Durm:Verschiedene Wandbekleidungen
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Inhaltsverzeichnis |
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Flaches Blech. (250.)
Wände aus flachem Eisenblech werden zumeist nur zu kleinen Bauwerken, wie öffentlichen Pissoirs u. dergl., verwendet, wobei die Gerippe gewöhnlich aus Guß-
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| Grafik: Fig. 548 |
eisen hergestellt und die Blechflächen häufig mit aufgesetzten gegossenen Profilleisten verziert werden. An Stelle des Gußeisens würde man jetzt auch die gewalzten Ziereisen533) verwenden können.
Die gegossenen Ständer und wagrechten Teile sind mit Flanschen zu versehen, an welche das Blech angenietet oder angeschraubt wird (Fig. 548 u. 549).
Ist das Gerippe aus Walzeisen hergestellt, so dienen deren Flansche zur Befestigung des Bleches534).
| Grafik: Fig. 549 Bedürfnishäuschen von Kullmann & Lina in Frankfurt a. M. 1/50 w. Gr. |
| 533) Vergl. die Fußnote 512 (S. 271). ^ |
| 534) Ein Beispiel bietet das Gehäuse eines hydraulischen Personenaufzuges, dargestellt in: Nouv. annales de la constr. 1871, Pl. 37, 38. ^ |
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Gepreßte Flußeisenplatten. (251.)
Zur Herstellung leichter Häuser wird in neuerer Zeit vielfach das System Danly der Société anonyme des forges d'Aiseau empfohlen. Das Gerippe der Wände konnte man bei dieser Bauweise sehr einschränken, weil die rechteckigen Tafeln, aus welchen die Wände zusammengesetzt werden, wegen ihres Stoffes und wegen ihrer Form selbst eine ziemliche Tragfähigkeit und Steifigkeit besitzen. Außerdem ist darauf Bedacht genommen, daß dasselbe Grundmaß (module) von 0,192m sich überall wiederholt, insbesondere für die Entfernung der Niet- und Schraubenlöcher, so daß das Zusammensetzen der Teile, auch in verschiedenen Lagen derselben, sehr erleichtert ist. Dies wird noch weiter durch die Anwendung gleicher Grundbestandteile für alle Ecken und Wandanschlüsse gefördert. Diese Eigenschaften machen die Danly'sche Bauweise für die fabrikmäßige Herstellung von Häusern und deren Versand auf weite Entfernungen sehr geeignet. Weniger glücklich ist der bei der Formgebung leitend gewesene Gedanke, den Wandplatten das Aussehen von Spiegelquadern oder von gestemmter Schreinerarbeit zu geben, da eine Täuschung niemals gelingen kann und das Aussehen der Gebäude bei der ausschließlichen Wiederholung dieser Form von beträchtlicher Größe kein befriedigendes wird.
| Grafik: Fig. 550 Flußeisenplatten. System Danly. 1/40 w. Gr. |
Die Wandplatten sind aus verzinktem Flußeisenblech 1mm stark hergestellt und haben zur Erzielung
einer gewissen Steifigkeit Ausbauchungen von der erwähnten Gestalt und umgebogene Ränder erhalten,
welch letztere zugleich zur Besestigung dienen und deshalb im angegebenen Abstande durchlocht sind.
Zur Bildung einer Wand werden immer zwei Reihen von Platten aufgestellt (Fig. 550), für äußere Wände
in einer Entsernung von 16cm, für innere von 8cm. Diese Entfernung wird durch 2mm starke Blechstreifen
geregelt, welche zwischen alle Lagerfugen der Platten eingelegt werden (Fig. 551). An ihren
Rändern wechseln Nietlöcher und Einschnitte, je in der Entsernung des Moduls, ab. Die Einschnitte
nehmen den Steg von kleinen {T}-Eisen auf, welche lotrecht in den Stoßfugen der Platten ausgestellt sind,
den Ständern anderer Wandkonstruktionen entsprechen und zugleich die Fugen der Wandplatten decken.
Demselben Zwecke dient für die Lagersugen der untere etwas umgebogene Rand der Wandplatten (Fig. 552).
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Die Wand beginnt unten mit einer Schwelle, die aus zwei übereinander liegenden Reihen von je zwei
{[}-Eisen gebildet ist, die durch Stehbolzen miteinander verbunden sind (Fig. 552); dieselbe Anordnung
wiederholt sich beim Beginn eines neuen Stockwerkes. Das untere der inneren {[}-Eisen dient zur Befestigung
der aus {I}-Eisen hergestellten Fußbodenlager und Deckenbalken. Das obere innere {[}-Eisen ist mit zahlreichen
Durchbrechungen versehen, welche gemeinschaftlich mit den Durchbrechungen, welche die als Wandriegel
dienenden Zwischenplatten erhalten haben, der Lüftung der Räume dienen sollen. Für Thüröffnungen
muß der obere Teil der Schwelle unterbrochen werden. Unter dem Dache wird die Wand mit nur
einer Reihe von zwei {[}-Eisen abgeschlossen, an deren äußerem ein Zorès-Eisen als Dachrinne befestigt
ist (Fig. 553).
| Grafik: Fig. 551, Fig. 552, Fig. 553 1/20 w. Gr.Fig. 554 1/10 w. Gr. |
Die Ecken und Wandanschlüsse werden mit Quadranteisen gebildet, zu denen noch besondere Gußeisenstücke
in den Schwellen treten.
Die Umrahmung der Fenster- und Thüröffnungen wird aus {Z}-Eisen hergestellt (Fig. 554).
Bei einigermaßen tragfähigem Boden werden die Gebäude unmittelbar auf denselben ohne Gründung gesetzt.
Näheres über diese Bauweise mit zahlreichen Abbildungen findet sich in den unten angegebenen Quellen535).
Das Théâtre des Folies Parisiennes auf dem Platze der Pariser Weltausstellung von 1889 ist nach dem System Danly errichtet worden.
Gußeisenplatten. (252.)
Das Gußeisen wird in der Regel zur Herstellung der Wände benutzt, wenn eine reichere architektonische Ausbildung derselben erwünscht ist. Die Verwendung erstreckt sich dann gewöhnlich sowohl auf die Wandflächen, als auch auf das Gerippe. Das Gerippe selbst beschränkt sich meist auf die in Gestalt von Säulen oder Pfeilern ausgeführten Ständer, während besondere Rahmen oder Schwellen gewöhnlich nicht notwendig sind, sondern durch die Wandtafeln und Simsstücke vertreten werden. Diese erhalten eine genügende Steifigkeit durch die an sie angegossenen, zur Verbindung nötigen Flansche, sowie durch nach Bedarf angeordnete Rippen536).
Als Beispiel eines in Gußeisen mit innerer Holzverkleidung ausgeführten Gebäudes diene der in der Personenhalle des Bahnhofes zu Hannover errichtete Speisesaal, von dem in Fig. 555 ein Wandseld mit Schnitt dargestellt ist537). In den Fensterbrüstungen ist der Raum zwischen der Gußeisenplatte und der Holzverkleidung mit Cokeasche ausgefüllt.
| 535) Polyt. Journ., Bd. 266, S. 9. — Uhland's Techn. Rundschau 1887, S. 312. — Stahl und Eisen 1889, S. 103. — Nouv. annales de la constr. 1888, S. 135. — La semaine des constr., Jahrg. 13, S. 401. — Wochschr. d. öst. Ing.- u. Arch.- Ver. 1889, S. 122. ^ |
| 536) In großer Ausdehnung sind gußeiserne Fassaden in New-York angewendet worden. (Vergl. hierüber: Allg. Bauz. 1874, S. 59 — und ebendas. 1875, S. 77.) ^ |
| 537) Faks.-Repr. nach: Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1886, Bl. 15. ^ |
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| Grafik: Fig. 555 Vom Speisesaal in der Personenhalle des Bahnhofes zu Hannover587). — 1/40 w. Gr., Fig. 556 Von der Markthalle zu Frankfurt a. M.538). ca. 1/40 w. Gr. |
Ein anderes Beispiel bietet die Markthalle in Frankfurt a. M. Bei derselben sind die Umfassungswände,
mit Ausnahme der Eckbauten und der Erdgeschoßbrüstungen, aus einem Gußeisengerippe und, soweit
sie nicht aus verglasten Fenstern von Schmiedeeisen bestehen, aus Gußeisenplatten hergestellt. Auch
die Standscheidungen der Galerie sind der Windverstrebung wegen aus Gußeisen. Das Kranzgesims ist
zum Teile aus Zink. Fig. 556 gibt einen Querschnitt des oberen Teiles einer dieser Umfassungswände538).
| 538) Nach: Zeitschr. f. Bauw. 1880, S. 13, Bl. 20. ^ |
| 587) Siehe: Baugwksztg. 1885, S. 371. — Centralbl. d. Bauverw. 1883, S. 136; 1888, S. 44, 265. ^ |
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Gußeisenplatten werden zu Wänden mitunter nach Art des Verbandes von
Quadermauern in Schichten mit richtigem Stoßfugenwechsel zusammengesetzt. Besondere
Gerippe fallen dabei weg. Zum Zweck der Verbindung und der Versteifung
haben die Platten ringsum Flansche, außerdem auch wohl Rippen. Die Verbindung
erfolgt durch Schraubenbolzen.
| Grafik: Vom Leuchtturm zu Kykduin539).Fig. 557 1/20 w. Gr., Fig. 558 1/10 w. Gr., Fig. 559 1/50 w. G |
Mit solchen Wänden werden in Holland und dessen Kolonien Leuchttürme errichtet. Fig. 557
bis 559 zeigen einige Einzelheiten des 16-eckigen Leuchtturmes von Kykduin539), dessen Außenwand in
68 Schichten zu je 16 Platten im Schornsteinverband aufgeführt ist. Die Abmessungen der gußeisernen
Platten nehmen nach oben hin ab. Der Querverband wird durch die ebenfalls aus Gußeisenplatten gebildeten
Böden der Stockwerke bewirkt. Die wagrechten Flansche sind durch Rippen verstärkt. Alle
Flansche stehen um 4mm vom Plattenrande zurück und lassen somit zwischen sich eine 8mm breite Fuge,
welche mit Eisenkitt verstrichen ist. Fig. 557 gibt einen Höhenschnitt durch die unterste, auf einem
Quadersockel ruhende Schicht; Fig. 558 zeigt eine Eckverbindung und Fig. 559 die Anordnung der Wand
an der Stelle der Thür.
| 539) Nach: Zeitschr. f. Bauw. 1889, S. 391 u. Taf. 48. ^ |
