Durm:Wände aus sonstigen Stampf- und Gußmassen

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in Kapitel 5: Mauern aus Guß- und Stampfmassen; vorheriges Unterkapitel: Durm:Betonbau. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Béton aggloméré. (141.)

In Frankreich und auch in Amerika sind die Bétons agglomérés von Coignet zu einer gewissen Berühmtheit gelangt und zu zahlreichen Ausführungen großer Ingenieurbauwerke und auch von Hochbauten (so zum Bau der Kirche zu Vésinet und einer Anzahl vielstöckiger Wohnhäuser in Paris) verwendet worden. Das Coignet- sche Verfahren hat jedoch in Frankreich auch heftige Angriffe erfahren, die zunächst durch den erwähnten, nicht ganz geglückten Kirchenbau hervorgerufen wurden, und scheint jetzt nur noch zur Herstellung künstlicher Steine und von Ornamenten benützt zu werden258).




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Der verdichtete Beton von Coignet ist eigentlich nichts anderes als eine äußerst sorgfältig gemischte und stark gestampfte Kalksandmasse, der nur die unbedingt nötige Wassermenge zugesetzt wurde. Da ein kleiner Wasserüberschuß sich nicht vermeiden läßt, so werden geringe Mengen Wasser ansaugende Stoffe zugegeben, wie Asche, Steinkohlengries, Ziegelmehl, Puzzolane oder statt letzterer, wenn besondere Härte oder Widerstandsfähigkeit erreicht werden soll, etwas Portlandcement. Als Kalk wird Fettkalk oder besser hydraulischer Kalk in Pulverform verwendet259).


Coignet's wohlfeiler Beton. (142.)

Coignet begann seine Thätigkeit im Stampfbau mit der nachher zu besprechenden Aschestampfmasse. Da er Steinkohlenasche und Schlacken nicht mehr billig erhalten konnte, ging er dazu über, dieselben durch überall zu erhaltende Stoffe zu ersetzen. Sein sog. wohlfeiler Beton besteht aus 7 Teilen Sand, Kies und Gerölle, 3 Teilen fettem, ungebranntem Thon und 1 Teil ungelöschtem Kalk. Wenn nötig, verwendet Coignet auch gewöhnliche reine Erde. In beiden Fällen hat man es also mit einer Erd- oder Lehmstampfmasse zu thun, welcher etwas Kalk zugesetzt ist. Das Verlassen des Schlackenzusatzes war keine Verbesserung; denn vom wohlfeilen Beton ist nicht viel mehr als vom Erd- oder Lehmstampfbau zu erwarten260).


Aschestampfbau. (143.)

Eine zum Stampfbau geeignete Masse liefert eine Mischung von Steinkohlenasche oder Steinkohlenschlacke mit Kalk. Es handelt sich hierbei zumeist um eine Verwertung von oft lästig werdenden Abfallstoffen, um Ersatz des Sandes im Kalkmörtel durch einen billiger zu habenden oder wohl auch zu beseitigenden Stoff, den man nicht weiter verwendet, wenn seine Beschaffung Schwierigkeiten oder erhebliche Kosten verursacht. Doch besitzt derselbe Eigenschaften, die ihn an sich oft zur Bereitung von hydraulischem Mörtel geeignet erscheinen lassen. Schon Vicat261) untersuchte ihn daraufhin und fand, daß die bei einem langsamen Feuer zu Asche gebrannte Steinkohle besser ist als die harten und zerreiblichen, schweren oder leichten Schlacken. Er fand auch, daß die Asche und die Schlacken, je nach der mehr oder weniger kräftigen Wirkung der Puzzolane, besser mit Fettkalk, bezw. schwach hydraulischem Kalk oder mit stark hydraulischem Kalk zu mischen sind.

Der Aschestampfbau oder Cendrinbau ist seit etwa Mitte dieses Jahrhunderts in ziemlicher Ausdehnung in der Gegend von Lyon verwendet worden. Ein Bericht Louvier's an die Société centrale des architectes macht darüber nähere Mitteilungen 262). Nach demselben ist das übliche Mischungsverhältnis: 4 Teile Schlacke auf 1 Teil Kalk. Man hat gefunden, daß mit Fettkalk bei etwas höherem Kalkzusatz mehr Festigkeit erzielt wird als mit hydraulischem Kalk in dem angegebenen Verhältnis. Die Herstellung der Mauern aus Aschestampfmasse erfolgt in derselben Weise wie beim Erdstampfbau, wobei die Höhe der zu stampfenden Schichten zu 12cm angenommen wird. Da die gewöhnliche Stärke von Außenmauern 50cm, die von Scheidemauern 15 bis 20cm ist, so kann die Festigkeit der Masse keine sehr bedeutende sein; sie ist offenbar wesentlich geringer als die des beim Betonbau besprochenen Schlackenbetons mit Portlandcement. Die Mauern sollen sich sehr gut im Feuer gehalten haben.

259) Weitere Mitteilungen in der 1. Auflage dieses Heftes (Art. 143, S. 146). ^
260) Desgl. Art. 144, S. 146. ^
261) Siehe: Neue Versuche über den Kalk und Mörtel. Aus dem Französischen übersetzt. Berlin u. Posen 1825. ^
262) Siehe: La semaine des constr., Jahrg. 9, S. 560. — Wochbl. f. Baukde. 1885, S. 275. — Le génie civile 1885, Bd. 7, S. 10. ^




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Nach unten stehender Quelle263) ist in Ménilmontant ein vierstöckiges Haus aus Mâchefer aggloméré264) errichtet worden, dessen Außenmauern im untersten Geschoß 35cm, in den oberen Stockwerken 25cm stark sind. Die Schlacken, 1,0 bis 1,5cbcm groß, wurden in 4 bis 5cm dicken Schichten in die Formkasten geschüttet; darauf folgte der ziemlich flüssige, rasch bindende Kalk, und dann wurde gestampft und in derselben Reihenfolge fortgefahren. Die Ersparnis soll 35 bis 40 Prozent gegen Ziegelmauerwerk betragen haben. Für die Scheidewände scheinen aus derselben Masse geformte Platten in Anwendung gekommen zu sein.

Auch in Deutschland ist der Aschestampfbau in Anwendung gekommen und nach den Mitteilungen Berndt's265) mit großem Erfolg. Derselbe mischt Steinkohlenasche, Kalk und Straßenschmand (Kot). Frische Steinkohlenasche wird nur empfohlen bei Zumengung von trockenem Straßenschmand (2 Teile Asche auf 1 Teil von letzterem). Vorgezogen wird alte ausgewitterte Asche, bei welcher auf 3 Teile 1 Teil Straßenschmand genommen wird. Der zur Verwendung kommende hydraulische Kalk muß sehr gut zu Staub gelöscht sein. Es werden von demselben 1 Teil auf 3 Teile Mischung von Asche mit Straßenschmand gerechnet. Das Mengen muß sehr innig erfolgen, und die Masse darf nur so feucht werden, daß sie sich in der Hand zu festen Klumpen ballen läßt. Die Ausführung der Mauern erfolgt genau, wie beim Erdstampfbau. Wegen der Einzelheiten ist auf das in Fußnote 265 erwähnte Schriftchen zu verweisen.

Nach einer anderen Mitteilung266) ist die Verwendung von Asche und Kohlenschlacke zum Häuserbau auch in Westfalen und im Braunschweigischen weit verbreitet, führt aber Mißstände mit sich und gilt nur als ein Notbehelf bei Mangel an Sand und Kies. Die Bedenken gegen die Verwendung von Kohlenschlacke zum Häuserbau erscheinen gerechtfertigt, wenn man das große Wasserfassungsvermögen der Schlacken und deren Neigung zur Wasseraufnahme in das Auge faßt.


Gipsbeton (144.)

Die vielen üblen Erfahrungen, die man mit aus Gips angefertigten Bauteilen bezüglich ihrer Witterungsbeständigkeit gemacht hat, haben es mit sich gebracht, daß man den Gipsmörtel im allgemeinen nur zu Konstruktionen im Inneren von Gebäuden verwendet und auch da nur mit Vorsicht, weil die verhältnismäßig starke Ausdehnung, die derselbe beim Erstarren erleidet, zu erheblichen Nachteilen führen kann. Die ausgedehntere Verwendung des Gipses zu Baukonstruktionen ist, trotz seiner großen Bindekraft und raschen Erhärtung und der auf letzterer beruhenden Verwendungsfähigkeit bei geringeren Kältegraden, wohl auch durch sein begrenztes Vorkommen und das rasche Verderben bei ungenügender Verpackung, beschränkt worden. Doch auch da, wo der Gips in großen Mengen vorkommt, wo also die Schwierigkeiten und Kosten des Verschickens geringer sind, hat man meist, wie in Paris, Wände nur im Inneren von Gebäuden daraus hergestellt.

In Paris werden die Scheidewände der Gebäude sehr viel aus gegossenen Gipsplatten (Carreaux de plâtre) im Verband erbaut, deren gewöhnliche Maße 48cm Länge, 33cm Höhe und 5,4cm bis 16,0cm Dicke sind. Dieselben werden mitunter auch hohl gegossen, um sie leichter und schalldämpfender zu machen. Sie werden mit Gipsmörtel vermauert, für dessen Aufnahme die Fugenflächen mit Nuten versehen sind267). Dem Gipsmörtel setzt man bis zu 1/4 der Menge Musique zu, d. i. Staub von Gipsabfällen, um die Ausdehnung zu verringern268).

263) Nouv. annales de la constr. 1880, S. 36. ^
264) Mâchefer scheint gleich bedeutend mit escarbilles de houille verwendet zu werden. ^
265) In: Der Asche- und Erd-Stampfbau. 2. Aufl. Leipzig 1875. ^
266) In: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1885, S. 105. ^
267) Siehe: Chabat, P. Dictionnaire des termes employés dans la construction. Bd. I. Paris 1881. S. 387. ^
268) Siehe: Bosc, E. Dictionnaire raisonné d'architecture. Bd. 3. Paris 1879. S. 279. ^




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Nach dem Verfahren Goupil's269) sollen auch Umfassungsmauern aus hohlen oder vollen Gipsblöcken hergestellt werden können, indem man sie mit einem Ueberzuge von Cement und anderen wasserundurchlässigen Stoffen versieht. Der Cementputz soll sich infolge eines vom Erfinder angewendeten besonderen Mittels fest mit dem Gips verbinden.

Die geringe Beständigkeit des Gipses gegen Witterung und Feuchtigkeit rührt wohl hauptsächlich davon her, daß man ihn ohne geeigneten Zusatz und zu flüssig zum Gießen verwendet und in solcher Weise sehr porige und wenig feste Massen erzielt. Denn in einigen Gegenden, insbesondere im Harz, wo der Gips schon im frühen Mittelalter sehr ausgedehnt und in Mischung mit Grand benutzt wurde, hat man sehr gute Erfahrungen mit ihm als Baustoff gemacht. So findet man ihn in Ruinen, z. B. an der Burg von Osterode, welche schon 1350 in Trümmern lag, jetzt noch fester als die Steine, die er verbindet. Dies hat in neuerer Zeit zur Anwendung des Gipsbetons oder Annaliths zum Bau von Häusern, Einfriedigungsmauern und Fabrikschornsteinen veranlaßt. Derselbe besteht aus scharf gebranntem (langsam bindendem) Osteroder Gips, reinem, scharfem, grobkörnigem Sand oder Grand und größeren (erdfreien) Steinen (Flußkieseln, Abfällen von Bruchsteinen, Backsteinen u. s. w.) und wird in Formen gefüllt, die entweder als feste Form für das ganze Bauwerk, oder als bewegliche Form, ganz ähnlich denjenigen für die Stampfbauten, oder als eine Verbindung dieser beiden Weisen hergestellt werden. Das Bauen geht in der Weise vor sich, daß man in die Formen zunächst die Steine füllt und dann die Zwischenräume mit einer Mischung aus 2 Teilen Gips, 1 Teil Sand und 11/2 Teil Fluß- oder Regenwasser ausgießt. Bei den beweglichen Formen (etwa 1m hoch und 2 bis 3m lang) werden, nachdem dieselben gefüllt sind, in die flüssige Masse größere Steinstücke eingedrückt, welche zur Hälfte vorstehen und so eine gute Verbindung mit dem darüber folgenden Höhenabschnitte liefern. Die Schornsteine erhalten ein Backsteinfutter. Die Wände können auch hohl hergestellt werden. Wagrechte Vorsprünge sind möglichst zu vermeiden, so daß die architektonische Ausbildung noch schwieriger als bei den Cementbetonbauten ist.

Zur Abdeckung von Sockeln und Einfriedigungsmauern werden gewöhnlich Sand- oder Backsteine verwendet; auch hält man es für zweckmäßig, die Gipsbetonmauern durch Isolierschichten von den Grundmauern zu trennen; doch nimmt man keinen Anstand, diese auch aus Annalith herzustellen. Eine ausführliche Darstellung dieser Bauweise findet sich in unten angegebener Quelle270). Nach derselben sind zum Bau von Wänden im Harz auch volle und hohle Quader aus Annalith gefertigt worden.

Von Einfluß auf die Festigkeit und Wetterbeständigkeit des Gipsmörtels scheint auch der Hitzegrad beim Brennen des Gipses zu sein. Der gewöhnlich zur Verwendung kommende Gips (Stuckgips) wird bei 120 bis 130 Grad gebrannt und verliert nur etwa 3/4 seines Wassers; er erhärtet beim Anmachen mit Wasser sehr rasch, erlangt aber nur wenig Festigkeit und Wetterbeständigkeit. Anders ist es mit dem bei 400 bis 500 Grad, bezw. Rotglut gebrannten und vollständig entwässerten Gips; derselbe nimmt Wasser nur sehr langsam (erst im Verlaufe von Wochen) und in geringerer Menge wieder auf; er wird aber sehr fest, dicht und wetterbeständig271).

269) Siehe: La maison économique et hygiénique. L'architecture 1888, S. 60. ^
270) Heusinger v. Waldegg, E. Der Gypsbrenner, Gypsgießer und Gypsbaumeister, sowie Tünch- und Stuckarbeiter. Leipzig 1867. S. 283 u. ff. ^
271) Siehe: Deutsche Bauz. 1889, S. 415, 461 — ferner: Feichtinger, G. Die chemische Technologie der Mörtelmaterialien. Braunschweig 1885. S. 371. ^




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Beim Erhärten findet eine Ausdehnung nicht statt. Zu Konstruktionen, die der Witterung oder Abnutzung ausgesetzt sind, sollte daher nur dieser sog. Estrich-, Boden- oder Mauergips, am Südharz auch »Gipskalk« genannte Gips verwendet werden.


Asphaltbeton. (145.)

Der Asphaltbeton wird bis jetzt nur zur Herstellung von Maschinengründungen benutzt. Die Ausführungsweise derselben ist im vorhergehenden Bande (Art. 411, S. 293 [2. Aufl.: Art. 421, S. 327]) dieses »Handbuches« besprochen worden.

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