Durm:Wände für besondere Zwecke
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Allgemeines. (292.)
Wie schon in Art. 255 (S. 295) erwähnt wurde, sind hier noch diejenigen Vorkehrungen kurz zu besprechen, welche an den Wänden häufig getroffen werden müssen, um die von ihnen umschlossenen Räume gegen die Einwirkung von mancherlei äußeren Einflüssen zu schützen, insoweit als darüber nicht schon an anderen Stellen dieses »Handbuches« Mitteilungen gemacht werden. Aus letzterem Grunde würde hier auszuscheiden sein die Besprechung der Vorkehrungen gegen die schädliche Einwirkung der Feuchtigkeit (vergl. Kap. 12 des vorliegenden Heftes), für Feuersicherheit (siehe Teil III, Band 6 dieses »Handbuches«), für Einbruchsicherheit (siehe ebendas.) und für Sicherung gegen den nachteiligen Einfluß von Bodensenkungen und Erderschütterungen (siehe ebendas.). Zur Erörterung verbleiben die Maßregeln, um gegebenen Falles die Wände möglichst undurchlässig gegen Wasser, Wärme und Schall zu machen.
Wasserdichte Wände. (293.)
Wasserdichtheit wird gefordert von den Wänden von Behältern für Flüssigkeiten, wie Abortgruben, Cisternen, Schwimmbecken, Badewannen, Gasometerbecken u. s. w., aber auch von den Umfassungen von Gebäuden, deren Untergeschosse unter den Spiegel des Grundwassers hinabreichen. Letzterer Fall wird in Kap. 12 erörtert werden.
Zur Herstellung wasserdichter Umfassungen sind vor allen Dingen sorgfältigste Ausführung, also mit geübten Arbeitern und unter tüchtiger Aufsicht, ferner wasserbeständiger Stein und Mörtel, sowie Bildung einer wasserdichten Schicht notwendig. Für den Mörtel sind am geeignetsten Portlandcement, für das Mauerwerk möglichst undurchlässige Steine, wie Granit, Basalt, Schiefer, Quarzsandsteine, Klinker oder wenigstens scharf gebrannte Backsteine. Die wasserdichte Schicht kann durch den Fugenmörtel erzeugt werden, der bei eigener Wasserdichtheit ein die Steine umschließendes, nirgends unterbrochenes Gewebe bilden muß. Bei Verwendung von Quadern ist diesem Zwecke die Anordnung von Kanälen in allen Stoß- und Lagerflächen förderlich, welche durch ihre Ausfüllung mit Mörtel eine Verstärkung der Fugen bilden (vergl. den vorhergehenden Band dieses »Handbuches«, Art. 103, S. 82 [2. Aufl.: S. 84]).
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Auf dem eben angegebenen Wege ist Wasserdichtheit nur bei dicken Mauern
und auch bei diesen nur schwer zu erreichen, so daß man in der Regel noch einen
wasserdichten Putz hinzufügt oder diesem in der Hauptsache allein die Dichthaltung
überläßt.
Die Wasserdichtheit kann mehr gesichert werden, wenn man die Mauern in zwei lotrechten, voneinander getrennten Schalen ausführt und den Zwischenraum mit Cementmörtel (1,5 bis 5,0cm stark) oder Asphalt (4 bis 5cm stark) oder Thon (etwa 10 bis 12cm stark) ausfüllt, oder indem man die Mauern auf der Außenseite mit einer Schicht von fettem Thon von mindestens 25cm Dicke umhüllt.
Wasserdichten Cementputz glaubte man früher 2,0 bis 2,5cm stark und mit Stahlkolben geglättet herstellen zu müssen. Bei trockenem und warmem Wetter ergeben sich aber durch diese Bearbeitung leicht Blasen und Risse.
Dyckerhoff653) empfiehlt zur Herstellung eines wasserdichten Cementputzes folgendes Verfahren. Zu 1 Teil Cement werden 2 bis 21/2 Teile scharfen Sandes gemischt. Enthält letzterer wenig seine Körner, so wird noch etwa 0,1 Teil Fettkalk in Form von Kalkmilch zugesetzt, um den Mörtel dichter und geschmeidiger zu machen. Der dickbreiige Mörtel wird in 2 bis 3 Lagen, etwa 1cm stark, aufgetragen, mit einem Richtscheite abgezogen und hierauf mit einer hölzernen Reibscheibe sauber abgerieben. Sobald dieser Mörtel abgebunden hat, wird noch eine dünne Schicht aus reinem Cementbrei mit der Reibscheibe aufgezogen und mit einer Filzscheibe geglättet. Ein Glätten mit Eisen oder Stahl ist gänzlich zu vermeiden.
Die Glätte der Wandflächen begünstigt das Reinigen und das saubere Aussehen der Wasserbehälter. In neuerer Zeit verkleidet man daher mitunter die Innenseiten von Schwimmbecken oder Badewannen mit Glasfliesen oder glasierten oder emaillierten Platten. Da aber die Fugen derselben nicht genügend gedichtet werden können, ist unter denselben der Cementputz nicht zu entbehren.
Auch bei sorgfältigster Arbeit und bestem Material ergeben sich häufig Risse in den Wänden infolge ungleichmäßiger Ausdehnung und Zusammenziehung bei Aenderungen der Wärme und des Trockenheitsgrades. Von Einfluß hierauf ist die Grundrißform der Behalter; am günstigsten ist die kreisrunde Gestalt. Nur wenig sind diesen Größenveränderungen die in den Boden versenkten und überfüllten oder überbauten Behälter unterworfen. Es empfiehlt sich deshalb bei frei stehender Anordnung die Umhüllung mit einem Erdmantel. Bei eingebauten Wasserbehaltern, wie Schwimmbecken, ist es sehr zweckmäßig, die Wände nach außen hin der fortwährenden Beaufsichtigung zugänglich zu machen.
Um der Rissebildung infolge des sog. »Arbeitens« (die eben erwähnten Größeveränderungen infolge des Wechsels von Wärme und Kälte und von Trockenheit und Feuchtigkeit) zu entgehen, stellt Dyckerhoff654) seine wasserdichten Behälter nicht aus dichtem Beton her, sondern aus einer Mischung, die nur die genügende Härte und Festigkeit besitzt; denn er hat gesunden, daß die Größenveränderungen um so bedeutender sind, je dichter die Masse ist. Die Wasserdichtheit wird durch den oben beschriebenen, nach Vollendung der Betonmauern aufgebrachten Putzüberzug herbeigeführt.
Sicherer müßte das Ergebnis sein, wenn die wasserdichte Schicht aus einem elastischen Stoffe hergestellt werden könnte. Gußasphalt und Asphaltplatten sind hierzu brauchbar, aber als äußerer Ueberzug nur unter der Voraussetzung, daß es gelingt, sie fest mit dem Mauerwerk oder dem Beton zu verbinden, und daß sie den Einwirkungen des Frostes möglichst entzogen werden.
Ein anderer Grund zur Rissebildung ist das ungleichmäßige Setzen der Gründung, welches bei ungleich preßbarem Boden und ungleicher Belastung eintritt. Um die letztere Ursache zu vermeiden, empfiehlt es sich immer, die Umfassungen von Behältern unabhängig von anderen Mauern aufzuführen.
| 653) In: Deutsche Bauz. 1888, S. 243. ^ |
| 654) Ebendas. ^ |
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Ein sehr einfaches Mittel, um feine Risse in den Wänden von Wasserbehältern rasch zu schließen,
soll in dem Aufstreuen einer geringen Menge von Sägemehl auf die Wasseroberfläche bestehen655). Die
feinen Fasern desselben werden durch das abfließende Wasser in die kleinsten Undichtigkeiten geführt
und verstopfen dieselben sehr bald. Zu demselben Zwecke schüttete man früher feinen Sand oder Lehm
in das Wasser.
Schließlich mag noch angeführt werden, daß für freistehende Behälter, selbst von sehr großen Abmessungen, sich die Monier-Wandungen bewährt haben sollen656).
Wärmeundurchlässige Wände. (294.)
Für mancherlei Zwecke wird die Herstellung von Wänden notwendig, welche möglichst wenig wärmeleitend sind. Durch dieselben sind Räume vor Abkühlung der Innenluft zu schützen, so bei den Heizkammern von Sammelheizungen; oder der eingeschlossene Raum, bezw. die in ihm aufbewahrten Dinge sind vor Erwärmung zu bewahren, z. B. in Eiskellern, Eishäusern und sonstigen Kühlanlagen (vergl. über dieselben Teil III, Band 6 [Abt. V, Abschn. 3, Kap. 3] dieses »Handbuches«); oder es sind Räume von beständig gleich bleibender, wohl auch für bestimmte Grade regelbarer und im ganzen Raume gleichmäßig verteilter Wärme herzustellen, so für feine physikalische Untersuchungen (vergl. Teil IV, Halbband 6, Heft 2, Kap. 15 unter b dieses »Handbuches«).
Am schwierigsten sind die zuletzt erwähnten Bedürfnisse zu befriedigen. Sie erfordern außer einer im allgemeinen günstigen Lage und Herrichtung des Raumes besondere Vorkehrungen, wie das Verkleiden der Wände auf der Innenseite mit einem von Zinkwellblech umschlossenen Hohlraum, in welchen bis zu einem bestimmten Grade erwärmte Luft eingelassen wird u. a. m. (vergl. a. a. O.).
Für die übrigen Fälle bedient man sich, wenn auch in ausgedehnterer Weise, der Mittel, die für den gewöhnlichen Hausbau in Anwendung kommen, um die Innenräume möglichst unabhängig vom Wärmewechsel der Außenluft zu machen, und die in den vorhergehenden Kapiteln schon mehrfach Erwähnung fanden. Es sind dies Verwendung von schlecht die Wärme leitenden Baustoffen, Anordnung von Hohlräumen in den Wänden und Ausfüllen der letzteren mit schlechten Wärmeleitern.
Als Baustoffe werden daher namentlich Korksteine und Bimssandsteine (vergl. Art. 165, S. 173), Holz und Gips in Betracht zu kommen haben; da diese aber aus anderen Gründen vielfach nicht benutzt werden dürfen, unter den Bausteinen die Backsteine657).
Hohlräume in den Wänden stellt man für den vorliegenden Zweck in Gestalt von Kanälen, oder durch Ausführung von Hohlmauern (vergl. Art. 26, S. 38), oder durch Anwendung von Hohlsteinen (vergl. Art. 27, S. 40 u. Art. 265, S. 308) oder durch Benutzung poriger Steine (vergl. Art. 28, S. 40), der Schlackensteine (Art. 34, S. 43), Bimssandsteine (Art. 35, S. 44), der Gipsdielen (Art. 198, S. 216), der Spreutafeln (Art. 170, S. 175) u. s. w. her.
Durch die Hohlräume sollen Schichten von ruhender Luft, welche der schlechteste Wärmeleiter ist, in den Wänden erzeugt werden. Von beträchtlicherer Wirkung können sie nur bei größerer Ausdehnung sein. Deshalb versprechen Hohlmauern einen wirklichen Nutzen für den vorliegenden Zweck nur, wenn der Hohlraum groß oder mehrfach vorhanden ist. Da aber auch dann eine wirklich ruhende Luftschicht bei einigermaßen beträchtlicher Höhe des Hohlraumes infolge der in derselben sich
| 655) Siehe: Wiener Bauind.-Ztg., Jahrg. 7, S. 541. ^ |
| 656) Vergl.: Wayss, G. A. Das System Monier. Berlin 1887. — Ueber wasserdichte Mörtel und dergleichen Betonkonstruktionen siehe: Der Portland-Cement und seine Anwendungen im Bauwesen. Berlin 1892. S. 62, 67, 138. ^ |
| 657) Eine Tabelle über die Wärmemengen, welche von Stoffen verschiedener Art geleitet werden, ist in Teil III, Bd. 4, Art. 54, S. 48 (2. Aufl.: Art. 104, S. 101) dieses »Handbuches« mitgeteilt. ^ |
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bildenden Luftströmungen nicht zu erzielen ist658), so empfiehlt sich im allgemeinen
die Verwendung von porigen Steinen, oder die Ausfüllung des Hohlraumes mit
einem schlecht die Wärme leitenden Stoffe mehr. Der Wert der Hohlsteine für
den vorliegenden Zweck ist schon wegen der geringen Masse derselben sehr
zweifelhaft659).
Die für die Ausfüllung der hohlen Holzfachwerkwände in Art. 202 (S. 221) besprochenen Füllstoffe können auch bei den Hohlmauern benutzt werden, selbstredend unter Berücksichtigung der besonderen Eigenschaften derselben, welche sie für den Einzelfall mehr oder weniger geeignet erscheinen lassen. Sie werden um so wirksamer sein, je zahlreicher die Zwischenräume in ihnen sind, da hiermit die Größe der ruhenden Luftmasse, des eigentlich isolierenden Bestandteiles, zunimmt. Zur Erhöhung der Wirkung muß aber auch die vollständige Trennung der beiden die Hohlmauer bildenden Wände durch den Füllstoff, also das Weglassen von Bindern oder Zungenmauern, beitragen. Dies erfordert, daß jede der beiden Wandungen die für den gegebenen Fall genügende eigene Standfähigkeit und Festigkeit besitzen muß.
Schallundurchlässige Wände. (295.)
Kann man mit ziemlicher Aussicht auf Erfolg Wände gegen das Durchdringen des Wassers und der Wärme sichern, so ist dies weniger der Fall, wenn es sich um Herstellung von Undurchlässigkeit gegen Schall handelt, da hierüber ungenügende Erfahrungen vorliegen und da namentlich die Physik sich noch nicht mit der Prüfung der Stoffe auf ihre Schalldurchlässigkeit beschäftigt hat.
Die in der Litteratur bekannt gewordenen Mittel zur Herstellung von schallundurchlässigen Wänden widersprechen einander teilweise. So wird die Herstellung von Wänden aus dichten Materialien und von starken, massiven, gut gefugten Mauern, beiderseits geputzt und mit Glanztapeten beklebt, empfohlen660); ferner aber auch, dem widersprechend, die Ausführung von Mauern in zwei nicht sehr dicken Hälften, deren weiter Zwischenraum mit möglichst seinem Sande, besser aber mit Infusorienerde, Schlackenwolle oder kurz geschnittenem Strohhäcksel zu füllen ist661). Nach Versuchen von Ritter beim Bau des Hoch- schen Konservatoriums in Franksurt a. M. soll ein mit Sand gefüllter Hohlraum gute Ergebnisse geliefert haben, wesentlich günstigere aber eine Mauer mit nicht gefülltem Hohlraum662). Vom Verein für Baukunde in Stuttgart werden Behängen mit schalldämpfenden Stossen, wie Jutegewebe, Dichten der Thüren mit Leder u. s. w., Doppelwände mit Hohlraum u. s. w. empfohlen, im ganzen aber ohne volle Sicherheit des Erfolges einzelner Mittel663).
Vielleicht läßt sich so viel behaupten, daß dichte Materialien der Fortpflanzung des Schalles aus einem Raume in den anderen ungünstig sind, namentlich in der Form der Bekleidung von Wänden und nicht in der von selbständigen, dabei dünnen Wänden, da diese selbst in Schwingungen durch den Schall versetzt und denselben daher fortleiten werden. Weiter wird sich das Zusammensetzen der Wände aus mehreren voneinander getrennten Schichten empfehlen, damit die Schallwellen wiederholt aufgenommen werden müssen, wodurch die Wirksamkeit von Wänden mit Lufthohlraum zu erklären sein dürfte, da die Luft an sich ja ein guter Leiter der Schallwellen ist. Deshalb wird auch der Luftgehalt poriger Steine nicht schalldämpfend wirken, während diese trotzdem als schlechtere Leiter gegenüber scharfgebrannten Voll- und Hohlsteinen sich erweisen. Dies liegt am geringen Eigen-
| 658) Ueber die verhältnismäßig geringe Wirkung der Hohlmauern für den vorliegenden Zweck siehe Teil III, Band 4, Art. 62 (2. Aufl.: Art. 112) dieses »Handbuches«. ^ |
| 659) Siehe: Nussbaum, H. Ch. Der gesundheitliche Werth der Hohlziegel und der stark durchlässigen Backsteine. Deutsche Bauz. 1897, S. 437. ^ |
| 660) In: Deutsche Bauz. 1880, S. 168. ^ |
| 661) Ebendas. 1883, S. 48. ^ |
| 662) In: Wochbl. f. Baukde. 1886, S. 244. ^ |
| 663) Nach: Deutsche Bauz. 1884, S. 352. ^ |
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klang, den sie besitzen. Porige Backsteine, Korksteine, Schwemmsteine, Gipsdielen
u. dergl. sind daher zu empfehlen. Dies geschieht auch für Holzbekleidungen und das
Vermeiden von großen gleichmäßig ebenen Flächen. Sehr gerühmt wird die Schalldichtigkeit
der Glasbausteine nach Patent Falconnier (vergl. Art. 288, S. 340664).
Als zweckentsprechend dürften demnach bis auf weiteres Wände mit Hohlraum, ohne Verbindung der zwei oder drei sie zusammensetzenden, nicht zu dünnen Schalen, hergestellt aus porigen Steinen oder ähnlichen Stoffen und bekleidet mit dichten Ueberzügen und mit schalldämpfenden Behängen, zu bezeichnen sein. Oeffnungen in solchen Wänden sind zu vermeiden, und unumgänglich nötige Thüröffnungen mit doppelten, gut gedichteten und gepolsterten Thüren zu verschließen.
Der Schallfortpflanzung günstig sind jedenfalls aus dem einen Raume in den anderen reichende Teile der Deckenkonstruktionen. Der Zusammenhang der zu isolierenden Räume durch Balken oder Träger ist daher zu umgehen.
| 664) Ueber schalldichte Fernsprechzellen aus Glasbausteinen siehe: Deutsche Bauz. 1898 S. 210. — Ueber den Wert stark durchlassiger Backsteine siehe ebendas. 1897, S. 437. ^ |
