Durm:12. Kapitel: Schutz der Wände gegen Feuchtigkeit

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Allgemeines. (342.)

Tritt Feuchtigkeit mit Mauerwerk in Berührung, so wird sie, zumeist infolge der Kapillarität723) der Baustoffe, in dasselbe eindringen und je nach der Eintrittsstelle in demselben sich auf- oder abwärts bewegen und bis zu einer gewissen Grenze sich ausbreiten. Das an die Oberflächen des Mauerkörpers vordringende Wasser verdunstet daselbst, wodurch der weiteren Ausbreitung Grenzen gezogen werden. Je poriger die Baustoffe sind, um so rascher wird die Fortleitung der Feuchtigkeit stattfinden; um so eher ist aber auch die Möglichkeit schneller Verdunstung geboten, die durch beständigen Luftwechsel an den Maueroberflächen sehr gefördert werden kann.

Aus dem geschilderten Vorgang erkennt man sogleich, auf welche Weise dem Entstehen feuchter Mauern zu begegnen ist. Hat man einerseits das Eindringen von Feuchtigkeit möglichst zu verhindern, so muß andererseits für rasche Verdunstung der trotzdem eingedrungenen gesorgt werden. Die Mittel zur Erreichung dieses Zweckes, auf dessen Nützlichkeit für die Dauer und Benutzbarkeit der Gebäude und die Gesundheit der Bewohner derselben hier nicht weiter einzugehen ist, und die Art der Anwendung derselben sind sowohl verschieden nach den besonderen Verhältnissen der zu schützenden Gebäude und Bauteile, als auch nach den Ursachen der Feuchtigkeit. Von Wichtigkeit ist die Erkenntnis der letzteren, da erst hierdurch die Möglichkeit der Beseitigung oder Unschädlichmachung derselben, bezw. der richtigen Wahl der Schutzmittel geboten wird.


Ursachen der Feuchtigkeit. (343.)

Die mannigfaltigen Feuchtigkeitsursachen in Gebäuden lassen sich in sechs Hauptgruppen unterbringen. Die Feuchtigkeit kann veranlaßt werden:

1) Durch den Baugrund und dessen Umgebung. Sie kann herrühren vom Grundwasser, von in den Boden eindringendem Tagewasser, von in der Nähe befindlichen Wasserläufen, Quellen und natürlichen Wassersammelstellen, von gegen das Bauwerk abfallenden Berghängen und Bodenschichten, von undichten Kanälen, Wasserleitungsröhren und Flüssigkeitsbehältern, wie Abortgruben und Regenwassercisternen.


2) Durch die Witterung. Regen und Schnee treffen die Umfassungswände und sammeln sich auf Vorsprüngen und Abdeckungen derselben. Das von Dach- und Gesimskanten abtropfende Regen- und Schmelzwasser fällt vor dem Fuß der Gebäude nieder und bespritzt den unteren Teil der Wände. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf schlägt sich bei Temperaturerhöhung an den noch kalten Wänden, sowohl innen als außen, in Gestalt von Wassertropfen oder Reif nieder.

3) Durch gewisse Eigenschaften der Baustoffe. Die Bausteine enthalten sehr häufig noch die Bergfeuchtigkeit, oder sie müssen zur Erzielung einer guten Mörtelverbindung vor dem Vermauern angefeuchtet werden. Den Mörtel selbst kann man nicht ohne Wasser bereiten. Manche Steine haben Bestandteile, die aus der Luft




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Wasser anziehen; andere wieder bestehen aus Mineralien, welche in Berührung mit stickstoffhaltigen Stoffen wasseranziehende Salze bilden. Die letzteren Umstände erzeugen nicht nur Feuchtigkeitsquellen, sondern begünstigen auch das Entstehen des sog. Mauerfraßes724).

4) Durch Konstruktionsmängel im Oberbau. Undichte Dachdeckungen, Dachrinnen, Abfallrohre und Ableitungen von Ausgüssen aller Art und Badeeinrichtungen führen den Wänden Wasser zu.

5) Durch Benutzung der Räume. Die in den Küchen, Waschküchen, Badezimmern, Stallungen und Räumen für viele gewerbliche Zwecke entstehenden Wasserdämpfe, wie auch die in denselben vergossenen, erzeugten oder von den Wasserzapfstellen umhergespritzten Flüssigkeiten sind oft die Ursache der Feuchtigkeit nicht nur in den Umfassungswänden der betreffenden Räume selbst, sondern auch an anderen von ihnen entfernten Orten.

6) Durch Ueberschwemmungen.

Diese Feuchtigkeitsursachen sind entweder einzeln oder zu mehreren gleichzeitig vorhanden; sie betreffen sowohl die Wände, als auch die Fußböden der Gebäude, namentlich unter den letzteren diejenigen der Kellerräume und der Erdgeschosse nicht unterkellerter Gebäude. Soweit es sich um Schutz gegen Bodenfeuchtigkeit handelt, sollen die zur Trockenlegung der Fußböden anzuwendenden Mittel hier mitbesprochen werden.

Ueberblickt man die unter 1 u. 2 angegebenen Feuchtigkeitsursachen, so ergibt sich, daß die Feuchtigkeit entweder zuerst dem Unterbau der Gebäude, und zwar den Wänden und Fußböden von dem sie berührenden Erdboden, soweit nicht Undichtigkeiten angebauter Kanäle und Flüssigkeitsbehälter in Betracht kommen, zugeführt wird, oder daß sie zuerst auf die Wände des Oberbaues von der Seite oder von oben her, und zwar von Niederschlägen aus der Luft herstammend, einwirkt. Wir werden daher die Schutzmittel gegen diese Ursachen in solche gegen Bodenfeuchtigkeit und in solche gegen Niederschlagsfeuchtigkeit einteilen und zur Besprechung bringen können.

Gleichfalls zu behandeln sind die Vorkehrungen, welche gegen die aus den Eigenschaften der Baustoffe sich ergebende Feuchtigkeit getroffen werden; dagegen haben uns die unter 4 aufgeführten Feuchtigkeitsursachen nicht zu beschäftigen, da die betreffenden Konstruktionsmängel nur beseitigt zu werden brauchen. Die Anordnungen, welche die Benutzung der Räume notwendig macht, sind hier nur insoweit zu berücksichtigen, als dies nicht schon an anderen Stellen dieses »Handbuches« geschieht.

Bei den unter 3 bis 5 erwähnten Feuchtigkeitsursachen, sowie bei durchfeuchteten, nicht oder ungenügend geschützten Gebäuden oder Bauteilen handelt es sich zur Gesundmachung nicht nur um Beseitigung der Ursache der Feuchtigkeit, sondern auch um Entfernen der vorhandenen Feuchtigkeit selbst, also um das Austrocknen feuchter Gebäude. Das letztere kommt bei Gebäuden, welche Ueberschwemmungen ausgesetzt waren, hier allein in Betracht; denn die Schutzvorkehrungen gegen die Ueberschwemmungen selbst, soweit solche überhaupt ausführbar sind, gehören nicht dem Gebiete des Hochbaues an.

724) Eine Abhandlung von Nußbaum über den Einfluß der Baustoffe und Herstellungsweisen auf die Trockenheit der Wohnungen findet sich in: Gesundh.-Ing. 1892, S. 772. — Ueber diesen Gegenstand siehe auch: Zeitschr. f. Bauhdw. 1893, S. 133. ^




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725) Vergl. Teil III, Bd. 1 (Art. 348, S. 243 u. Art. 350, S. 244), sowie Teil III, Bd. 5 (Abschn. 5, B u. C) dieses »Handbuches«. ^
726) Siehe darüber den vorhergehenden Band (Fußnote 135, S. 234) dieses »Handbuches«. ^



Unterkapitel

Schutz der Wände und Fußböden gegen Bodenfeuchtigkeit
Schutz der Wände gegen Niederschlagsfeuchtigkeit
Schutz der Wände gegen sonstige Feuchtigkeitsursachen
Trockenlegen feuchter Wände