5. Kapitel: Mauern aus Guß- und Stampfmassen
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Allgemeines. (116.)
Wie im vorhergehenden Bande dieses »Handbuches« (Art. 8, S. 9) ausgeführt wurde, werden zur Herstellung von Steinkonstruktionen auch Stoffe des Steinreiches verwendet, welche aus einem allmählich weichen Zustande in einen harten und festen übergehen. Dieses Ziel kann auf verschiedenen Wegen mit den in Betracht kommenden Stoffen erreicht werden, und zwar: durch Zusammenstampfen und Austrocknen an der Luft bei Erde und Lehm — Erdstampfbau und Lehmstampfbau (Erdpisé und Lehmpisé); durch Ausnutzen der chemischen Eigenschaften der Mörtel mit oder ohne Zuhilfenahme der künstlichen Dichtung — Kalksandstampfbau (Kalksandpisé), Beton — und endlich durch Erstarrenlassen geschmolzener Massen, wie beim Asphalt — Asphaltbeton.
Die hier aufgezählten Verfahrungsweisen mögen wohl geschichtlich in dieser Reihenfolge zur Anwendung gekommen sein. Wir werden sie daher auch in derselben durchsprechen, obwohl in Beziehung auf Wichtigkeit eigentlich mit dem Beton begonnen werden müßte.
Die genannten Stoffe werden bei der Herstellung von Mauern in Formen gefüllt, die entweder nach Erreichung eines gewissen Festigkeitsgrades wieder entfernt werden oder welche dauernd mit denselben verbunden bleiben. Die ersteren werden aus Holz oder Eisen, bezw. durch Verbindung dieser beiden Baustoffe gebildet; die letzteren beschafft man bei Grundmauern durch die Wandungen der im Erd-
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boden gezogenen Gräben, bei frei stehendem Mauerwerk durch natürliche oder
künstliche Steine.
Das in Frage kommende künstliche Dichten der Massen wird durch Stampfen erreicht, weshalb diese Mauerwerke nach dem Französischen oft Pisébauten186) genannt werden, während wir sie hier im allgemeinen als Stampfmauerwerke bezeichnen. Die Anwendung des Stampfens setzt eine genügende Widerstandsfähigkeit der Formen gegen die durch dasselbe erzeugten Seitendrücke voraus, was bei den durch bloßes Einfüllen oder Eingießen hergestellten Gußmauerwerken nicht in demselben Grade notwendig ist. Von einem eigentlichen Gießen kann hierbei aber nur bei Gips und Asphalt die Rede sein, während die übrigen für solche Mauern verwendeten Mörtelmaterialien in einem ziemlich trockenen Zustande eingefüllt werden müssen.
Stampfmauerwerke sind bei weitem häufiger, als Gußmauerwerke. Im allgemeinen sind aber jetzt beide Verfahren von einer mehr untergeordneten Bedeutung für den Hochbau, während sie bei den Völkern des Altertums zum Teile eine hervorragende Rolle spielten. Am wichtigsten ist heutigen Tages der Beton, obgleich er für die Herstellung von aufgehendem Mauerwerk in Deutschland trotz vielseitiger Bestrebungen auch noch nicht recht festen Fuß hat fassen können, was ihm in England und Frankreich mehr gelungen zu sein scheint.
Aus den für Guß- und Stampfmassen verwendeten Stoffen werden auch künstliche Steine in regelmäßigen Formen hergestellt, welche schon früher (siehe Art. 30 bis 35, S. 42 bis 44) eine zumeist kurze Besprechung fanden.
Unterkapitel
| Durm:Erd- und Lehmstampfbau |
| Durm:Kalksandstampfbau |
| Durm:Betonbau |
| Durm:Wände aus sonstigen Stampf- und Gußmassen |
