Durm:Hohle Fachwerkwände

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in Kapitel 7: Wände aus Holz. (Holzbau.); vorheriges Unterkapitel: Durm:Bohlenwände. - Inhaltsverzeichnis des Heftes


Inhaltsverzeichnis




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Allgemeines. (192.)

Die hohle Fachwerkwand unterscheidet sich grundsätzlich von der gewöhnlichen, in Kap. 6 besprochenen nur dadurch, daß die konstruierte Ausfüllung der Gefache wegfällt und daher zum Abschluß stets eine Verkleidung des Gerippes, wenigstens auf einer Seite, notwendig ist. Die Wände mit einer Ausfüllung der Gefache mit losen Stoffen, um die umschlossenen Räume gegen die Einwirkungen von Wärmeänderungen unempfindlicher zu machen, erfordern stets eine beiderseitige Verkleidung. Wände mit einseitiger Verkleidung werden nur bei ganz untergeordneten Baulichkeiten benutzt, so bei Schuppen, für Speicher, bei denen ein Luftdurchgang erwünscht ist, für Scheidungen in Kellern und Dachbodenräumen.

Bei den Scheidewänden, namentlich bei solchen, die zwischen Mauern ausgeführt werden, läßt man oft Vereinfachungen der Gerippekonstruktion eintreten, indem man keine Streben oder Bügen anordnet und Riegel nur insoweit, als die Befestigung der Verkleidung sie erfordert, während man sich bei uns im Allgemeinen nach dem Vorbild der ausgemauerten Fachwerkwand richtet. In Nordamerika ist eine einschlägige, auf alle Wände eines Gebäudes sich erstreckende, sehr leichte Bauart üblich, die eine besondere Anordnung des Gerippes und sonst auch viel Bemerkenswertes aufweist. In dieser Beziehung mag auf die 1. Auflage dieses Heftes (Art. 195, S. 234) und auf die unten genannten Quellen409) verwiesen werden.

In neuester Zeit hat man in Zürich Versuche gemacht, eine der amerikanischen sehr verwandte Bauweise für den Bau billiger kleiner Wohnhäuser für eine Familie in Anwendung zu bringen, und will damit gute Erfolge erzielt haben410).




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Wandverkleidung mit Brettern. (193.)

Grafik: Fig. 338 1/20 w. Gr.

Eine sehr gebräuchliche Verkleidung der Außenseite hohler Fachwerkwände ist die mit sichtbar bleibenden Brettern von 2,0 bis 2,5cm Dicke. Sie werden entweder in wagrechter oder lotrechter Lage an das leicht konstruierte Holzgerippe genagelt, wobei darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß die Nägel abwechselnd verschiedene Holzfasern treffen, damit ein Aufspalten nicht eintreten kann. In der Regel werden die Bretter, des sauberen Aussehens und des rascheren Wasserabflusses wegen, an der Außenfläche gehobelt verwendet. Für den Wasserabfluß ist die lotrechte Stellung der Bretter die günstigere; sie erfordert aber eine Verriegelung des Gerüstes in Abständen von 1,00 bis 1,25m, welche Maße auch für die Ständerabstände nicht überschritten werden dürfen, um der Verkleidung genügende Steifigkeit zu wahren. Bei der Wahl dieser Abstandsmaße ist übrigens auch die Beanspruchung der Wände und die Vermeidung von unnützem Verschnitt zu berücksichtigen.

Grafik: Fig. 339, Fig. 340, Fig. 341 1/20 w. Gr.Fig. 342

Die Bretter können stumpf aneinander gestoßen (Fig. 338 u. 339), überfalzt (Fig. 340 u. 341) oder gespundet (Fig. 342) werden. Der stumpfe Stoß ist die ungenügendste Verbindungsweise, da durch das Schwinden klaffende Fugen sich bilden. Er ist also nur anwendbar, wenn der Wandabschluß kein dichter zu sein braucht. Die Spalten werden bei gemesserten Fugen (Fig. 340) weniger sichtbar. Besser sind die anderen Verbindungen, die sich aber mehr für lotrechte, als wagrechte Stellung der Bretter empfehlen; denn bei letzterer hat das langsamer abfließende Regenwasser Gelegenheit, in die Verbindungsstellen einzudringen. Jedenfalls sollte dann der innere Falz, bezw. die Nut an der Unterkante der Bretter angebracht werden (Fig. 341 u. 342).

Bei der lotrechten Stellung der Bretter verwendet man zur Deckung der Fugen auch Leisten, welche des besseren Aussehens wegen gefast oder gekehlt sein können (Fig. 343), oder man nagelt die Bretter in Abständen an, die geringer als die Brettbreite sind, und deckt die Zwischenräume mit anderen Brettern (gestülpte Schalung Fig. 344), oder man läßt die Bretter jalousieartig übereinander greifen (Fig. 345), wobei die Fugen von der Wetterseite abgekehrt sein müssen.

Die Fugendeckleisten sollten nur an ein Brett genagelt werden, damit eine Bewegung der Schalung stattfinden kann. Bei der gestülpten Schalung kann dies nicht



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Grafik: Fig. 343, Fig. 344, Fig. 345 1/20 w. Gr.


erreicht werden; bei derselben muß die Ueberdeckung so groß sein, daß durch das Nageln kein Abspalten eintreten kann. Die Deckbretter kann man an den Kanten fasen oder profilieren.

Die jalousieartige Ueberdeckung ist die geeignetste Anordnung für die wagrechte Lage der Bretter (Fig. 346). Sie entspricht der der amerikanischen clap-boards.

Ist eine starke Lüftung der umschlossenen Räume erwünscht, so kann man die jalousieartige Anordnung auch mit offenen Fugen ausführen, indem man die Bretter durch 2cm starke Klötzchen voneinander trennt und sich um 8 bis 10cm überdecken läßt (Fig. 347411)).

Grafik: Fig. 346, Fig. 347411) 1/20 w. Gr.

Ueber den Mauervorsprung des Sockels muß man ein wagrecht liegendes Brett hinweggreifen lassen (Fig. 346), um die Schwelle des Holzgerüstes gegen den Einfluß der Feuchtigkeit zu schützen; zu dem gleichen Zwecke ist außerdem unter derselben eine Isolierschicht notwendig.

Die besprochenen Bretterverkleidungen werden für sich allein an Umfassungswänden und dann meist bloß an der Außenseite derselben, gewöhnlich nur bei Gebäuden für vorübergehende Zwecke, für Schuppen u. s. w., angewendet. Will man sich mehr gegen die Unbilden der Witterung schützen, so muß man zu einer der noch vorzuführenden und dazu geeigneten Anordnungen greifen.

Erwähnung mag hier noch finden, daß man in Rußland zum Schutz gegen das Eindringen der Kälte und Feuchtigkeit zwischen eine doppelte Bretter- oder Bohlenverkleidung eine Lage Filz, in Nordamerika Asbest-Filzpapier oder ein von den Manahanwerken in New-York aus Manilahanf und trocknenden Oelen hergestelltes Papier (vergl. auch S. 204) einschaltet.

Im Inneren der Gebäude macht man zur beiderseitigen oder auch nur einseitigen Bekleidung von Scheidewänden in untergeordneten Räumen oft von Brettern Gebrauch. Ueberzieht man sie nicht mit Putz, wovon später die Rede sein wird, so sucht man sich in Wohnräumen gegen das Festsetzen von Ungeziefer in denselben mitunter durch Bespannen mit geringer Leinwand und Bekleben mit Tapeten zu schützen.

Um Scheidewände sich selbst tragend zu machen, schlägt man die Bretter in diagonaler Richtung an (Fig. 348 u. 349412).

Die Verkleidung der hohlen Fachwerkgerüste mit Brettern gehört zu den älteren Bauweisen. Sie

411) Nach: Wanderley, G. Die ländlichen Wirthschaftsgebäude. Halle, Leipzig und Karlsruhe 1875–87. ^
412) Nach: Schmidt, O. Die Arbeiten des Zimmermanns u. s. w. Jena. ^




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Grafik: Fig. 348 1/50 w. Gr., Fig. 349412) 1/20 w. Gr.

ist sicher älter, als die Ausmauerung der Fachwerke mit Steinen, welcher auch die Ausfüllung der Gefache mit Flechtwerk und Lehmbewurf vorangegangen ist. Aus dem Mittelalter stammende hohle Fachwerke mit Bretterverkleidung dürften wenig oder gar nicht mehr erhalten sein. Vielleicht gehört hierher ein Kirchturm aus Schleswig (Sterup im Kreis Flensburg413), wo sich mehrere derartig konstruierte finden. Zahlreiche solche sind in Schlesien erhalten414), wenn auch wohl nur den beiden letzten Jahrhunderten entstammend. Ein ganzer Kirchenbau, wahrscheinlich aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts, findet sich noch zu Braunau in Böhmen415).

Grafik: Fig. 350417) 1/40 w. Gr.


Auch der niederländische Fachwerkbau gehört nach Galland416) hierher; denn er unterscheidet sich vom niedersächsischen durch das Fehlen der Ausmauerung der Gefache und Verhüllung des Holzgerüstes mit Bretterlagen.


Bekleidung mit Latten. (194.)

Ganz luft- und lichtdurchlässige Raumbegrenzungen stellt man durch Beschlagen von leicht konstruierten Holzgerippen mit nach Bedarf gehobelten oder rauhen Latten in Abständen von 3 bis 6cm her. Die Latten stehen dabei in der Regel lotrecht und müssen dann in Entfernungen von 1,00 bis 1,25m einen Riegel zum Einschlagen der Nägel finden. Die Ständer können 1,75 bis 2,00m voneinander stehen. Solche Wände werden oft zu Scheidungen in Keller- und Dachbodenräumen benutzt; doch verwendet man sie auch oft in besserer Ausführung und dann häufig mit diagonaler, sich kreuzender Lage

412) Nach: Schmidt, O. Die Arbeiten des Zimmermanns u. s. w. Jena. ^
413) Siehe: Haupt, R. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein. Bd. I. Kiel. ^
414) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1888, S. 27. ^
415) Lachner nimmt (in: Zeitschr. f. bild. Kunst, Jahrg. 20, S. 154) als Entstehungsjahr dieser Kirche 1171 an; dies wird jedoch von Lutsch (in: Centralbl. d. Bauverw. 1888, S. 28, 29) stark angezweifelt und von demselben die obige Zeitstellung für richtiger gehalten. ^
416) Siehe: Zeitschr. f. bild. Kunst, Jahrg. 23, S. 162. — Abbildungen von solchen Häusern finden sich auch in Colinet, E. Recueil des restes de notre art national. Jahrg. II. Brüssel. ^
417) Nach: Degen, L. Motive zu ornamentalen Zimmerwerken. München. ^




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der Latten zum Bau von Gartenlauben, Pavillons, Wäschetrockenräumen u. s. w. (Fig. 350417)).

An Stelle der gewöhnlichen Latten kommen mitunter auch schwächere von gerissenem, d. h. nach der Faser gespaltenem Eichenholze zur Herstellung von Gartengebäuden in Verwendung und dann zur Erzielung eines zierlichen Ansehens in sich kreuzender Lage und zu verschiedenartigen Mustern geordnet. Diese Latten (Spalierlatten) werden an den Kreuzungsstellen durch Draht miteinander verbunden418).

Grafik: Fig. 351 1/50 w. Gr., Fig. 352 1/20 w. Gr., Fig. 353 1/100 w. Gr.


Bekleidung durch Behänge. (195.)

Die Verschalung, bezw. Belattung der hohlen Fachwerkwände wird häufig zur Befestigung eines äußeren Behanges von Dachziegeln, Schiefern, Schindeln, Metalltafeln und anderen Dachdeckungsmaterialien benutzt. In der Regel treten diese dabei aber nicht als selbständige Wandschlüsse auf, sondern nur als Wetterschutz für die unter ihnen befindliche Verschalung. Da solche Behänge außerdem in gleicher Weise auch bei anderen Wand- und Mauerkonstruktionen zur Anwendung kommen, so sollen sie in Kap. 12 besprochen werden.

Eine Ausnahme machen u. a. die Behänge mit Dachziegeln, die mitunter als selbständige Wandschlüsse bei landwirtschaftlichen Gebäuden Verwendung finden.

Fig. 351 u. 353 geben einen Behang von Falzziegeln, wie er für die Wandbildung eines Futterbodens über einem Schafstall ausgeführt wurde, wieder419).

v. Tiedemann empfiehlt420) als Verkleidung von hohlen Fachwerkwänden die in Fig. 352 dargestellte mit Bieberschwänzen. Die Lattung wird 25cm weit angebracht, und die Steine werden mit breitköpfigen Nägeln durch die Fuge festgenagelt, so daß jeder Nagelkopf zwei Steine faßt. Damit diese nicht von innen herausgestoßen werden können, ist zwischen je zwei Latten noch eine dünne Stange befestigt und der Raum zwischen Steinen und Holzgerüst mit Lehm ausgeklebt. Dadurch soll auch der Schutz des Holzes gegen Witterung und Feuersgefahr erhöht werden und aus diesem Grunde und wegen der größeren Billigkeit diese Wandbildung den Vorzug vor den ausgemauerten und den verschalten Fachwänden verdienen.


Bekleidung mit Cementplatten. (196.)

In England scheint eine von Lascelles421) erfundene Bekleidung mit Cementbetonplatten vielen Anklang gefunden zu haben. Sie ermöglicht eine außerordentlich rasche Herstellung sofort benutzbarer Gebäude, und zwar sowohl solcher zu vorübergehenden als auch zu Wohnzwecken (cottages).

Die Ständer des einfachen Holzgerüstes werden in Entfernungen von 3 Fuß engl. (= 0,914m) aufgestellt und an dieselben die Cementbetonplatten von 3 Fuß (= 0,914m) Länge, 2 Fuß (= 0,61m) Breite und 1 bis 11/2 Zoll (= 25 bis 38mm) Dicke angeschraubt (Fig. 354). Die wagrechten Kanten der Platten

417) Nach: Degen, L. Motive zu ornamentalen Zimmerwerken. München. ^
418) Solche Belattungen werden nicht nur als Füllungen zur Bekleidung von Fachwerkgerippen hergestellt, sondern auch fabrikmäßig zur Bildung ganzer Spalierbauwerke verwertet, so von Carl Schließmann in Kastel-Mainz (siehe hierüber Deutsche Bauz. 1884, S. 168). ^
419) Nach: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1883, Taf. 8. ^
420) In: Das landwirthschaftliche Bauwesen. Halle 1882. S. 163. ^
421) Siehe: Letters Patent to William Henry Lascelles, 1875, Nr. 2151. ^




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Grafik: Fig. 354 1/50 w. Gr.

werden überfalzt und alle Fugen mit Cementmörtel gedichtet. Die Platten haben der größeren Festigkeit halber Einlagen von Bandeisen oder Stabeisen, die von Ecke zu Ecke sich kreuzend gelegt werden, oder von Drahtnetzwerk. Die Oberfläche kann beim Gießen verschiedenartig gefärbt und verziert werden. Ein häufig vorkommender Schmuck ist die Nachahmung von Ziegelbehängen, wie sie gewöhnlich die englischen Landhäuser aus ausgemauertem Holzfachwerk erhalten.

In Deutschland werden zur Bekleidung von Holzgerüsten die sog. Cementdielen, eingeführt von O. Böklen in Lauffen a. N., benutzt, die in Kap. 10 näher besprochen werden sollen.


Bekleidung mit Magnesitbauplatten und Xylolithplatten. (197.)

Grafik: Fig. 355 1/10 w. Gr.

Zur Bekleidung von hohlen Holzfachwerkwänden scheinen sich auch die neuerdings erfundenen Magnesitbauplatten der Deutschen Magnesitwerke in Berlin sehr gut zu eignen. Sie werden in Größen von 1,0 × 1,0m und 1,0 × 1,5m, sowie in Dicken von 12mm und 20mm hergestellt, die geringere Dicke für die inneren, die größere für die äußeren Bekleidungen. Am Holzwerke werden die Platten, wie die eben besprochenen Cementplatten, mit Schrauben befestigt (Fig. 355). Nähere Mitteilungen über dieselben werden in Kap. 10 gemacht werden. Ebenda wird auch das Xylolith oder Steinholz näher besprochen werden, welches in ganz ähnlicher Weise, wie die Magnesitbauplatten, zur Bekleidung von Holzgerüsten benutzt wird.


Bekleidung mit Schilfbrettern oder Gipsdielen. (198.)

Die Schilfbretter oder Gipsdielen werden nicht nur zur Ausfüllung der Gefache (vergl. Art. 169, S. 175), sondern auch zur Verkleidung der Holzgerippe verwendet 422). Sie werden dazu 2,5 bis 3,0cm stark genommen und die Ständer in Entfernungen von etwa 80cm aufgestellt. Die Dielen werden an diese liegend mit 7cm langen verzinkten Eisennägeln mit breitem Kopf angeschlagen, in den Fugen mit Gipsbrei gedichtet und mit Gips geglättet. Es darf nur ganz trockene Ware verwendet werden; von dieser (von Giraudi & Co. in Zürich) darf das Gewicht bei 3cm Dicke 24kg auf 1qm nicht übersteigen.

Grafik: Fig. 356423) 1/20 w. Gr.

M. & O. Mack in Ludwigsburg (Württemberg) liefern jetzt auch Gipsdielen mit Asphaltpappenunterlage, welch letztere nach dem Gerippe der Wand zugekehrt wird und die Isolierfähigkeit gegen die Einflüsse von Hitze und Kälte, sowie Feuchtigkeit bedeutend erhöhen soll.

Da die Schilfbretter die Nässe nicht vertragen, so bedürfen sie an der Außenseite der Gebäude eines besonderen Schutzes, der denselben in einer der erwähnten Weisen gegeben werden kann. Zur Bekleidung von Zwischenwänden scheinen sie sich nicht immer zu empfehlen, da man keine Nägel in sie einschlagen darf und auch die Thüren in ihnen nicht fest genug sitzen.

422) Siehe hierüber auch: Haarmann's Zeitschr. f. Bauhdw. 1889, S. 6, 61. ^
423) Nach: Schindler-Escher, C. Klein aber Mein. Heft 2. Zürich 1887. ^




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Die Anwendung von Schilfbrettern zur beiderseitigen Bekleidung der Außenwände kleiner Wohnhäuser bei Zürich (vergl. Art. 192, S. 211) zeigt Fig. 356423). a, a sind die Schilfbretter, b, b Schutzbekleidungen von jalousieartig gelegten Brettern, welche an lotrecht gestellte Latten angenagelt sind, so daß noch ein zweiter, und zwar äußerer isolierender Luftraum von 3cm gebildet wurde. Die Wände haben innen, wenigstens in der Wohnstube, eine einfache Verschalung c aus Kistenbrettchen erhalten, die mit heißem Leinöl gestrichen worden ist. Die so ausgeführten Wände sollen sich bewährt haben, sehr warm halten und billig sein.

Holzseilbretter424), welche an Stelle der Gipsdielen auch verwendet werden, haben als Einlage in den Gips nicht Schilfrohrstengel, sondern Holzwollseile. Als Ersatz für die Gipsdielen dienen auch die sog. Bitumelithdielen425), welche sich wie die ersteren sägen, bohren und nageln lassen und Sicherheit gegen das Einnisten von Ungeziefer bieten sollen.

Die Hartgipsdielen von Schmeisser in Leipzig enthalten Kokosfasereinlagen und besitzen keine Hohlräume, da sie unter Druck zum Abbinden gebracht werden426). Die Kokosfasern sollen den Vorteil haben, nicht zu faulen, zu schwinden und zu quellen, da sie kein Wasser aufnehmen.


Bekleidung mit Blech. (199.)

Verkleidungen von Umfassungswänden mit Metallblechen (Eisenblech, Zinkblech) werden nicht nur zum Schutz gegen Witterungseinflüsse und Feuer der schon durch eine Schalung geschlossenen Wand, sondern auch in selbständiger Weise und ferner zur architektonischen Scheinausbildung der betreffenden Baulichkeiten angewendet. Zu letzterem Zwecke kommt hauptsächlich das Zinkblech in Betracht; auch wird dann wohl immer von einer vollständigen Verschalung mit Brettern Gebrauch gemacht. In der Regel handelt es sich hierbei aber um eine nicht zu billigende Nachahmung massiver Bauweise, die bald durch Unebenheiten und Sichtbarwerden des metallischen Zinkes an den Stellen, wo der deckende Anstrich abspringt, sich zu erkennen gibt. Daher kann von einer Besprechung dieser Bekleidungsart abgesehen werden.

Es gibt jedoch auch berechtigte Verwendungen des Zinkes zur architektonischen Ausbildung von notwendigen Bauteilen, die in Fachwerk hergestellt sind, so auf Dächern, wo oft keine ausreichenden Unterstützungen für die massive Ausführung derselben zu beschaffen sind. Daher mag hier die Bemerkung Platz finden, daß auch in solchen Fällen das Zinkblech derartig verwendet werden muß, wie es erfahrungsgemäß die möglichst längste Dauer verspricht. Die Befestigung muß eine solche sein, daß es sich ungehindert ausdehnen kann; zur Befestigung dürfen stets nur verzinkte oder gut angestrichene Eisenteile benutzt werden, um die Bildung von galvanischen Strömen zu verhüten; Niederschlagswasser auf der Innenseite der Bleche darf sich nicht bilden oder muß sofort abfließen können, oder die Holzteile müssen vom Zink (etwa durch Asphaltpapier) getrennt werden, da die unter der Einwirkung der Feuchtigkeit sich im Holz bildenden Säuren das erstere rasch zerstören; die Verschalung muß so hergestellt sein, daß ein Werfen und Reißen nicht schädlich werden kann, also aus möglichst schmalen Brettern und womöglich mit lotrechter Stellung derselben u. s. w. Außer den hier angeführten Maßregeln, denen noch mehr hinzugefügt werden könnten, bleibt es wünschenswert, auch in der Formgebung und in der farbigen Behandlung das Zink als solches, d. h. als Metall, zur Geltung zu bringen.

Zur Wandbildung in selbständiger Weise werden namentlich die gewellten Eisen- und Zinkbleche verwendet und verdienen in dieser Beziehung Beachtung. Es

423) Nach: Schindler-Escher, C. Klein aber Mein. Heft 2. Zürich 1887. ^
424) Ueber dieselben siehe: Baugwksztg. 1892, S. 1123; 1893, S. 230. ^
425) Siehe ebendas., S. 613. ^
426) Siehe: Thonind.-Ztg. 1896, S. 59. ^




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kann jedoch hier auf die nähere Besprechung, welche die gleiche Benutzungsweise für eiserne Gerippe in Kap. 9 finden wird, verwiesen werden.

Die sog. eisernen Häuser in Meiningen427) haben hohle Holzfachwerkwände, die eine äußere Verkleidung von gewelltem und verzinktem Eisenblech erhielten. Zwischen dem Blech und dem 14cm starken Holzgerüst ist eine Schicht von Filz aus Kuhhaaren und Teer eingeschaltet, und die Innenseite der Wände hat eine gehobelte und gespundete Verschalung. Die Bauweise soll sich gut bewährt haben.


Bekleidung mit Putz. (200.)

Die Ausführung des Mörtelputzes auf Holzwerk ist schon andeutungsweise in Art. 176 (S. 179) besprochen; auch wird darauf in Teil III, Band 3, Heft 3 dieses »Handbuches« zurückzukommen sein. Wir können uns daher hier, wenigstens was die gewöhnlichen Herstellungsweisen betrifft, auf einige Bemerkungen beschränken.

Grafik: Fig. 357428) 2/5 w. Gr.

Die gewöhnlichste Art der Herstellung des Kalkputzes ist die auf einer rauhen Bretterschalung mit Hilfe einer Berohrung. Wie schon ausgeführt, ist diese nur von Dauer in inneren, trockenen Räumen und daher auf diese einzuschränken. Damit das Werfen und Reißen der Bretter dem Putze nicht schädlich werde, dürfen dieselben nur schmal sein oder müssen vielfach gespalten werden; auch darf man sie nicht dicht aneinander fügen. Die Bewegungen des Holzes sind von weniger Einfluß auf den Putz, wenn die Rohrstengel die Richtung der Holzfasern kreuzen. Da nun aber eine wagrechte Lage der Rohrstengel wegen des besseren Haltes für den Mörtel erwünscht ist, so empfiehlt sich im allgemeinen die lotrechte Anordnung der Schalbretter mehr als die wagrechte. Noch sicherer ist die doppelte Rohrung oder die Anwendung eines guten Rohrgewebes, für welches aber dann die Schalung entbehrlich und durch eine weite Lattung ersetzt wird.

Vielfach wird eine enge Belattung zum unmittelbaren Festhalten des Mörtelputzes, dem man dann oft Haare beimengt, an Stelle der Verschalung benutzt, so namentlich in Nordamerika. Die Latten erhalten dabei am zweckmäßigsten einen trapezförmigen Querschnitt und werden dann mit der Schmalseite und wagrecht an die Ständer genagelt. In Frankreich benutzt man diese Putzlättchen fast ausschließlich zur Herstellung des Gipsputzes.

Grafik: Fig. 358 1/5 w. Gr.

An Stelle der gewöhnlichen oder trapezförmigen Latten verwendet man auch kannelierte, d. h. mit Nuten oder Einschnitten verschiedener Querschnittsform oder Richtung versehene.

Fig. 357428) stellt einige in Deutschland in Gebrauch gekommene Formen von kannelierten Latten dar. Fig. 358 zeigt nach demselben Gedanken gebildete amerikanische Schalbretter, die zugleich auch als auf der Innenseite geputzte äußere Wandbekleidung verwendet werden können.

In Nordamerika hat man angefangen, die hölzernen Putzlatten durch eiserne verschiedener Formen zu ersetzen429), und will mit ihnen einen festeren und feuersicheren Putzüberzug erzielen.

In Deutschland hat man sich in neuerer Zeit vielfach bemüht, für die Berohrung und Belattung durch fabrikmäßig hergestellte Matten, die Rohr- und Lattengeflechte, Ersatz zu schaffen. Dadurch soll die Arbeit schneller und besser herstellbar gemacht werden,

427) Siehe: Deutsche Bauz. 1875, S. 69. ^
428) Nach: Fink, F. Der Tüncher u. s. w. Leipzig 1866. S. 120 — und: Deutsche Bauz. 1884, S. 287. ^
429) Eine Art derselben wird besprochen in: Deutsches Baugwksbl. 1886, S. 230. ^




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indem das Befestigen des einzelnen Rohrstengels und der einzelnen Latte wegfällt; man will aber auch meist die Bekleidung durch den Wegfall der Bretterverschalung billiger und frei von Rissen machen.

Diese Matten, bei welchen die Rohrstengel und Latten durch Draht verbunden sind, werden in verschiedenen Breiten angefertigt, um möglichst unnötigen Verschnitt zu vermeiden. Die Stoßstellen haben eine Unterlage zu erhalten; gewöhnlich findet daselbst auch eine Verschränkung der Rohrstengel bezw. Latten statt. Durch Anwendung von Cement- oder Cementkalkputz sucht man diese Geflechte oder Gewebe auch zur Herstellung von äußeren Wandbekleidungen zu verwerten, bezw. feuersicher zu machen.

Stauß & Ruff in Kottbus430) erzielen den Wegfall der Bretterschalung und genügende Steifigkeit der Putzdecke durch Verwendung eines dichten und eines über dieses zu legenden weiten Rohrgewebes mit paralleler Stengellage beider Gewebe. Auf die in 1m Entfernung aufzustellenden, etwa 6 bis 7cm starken Ständer werden in 20cm Abstand 2,5 bis 3,0cm starke Leisten genagelt und auf diesen die beiden Gewebe, deren Stöße nicht übereinander fallen dürfen, befestigt. Der Mörtel dringt durch das obere Gewebe in das untere ein und vereinigt beide. Zur Herstellung dieser Gewebe wird jetzt verzinkter Draht verwendet. Einfache Gewebe bedürfen als Unterlage einer Bretterschalung, welche Stauß & Ruff vom Putzmörtel durch eine Lage von Asphaltpapier trennen, wobei der Asphalt zugleich das Klebmittel bildet und wodurch verhindert werden soll, daß dem Holze durch den Mörtel Feuchtigkeit zugeführt wird.

Grafik: Fig. 359, Fig. 360 1/5 w. Gr.


Beim Holzleistengewebe von Hermann Kahls in Chemnitz431) sind die Stäbe (Fig. 359) aus je 2 Leisten zusammengesetzt, die vermöge ihrer Form geeignet sind, den Putzmörtel festzuhalten.

Das Holzleistengeflecht von Karl Schubert in Breslau (Fig. 361432)) wird aus quadratischen Stäben gebildet, die mit einer Kante an die Ständer sich legen und in der Richtung der Stäbe etwa alle 0,5m und der Höhe nach etwa alle 12cm mit Hakennägeln, die zugleich den Draht fassen, genagelt werden.

Grafik: Fig. 361 1/5 w. Gr.

Ganz gleich scheinen die Leistengeflechte von H. Koulle in Berlin und von H. F. P. Rusch in Kobier zu sein.

H. F. P. Rusch in Kobier fertigt auch Matten aus Holzleisten, Rohrstengeln und Draht an (Fig. 360), für welche die Wandständer in 40cm Entfernung aufzustellen sind. Als Zwischenständer empfiehlt derselbe Bohlen von 3 × 15cm Stärke oder starke Schwarten, welche auf eine in der Wandrichtung an Fußboden und Decke genagelte Latte aufgeklaut werden (Fig. 362 u. 363). Zur Herstellung schwächerer Wände wird vorgeschlagen, zu den Ständern Dachlatten von 4 × 7cm Stärke zu verwenden und diese durch aufgenagelte Eisenstäbe (gewöhnlich ist die Stärke von 0,5 × 3,0cm ausreichend) zu verstärken (Fig. 364 u. 365). Bei einer Dicke des Putzes von 1,5cm und der Matte von ebenfalls 1,5cm wird im ersten Falle die Wand 21cm, im zweiten 10cm stark.

Jede fünfte Holzleiste wird angenagelt; die 6cm langen Nägel werden alle schräg nach einer Richtung, jedoch zunächst nicht ganz eingeschlagen, dann um dieselben ein 1,8 bis 2,0mm starker geglühter Draht geschlungen und je nach dem erfolgten Umschlingen der betreffende Nagel fest eingetrieben, wodurch der Draht fest angezogen wird und die nicht angenagelten Leisten fest an die Ständer drückt. Das Bewerfen wird von unten begonnen und dazu ein derberer Mörtel als gewöhnlich genommen. Erst nachdem der Bewurf trocken ist und sich die Trockenrisse genügend gezeigt haben, soll das Verreiben vorgenommen werden.

In England und Nordamerika kommen zur Befestigung des Putzes auf hohlen

430) D. R.-P. Nr. 7109 u. 10_119. ^
431) D. R.-P. Nr. 10_891. ^
432) D. R.-P. Nr. 12_980. — Durch Anwendung von Cementputz sollen mit diesem Geflecht recht feuersichere Konstruktionen hergestellt werden können, worüber Versuchsergebnisse mitgeteilt werden in: Baugwksztg. 1889, S. 515; 1893, S. 414. ^




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Grafik: Fig. 362 1/50 w. Gr., Fig. 363 1/20 w. Gr., Fig. 364 1/20 w. Gr., Fig. 365 1/50 w. Gr. 1/20 w. Gr.

Fachwänden auch ebene und gewellte Drahtgewebe (corrugated wire lathing) zur Anwendung. Man beabsichtigt dabei zugleich die Wände feuersicher zu machen.

Beim Drahtgewebe von Johnson, Capham & Morris sucht man letztere Eigenschaft dadurch zu fördern, daß man es nicht unmittelbar an den Ständern befestigt, sondern dazwischen hochkantig gestellte, 13mm breite Eisenstreifen schaltet und dadurch das Holz vom Putz trennt.

Den gleichen Zweck erfüllen in sehr vorteilhafter Weise die in England und Amerika sehr viel verwendeten gezerrten Wellbleche, bei denen durch allseitiges Zerren an vorgeschnittenen Stellen das Blech reißt und vorspringende Buckel sich bilden, hinter welchen der Putz einen Halt findet. Aehnliches erreicht man durch Einstanzen von Schnitten in Winkelform und Herausbiegen der dreieckigen Zacken.

Verzinkte Drahtgewebe (Pliestergeflechte) als Putzträger wurden schon in Art. 176 (S. 180) erwähnt. Hier mögen noch als neue Erfindung die sog. »Drahtziegel« von P. Stauß & H. Ruff in Kottbus angeführt werden, welche sich schon vielfach bewährt haben sollen. Dies ist ein Drahtgewebe, bei welchem die Kreuzungsstellen der



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Drähte mit kreuzförmigen Thonkörperchen umhüllt sind, an welchen der Putz sehr fest haftet.


Sonstige Bekleidungen. (201.)

Außer den erwähnten Stoffen werden zur Bekleidung von Holzgerippen noch verwendet: Leinwand, Steinpappe und Papier.

Die Leinwandbekleidungen, mit Tapete überzogen, wurden früher vielfach zur Unterteilung größerer Räume benutzt (Scherwände); wegen der großen Feuergefährlichkeit derselben werden sie jetzt meist durch andere Konstruktionen ersetzt, so daß ihre Verwendung auf Baulichkeiten zu ganz vorübergehenden Zwecken (Zeltbauten) eingeschränkt ist. Allerdings muß hier Erwähnung finden, daß in neuerer Zeit auch Leinwandbekleidungen von besserer Feuersicherheit, so von Weber-Falckenberg in Köln, hergestellt werden.

Dagegen treten jetzt die aus Papiermasse angefertigten Bekleidungen mehr in den Vordergrund. So waren auf der Weltausstellung zu Sidney Häuser ausgestellt433), deren Holzfachwerke eine äußere und innere Verkleidung von Steinpappe zeigten, während der Zwischenraum mit feuerfest imprägniertem Papierfilz (aus Papierschnitzeln) ausgefüllt war. Die Wände zeigten flach erhabene Verzierungen und Malereien.

In neuester Zeit werden Militärbaracken zu vorübergehendem Gebrauche mit beiderseitiger Pappdeckelverkleidung der Holzfachwerkwände hergestellt. Die Ausfüllung erfolgt unten mit Torfmull, oben mit Holzwolle.

Auf der Londoner Fischereinausstellung 1883 befanden sich Fischerhütten, deren Lattengerüst eine Bekleidung mit Papier (Willesden Patent Waterproof and Canevas Company) zeigten434). Dieses Papier besteht aus 1 bis 4 mit metallischen Lösungen getränkten, fest aufeinander gewalzten Lagen und ist für Wasser völlig undurchdringlich und auch sicher gegen Fäulnis435). Die Ständer müssen in ihren Entfernungen den Bahnbreiten entsprechen. Auf einer Unterleiste werden die Längsnähte des straff angezogenen Papieres mit Wachsfaden hergestellt und diese durch eine Oberleiste gedeckt, welche samt Papier und Unterleiste festgenagelt wird.

Auf die außerordentlich ausgedehnte Verwendung des Papieres für die Wandbildung in Japan sei hier nur hingewiesen.


Ausfüllung der Hohlräume. (202.)

Wie schon in Art. 192 (S. 211) erwähnt wurde, werden die Hohlräume von Fachwänden mitunter mit geeigneten Stoffen ausgefüllt, um die umschlossenen Räume vor den Einwirkungen der äußeren Luftwärme und vor zu großer Schalldurchlässigkeit zu sichern. Von besonderer Wichtigkeit ist dies bei Eiskellern und anderen Kühlräumen (vergl. Teil III, Band 6 dieses »Handbuches«, Abt. V, Abschn. 3, Kap. 3); doch kommen solche Ausfüllungen auch bei Wohngebäuden, Stallungen u. s. w. vor.

Als Ausfüllungsmittel benutzt man: Heu, Stroh, Schäbe, Lohe, Häcksel, Sägespäne, Holzwolle, Hobelspäne, Torfstreu, Erde, Sand, Asche, Holzkohle, Kieselguhr oder Diatomeenerde, Schlackenwolle.

Zum Teile sind diese Stoffe feuergefährlich; zum Teile gehen manche, wie Sägespäne, unter Einwirkung von Wärme und Feuchtigkeit in Gärung über; viele bilden Brutstätten für Ungeziefer. Die für diesen Zweck viel empfohlene Schlackenwolle kann unter Einwirkung von Feuchtigkeit durch Entwickelung von Schwefelwasserstoff unangenehm und schädlich werden436). Durch die Feuchtigkeit, die sie leicht aufnimmt, wird sie auch unwirksam als Isoliermittel437). In trockener Lage scheint sie sich zwar gut zu bewähren; doch sind die Umsassungswände gegen die Einwirkung feuchter Luft nicht abzuschließen, so daß ihre Verwendung im Hochbau Vorsicht erheischt. Denselben Bedenken unterliegt auch Asche, da sie sehr wasseranziehend ist und auch das Keimen der Hausschwammsporen begünstigt. Humushaltige Erde wird ebenfalls dem Holze sehr gefährlich.

Torfstreu, Holzwolle, Sägespäne, Hobelspäne u. dergl. kann man dauerhafter und feuersicherer machen, wenn man sie vor dem Einfüllen mit Kalkmilch tränkt.

Die Ausfüllung von Hohlräumen in Holzwänden ist mitunter Gegenstand baupolizeilicher Bestimmungen.

433) Siehe: Romberg's Zeitschr. f. prakt. Bauk. 1880, S. 434. ^
434) Siehe: Building news, Bd. 44, S. 830. ^
435) Siehe: Deutsche Bauz. 1884, S. 274. ^
436) Siehe: Deutsche Bauz. 1876, S. 210. — Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1878, S. 255. ^
437) Siehe: Deutsche Bauz. 1880, S. 96. ^




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So schreibt die Baupolizeiordnung für den Stadtkreis Berlin vom 15. Januar 1887 im Titel I, § 8 die Ausfüllung der Hohlräume in hölzernen Scheidewänden mit unverbrennlichen Materialien vor.

Die Füllstoffe müssen, wenn erhebliche Wirkungen durch sie erzielt werden sollen, eine ziemlich dicke Schicht bilden.

Grafik: Fig. 366438) 1/50 w. Gr.


Man sieht sich daher mitunter veranlaßt, die Wandgerippe zu diesem Zweck zu verdoppeln (Fig. 366438)).

Besonders gut würden sich zur Ausfüllung Kieselguhr oder Diatomeenerde eignen. Ueber die letztere sind im hygienischen Institut der Berliner Universität Untersuchungen angestellt worden439), welche ergeben haben, daß dieselbe frei von zersetzungsfähigen organischen Stoffen und nahezu bakterienrein ist, daß sie wegen ihres Gehaltes an Eisensalzen im stande ist, bei genügender Feuchtigkeit eingedrungene Krankheitskeime mit der Zeit abzutöten, daß sie Mauerwerk und Bauhölzer allmählich auszutrocknen und trocken zu halten vermag, daß sie einen erheblich besseren Wärmeschutz, als alle sonstigen Füllstoffe gewährt, und daß sie durchaus unverbrennlich ist. Daß sie so wirksam als Wärmehaltungsstoff ist und sogar eine einfache Luftschicht in dieser Beziehung übertrifft, erklärt sich aus dem sehr großen Rauminhalt der Poren (86 Prozent). Sie bildet daher einen ruhigen Luftmantel, in der die Eigenschaft der Luft, der schlechteste Wärmeleiter zu sein, wegen des Mangels an Strömungen ganz rein zum Ausdruck gelangt. Wegen des jetzt noch hohen Preises kann dieser Stoff leider nur selten zur Anwendung gelangen.

Nächst demselben dürfte sich am meisten eine Ausfüllung mit reinem, trockenem, unter Umständen ausgeglühtem Quarzsand empfehlen.


Formale Behandlung. (203.)

Unter den reinen Holzbauten verhält sich die hohle Fachwerkwand am ungünstigsten für die formale Behandlung. Während bei der Blockwand und der Bohlenwand in den meisten Fällen die Konstruktion sich unverhüllt zeigt und diese bei der formalen Ausbildung die Hauptrolle spielt, wird bei der hohlen Fachwerkwand der eine Hauptbestandteil, das Gerippe, fast immer vollständig verhüllt. Eine Ausnahme davon machen nur die mit einer offen bleibenden Belattung versehenen Wände. Sind immerhin die mit einer sichtbaren Bretterverschalung ausgestatteten Wände einer im Wesen dieser Konstruktion begründeten Ausbildung fähig, so fällt dies bei den mit Putz überzogenen ganz weg. Sie erwecken den Schein eines in Stein errichteten Bauwerkes und führen daher in ästhetischer Hinsicht ein unberechtigtes Dasein.

Bei den belatteten Wänden sind es das Muster, nach dem die Latten aneinander gereiht sind oder sich durchkreuzen, und das Verhältnis zwischen Lattenbreite und Zwischenraum, welche die äußere Erscheinung derselben bedingen, wozu zur Bereicherung noch Ausschnitte an den Latten bezw. Ersatz derselben durch teilweise gedrehte Stäbe treten können.

Bei den verbretterten Wänden dienen zur Ausbildung die schon besprochenen Arten der Fugenbehandlung, bei den wagrechten Verbretterungen die an den Kanten sich ergebenden Einschnitte und Vorsprünge, bei den lotrechten eben diese, sowie die Fugendeckleisten. Dazu kommen, namentlich bei den wagrechten Verbretterungen, die als Lisenen an den Ecken zweckmäßigerweise hinzutretenden Deckbretter, ferner die zur Bildung der Thür- und Fensteröffnungen nötigen Brettrahmen, welche mehr oder weniger reiches Schnitzwerk erhalten können. Außerdem dienen zur Verzierung bei lotrechten Verbretterungen, insbesondere wenn diese nur in den

438) Mit Benutzung einer Abbildung in: Wanderley, G. Die Konstruktionen in Holz u. s. w. 2. Aufl. Karlsruhe 1887. ^
439) Siehe: Centralbl. d. Bauverw. 1889, S. 332. — Ueber Fundstätten, Verwendung und Zubereitung von Kieselguhr oder Infusorienerde siehe: Deutsches Baugwksbl. 1890, S. 420. ^




Seite 223 (Scan)

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Grafik: Fig. 367 1/25 w. Gr.

oberen Stockwerken angewendet werden, die der Konstruktion ganz angemessenen Schweifungen und Ausschnitte an den unteren Brettendigungen. Diese sollten dann aber womöglich, der besseren Schattenwirkung und der Bildung von Tropfkanten wegen, um etwas vor die untere Wandflucht vorgelegt werden (Fig. 367).

Anzuführen ist hier noch, daß einseitige Verkleidungen von lotrechten Brettern bei Räumen, welche Luftdurchzug bieten sollen, oft an den Fugen verschiedenartige Muster bildende Ausschnitte erhalten nach Art derjenigen, wie sie bei aus Brettern hergestellten Einfriedigungen und bei Geländern von Balkons und Galerien (siehe Teil III, Band 2, Heft 2 dieses »Handbuches«) Verwendung finden.


Bedeutung der hohlen Fachwerke. (204.)

Aus dem im vorhergehenden Artikel, sowie aus dem früher Gesagten ergibt sich zur Genüge die Bedeutung der hohlen Fachwerkwände im Hochbauwesen. Dieselbe wird bei uns durch die wegen der Sicherung der Allgemeinheit gegen Feuersgefahr getroffenen baupolizeilichen Bestimmungen noch wesentlich herabgemindert, die übrigens in gleicher Weise für Block- und Bohlenwand gelten, während in Nordamerika, allerdings auch aus den Städten immer mehr verdrängt, der Bau mit hohlen Fachwerkwänden als ein höchst willkommenes und in ausgedehntester Weise angewendetes Mittel zur Herstellung billiger und gesunder Familienwohnhäuser gilt.

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