr sorgfältig mit geschlämmtem und fein gesiebtem Sande und sehr lange (1 Jahr) eingesumpftem Kalke bereiteten Mörtel. Nach dem vollständigen Ebnen, bezw. Glätten des Malgrundes wird die Zeichnung aufgepaust und das Auftragen der Farben (Wasserfarben, die durch Aetzkalk nicht verändert werden) möglichst rasch vorgenommen. Die Farben dringen in den Putz ein und werden beim Trocknen desselben mit einer dünnen Haut von kohlensaurem Kalk überzogen, welche wesentlich die Dauer desselben bedingt. Gottgetreu163) hält das Glätten des Putzes der Dauerhaftigkeit der Malerei nicht förderlich; dem widerspricht die Uebung der Römer, welche für ihre Freskomalereien einen möglichst glatten, förmlich polierten Putz aus Marmorstuck anwendeten164).

Die Freskomalerei erlaubt, wie das Sgraffito, keine ängstliche, sondern verlangt einfache, große Behandlung und setzt eine genaue Kenntnis des Verhaltens der Farben voraus, die beim Auftragen einen anderen Ton zeigen, als später. Prüfen kann man die gemischten Farben auf einem Stück Umbra, welche das Wasser derselben rasch anzieht und sie sogleich im Zustande der Trockenheit zeigt.

Verbesserungen von verfehlten Stellen sind nicht gut möglich; dieselben müssen beseitigt und neu auf frischem Putze wiederholt werden.

Die Freskomalereien haben nicht die störenden Glanzlichter, wie die in Oelfarben ausgeführten; leider haben die neueren Ausführungen in unserem Klima, namentlich an den Wetterseiten, nur verhältnismäßig geringe Dauer bewiesen. Sie können nur in den Sommermonaten ausgeführt werden.

Gut bewährt haben sich nach Art des Fresko hergestellte Fassadenanstriche. Nach Gottgetreu soll es zweckmäßig sein, solche Anstriche nicht gleichmäßig, sondern mit einer Quader- oder sonstigen Feldereinteilung auszuführen165).

Ueber die verschiedenen Verfahrungsarten zur Abnahme und Wiederanbringung von Freskomalereien sind in den unten angeführten Quellen Angaben enthalten166).


Stereochromie. (105.)

Um die Schwierigkeiten der Freskomalerei zu vermeiden und um witterungsbeständigere Malereien zu erzielen, wurde die Stereochromie, die Malerei mit Hilfe des Wasserglases, erfunden. Während man bei den stereochromischen Anstrichen

163) In: Lehrbuch der Hochbauconstructionen. Teil I. Berlin 1880. S. 288. ^
164) Nach Donner (Die erhaltenen antiken Wandmalereien in technischer Beziehung. Leipzig 1869) sind die meisten Wandgemälde von Pompeji und Herculanum al fresco hergestellt. Auch Schmidt (in seinem Gutachten über die Restauration des Rathauses in Breslau: Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1880, S. 245) hält die Dauer alter Wandmalereien außer in dem Ueberzug von Kalksinter in der streng durchgeführten Glättung der oberen, nur 3 bis 5mm dicken, mit Marmorstaub hergestellten Putzschicht begründet. Diese dürfte aber nicht mit einem hölzernen Reibebrett erfolgt sein, sondern mit flach gerundeten Marmor- oder Glasplättchen. Die Glätte soll das Anhaften des Staubes und der Niederschläge auf ein Minimum beschränken und dadurch die Dauer befördern. — Kronner hält eine genügende Entwickelung von Kalksinterüberzug nur durch beträchtliche Putzdicke gesichert. Derselbe verwirft auch die Verwendung von Kalkdeckfarben. (Genaue Schilderung seines Verfahrens in: Techn. Mittheilungen f. Malerei, Jahrg. 5, S. 124.) ^
165) Ueber Freskofarbenanstriche siehe: Hüttmann, L. Der Gipser etc. Weimar 1883. S. 260. ^
166) Techn. Mittheilungen f. Malerei, Jahrg. 3, S. 13, 15; Jahrg. 5, S. 5, 13. — Centralbl. d. Bauverw. 1887, S. 206. ^




Seite 93 (Scan)

Scan der Originalseite 93
vergrößern
Scan der Originalseite 93


(siehe Art. 100, S. 88) sich mit einer Vorbereitung des Putzes durch Tränken mit Wasserglas begnügt, bedarf es für wertvollere Malereien eines besonders zubereiteten Malgrundes, dessen Herstellung im Anfang Schwierigkeiten verursachte und Mängel aufwies167).

Ein für die Stereochromie geeigneter Malgrund soll eine durch und durch gleiche, steinartige Festigkeit besitzen, soll mit der Mauer unzertrennbar verbunden und weiß sein, sowie gut und überall gleichmäßig die Farben einsaugen. Diesen Forderungen soll der in Bayern 1866 patentierte, von Schweizer erfundene Malgrund entsprechen.

Der Schweizer'sche Malgrund besteht aus kohlensaurem Kalk, Cement und Quarzsand, vermischt mit einer Kaliwasserglaslösung, von welcher so viel zugesetzt wird, daß die Masse mit dem Pinsel aufgetragen werden kann. Je poriger der Untergrund ist, um so mehr muß Wasserglas zugesetzt werden. Als kohlensaurer Kalk kann Kreide oder Marmorpulver verwendet werden. Der Sand muß rein gewaschen und gleichkörnig sein. Das Korn kann für Bilder, die aus der Nähe betrachtet werden, feiner genommen werden, als für entferntere. Die Menge des kohlensauren Kalkes und Quarzsandes zusammen soll das 3- bis 4fache vom Rauminhalt des Cementes betragen, weil sonst leicht Sprünge im Malgrunde entstehen. Infolge des im Cement enthaltenen freien Aetzkalkes erstarrt die Masse sehr rasch und darf deshalb nur in kleinen Mengen angemacht und muß rasch aufgetragen werden. Als Untergrund kann man gewöhnlichen Kalk- oder Cementputz verwenden.

Dieser Malgrund kann auch auf gebrannten Thonplatten ausgeführt werden, da diese porig sind, auch verträgt er die Hitze168).

Auf den fertigen Malgrund wird unter öfterem Anfeuchten desselben mit in Wasser angeriebenen Farben gemalt, welche mit Rücksicht auf ihr Verhalten zum Wasserglas vorsichtig gewählt werden müssen. Schließlich wird das Gemälde durch Bespritzen mit Wasserglas (sog. Fixierungswasserglas) gefestigt, und zwar mittels Spritzen, die dasselbe staubartig verteilen.

Die stereochromischen Malereien sind glanzlos, wie die al fresco ausgeführten; sie sind aber bei weitem bequemer herzustellen, wie diese und mit geringeren Schwierigkeiten in der Farbengebung, als bei der letzteren. Immerhin macht sich unangenehm bemerklich, daß viele Farben infolge des freien Alkalis im Wasserglas nachträglich nach dem Fixieren einen dunkleren oder helleren Ton annehmen169).


Kaseïnmalerei. (106.)

Die Beschränkungen, welche die Fresko- und stereochromische Malerei in Bezug auf die Wahl der Farben auferlegt, fallen bei der Kaseïnmalerei weg, welche Farben verwendet, deren Bindemittel Kaseïn (Käsestoff) ist. Obgleich eine solche Benutzung des Käsestoffes schon lange bekannt ist, hat diese Art des Malens doch erst seit der Einführung der von Jacobsen auf besondere Weise angefertigten Kaseïnfarben mehr Verbreitung gefunden. Diese können lasierend und deckend Verwendung finden, bedürfen keines besonders vorbereiteten Untergrundes, sondern sollen am günstigsten sich auf gewöhnlichem Kalkmörtelputz verwerten lassen. Die Wirkung derselben ist kräftig und satt und verändert sich mit der Zeit nicht. Auch der Witterung soll diese Malerei nach gemachten Erfahrungen Widerstand leisten; doch sind diese wohl noch nicht in ausreichendem Grade vorhanden, um ein sicheres Urteil hierüber zu haben170). Vielfach wird die Witterungsbeständigkeit verneint171).

167) Mitteilungen über die von v. Fuchs und v. Pettenkofer angegebenen Malgründe finden sich in der 1. Auflage dieses Heftes (Art. 104, S. 104). ^
168) Die Mitteilungen über den Malgrund nach: Deutsche Bauz. 1871, S. 316. ^
169) Die Reinigung stercochromischer Bilder von Staub hat neuerer Zeit mit Erfolg durch Behandlung mit Preßluft oder durch Abspritzen mit Regenwasser bewirkt werden können (siehe: Techn. Mittheilungen f. Malerei, Jahrg. 3, S. 8). ^
170) Ausführlicheres über Kafeïnmalerei in: Praktische und chemisch-technische Mittheilungen für Malerei 1885; Beilage zu Nr. 9 — sowie ebendas. 1886, S. 2 — ferner in: Deutsche Bauz. 1885, S. 339; 1886, S. 528. ^
171) Vergl.: Baugwksztg. 1886, S. 974. — Otzen hat (nach: Deutsche Bauz. 1897, S. 590) die Erfahrung gemacht,daß die Kaseïnmalerei auch im Innern von solchen Räumen; z. B. Kirchen, in welchen durch längeren Aufenthalt zahlreicher Menschen Niederschläge der Atmungsfeuchtigkeit an den Wänden sich bilden, keine Dauer hat. ^




Seite 94 (Scan)

Scan der Originalseite 94
vergrößern
Scan der Originalseite 94


Keim'sche Mineralmalerei. (107.)

Eine ganz wesentliche Verbesserung der Stereochromie ist die auf deren Grundlage beruhende, von Keim erfundene sog. Mineralmalerei. Wie bei ersterer zerfällt das neue Verfahren in die drei Teile: Herstellung eines Untergrundes und eines Malgrundes, Malen und Fixieren der Farben. Die Verbesserungen erstrecken sich auf alle drei Abschnitte der Ausführung und lassen größere Wetterbeständigkeit, einen sehr gut und gleichmäßig saugenden, weißen Malgrund, durch das Fixieren nicht veränderliche Farben, welche infolge ihrer Zusammensetzung selbst zur Verfestigung der Malerei beitragen, und Vermeidung des Auswitterns freier Alkalien erreichen.


Diese Vorzüge wurden durch das Gutachten einer von der kgl. Akademie der bildenden Künste in München berufenen Kommission vom 2. Mai 1882, sowie durch ein weiteres Gutachten einer Anzahl von bedeutenden Künstlern vom 10. Januar 1884 als vorhanden bestätigt. Aus dem ersteren Gutachten172), welches in einen chemisch-technischen, bautechnischen und einen kunsttechnischen Teil zerfällt, machen wir hier die nachstehenden Mitteilungen.

Der Untergrund wird, wie bei der Stereochromie, mit Kalkmörtel ausgeführt und nach dem Trocknen mit Wasserglas getränkt. Dabei sind folgende Punkte zu beachten. Der Mauergrund muß vollständig trocken sein. Altes Mauerwerk ist bis auf den Stein bloßzulegen und in den Fugen auszukratzen. Die Putzmaterialien müssen vollständig rein sein, um alle den Putz lockernden Auswitterungen zu verhüten; daher ist reiner gewaschener Quarzsand und nach dem Ablöschen gesiebter und ausgelaugter Kalk zu verwenden. Zur Anwendung hat reines Fluß- oder Regenwasser, sowie scharfkörniger, nicht blätteriger Sand zu gelangen; auch ist der Bewurf gut naß und nicht zu dick aufzutragen. Nach völligem Austrocknen und Erhärten wird er mit einem rauhen Sandstein abgerieben, um den oberflächlich gebildeten krystallinischen kohlensauren Kalk zu entfernen und die Aufsaugungsfähigkeit desselben für Flüssigkeiten wieder herzustellen. Hiernach wird er mit Kaliwasserglaslösung von bestimmtem Eindickungsgrade durchtränkt, jedoch möglichst gleichmäßig und nur in dem Maße, daß hierdurch seine Porigkeit nicht vollständig aufgehoben wird; denn nur so ist er fähig, mit dem Malgrunde sich innig zu verbinden. Das Wasserglas muß rein sein und darf namentlich keine Schwefelverbindungen enthalten.

Der Malgrund wird aus 4 Teilen Quarzsand, 31/2 Teilen Marmorsand, 1/2 Teil Infusorienerde und 1 Teil Aetzkalk (mit destilliertem Wasser angerührt) gebildet. Der Zusatz von Marmorsand soll nicht nur die Festigkeit erhöhen, sondern auch dem Malgrund eine möglichst gleichförmige, rauhe und porige Beschaffenheit geben. Die Infusorienerde (fein zerteilte und lösliche Kieselsäure) bewirkt mit dem Aetzkalk und dem Wasserglas die für die Erhöhung der Härte und Widerstandsfähigkeit so wichtige Bildung von Silikaten. Der vollständig ausgetrocknete Malgrund wird vor der Tränkung mit Wasserglas mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, welche die Haut von kohlensaurem Kalk zerstört, mit dem letzteren Erzeugnisse bildet, welche mit dem Wasserglas eine sehr widerstandsfähige chemische Verbindung einzugehen im stande sind, und die Poren des Malgrundes öffnet.

Ein Hauptunterschied zwischen der Keim'schen Malerei und der stereochromischen besteht in der Anwendung und Zubereitung der Farben, denen je nach der Farbe verschiedene, durch Versuche festgestellte Zusätze gegeben werden, um dadurch in den Farben selbst, unter der Einwirkung des Fixierungsmittels, die Bildung von Silikaten zu ermöglichen und so die Dauerhaftigkeit wesentlich zu befördern. Alle Farben und Zusätze sind auf das seinste verrieben und werden fertig zubereitet in dickem, breiigem Zustande in Zinntuben oder Blechdosen in den Handel gebracht. Sie brauchen vom Maler nur nach Bedürfnis mit Wasser verdünnt und gut naß in naß auf den stark angefeuchteten Malgrund aufgetragen zu werden. Fehler lassen sich mit Leichtigkeit wieder verbessern. Um den Farben die unangenehme Eigenschaft zu benehmen, unter der Einwirkung des Fixierungswasserglases ihren Ton zu verändern, werden sie von Keim mit Kali oder Ammoniak digeriert.

Die fertigen Gemälde werden, nachdem sie bis auf den Stein ausgetrocknet sind, was bei ungünstigem Wetter durch eigens hergestellte Kokeöfen möglichst gleichmäßig zu bewirken ist, fixiert, indem man mit Aetzkali und Aetzammoniak versetztes Kaliwasserglas in heißem Zustande mittels einer Staubspritze aufträgt. Nach dem Fixieren wird das Bild mit kohlensaurem Ammoniak behandelt, um das als weißlicher staubartiger Ueberzug auftretende kohlensaure Alkali zu zerstören und dann durch Abwaschen beseitigen zu können.

172) Abgedruckt in: Deutsches Kunstbl., Jahrg. 1 (1882), S. 145. ^




Seite 95 (Scan)

Scan der Originalseite 95
vergrößern
Scan der Originalseite 95


Die Wetterbeständigkeit von nach dem Keim'schen Verfahren hergestellten Gemälden ist durch verschiedene strenge Proben untersucht und dargethan worden173).


Mosaik. (108.)

Unter Mosaik in engerem Sinne verstehen wir die Herstellung von farbigen Bildern oder Ornamenten durch Zusammensetzen von verschieden getärbten, gewöhnlich der Würfelform sich mehr oder weniger nähernden, kleinen Stücken von Stein, gebranntem Thon oder Glas, welche unter sich und mit der Wand durch einen Mörtel oder Kitt verbunden werden. Im weiteren Sinne rechnet man zu in Stein ausgeführtem Mosaik auch die Bekleidung (Inkrustation) mit buntfarbigen Steinplatten (von Marmor, Serpentin u. s. w.) oder Thonfliesen; darüber ist das Nötige schon in Kap. 1 u. 2 mitgeteilt worden. Auch haben hier nur diejenigen Mosaikarten zur Besprechung zu gelangen, die an äußeren Wandflächen angewendet werden.

Die einfachste Art des Mosaik ist jene, bei welcher in einen starken Kalkmörtelputz kleine Steine, wie Stücke von zerschlagenem Granit, Porphyr, Feuerstein u. s. w. mit der Hand so eingedrückt werden, daß sie eng aneinander schließen und in eine Ebene zu liegen kommen. Dabei können auch Muster erzeugt werden. Man nennt diese Art der Wandausschmückung häufig Mosaik- oder musivischen Putz.

Von dieser Art unterscheidet sich das Würfelmosaik nur dadurch, daß die Steine die Gestalt von 8 bis 12mm breiten Würfeln erhalten, die sich nach der Unterseite etwas verjüngen. Je nach der Linienführung oder Modellierung des darzustellenden Gegenstandes zerschlägt man jedoch die Steine auch in andere geeignetere Formen. Man verwendet dazu besonders Marmor, Jaspis, Basalt, Serpentin, Porphyr, Granit, Syenit u. s. w. und drückt sie in einen frischen Putz nach Maßgabe der vorher aufgepausten Zeichnung. Es steht aber nichts im Wege, die Anfertigung des Bildes in der bequemeren neuen Weise des nachher zu besprechenden Glasmosaiks vorzunehmen. Sollten die Gemälde dem Auge des Beschauers nahe stehen, so kann man sie schleifen.

An Stelle der natürlichen Steine kommen auch Stücke von gebranntem Thon von verschiedenen Farben zur Anwendung. Ein außerordentlich festes und dauerhaftes Material dieser Art liefert die Fabrik von Villeroy & Boch in Mettlach unter dem Namen Chromolith.

Für Fassadenschmuck scheint jetzt das namentlich von den Byzantinern angewandte und deswegen als byzantinisches, oder wegen der in Venedig bis heutigen Tages erhaltenen Anfertigungsweise venetianisches Mosaik bezeichnete Glasmosaik wieder in Aufnahme kommen zu sollen, wofür bekannte Beispiele die Siegessäule und das Kunstgewerbemuseum in Berlin bieten. Seine Vorzüge bestehen in der größeren Auswahl und Leuchtkraft der Farben und dem lebhaften Glanz und Schimmer derselben. Die Arbeit beginnt mit der Herstellung der Glaspasten. Dies sind in den verschiedensten Farben und Farbtönen gegossene Glastafeln von 10 bis 12mm Dicke, welche in 10 bis 15mm breite Streifen geschnitten und dann mit einem scharfen Stahlhammer in würfelförmige oder nach Bedürfnis auch längere Stücke zerschlagen werden. Für die Bildung der Umrißlinien verwendet man außerdem noch flache Stäbe, meist von dunklem, glänzendem Glase, die mit kleinen Zangen in kurze Stücke zerbrochen werden. Die stark glänzenden Bruchflächen kommen im Bilde zur Ansicht. Die Pasten sind nach der Farbe verschieden teuer; einige,

173) Ueber die Wetterbeständigkeit vergl.: Baugwksztg. 1886, S. 973. — Otzen beurteilt die Dauerhaftigkeit der Keim'schen Malerei (in der in Fußnote 171 mitgeteilten Quelle) günstig. — Ueber die verschiedenen Wandmalereiarten vergl.: Koenig, A. W. Die Praxis in den verschiedenen Techniken moderner Wandmalerei. Berlin 1897. ^




Seite 96 (Scan)

Scan der Originalseite 96
vergrößern
Scan der Originalseite 96


wie Purpur und selbstredend auch Goldfarbe, sind wegen der Verwendung des Goldes kostspielig. Diese werden daher ebenso wie Silber auch nicht, wie die übrigen Farben, in der Masse gefärbt, sondern nur als Ueberfang. Dauerhaft werden dieselben durch einen dünnen Ueberzug farblosen Glases gemacht. Die Herstellung gewisser Farben ist Geheimnis einzelner venetianischer Familien.

Die mühsame Arbeit des Einsetzens der Glasstücke in den Wandputz ist jetzt durch ein bequemeres Verfahren verdrängt worden. Das Gemälde wird in der Werkstätte als Spiegelbild auf einen starken Karton übertragen und auf diesen werden dann die Glaswürfel mit Kleister befestigt, so daß die künftige Ansichtsfläche nach unten zu liegen kommt. Vor dem Ankleben werden die Pasten aneinander gepaßt und dann auf einem feinen Schleifstein etwas pyramidal geschliffen, so daß sie sich in den Kanten genau berühren. Werden die Bilder hoch angebracht, so legt man die Pasten mit der Bruchfläche nach unten, wodurch sie einen schimmernden Glanz bekommen. Kommen sie jedoch nahe an das Auge des Beschauers zu stehen, so wird die Gußfläche nach unten genommen. Ueber das Ganze wird ein feiner, schnell bindender Cement oder ein Oelkitt (aus gepulvertem Kalk und Firniß) gegossen, welcher alle Zwischenräume ausfüllt. Anwendung von Cement ist wegen der Ausschwitzungen immer bedenklich. Für die Versendung wird die fertige Tafel in einzelne mit Nummern zu versehende Teile zerschnitten. Diese werden dann an den Putz der Wand, so lange derselbe noch frisch ist, angedrückt und angekittet. Das aufgeweichte Papier wird abgeschabt, und das Bild ist fertig, wenn es nicht etwa noch geschliffen oder poliert werden soll. Das Festsitzen der Pasten kann man durch leichtes Anschlagen mit einem hölzernen Hammer untersuchen.

Bei der Ausschmückung der Kuppel des Aachener Münsters ist in einer etwas anderen, empfehlenswerteren Weise verfahren worden174). Die auf den Karton geklebten Mosaiksteine wurden nicht in der Werkstätte mit einem Mörtel vergossen, sondern in den frischen Wandputz so eingedrückt, daß alle Fugen zwischen denselben sich füllten. Dadurch wird jedenfalls mit mehr Sicherheit eine dauernde Verbindung erzielt. Der Putz bestand aus Marmor, Kalk und Sand, und um denselben recht fest mit der Wand zu verbinden, waren in das Mauerwerk in Abständen von etwa 5cm dreieckige, wagrechte Rillen eingearbeitet worden. Die Helligkeit der sichtbar bleibenden weißen Mörtelfugen wurde in der Weise gedämpft, daß man die einzelnen Teile des Bildes in ihrer Hauptfarbe übermalte. Die Farbe wurde dann durch Waschen mit Säure beseitigt, wobei dieselbe aber am Mörtel haften bleibt. Bei alten Mosaiken erreichte man dasselbe Ziel durch eine förmliche Untermalung 175), was bei der früheren Art des Eindrückens der einzelnen Mosaiksteine nicht nur dem Mosaikkünstler die Arbeit erleichterte, sondern auch die vorherige Beurteilung der Wirkung des Bildes an Ort und Stelle ermöglichte176).

174) Siehe: Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1881, S. 266. ^
175) Diese Untermalung wurde auch in der Kuppel des Aachener Münsters beobachtet (siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1881, S. 231); sie wurde von Bucher (Geschichte der technischen Künste. Stuttgart 1875. Bd. 1, S. 100) in Sicilien und Torcello gefunden. ^
176) Das Mosaik der Aachener Münsterkuppel wurde, wie das der Siegessäule in Berlin, von Salviati & Co. in Venedig ausgeführt. An denen des Kunstgewerbemuseums daselbst war bei der Ausführung außer Salviati auch die Compagnia VenetiaMurano beteiligt. — Die Gaz. des arch. (1885, S. 231) gibt den Bericht des Sekretärs der Société centrale über eine Preiserteilung wieder, in welchem die französischen Mosaikarbeiten (namentlich die im Pariser Pantheon) aus dem Atelier von Guilbert Martin in Saint-Denis bei Paris über die neueren aller übrigen Länder gestellt wurden. — Ueber die Pflege der Mosaikkunst in Frankreich und die 1876 in Sèvres gegründete Staatswerkstätte, sowie die bisherigen und neuesten Ausführungen derselben finden sich nach einem behördlichen Berichte Mitteilungen in: Centralbl. d. Bauverw. 1886, S. 185. — Aehnliche Mitteilungen über die venetianischen und römischen Mosaiken ebendas. 1889, S. 147, 151. — Ausführliche Abhandlungen über das vene-tianische Mosaik von Schwarz, hauptsächlich die chemische Zusammensetzung der Gläser betreffend in: Verhandl. d. Ver. z. Beförderung des Gewerbefleißes 1885, S. 270; 1887, S. 90. — Auch Deutschland besitzt jetzt Werkstätten für die Herstellung von Glasmosaik. So hat sich u. a. die Deutsche Glasmosaik-Gesellschaft (Puhl & Wagner) in Berlin-Rixdorf einen guten Ruf erworben. ^




Seite 97 (Scan)

Scan der Originalseite 97
vergrößern
Scan der Originalseite 97


Eine Veränderung in der Herstellung des Glasmosaik hat Sander erfunden177). Die Mosaiksteine werden nicht durch Zerschlagen von Glasplatten gewonnen, sondern als prismatische oder cylindrische Stäbchen mit abgerundeten Köpfen gegossen. Man setzt dieselben mit dem Kopfe nach unten in einem Kasten mit Glasboden nach den vorgeschriebenen Mustern mit Hilfe eines Spiegels zusammen und übergießt die künftige Rückseite mit Asphaltkitt. Die so gebildeten Mosaikplatten behalten entweder ihre natürliche Oberfläche oder sie werden glatt geschliffen und poliert.

177) Siehe: Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1884, S. 20, 124. ^

Persönliche Werkzeuge